UNIVERSAL EXPORTS hat geschrieben:1. Die "Altstars" haben zum großen Teil das bessere Bühnenmaterial, sprich die besseren Songs. "Hotel California" und "Summer of 69" - so dröge und abgenudelt diese Songs mittlerweile sind, jeder kennt sie und viele verbinden irgend etwas damit. Ob man in 15 Jahren noch "Crazy in Love" von Beyonce kennt, bleibt abzuwarten...
Stimmt. Aber auch als "Hotel California" neu war, haben die Eagles vor ausverkauften Häusern gespielt. Es ist ja nicht so, dass sich die Leute erst heute für die Altstars interessieren.
UNIVERSAL EXPORTS hat geschrieben:3. Sind die heutigen Ticketpreise nicht etwas hoch für Jüngere? Ältere sind in der Regel besser bei Kasse und können auch mal 100 Euro für Tina Turner hinblättern.
Ich selber bin erst 23 Jahre alt. Mein teuerstes Konzertticket waren 72 € für The Who letztes Jahr. Und das ist es mir auf jeden Fall Wert, Peter Townsend und Roger Daltry 3 Meter vor mit live auf der Bühne mit "Baba O'Riley" und all den anderen unsterblichen Songs zu erleben. Und das Open-Air bei Sonnenschein im Hamburger Stadtpark. Eine bessere Location gibt es nicht.
Wenn andere Jugendliche jedes Wochenende für 50 € Party machen können, dann können sie auch einmal 50 € für Justin Timberlake ausgeben. Ich denke nicht, dass es nur an den hohen Preisen liegt. Denn wie gesagt: für so ziemlich alle anderen Unterhaltungs-Erlebnisse haben sie ja das Geld parat.
UNIVERSAL EXPORTS hat geschrieben:4. Ganz schwammiger Bereich: Haben die Älteren eine bessere Aura, Bühnensicherheit, Präsenz, Charisma oder was?
Einige haben es, andere nicht. Und doch sprichst du hier den Hauptgrund an. Meiner Meinung nach jedenfalls. Einen Weltstar hat für mich immer ausgezeichnet, dass er sich rar macht. Einen Stern kann man nicht mal eben anfassen und jeden Tag aus nähester Nähe bewundern. Elvis ist nach seinem Militärdienst erst wieder 1968 öffentlich aufgetreten. Die Beatles haben sich nach ihrer 1966er-Tour ganz zurückgezogen.
Ein TV-Auftritt muss etwas besonderes sein.
Als Michael Jackson 1995 bei Wetten dass auftrat, hatte die Sendung die höchste Einschaltquote ihrer Geschichte. Während seines Auftrittes überstiegen die Zuschauerzahlen die 20 Millionen-Marke. Das letzte Mal, dass er im deutschen Fernsehen auftrat, war 1979 im Musikladen zusammen mit seinen Brüdern. Und die ganzen 80er durch ist er nur 2 (!) mal im Fernsehen aufgetreten. Das muss man sich mal vorstellen. Dafür waren sowohl der Auftritt 1983 bei "Motown 25" als auch der Auftritt bei den "Grammys" 1988 danach für mehrere Monate Gesprächsthema auf den Schulhöfen.
Wenn man sich rar macht entwickelt sich ein Mythos. Und jeder Auftritt in der Öffentlichkeit wird mit größten Interesse verfolgt.
Heutzutage tingeln die Stars von Radio-Sender zu Radio-Sender, von TV-Auftritt zu TV-Auftritt, von Foto-Shooting zu Foto-Shooting, von Autogrammstunde zu Autogrammstunde und geben nebenbei noch hunderte Konzerte und drehen ein Video nach dem anderen. Und dazu scheinen viele so "normal wie möglich" auftreten zu wollen, nach dem Motto: "Ich bin auch nur einer von euch." Ich bin ein Star zum Anfassen.
Durch diesen Marketing-Marathon ist ein Auftritt von jemandem wie Justin Timberlake absolut nichts besonderes mehr. Auch Wetten dass hätte keine höheren Einschaltquoten als sonst, weil man ihn ja vorher und nacher auch in fast jeder anderen Fernsehshow sehen kann.
Ein Star braucht für mich aber diese "Aura des Unnahbaren". Und es muss immer ein Hauch von Skurrilität und Unwissenheit dabei sein. Das macht diese Persönlichkeiten erst richtig interessant.
Wer aber von Anfang an auftritt und sagt: "Ich bin genau wie ihr" und dann auch noch die Lebensgeschichte inklusive intimer Details preisgibt, der kann nie diese "Aura des Unnahbaren" erreichen. Und nach ein paar Jahren (meistens schon nach ein paar Monaten) geht das Interesse an dieser Person verloren.
UNIVERSAL EXPORTS hat geschrieben:Dieses ewige Dauerbrenner-Argument eben: War schon immer da, war schon immer gut, wird immer das Original bleiben, da kommt eh keiner dran...siehe JAMES BOND.
Da ist auch was dran. Allerdings gibt es ebensoviele Altstars, die heute auch niemanden mehr interessieren.
Andererseits sehe ich auch Potential bei Jungstars, sich etablieren zu können, und in einigen Jahren oder Jahrzehnten ebenso ein Altstar zu sein. Ich nehme als Beispiel mal Alicia Keys. Die bedeckt ihr Privatleben so gut es geht. Ihre Musik steht ganz klar im Vordergrund, und sie haut nicht ein Album nach dem anderen raus so wie es z.B. Rihanna macht, die eindeutig nur Kommerz-gesteuert ist.
Alicia Keys hat sich nach ihrem zweiten Album von 2003 über 4 Jahre Zeit gelassen, bis sie Ende letzten Jahres ein neues Werk veröffentlicht hat. Und wie man am Erfolg sieht: sie konnte es sich leisten.
Die meisten der anderen Stars aus diesem Jahrzehnt wären nach über 4 Jahren ohne neues Album vergessen oder längst durch andere Newcomer verdrängt und dadurch uninteressant.
Letztenendes hängt es also zum Großteil von der Persönlichkeit des jeweiligen Künstlers ab.
Leute wie Paul McCartney, Michael Jackson oder Elton John sind Unikate. Die sind nicht austauschbar. Und ich denke, jemand wie Alicia Keys (aber auch Amy Winehouse) sind auf dem besten Weg ihre Einzigartigkeit herauszustellen und einen festen Platz in der Geschichte der populären Musik einzunehmen.
Jemand wie Justin Timberlake - auch wenn er der erfolgreichste männliche Künstler der letzten Jahre ist - ist meiner Meinung nach immer noch zu stark Produzenten-gesteuert. Er hat noch nicht DAS Album abgeliefert, was in die Musikgeschichte eingehen wird.
Chris hat geschrieben:Meiner Meinung nach macht eine außergewöhnliche Persönlichkeit erst einen Star zu einem Weltstar, oder außergewöhnliche Leistungen. Bono, Bob Dylan oder Nelson Mandela...alles Weltstars!
Das unterschreibe ich so.
Chris hat geschrieben:Und da charismatische talentierte Menschen immer wieder geboren werden, wird es auch in Zukunft Weltstars geben. Denn der Markt reguliert sich selbst.
Natürlich werden charismatische Menschen immer wieder geboren. Aber die Frage ist: lässt die Unterhaltungsbranche, so wie sie heute ist, diese Leute auch ihr Charisma ausleben?
Ein Künstler, der nur in der Hand der Produzenten und der Plattenfirma ist, kann nie zu einem Weltstar werden, weil er sich nie frei entfalten kann. Jedenfalls nicht, wenn er sich auf diesen Zirkus komplett einlässt.
Meine Konzertbesuche:
31.05.1997 Michael Jackson (Bremen) € 39,62 (DM 77,50)
08.11.1997 Otto Waalkes (Hamburg) € 34,51 (DM 67,50)
21.05.2003 Paul McCartney (Hamburg) € 40
05.02.2004 The Funk Brothers (Hamburg) € 36,70
02.07.2005 Live 8 (Berlin) € 0,00
12.07.2005 James Brown (Hamburg) € 41,65
24.10.2005 Bob Dylan (Hamburg) € 57,70
13.04.2006 Maceo Parker (Hamburg) € 20,00
03.06.2006 The Eagles (Hamburg) € 51,87
25.07.2006 Eric Clapton (Hamburg) € 58,50
27.08.2006 Helge Schneider (Hamburg) € 25,60
04.04.2007 Bob Dylan (Hamburg) € 66,40
16.06.2007 The Who (Hamburg) € 72,38
07.07.2007 Live Earth (Hamburg) € 50,00
26.07.2007 Maceo Parker (Hamburg) € 20,00
17.08.2007 Prince (London) € 45,94 (Pfund 31,21)
26.08.2007 Helge Schneider (Hamburg) € 26,65
13.03.2008 Alicia Keys (Hamburg) € 47,25
29.05.2008 Glen Hansard & Marketa Irglova (Hamburg) € 19,50
Und ansonsten schau ich mir auch mal kleinere Künstler wie The Kooks umsonst bei SATURN an, wenn sie da ein Acoustic-Set spielen und ne Autogrammstunde geben.
Ich möchte noch hinzufügen, dass ich bislang noch von keinem einzigen Konzert, auf dem ich war, enttäuscht wurde. Vielleicht liegt es auch daran, dass die "Altstars" eben wissen wie man so eine Show richtig gestaltet.
Michael Jackson und Otto habe ich nicht selbst bezahlt. Die Karten habe ich von meinen Eltern geschenkt bekommen. Da bleiben 17 weitere Konzerte in 5 Jahren, für die ich durchschnittlich genau € 40 pro Ticket bezahlt habe. Das sind widerum € 136 Euro pro Jahr bzw. € 11 pro Monat, die ich durchschnittlich für Konzerte ausgebe.
Und wie gesagt: viele Jugendliche geben im Monat über € 100 für Partys, Alkohol etc. aus. Ein Kneipenbesuch pro Monat weniger und schon hätten sie genausoviel Geld für Konzerte übrig. Ich will niemanden dazu nötigen. Und jeder hat natürlich andere Präferenzen. Und die Ticketpreise können für einige wirklich ein Hindernis sein. Aber andere schmeißen ihr Geld eben für andere Sachen raus, bei denen ich dann widerum sparsamer bin. So gleicht sich alles wieder aus.
Übrigens: auch bei den "Altstars" bin ich nicht der Einzige "Junge" im Publikum. Bei Leuten wie James Brown oder Maceo Parker dominieren die "Unter-30-jährigen" sogar. Fällt mir immer wieder auf. Soul und Funk zieht die Jugend mehr an als McCartney und Co.
Ich freu mich schon auf Donnerstag: da geht's wieder zu Maceo!