WIe bewertet ihr mit etwas Abstand CR?

1 - miesester Film aller Zeiten
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (1%)
2
Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (3%)
3
Insgesamt abgegebene Stimmen: 6 (4%)
4
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (1%)
5 - durchschnittlicher Film
Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (3%)
6
Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (3%)
7
Insgesamt abgegebene Stimmen: 10 (6%)
8
Insgesamt abgegebene Stimmen: 20 (13%)
9
Insgesamt abgegebene Stimmen: 30 (19%)
10 - perfekter Film
Insgesamt abgegebene Stimmen: 74 (48%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 155

Re: Filmbesprechung: "Casino Royale (CR)"

1351
Gute Idee, mir gefällt Dench in dern Craig-Filmen deutlich weniger als noch unter Brosnan. Ohnehin wäre es logisch gewesen, wenn man mit der Reihe schon einen Neustart hinlegt, konsequent zu sein und keine Schauspieler aus den Vorgängerfilmen zu übernehmen und dann auch noch eine so wichtige Rolle (bei Michael Kitchen statt Rory Kinnear etwa wäre das wohl deutlich weniger aufgefallen. Ersteren mag ich ohnehin deutlich lieber) Auch sehe ich Dench von allen M's auf dem letzten Platz, und das hinsichtlich der Craig-Ära eigentlich auch recht deutlich. Nur SF kann ich mir ohne Dench nicht wirklich vorstellen und insbesondere nicht mit einem Mann. Aber dann wäre dieser ganze Mama-Kram wohl völlig anders geworden und SF ein ganz anderer Film.

Hätte es einen großen Unterschied gemacht, wenn man Mummy durch Daddy ersetzt hätte? Ich finde es zumindest mal schwer vorstellbar. Aber vielleicht liegt das auch einfach nur daran, dass ich SF nur so kenne, wie es nun mal ist.

Re: Filmbesprechung: "Casino Royale (CR)"

1353
Ich weiß das Thema hatten wir bestimmt schon mal, aber ich kapiers immer noch nicht, wieso zum Teufel verdächtigt Bond Mathis beim Dinner mit Vesper? Dass ergibt doch gar keinen Sinn, und noch weniger Sinn ergibt es doch dass Le Chiffre Vesper mitten auf die Straße legt.

Was halt schon auffällig ist wieviele Fehler Bond macht (ok er wurde gerade erst 007), das Nicht Abschießen der Überwachungskamera, er wird sowohl von Dimitrios als auch vom Miami Attentäter beim Verfolgen entdeckt, ebenso von den Leuten die dass Geld von Le Chiffre wieder wollten, dann noch das Poker-Spiel mit Le Chiffre...

Re: Filmbesprechung: "Casino Royale (CR)"

1354
Wenn Chiffre blufft, hat er ein nervöses Zucken. Bond durchschaut das und kann ihn so ausspielen. Nachdem er Vesper und Mathis davon erzählt, täuscht Chiffre mit einem Fake-Zucken einen Bluff vor und täuscht Bond so, dass dieser All In geht und verliert (und auf das Geld von Felix Leiter angewiesen ist).

Beim Abendessen wird Bond klar, dass Chiffre diese Täuschung nur gelungen ist, weil er wusste, dass Bond dessen Tick kannte. Und da Bond nur Vesper und Mathis davon erzählt hatte, muss einer der beiden ihn verraten haben.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Filmbesprechung: "Casino Royale (CR)"

1356
Das ist natürlich keine Erklärung für die oben aufgeworfene Frage, da es chronologisch erst hinterher erfolgt, aber ich schreibe das einfach mal:

Es war ja auch genau der Plan von Le Chiffre. Deshalb hat er das Zucken vorgespielt. Um Mathis gegenüber Bond verdächtig erscheinen zu lassen. Und nach dem Unfall mit dem DBS sagt Le Chiffre es ihm auch, dann ist es endgültig klar. In der Szene später mit Vesper im Krankenhaus kann er also sicher davon ausgehen, dass Mathis dahintersteckt.

Was die Fragen angeht, warum Bond Mathis überhaupt verdächtigt, bin ich bei Hille. Der Film erklärt das absolut logisch. Zumindest bietet das genügend Anhaltspunkte, der Sache mal nachzugehen (er muss Mathis ja nicht gleich töten..). Und unmittelbar danach kommt dann ja auch schon die Entführung von Vesper und Le Chiffre "gesteht" Bond, dass Mathis mit ihm unter einer Decke steckt. Was genau Bond vorhatte, erfahren wir nicht.

Re: Filmbesprechung: "Casino Royale (CR)"

1357
Casino Hille hat geschrieben: 3. März 2023 13:05
00T hat geschrieben: 3. März 2023 11:41 Ich denke, das Problem bei Vesper und Bond liegt in dem Reha-Dialog, der versucht nämlich ordentlich, die Gefühlstrommel zu rühren, ohne dass das in dem Ausmaß gerechtfertigt wäre.
Ja, aber nicht nur. Für mich hätten sie das wirklich etwas besser herausarbeiten müssen, immerhin kündigt Bond seinen Job für sie und plant wirklich, sein Leben mit ihr zu verbringen. Wo das herkommt – keine Ahnung. Ja, die beiden flirten miteinander und es gibt eine sexuelle Spannung, aber warum Vesper jetzt für den Casanova und Frauenhelden 007 (siehe Solange im selben Film) so sehr etwas ganz anderes ist, wird mir nicht vermittelt. Ich mein: Eva Green ist bestimmt nicht zu verachten, aber was da in CR ab der Reha-Szene passiert ist schon ziemlich doll.
danielcc hat geschrieben: 2. März 2023 19:56 Also, man muss immer bedenken, dass das kein reiner Liebesfilm ist. Es ist ein in seinen Aufgaben doch recht "komplexer" Film, der Bond etablieren will, ein Actionfilm sein muss, ein Pokerturnier zeigt, und ja dann auch noch eine Liebesgeschichte die aber schnell wieder enden muss.
Inwiefern es da möglich ist, etwas noch organischer zu entwickeln, ich weiß es nicht.
Ja, verstehe deinen Punkt. Es gibt für mich aber schon Actionfilme, die so eine Romanze besser herausarbeiten und es organischer werden lassen. Jetzt wirst du natürlich sagen, die haben aber nebenbei nicht noch diese ganzen anderen Aufgaben, aber nun ja, so ist das eben. :) Um mal zwei ganz banale Beispiele zu nennen: "Die Maske des Zorro" von Martin Campbell gelingt es wunderbar, eine Annäherung der beiden Love Interests über die Action und den Plot zu erzählen, und ich empfinde den als sehr romantischen Film, obwohl das Hauptaugenmerk eigentlich auf der Action, dem Abenteuer und der Mentorendynamik zwischen Old und Young Zorro liegt. Und auch "Die Bourne Identität" hat eine sehr schöne Liebesgeschichte zwischen dem Agenten und der Zivilistin, die ohne große romantische Dialoge auskommt, sich aber sehr glaubwürdig über den Gesamtverlauf des Films bis zum konsequenten Zusammenkommen entwickelt.

Aber am Ende kann ich nur sagen, was ich empfinde. Andere sind von Bond und Vesper vielleicht sehr gerührt, das möchte ich keinem nehmen.
So ganz miteinander vergleichen kann man "Die Maske des Zorro" und CR aber nicht, obwohl beide vom selben Regisseur sind. "Zorro" hat eine viel einfachere Handlung und klarere Motive der Charaktere (habe ihn zufälligerweise erst vor kurzem erneut gesehen). Ich stimme Hille zu, dass "Zorro" die richtige Mischung aus Abenteuer, Rache und Romantik hat und die Liebesgeschichte sehr gut, einfühlsam und stringent entwickelt wird. Auf jeden Fall um Welten besser als in CR. :D
Dessen behauptete große Liebe zwischen Bond und Vesper suche ich jedes Mal vergeblich mit der Lupe.

Ok, Bond kommt ihr auf eine andere Weise, (langsamer?), näher als seinen sonstigen Loveinterests, aber warum er für Vesper jetzt alles stehen und liegen lassen möchte?
Dass Vesper jetzt in 60 Jahren Bondgeschichte James ultimative Herzensdame war, empfinde ich jetzt nicht so.

P.S. Ich weiß nicht ob ich das überhaupt irgendeinem Bondgirl, eigentlich kommen ja nur Vesper, Tracy und Madeleine in die nähere Auswahl, abkaufe.

Re: Filmbesprechung: "Casino Royale (CR)"

1358
So nun habe ich seit langem einen Rewatch von „Casino Royale“ gemacht, wie viele sicherlich wissen mochte ich den Film beim ersten Mal ja überhaupt nicht.
Dies hatte jedoch zwei Gründe:
1. hatte ich damals eine richtige Hasskappe auf Eva Green
2. Ging es mir an dem Tag nicht besonders gut.
Dies hat sich inzwischen zum Glück geändert.
Trotzdem habe ich es bisher immer vermieden den Film mir noch mal anzusehen, weil ich befürchtete, ich würde mit ihm wieder meine Zeit verschwenden.
Da er jedoch von so vielen Bond-Fans als einer der besten gilt, und ich oft genug mit erlebt habe, dass sich meine Meinung bei Filme nach längere Zeit ändert, habe ich mir schließlich einen Ruck und ihm noch mal eine Chance gegeben.
Und siehe da, der Film gefiel mir doch ganz wunderbar.

Daniel Craig mag zwar nicht der große Charakterdarsteller sein, aber er strahlt einfach in jeder Szene eine enorme Coolness aus. Von daher passt er als Bond perfekt.
Eva Green hat mit Craig auch eine tolle Chemie. Anfangs fand ihre etwas herablassender, feministische Art zwar immer noch etwas anstrengend, aber im Laufe des Film wuchs sie mir doch ans Herz.
Was ich jedoch ankreiden muss, ist die Liebesgeschichte zwischen Bond und Versper. Die finde ich nämlich immer noch nicht so Recht glaubwürdig. Wie aus dem Nichts verlieben sich die Beiden ineinander. Das fand dann doch etwas zu schnell und aufgesetzt.
Aber okay, wann waren die richtigen Liebesgeschichten in den Bondfilmen jemals glaubwürdig?

Mit Mads Mikkelsen kam ich anfangs ja auch überhaupt nicht klar.
Inzwischen finde ich ihn jedoch schon recht stark: Er wirkt manipulierend, bedrohlich und eiskalt.
Zumal er hier kein Bösewicht ist der einfach nur die Welt beherrschen will, sondern um sein eigenes Leben bangen muss. Das macht ihn dann doch wiederum verletzlich.

Judi Dench, Jeffrey Wright und Jesper Christensen sind auch gewohnt gut.
Warum Tobias Mentis jedoch die ganzen weiteren Filme immer von Rorry Kinnear ausgetauscht wurde, verstehe ich nicht so ganz.
Nichts gegen Kinnear, aber Mentis fand ich auch nicht schlecht.

Ich hätte nicht gedacht, dass das tatsächlich mal passieren würde, aber ich mag CR doch schon sehr gerne.
Hiermit möchte ich mich auch noch mal in aller Deutlichkeit dafür entschuldigen, dass ich so fiesen Sachen über den Film und Eva Green geschrieben habe. Sorry Leute, ich war da einfach in einer anderen Verfassung.

Am Ende wenn Bond dann Mr. White anschießt und ihm mit dem berühmten Satz: „Mein Name ist Bond, James Bond!“ begrüßt, ist das doch auch ein herrliches Gefühl.

8,5 von 10 Punkten
"Verstehen Sie mich nicht falsch es ist nichts persönliches, es ist was rein geschäftliches."

Re: Filmbesprechung: "Casino Royale (CR)"

1359
Mr.Chrismas Jones hat geschrieben: 30. April 2024 12:59 ….
Was ich jedoch ankreiden muss, ist die Liebesgeschichte zwischen Bond und Versper. Die finde ich nämlich immer noch nicht so Recht glaubwürdig. Wie aus dem Nichts verlieben sich die Beiden ineinander. Das fand dann doch etwas zu schnell und aufgesetzt.
….
Weil das Thema hier in den letzten Wochen immer wieder auftaucht:

Ich denke das liegt an dem Unterschied zwischen dem Roman Bond (den nicht viele kennen) und dem Film Bond (den alle kennen).

Während Cubby etc den Film Bond deutlich anders angelegt haben, hat man ab CR versucht etwas von dem Roman Bond in die Filme zu bringen. Das klappt weniger gut, weil alle den Film Bond kennen und lieben.

Was meine ich mit dem Unterschied zwischen Film und Roman?
Der Roman Bond ist vielleicht auch ein Frauenheld aber im Gegensatz zum Film Bond emotional unerfahren und auch unreif.

Im CR Roman ist damit so eine „spontane“ erste große Liebe recht glaubwürdig (denkt mal an euren ersten Schulhof-Crush). Die ist ja auch recht einseitig, das ist im Roman deutlich klarer.

In den Folgeromanen sucht sich Bond immer eine „Opfer“ Frau aus, nie jemanden auf Augenhöhe (Honey Rider - andeuteungsweise auch im Film drin, Pussy Galore und Tiffany Case….).

Das zeigt abermals, dass Bond vielleicht ein Schürzenjäger ist, aber tendenziell seine Position ausnutzt und es auf „schwache“ Frauen absieht, weil diese „einfach“ für ihn zu haben sind.

Das zieht sich eigentlich komplett durch die chronologische Fleming-Romanreihe bis zum Ende durch.

Im Film ist Bond wie oben bereits beschrieben ein Superman der sowohl „Opfer“ als auch echte „Eroberungen“ souverän klar macht.
So kennen wir ihn und deswegen passt CR da nicht ins Bild des Film Bonds. Wäre CR2006 der erste Film gewesen hätte er den Ton gesetzt. Aber ich denke, dass Cubby etc ein gutes Gefühl hatten den echten Fleming Bond nicht auf die Leinwand zu bringen.
TOFANA IOAM

Re: Filmbesprechung: "Casino Royale (CR)"

1362
Wow, was für eine Neuinterpretation! Nach dem doch sehr drögen, überfrachteten und in sich und seinen Konventionen festgefahrenen „Die another Day“ kommt „Casino Royale“ so unglaublich frisch und frei von Ballast daher, dass man kaum glauben kann, das seit dem Vorgänger nur vier und seit CR inzwischen auch schon wieder fast 20 Jahre vergangen sind. Der Film löst sich in fast sämtlichen Aspekten so sehr von der Tradition der James Bond-Filme, dass es fast schon zu viel ist, um ihn als Teil der Reihe zu akzeptieren, hier aber dennoch gut funktioniert.

Allein schon der Cast ist zum Fingerlecken: Im Zentrum steht natürlich der neue James Bond: Daniel Craig. Optisch nicht unbedingt der Typ, den man nach seinen Vorgängern erwarten würde, aber ins Konzept des „neuen“ Bonds passt er hier gut. Er ist jung, charismatisch aber nicht aufgesetzt, schießt, prügelt und flirtet er sich durch den Film, dass es eine wahre Freude ist. Ihm zur Seite steht mit Eva Green als Vesper Lynd eine fantastische Schauspielerin, die eine super Dynamik mit Craig hat, ihre Wortgefechte sind ein Traum. Mads Mikkelsen darf den Oberbösewicht vom Dienst Le Chiffre spielen und tut dies sehr schön nach dem Motto „Hau drauf“ mit blutendem Auge und sichtlicher Panik in den Augen, als ihm klar wird, dass er geliefert ist. Ebenso erwähnenswert sind Giancarlo Giannini als Mathis (er macht sehr viel Spaß!), Jeffrey Wright als neuer Felix Leiter und Jesper Christensen als ominöser Mr. White, der zwar nicht viel Screentime hat, aber in dieser kurzen Zeit einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Die im Kern von Ian Fleming stammende Story wurde stark erweitert und zum 2. Und 3. Akt einer Geschichte gemacht, in der der erste aber mindestens ebenso viel Spaß macht. Der Bankier der Terroristen Le Chiffre und der ominöse Mr. White sind interessante Schurken und es macht viel Spaß, Bond dabei zuzuschauen, wie er nicht nur ihre Pläne durchkreuzt. Schon die erste Szene nach der tollen Title-Sequenz bietet uns einen Bond in Hochform und tolle, atemberaubende Stunts und Ausblicke. Die lange Verfolgung über die Baustelle bis in die Botschaft reißen einen schon richtig mit und auch im Verlauf des Films bleibt die Action nicht zu kurz. Ganz toll inszeniert und mich immer wieder begeisternd ist die Flughafen-Action mit explosivem Ende und auch Bonds Vergiftung oder das Finale in Venedig sind einfach klasse! Aber auch in den ruhigeren Momenten weiß der Film durch die Bank weg zu überzeugen. Emotional wird es schließlich, als sich Vesper und Bond ineinander verlieben. Das ist schön ausgespielt und mit tollen Dialogen unterlegt, nur kommt es etwas zu plötzlich. Aber gut, so ist es schon in Flemings Vorlage, wir drücken mal ein Auge zu.

All dies findet an tollen Locations statt, ob verschiedene traumhaft eingefangene Städte in Tschechien, die sonnigen Bahamas, mein geliebtes Venedig, der Gardasee… Ein Traum! Doch die wichtigste Location für den Film ist ein einfacher Pokertisch. Es war eine sehr gute Idee, das unverständliche Baccarat aus dem Buch in das sehr viel spannendere und bekanntere Poker abzuändern und die Szenen am Spieltisch – eigentlich das Kernstück des Films – sind packend inszeniert. Nie hat man das Gefühl, einem stundenlangen Kartenspiel zuzuschauen, sondern einer packenden Sport-Übertragung, auch wenn es natürlich völlig unwahrscheinliche Blätter sind, die die Herren dort spielen. Wie sagte es ein geschätzter Foren-Kollege mal so schön? „Es gewinnt immer der, der das noch absurdere Blatt hat als der andere.“ Aber gut, das tut dem Spaß keinen Abbruch.

Zum eingangs schon angesprochenen Thema des Ballasts und des Befreiens von Traditionen noch ein paar Worte: Auf den ersten Blick hat CR bis auf ein paar Namen wenig mit seinen 20 / 21 Vorgängern gemein. Dieser Bond ist anders, er arbeitet keine Checkliste ab und hält sich mit Szenen auf, die unbedingt dabei sein müssen. Das macht ihn frisch und leicht, aber musste es wirklich in dieser Konsequenz sein? Bond hat keine großen Gadgets, ok. Hatte er auch nicht immer. (Auch wenn man einen transportablen Defibrillator im Auto schon als Gadget bezeichnen könnte) Musste aber auf Krampf alles ignoriert werden, was bei Bond so dazugehört? Wäre es zu viel verlangt gewesen, statt Villiers eine Frau in Ms Vorzimmer zu setzen und diese einmal ohne großes Trara mit „Ms Moneypenny“ anzureden? Hätte der Typ, der Bond per Telefon sagt, wie er den Defi einsetzen soll, nicht Q heißen können? Das wären kleine Dinge gewesen, die aber dafür gesorgt hätten, dass man sich immerhin ein bisschen mehr im Bond-Universum eingefunden hätte. Mir hätte es gefallen. Man muss nicht immer alles groß erklären und Charaktere ewig einführen. Manchmal tut es auch einfaches Namedropping. Aber gut, es tut auch nicht weh, dass es anders ist. Auch die Position der Gunbarrel-Szene hätte ich als einmaliges Gimmick wohl akzeptiert, aber mit dem Wissen, was in den nachfolgenden Filmen noch alles kommen würde… Sehr gut gefällt mir allerdings Bonds aggressives „Seh ich aus, als ob mich das interessiert?“, als ihn der Kellner fragt, ob er seinen Martini geschüttelt oder gerührt haben will. Herrlich! Ein solches Spiel mit den Traditionen hätte mir den ganzen Film über besser gefallen, anstatt sie einfach wegzulassen.

Abschließend noch ein Wort zum Score: David Arnold scheint sein DAD-Trauma (er wusste genau so wenig wie der Rest der Belegschaft, was da eigentlich passiert) überwunden zu haben und liefert einen phänomenalen Soundtrack ab, der erst ganz am Schluss und dann sehr passende das Bond-Theme bringt. Denn natürlich, auch wenn ich an ein paar Dingen zu mäkeln habe, so bleibt CR ein großartiger Film und natürlich glasklar: Bond… James Bond.
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Re: Filmbesprechung: "Casino Royale (CR)"

1363
Bin ich der einzige hier, der den Baccarat-Szenen folgen kann? :mrgreen: So viel anders als Blackjack ist das Spiel nicht und definitiv simpler gestrickt als Poker.

Ich stimme weitgehend zu. CR sieht frisch und gut aus und fühlt sich einfach gut an, der Film ist enorm gut gealtert. Ich störe mich aber fast mehr an dem dramaturgischen Ungleichgewicht als am einmalig fehlenden - oder sagen wir: sehr anders ausgelegten - Bondfeeling. Wenn man mit Film und Roman vertraut ist und es einem mal aufgefallen ist, bekommt man das nur schwer wieder aus dem Kopf, wie sehr hier eine im Prinzip sehr ausführliche Kurzgeschichte aus den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg nicht immer ganz stimmig aufgebauscht wurde. Ein komplex ausgefeiltes Bond-Meisterwerk ist CR für mich nicht, eher ein gelungenes Experiment, das nicht immer ganz rund ist aber seine Sache unterm Strich sehr ordentlich macht.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Filmbesprechung: "Casino Royale (CR)"

1364
Sehr schöne Besprechumg, Nico!

Kleine Ungenauigkeit, CR wurde am Comer See gedreht, Gardasee war QOS.

Dass CR konsequent auf Gadgets, Moneypenny und Q verzichtet, finde ich persönlich überhaupt nicht problematisch, im Gegenteil., Erstmal alles abreißen und dann (SF) behutsam wieder aufbauen. Perfekt.
"Der Baggersee war Ozean, die Ente war ein Schwan, ein Topf ein Hut, damals hinterm Mond."

Re: Filmbesprechung: "Casino Royale (CR)"

1365
Nico hat geschrieben: 7. August 2025 15:51 Musste aber auf Krampf alles ignoriert werden, was bei Bond so dazugehört? Wäre es zu viel verlangt gewesen, statt Villiers eine Frau in Ms Vorzimmer zu setzen und diese einmal ohne großes Trara mit „Ms Moneypenny“ anzureden? Hätte der Typ, der Bond per Telefon sagt, wie er den Defi einsetzen soll, nicht Q heißen können? Das wären kleine Dinge gewesen, die aber dafür gesorgt hätten, dass man sich immerhin ein bisschen mehr im Bond-Universum eingefunden hätte. Mir hätte es gefallen. Man muss nicht immer alles groß erklären und Charaktere ewig einführen. Manchmal tut es auch einfaches Namedropping.
Aber wie soll der doofe Zuschauer denn sonst merken, dass dieses Mal alles "ganz anders" und "frisch" ist? :wink:
CR ist ja in der Hinsicht ein spielerischer Bruch mit Traditionen, in Teilen auch mit dem Holzhammer ("Seh ich aus, als ob mich das interessiert?" - Ein irgendwie doofer Satz, denn welcher Barmann fragt einen Martini-Trinker, ob er seinen Drink geschüttelt haben will?) und da passt der Verzicht auf die zu erwartenden Figuren dann ganz gut ins Bild. Subtilität war ja nie eine Sprache, von der die Bond-Filme viel verstanden haben.
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