Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Ich sehe das tatsächlich etwas anders. Ich habe bewusst den Vergleich mit anderen italienischen Regisseuren seiner Zeit gesucht, zB Castellari, Deodato, Fulci oder Lenzi, die ebenfalls ganz beachtliche Filme ihr eigen nennen können, dann aber eben auch wieder belangloses oder gar seichtes gedreht haben. Und oft sogar im regen Wechsel mit sehr gelungenen Werken. So sehe ich auch Corbucci. Ich denke nicht, dass diese Leute ihr Talent plötzlich verloren haben. Ich denke eher, dass sie zum richtigen Zeitpunkt den bzw. die richtigen Filme gedreht haben und dort ihr unzweifelhaftes Talent anbringen konnten. Alle diese Regisseure waren aber auch Teil der italienischen Filmindustrie und als solche eben auch Fliessbandarbeiter. Und dabei kam dann halt auch einiges an Vergenswertem raus. Das unterscheidet sie dann auch von einem Sergio Leone, der eben nie Teil des italienischen Filmfliessbandbetriebs war, sondern nur die Filme gedreht hat, die er auch wirklich drehen wollte. Und der natürlich auch ganz andere finanzielle Mittel zur Verfügung hatte.
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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AnatolGogol hat geschrieben: 1. Februar 2025 16:22 Sergio Leone, der eben nie Teil des italienischen Filmfliessbandbetriebs war, sondern nur die Filme gedreht hat, die er auch wirklich drehen wollte. Und der natürlich auch ganz andere finanzielle Mittel zur Verfügung hatte.
Zumindest ab dem Fäustchen, oder? Zuvor hat er ja auch noch zwei Standard-Monumentalfilme gemacht, und das Fäustchen musste ja auch noch zuerst zum richtigen Zeitpunkt der richtige Film sein, wie du es nennst. Danach konnte Leone nur noch "seine" Filme machen, klar.

Muss ich Vamos a matar, Compañeros jetzt noch nachholen durch die Reklame des Baums? Hmm, eigentlich wollte ich als Nächstes wieder ins Fordland.
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Doch, Vamos, mach zu, solltest du, der hat in der Spitze sehr, sehr viel zu bieten.
Danach gibt es noch Navajo Joe (1966), der ebenfalls sehr von seinem Ennio M Score lebt, und Gli specialisti (1969), der auch ein paar verrückte Ideen hat, und sogar Bilder aus Pasolinis Salo vorweg nimmt. Aber die sind beide als Ganzes betrachtet nicht mehr ganz so essentiell.
Die anderen 6 Corbucci Western reichen von ok bis mies.

Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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GoldenProjectile hat geschrieben: 1. Februar 2025 16:37 Zumindest ab dem Fäustchen, oder? Zuvor hat er ja auch noch zwei Standard-Monumentalfilme gemacht, und das Fäustchen musste ja auch noch zuerst zum richtigen Zeitpunkt der richtige Film sein, wie du es nennst. Danach konnte Leone nur noch "seine" Filme machen, klar.
Ja, genau. Leone hat sich mit dem (internationalen) Erfolg vom Fäustchen quasi vom italienischen Filmfließband entkoppelt und konnte im Anschluss dann weitgehend autonom seine Projekte auswählen. Das war bei den genannten Regisseuren - auch Corbucci - zu keinem Zeitpunkt ihrer Karriere der Fall, egal wie gut oder erfolgreich ihre Filme waren. Die standen direkt im Anschluss dann gleich wieder am Band.

Salo? Grrrrbrrr, da schaudert mich ja schon der Gedanke dran....
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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AnatolGogol hat geschrieben: 1. Februar 2025 16:22 Ich sehe das tatsächlich etwas anders. Ich habe bewusst den Vergleich mit anderen italienischen Regisseuren seiner Zeit gesucht, zB Castellari, Deodato, Fulci oder Lenzi, die ebenfalls ganz beachtliche Filme ihr eigen nennen können, dann aber eben auch wieder belangloses oder gar seichtes gedreht haben. Und oft sogar im regen Wechsel mit sehr gelungenen Werken. So sehe ich auch Corbucci. Ich denke nicht, dass diese Leute ihr Talent plötzlich verloren haben. Ich denke eher, dass sie zum richtigen Zeitpunkt den bzw. die richtigen Filme gedreht haben und dort ihr unzweifelhaftes Talent anbringen konnten.
Das sehe ich für Corbucci etwas anders. Er hat nicht wirklich daran gearbeitet um aus seinem Talent etwas dauerhaftes zu machen, aber er hatte auch mit keinem seiner Western den enormen Erfolg von Leone. Die meisten seiner IW liefen auch in Italien nur unter "ferner liefen".

Corbucci hatte seinen klaren Peak in 1968, und alle anderen seiner wirklich interessanten Filme entstanden darum herum, von 1966 - 1970. Davor hat er sich eindeutig entwickelt, und danach genau so eindeutig wieder abgebaut. Ganz geht das nicht auf, da zwischen Django und Silenzio noch 3 weitere Filme lagen von denen 2 nicht allzu viel taugen, aber die Corbuccis die zählen entstanden in diesen 5 Jahren.

Und was Castellari, Deodato, Fulci und Lenzi betrifft, von keinem von denen habe ich bislang etwas gesehen was auch nur nahe an Corbuccis Glanzpunkte heran reicht.
Corbuccis beste Szenen sind absolut aufregend anzusehen, und gerade Il mercenario ist inszenatorisch auf einem Niveau das mich richtig flasht. Der Bildaufbau, die Kamerabewegungen, der Schnitt in Verbund mit Dialogen, Produktionsdesign, Schauspielern ergibt etwas, was mich beim Schauen direkt fühlbar erreicht, so ein innerliches Wow Gefühl. Das schaffen nur wenige Filme.
Und Il mercenario ist ein Film der bislang bei jedem Schauen intensiver geworden ist, was auch für die anderen Top Corbuccis gilt, auch deswegen sehe ich den auf dem Level der besten Western Regisseure. Und er hat absolut einmalige Sachen gemacht, Sachen die sich sonst niemand getraut hat, oder niemand auf die Idee gekommen ist. Und schon dafür hat er viel zu wenig Aufmerksamkeit erlangt. Was eventuell auch an dem ganzen Schrott liegt, den er später noch verbrochen hat.

Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Casino Hille hat geschrieben: 1. Februar 2025 18:17 Gli specialisti hab ich nie gesehen, mit Salo wirbst du allerdings auch nicht unbedingt dafür. :wink:
Ja, das stimmt, und es auch kein Wohlfühl Film, und der an Salo erinnernde Schluß ist auch eher unangenehm anzuschauen.

Der Film selber ist inhaltlich wie auch stilistisch eher etwas wirr, er enthält neben interessanten Ideen schon noch stark inszenierte Szenen, daneben aber auch erstaunlich einfallsloses Zeug, das den Ambitionen des Films zuwider läuft.
Aber im Gegensatz zum Nachfolger Companeros enthält er keine brillanten Szenen, und deswegen gehört er ganz sicher nicht zu denen, die ich jedem empfehlen würde. Also einer für, der Titel sagt es, Spezialisten. 6,5/10

In dieser Review finden sich auch ein Bild aus dem Salo Schuß:

https://www.spaghetti-western.net/index ... sts_Review

Das Ende ist übrigens auch eine interessante Umkehr des Für eine Handvoll Dollars Ende.

Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Maibaum hat geschrieben: 7. Februar 2025 13:27 Das sehe ich für Corbucci etwas anders. Er hat nicht wirklich daran gearbeitet um aus seinem Talent etwas dauerhaftes zu machen, aber er hatte auch mit keinem seiner Western den enormen Erfolg von Leone. Die meisten seiner IW liefen auch in Italien nur unter "ferner liefen".
Gerade weil seinen Filmen nicht der Erfolg von Kollege Leone beschert war, konnte er sich aus dem Hamsterrad der italienischen Filmindustrie nicht befreien. Die Frage ist, wieviel Möglichkeiten andere (und damit bessere) Filme zu drehen jemand wie Corbucci in den frühen 70ern, also in der Zeit, in der du den Beginn seines Abstiegs siehst, überhaupt hatte. Hätte ein Leone zB seinen Standard halten können, wenn er diverse Spencer/Hill-Filme gedreht hätte (Nobody ist da aus verschiedenen Gründen eher ein sehr stark hinkender Vergleich)? Oder hat Corbucci da einfach geliefert, was verlangt wurde? Zugegeben, seine mir bekannten Filme aus den 70ern sind alles andere als das, was man als "inspiriert" nennen würde, aber Filme wie Bluff oder die Spnecer/Hills sind zumindest zielgruppengerecht und innerhalb ihres Sub-Subgenre jetzt auch nicht negativ herausragend.

Am Ende ist unsere etwas unterschiedliche Sichtweise aber dann wohl im Wesentlichen gekennzeichnet dadurch, dass wir Corbuccis bessere Filme in ihrer Güte unterschiedlich sehen und dass unser genereller Zugang zum Genre Italo-Western unterschiedlich ist. Mir blieb dieses Genre abgesehen von den Leones immer etwas fremd, so richtig warm wurde ich nicht damit. Entsprechend ist es dann wohl auch nur folgerichtig, dass Filme wie Mercenario oder Django nicht den gleichen Eindruck bei mir hinterlassen konnten wie bei dir.

Andererseits habe ich ein großes Faible für den italienischen Polizeifilm, weswegen ich die besseren Werke der Herren Lenzi und Castellari wohl auch in einer anderen Güte wahrnehme als du. Deodatos Ausnahmestellung sehe ich in erster Linie durch seinen Ausnahmefilm Cannibal Holocaust zementiert. Einen Film, zu dem man sicherlich sehr unterschiedlich stehen kann, der in seiner Radikalität aber bahnbrechend und einzigartig war. Fulcis Status als absoluten Kult-Regisseur kann ich rational auch nur in begrenztem Maße nachvollziehen, allerdings lässt sich sein unzweifelhafter Ruf sicherlich auch nicht nur auf die Begeisterung und Nostalgie der "Gorehounds" zurückführen, da sich dafür dann doch erstaunlich viele seriöse Filmkritiker sehr ausführlich und positiv mit seinem Kernwerk auseinandergesetzt haben (gerade L'Aldila).
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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GoldenProjectile hat geschrieben: 31. Januar 2025 00:02 Django (1966)
(...)
Wertung: 7 / 10

Il Mercenario (1968)
(...)
Wertung: 8 / 10
Ich habe beide Filme gestern ebenfalls gesehen, direkt am Stück.

"Django" ist ein extrem schmutziger Film. Das war wohl das erste, was mir wieder im Kopf blieb. Jeder in diesem Film fällt irgendwann mal so richtig in den Matsch und ist von oben bis unten besudelt mit Dreck. Es regnet auch auffallend oft, wenn man mal auf die ganzen Pfützen achtet, und dieser kleine Ort, in dem ein Großteil des Films spielt, ist keines der Western-Kaffs, an die man als Kind beim Cowboy-und-Indianer-Spielen gedacht hat. Alles sieht richtig ungemütlich aus, und es scheint ja auch niemand in diesem Ort zu leben. Der Bordell-Besitzer redet zwar mehrfach von seinen Kunden, aber bis auf die Rassisten von der Maskenbande taucht da nie irgendeiner auf, als sei der ganze Ort eine Geisterstadt.

Ich verstehe, was du meinst, wenn du beim Film sofort von zwei Hälften sprichst, denn "Django" hat tatsächlich einen Bruch in seiner Story, ziemlich genau nach der ersten großen Schießerei, also nachdem Django erstmals seinen Sarg geöffnet hat. Bis dahin ist Django selbst eine geheimnisvolle Figur, die etwas Mystisches umgibt. Danach tauchen dann die Mexikaner auf, und man wähnt sich fast in einem etwas anderen Film, in einer anderen Geschichte. Django ist ab dann auch nicht mehr in seinem Totengräber-Outfit zu sehen, auch das empfinde ich wie einen Bruch in der Darstellung der Figur. Es ist, als lege er sein Kostüm ab und damit auch ein Stückweit die Kunstfigur, als die er sich vorher noch inszeniert hatte. Aber vielleicht deute ich da auch zu viel rein.

Irgendwie passt diese Zweiteilung für das, was Corbucci über das Wesen der Rache erzählt. Alleine schon der eigene Sarg, den Django hinter sich herzieht, ist ein tolles Bild für den Preis der Rache, den man mit sich herumträgt, wenn man sich auf den Pfad bewegt, und während die erste Hälfte den Racheengel Django in eiskalter Präzision zeigt, gibt es danach ein paar Szenen, in denen es menschelnd, in denen wir sehen, dass Django vielleicht kaltblütig, aber nicht herzlos ist. Die Fassade seiner Hypermaskulinität bröckelt ein wenig. Dazu passt auch, wie Corbucci Spannung und Komik miteinander kombiniere. Sehr im Gedächtnis bleibt mir die Szene, als Django vorsichtig seinen Sarg über die Köpfe der Mexikaner bewegen muss, um ihr Gold zu stehlen.

Nicht alles ist ganz so stark inszeniert, wie ich es mir wünschen würde (um ein klares Beispiel zu nennen: die letzte Szene der Mexikaner fand ich auffallend schludrig hingestellt), und die Frauenfigur scheint mir ehrlich gesagt nach der Eröffnungsszene eigentlich gar nicht mehr nötig für den Plot, aber andere Szenen sind dafür brillant. Vor allem eben das großartige Schlussbild, zudem dann auch nochmal der größte Trumpf von "Django" zu hören ist, der verflucht coole Titelsong. Der ist immerhin so cool, dass Quentin Tarantino ihn zu Beginn seines Django-Films in voller Länge einfach nochmal abgespielt hat. :mrgreen:

"Il Mercenario" ist dagegen ein anderes Biest. Während "Django" teilweise an Samurai-Filme oder Comic-Hefte erinnern lässt, mit seinem bewusst ikonographisch beladenen Helden, ist "Il Mercenario" ein großes Spiel mit den Konventionen der Italowestern-Gattung selbst. Das zeigt sich vor allem im Schlussteil, als der Film eigentlich mehrfach endet, bzw. das erwartbare Ende nicht da positioniert, wo man es erwarten würde, und danach einfach nochmal weiterläuft, nochmal neu anfängt, nur um dann wieder ein Ende zu präsentieren, das aber auch keines ist und aufgebrochen wird. Ich kann mich nicht erinnern, ob ich jemals einen Genre-Film gesehen habe, der das so macht. Hinsichtlich dieser Struktur muss "Il Mercenario" einer der außergewöhnlichsten Actionfilme überhaupt sein.
Spoiler
Der Film ist durch eine Rückblenden-Struktur aufgebaut, beginnt also am Ende, bzw. müssen wir davon ausgehen. Nach einem Großteil der Handlung ist der Film wieder an seinem Anfang angekommen und die drei Hauptfiguren treffen aufeinander und liefern sich ein Duell in der bärenstark inszenierten L'Arena-Szene. Der Böse wird getötet und der Film müsste somit vorbei sein. Dem ist aber nicht so. Stattdessen geht er einfach weiter und die beiden anderen Figuren reiten von dannen, werden verfolgt, gefangengenommen, eine weitere große Schießerei passiert usw. Danach gibt es das übliche IW-Ende: Beide Figuren verabschieden sich im Dialog voneinander und der Film verbleibt auf einer optimistischen Note ("Ich habe einen Traum"), und jetzt tut auch die Inszenierung so, als sei der Film vorbei, denn der eine Held reitet in einer lang gehaltenen Totalen davon.

Aber selbst das ist wieder nur ein falsches Ende, denn auf einmal enthüllt die langsame Kamerabewegung, dass die Gegenspieler oben auf dem Hügel hocken; sie wollen den Helden hinterrücks ermorden, und werden überraschend von Franco Nero daran gehindert. Da wird aus dem optimistischen Schluss vorher ein zynischerer, denn der Traum der Revolution wäre eigentlich sofort wieder gescheitert ("Träume, aber mit offenen Augen"). Ein unfassbares Ende, und es ist eigentlich kaum unkonventioneller als der berühmtere Schluss von "Il Grande Silenzio". So wie der Film mit seiner langen Kamerafahrt zuvor noch das Ende kommuniziert hatte (und es sieht wirklich aus wie dutzende dieser Filme zuvor geendet haben), müssen Teile des Publikums damals schon auf dem Weg zum Ausgang gewesen sein, als es plötzlich nochmal weiterging.
Keine Ahnung, ob sowas vorher schon jemand gemacht hatte.

Ansonsten ist "Il Mercenario" ein präziser Revolutionswestern, sehr actionlastig. Der Bärenteil des Plots ist eigentlich eine Aneinanderreihung von Städten und Stationen der Revoluzzer, an denen sie in Kampfhandlungen verwickelt werden, und die Titelfigur (Franco Nero) ist eine sehr böse Zyniker-Figur, weitaus zynischer als noch so einige andere Italowestern-Helden, denen man das gerne nachsagt. Er könnte sogar ein richtiger Soziopath sein, aber ich müsste den Film dafür nochmal gucken und genau darauf achten, wie er sich in allen Situationen verhält und ob das ein größeres Bild ergibt. Auf jeden Fall ist eine richtig finstere Gestalt, und trotzdem erzählt Corbucci seinen Film mit großer Leichtig- und Leichtfüßigkeit, sprenkelt sehr viel Humor ein. Etwa über das Gimmick, dass sich Nero ständig an alles und jedem sein Streichholz entfacht.

@GoldenProjectile: Da dir "Il Mercenario" gut gefiel, schau unbedingt auch den Revolutions-Italowestern "Quién sabe?" von Damiano Damiani, mit Gian Maria Volonté, Lou Castel, Klaus Kinski und Martine Beswick. Mich packt der emotional noch mehr als die Corbuccis, und der hat auch so ein absolut magisches Über-Ende, und eine ganze Menge fantastisch inszenierter Szenen. Muss man gesehen haben. Volonté war eigentlich selten besser als dort. Und die Parellelen zu "Il Mercenario" sind unübersehbar, obwohl es doch zwei recht verschiedene Filme sind.
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Casino Hille hat geschrieben: 13. Februar 2025 14:29 @GoldenProjectile: Da dir "Il Mercenario" gut gefiel, schau unbedingt auch den Revolutions-Italowestern "Quién sabe?" von Damiano Damiani,
Damiani taugt mir als Regisseur überhaupt nicht, ich empfand diverse seiner Filme immer viel zu stark politisch sendungsbewusst. Fand darüber hinaus seine Filme aber einfach auch langweilig. "Quién sabe?" bzw. wie er auf deutsch so schön reisserisch heisst "Töte Amigo" gehört da leider auch dazu.
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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AnatolGogol hat geschrieben: 15. Februar 2025 10:40
Casino Hille hat geschrieben: 13. Februar 2025 14:29 @GoldenProjectile: Da dir "Il Mercenario" gut gefiel, schau unbedingt auch den Revolutions-Italowestern "Quién sabe?" von Damiano Damiani,
Damiani taugt mir als Regisseur überhaupt nicht, ich empfand diverse seiner Filme immer viel zu stark politisch sendungsbewusst. Fand darüber hinaus seine Filme aber einfach auch langweilig. "Quién sabe?" bzw. wie er auf deutsch so schön reisserisch heisst "Töte Amigo" gehört da leider auch dazu.
Würdest du "Quién sabe?" denn auch dieses politische Sendungsbewusstsein nachsagen? Das ist für mich nämlich durchaus ein Film, der etwas transportieren möchte, aber wie er das tut, halte ich für grandios. Das ist denke ich einer der besten Italowestern abseits des Namens Sergio Leone (für mich jedenfalls), was nicht nur am starken Plot und dem grandiosen Ensemble liegt, sondern auch an Damianis bemerkenswerter Inszenierung. Es überrascht mich, dass der dir nicht taugt. Auch sein "Confessione di un commissario di polizia al procuratore della repubblica" aka "Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert" ist doch sensationell inszeniert, wenn auch kein Western.

Und das Ende von "Quién sabe?" ist bei mir das, was unser Maibaum ein Es-läuft-mir-kalt-den-Rücken-runter-Ende nennen würde. Wow!
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Das Ende von Quien sabe? ist wirklich gut, und auch Volonte ist sehr gut, und auch sonst hat der Film einiges zu bieten, aber zu den ganz großen Italowestern zähle ich ihn nicht.
Der Wille eine Botschaft zu transportieren ist natürlich klar erkennbar, das strukturiert den Film, aber das verdirbt ihn nicht, auch weil er den Inhalt mit interessanten Charakteren und einer funktionierenden Geschichte transportiert

Damiani meinte ja es sei kein Western, aber hat dann doch nicht ganz darauf verzichtet auch mit Mitteln des Genres zu arbeiten, aber diese Kombination ist nicht immer gelungen. 8/10

Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Wieder zurück im Fordland, diesmal mit der Kavallerie.

Fort Apache (1948)
Guter Film, eindrucksvoll in hübschem Schwarz-weiss fotografiert, dazu spielt Henry Fonda als sturköpfiger und selbstgefälliger Kavalleriekommandant eine erstaunlich ambivalent bis negativ gezeichnete Rolle. Was an Fort Apache mit am besten funktioniert, ist wie mühelos er zwischen den verschiedenen Handlungssträngen rund um Fondas Töchterchen (Shirley Temple), die Apachen und die Ausbildung der berittenen Soldaten hin- und herwechselt, es aber immer wie aus einem Guss wirkt. Dazu Kerim Bey als Sidekick des Dukes, was will man mehr?
Wertung: 8 / 10

She Wore A Yellow Ribbon (1949)
Zwei Dinge sind mit am meisten hängengeblieben: Erstens, wie unverschämt gut dieser Film rein visuell aussieht (und in dieser Hinsicht trotz des kleineren Bildformats oft auch locker mit The Searchers mithalten kann). Zweitens, wie hier manche über die multiplen Ende von Mercenario geschrieben haben, während das gelbe Band fast 20 Jahre zuvor eigentlich exakt das gleiche macht. Mindestens zweimal war ich vollkommen überzeugt, dass jetzt fertig ist, und wurde überraschend des Besseren gelehrt. Nachdem Wayne von der Kompanie verabschiedet wurde "endet" der Film als bittersüsse Geschichte, in der Wayne seine Mission zwar nicht zu Ende bringen konnten, aber in den Ruhestand gehen kann mit dem Wissen, alles versucht und sich den Respekt seiner Leute verdient zu haben. Dann kommt aber eine völlige Out-of-Place Barschlägerei im Slapstick-Stil, aber ich war weiterhin fest überzeugt, dass der Film zu Ende ist, und konnte nicht fassen dass er mit so einem Blödsinn endet. Dann geht es aber noch weiter, Wayne verhandelt nochmal mit seinen Apache-Kontakten und initiiert in den letzten Minuten das entscheidende Manöver. Dann reitet er endlich gen Horizont und Kalifornien in seinen wohlverdienten Lebensabend, bis er zurückgerufen wird und es noch einmal weitergeht... Alles in allem war das gelbe Band bei der Erstsichtung ein etwas wirrer Film, zumindest im Enddrittel, aber alleine wegen der schönen Bilder und Joanne Dru in Uniform kann er kaum weniger Punkte kriegen als Fort Apache.
Wertung: 8 / 10

Rio Grande (1950)
Bezos war zu sehr damit beschäftigt, Eon zu kaufen, um mir den zu liefern. Oder der Postbote hat ihn geklaut, soll ja auch vorkommen. Hab ich mir zurückerstatten lassen und hatte bisher so gar keine Lust, ausgerechnet diesem Film weiter nachzurennen.
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