Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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In gewisser Hinsicht waren Anthony Mann und Delmer Daves die wichtigsten Regisseure des Western der 50er Jahre, einer Phase die man heute als die "Klassische" bezeichnen kann (genau genommen ging die von 1939 - 1961). Was natürlich auch daran lag daß John Ford zwischen 1950 und 1959 nur einen einzigen Western drehte, und seine beiden von 1950 gefühlt zu der Dekade davor gehören, während Mann und Daves in 1950 Western drehten die für das kommende Jahrzehnt prägend waren.

Als Kind fand ich in Winchester 73 den Neben-Schurken Dan Dureya so toll daß ich zu ihm gehalten habe. Noch heute leide ich wenn es ihn erwischt ...

Aber beide Filme sehe ich bepunktet genau so.

Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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GoldenProjectile hat geschrieben: 23. Februar 2025 11:15 Fort Apache (1948)
8 / 10

She Wore A Yellow Ribbon (1949)
8 / 10
Gehe deine Aussagen im Text grundsätzlich mit, würde das Yellow Ribbon aber noch einen Punkt besser sehen. Eine großartige Ode an ein gelebtes Leben und eine aufgebaute Kommune, an die Errungenschaften, die man erreicht hat und die man der Nachwelt überlässt. Visuell ist er zudem ein dreifarbiges fotografisches Wunderwerk - ein Meisterwerk in dieser Hinsicht -, in dem jeder ausdrucksstarke Farbton den Sonnenuntergang (oder Sonnenaufgang) seiner Figuren widerspiegelt. Bei der Friedhofsszene, und das gebe ich gerne zu, sind mit beim ersten Anschauen die Tränen gekommen.
GoldenProjectile hat geschrieben: 1. April 2025 22:25 Winchester '73
Ich würde 8 Punkte vergeben
Ja, das ist ein richtig toller Actionfilm aus der Zeit, bevor Hitchcock den Actionfilm offiziell erfunden hat. :mrgreen: :mrgreen:

Ich mag den sehr. Nicht nur gut inszeniert, die Geschichte rockt einfach und hat so viele interessante Haken und Ebenen, es ist eine helle Freude, da zuzusehen. Außerdem ist das für mich persönlich der beste Auftritt in Jimmy Stewarts Karriere. Ich mag ihn ja auch, aber ich mag ihn nirgends noch mehr als hier. Wäre mit 9 dabei.
GoldenProjectile hat geschrieben: 1. April 2025 22:25 3:10 to Yuma
mindestens 9/10 und wohl neu einer meiner Lieblingswestern
Jawoll, mindestens 9/10 trifft es. Ein unglaublich spannender Film, psychologisch raffiniert, exzellent gefilmt, der Showdown ist fast so irre spannend wie der von High-Noon, die Atmosphäre ist ungebrochen fesselnd und das Aufeinandertreffen von Glenn Ford und Felicia Farr dürfte eine der erotischsten Szenen der Filmgeschichte sein - obwohl nix passiert.
https://filmduelle.de/
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Maibaum hat geschrieben: 2. April 2025 09:08 In gewisser Hinsicht waren Anthony Mann und Delmer Daves die wichtigsten Regisseure des Western der 50er Jahre
Welche müsste man von Daves noch sehen? Von Mann sicher die anderen vier mit Jimmy Stewart, aber hat Daves noch ein paar auf Lager die so gut sind wie 3:10?
Casino Hille hat geschrieben: 2. April 2025 11:31 Außerdem ist das für mich persönlich der beste Auftritt in Jimmy Stewarts Karriere.
Ne, also das wären für mich Wonderful Life und Vertigo. Und in Rear Window und Liberty Valance ist er auch besser.
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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3:10 ist Daves bester, ganz klar.
Aber Broken Arrow ist sein wichtigster, dessen Erfolg löste ja eine Flut von indianerfreundlichen Western aus. Cowboy war einer der ersten Western der den Cowboymythos kritisch betrachtete. The Hanging Tree ist auch noch eher ungewöhnlich.

Die besten von Mann sind The Naked Spur und Man of the West.
Auch er hat 1950 wie Daves einen Western gedreht der auf der Seite der Indianer ist. nur ist Devil's Doorway sehr viel düsterer und pessimistischer, und war wohl deswegen kein Erfolg.
Bis auf seinen letzten Western Cimarron sind die Mann Western alle gelungen, allenfalls The Tin Star noch etwas weniger.

Tja, ich glaube ich finde auch, daß James Stewart in den 5 Mann Western am intensivsten spielt. In allen 5 hat er eine Szene in der er mit von Wut verzerrtem Gesicht sich auf jemanden drauf stürzt, und man denkt er will ihn mit bloßen Händen zerreißen. Das ist mal eine andere Seite als bei Capra oder in seinen netten Komödien.

Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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GoldenProjectile hat geschrieben: 1. April 2025 22:25 Richtig begeistert war ich aber vom Zehn-nach-Zug: Ein ambitionierter und intelligenter, aber auch spielerisch leichter Film - mindestens 9/10 und wohl neu einer meiner Lieblingswestern.
Gute Wahl. Sehe ich regelmäßig.

https://www.ofdb.de/film/22328,270490,Z ... te/review/
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Maibaum hat geschrieben: 3. April 2025 21:26 Broken Arrow, Cowboy, The Hanging Tree, The Naked Spur, Man of the West, Devil's Doorway...
Uff, ich sehe, ich habe noch einiges vor.

Zuerst habe ich jetzt noch die Professionals bestellt, und als ziemlichen Blindkauf Duel in the Sun. Keine Ahnung, ob letzterer was taugt.
vodkamartini hat geschrieben: 3. April 2025 21:42 Gute Wahl. Sehe ich regelmäßig.

https://www.ofdb.de/film/22328,270490,Z ... te/review/
Treffende Rezension, bei mir wird es sicher auch regelmässige oder zumindest weitere Sichtungen geben. Toller Film...
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Duel in the Sun ist recht melodramatisch, aber interessant.
The Professionals lohnt sich auf jeden Fall, sehr viel besser als Mag 7, den er thematisch beerbend weiter führt.

Empfehlenswerte Western gibt es sehr viele, sehr sehr viele sogar, auch und gerade auch abseits der allzu bekannten Klassiker.

40 Guns und Run of the Arrow von Sam Fuller sind z.B. sehr ungewöhnliche Western aus den 50ern, und auch welche bei denen sich Leone sehr wahrscheinlich ordentlich bedient hat.
Oder der heutzutage total unterschätzte Hombre, mit einem mal wieder tollen Paul Neumann. Stammt halt von einem Regisseur der nicht mehr so bekannt ist.

Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Die 6 sogenannten Ranown Filme sind sehr interessant. Vielleicht nicht ganz so großartig wie manche Beschreibungen sie wirken lassen, aber absolut lohnenswert. Am Besten man schaut die alle hintereinander weg.

Nicht dazu gehört Westbound (1959), in dem zwar auch Scott mitspielt, aber das ist ein konventioneller Film dem die typischen Ranown Elemente abgehen, sowohl vom Stoff wie auch von den Credits her. Nett, wenn man schlichte US B-Western der 50er mag, ansonsten besser verpassen.

Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

400
Maibaum hat geschrieben: 4. April 2025 01:01 Duel in the Sun ist recht melodramatisch, aber interessant.
Das trifft soweit zu. Habe ihn heute aufgelegt, so ganz überzeugt bin ich aber nicht. Der Film ist teilweise mehr Classic-Hollywood Melodrama als Western, und damit auch etwas schwerfällig und mit zweieinhalb Stunden ziemlich lange. Davon sind die ersten zehn Minuten Plus erst einmal musikalische Prelude, dann erst kommt eine Ouvertüre, dann will mir Orson Welles erklären was ich von dem Film zu halten habe, dass es die grösste und tollste Produktion des Jahres sei und wir schreiben das Jahr soundso in Texas und blabla.

Ich würde sagen es ist ein ganz solider Western, der in einem schwerfälligen Melodrama feststeckt. Er hat seine coolen Momente, sieht auch ganz schmuck aus, und die Ideen und die Ambitionen sind erkennbar, aber sie haben für mich nicht ganz ausgereicht. Irgendwie hat er mich etwas an Straw Dogs erinnert, bei dem ich auch nie einen richtigen Zugang zu den Figuren gefunden habe. Oft habe ich mich nämlich gefragt, warum man Gregory Peck nicht einfach schon in den ersten Minuten ins Pfefferland gejagt und die ganze Chose vermieden hat. Naja. Ganz okay, in den Ansätzen auch ganz interessant, aber nichts was mich vom Hocker haut. Da waren Ford und Hawks im gleichen Zeitraum schon in besseren Gefilden unterwegs. 6 / 10.
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Maibaum hat geschrieben: Gestern 20:17 Die 6 sogenannten Ranown Filme sind sehr interessant. Vielleicht nicht ganz so großartig wie manche Beschreibungen sie wirken lassen, aber absolut lohnenswert. Am Besten man schaut die alle hintereinander weg.
Ich hab tatsächlich vorhin direkt "Der Siebente ist dran" angesehen und hatte meinen Spaß mit dem doch sehr minimalistischen Western. Gefühlt ist der Film - auch aufgrund seiner Kürze - darauf bedacht, klassische Westernszenen auf ihre absolute Essenz zu reduzieren und jedwede Form von Schnickschnack wegzulassen. Daraus ergeben sich ein paar richtige WOW-Momente (das finale Duell, eigentlich inszenatorisch ein Nicht-Duell, war klasse!). Der große Twist in der Handlung hat mich richtig überrascht, ich hatte damit so gar nicht gerechnet und was daraus gemacht wird, gefiel mir. Es ist ein interessantes Männlichkeitsporträt: Männlichkeit bedeutet hier mal nicht, Frauen und Kinder vor Gefahren zu schützen, sondern selbst im Angesicht des Todes noch für das Richtige einzustehen, egal wie sinnlos es scheinen mag. Und das klingt bei mir viel pathetischer, als der Film es präsentiert.

Das Highlight ist wohl die Szene bei Regen, als vier Figuren sich in einen kleinen Wagen zurückziehen und die romantische, vielleicht sogar sexuelle Spannung zwischen zwei Figuren, die viel zu viel Ehrgefühl haben um ihren Trieben nachzugehen, immer weiter steigt. Was Boettcher da durch intelligentes Blocking gelingt, ist richtig groß. Man erkennt manchmal an diesen kleinen Konzept-Szenen, ob ein Regisseur viel Talent hat oder eher nicht, und hier spricht alles dafür, dass Boettcher wirklich so gut ist, wie er von einigen auch geschätzt wird.

Störend aufgefallen ist mir allerdings die penetrante Dauermusik, die teilweise zu viel dudelt, statt zu untermalen. Randolph Scott ist außerdem kein John Wayne oder Henry Fonda, passt zwar in diesen Film, wird als Held aber konstant von Lee Marvin als ambivalentem Sidekick überschattet. Marvin ist eine coole Socke, und wie der den Revolver hält sieht er aus, als sei er mit Schusswaffe in der Hand zur Welt gekommen.

Ich bin mal so bei 8/10, vielleicht schaue ich die nächsten Tage/Wochen bei WOW noch einen Boettcher/Randolph-Western.
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