Wie findet ihr YOLT?

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Re: Filmbesprechung: "You Only Live Twice (YOLT)"

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AnatolGogol hat geschrieben: 27. Mai 2022 14:05 1. FRWL
1. FYEO
1. LTK
Sehr schön :)
Besonders freut mich die Wertung von FRWL. Als Kind wenig geschätzt, da zu angestaubt, gahört dieser Film ganz klar zu meinen Favoriten, eben gerade weil er sich so 'alt' anfühlt. Auch ist er eher spionageorientiert und nicht zu sehr over-the-top, was mich bei den älteren Filmen, wie oben schon zu YOLT geschrieben, doch etwas stört. Connery gibt hier mMn seine beste Performance ab. Also ein klarer Top 10-Kandidat.

Ich hatte sowieso vor, den heute abend in den Player zu schieben.

Und AVTAK steht auch relativ weit oben, das sieht man auch nicht häufig. Ich mag ihn inzwischen ebenfalls sehr gerne.

Und @ GP: TLD, OHMSS und TWINE sind wirklich zu weit unten (obwohl TWINE zuletzt doch leicht verloren hat.)

Re: Filmbesprechung: "You Only Live Twice (YOLT)"

815
Es gab hier ja kürzlich die Diskussion über wiederholte Auftritte von Schauspielern, konkret ging es ursprünglich um Benicio del Toro als Villain. Dabei bin ich gerade auf folgendes gestoßen:
Zusatzinfo: Fünf nicht zur Stammbesetzung gehörende Schauspieler tauchten sowohl in diesem, wie auch im übernächsten Bondfilm auf: Charles Gray, David Bauer, Ed Bishop, David Healy und Shane Rimmer.
(unter "Zusatzinfos, Nr. 6)

Wobei die meisten eher kleine Rollen haben.

David Bauer: Amerikanischer Diplomat in YOLT und Morton Slumber in DAF
Ed Bishop: YOLT und DAF (Klaus Hergesheimer)
Bei David Healy konnte ich nicht herausfinden, wer das ist. Die anderen beiden sind dürften bekannt sein.

Auch George Baker hatte viele Auftritte.
Zuletzt geändert von Henrik am 2. März 2024 20:51, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Filmbesprechung: "You Only Live Twice (YOLT)"

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Nach der gestrigen YOLT-Sichtung habe ich gerade in meinen alten Rezensionen rumgestöbert, um herauszufinden, wie ich den Film denn eigentlich so vor 9 Jahren bewertet habe. Und siehe da: Lustigerweise gefiel mir der Film gestern um einiges besser als damals, aber einzelne Punkte, die mir gestern aufgefallen waren, habe ich schon früher exakt so angemerkt.

Der Reihe nach:

Sollte jemals der Glaube bestanden haben, die Bond-Filme wären halbwegs realistische Spionage-Thriller, so ist dieser Gedanke eigentlich schon mit dem letzten Film dahin, wird aber spätestens von FYEO pulverisiert. Glatzen mit Katzen, feuerspuckende Vulkane mit Lava-Strömen, "Verkleidungen" als Japaner, riesige Geheimbasen mit Massen von Menschen (sind die eigentlich alle sozialversichert? Kriegen die ein regelmäßiges Gehalt?), von deren Erbauung niemand etwas mitbekommen hat, genausowenig wie von den Raketen, die regelmäßig aus dem Vulkan fliegen, Fake-Ermordungen, Hubschrauber mit Riesen-Magnet und angeschlossener Live-Übertragung und und und prügeln auch dem letzten ein: Wir sind größenwahnsinnig geworden! Nur 5 Jahre nach dem ersten Bond-Film hat die Reihe eine enorme Entwicklung hingelegt, die nicht jedem gefallen muss.

Spannenderweise beschränkt sich der Film trotz seiner bombastischen Veranlagung auf einen einzigen Standort - Japan. Für mich hat die asiatische Kultur und Lebensart immer etwas befremdliches an sich, weswegen ich den Locations nie viel abgewinnen konnte, aber eigentlich ist dieser Vorwurf unfair. Wir bekommen japanische Städte zu sehen, Fischerdörfer, Hafen, Natur, traditionelle Einrichtung von innen - eigentlich wird das Land doch gut eingefangen und schön inszeniert und gefilmt. (Tolle Kamera am Hafen!) Man hat viel Zeit, in die fremde Welt einzutauchen.

Zu viel. Der Film bietet zwar einige Actionszenen, die durchaus unterhalten und teilweise toll gefilmt sich, hält sich aber viel zu oft mit langatmigen Nebensächlichkeiten auf. Bonds Verkleidung als Japaner (unnötig wie sonst was, vergisst der Film nach ein paar Minuten ja auch wieder) und die anschließende gefühlt 3 Stunden lange Hochzeit sind Paradebeispiele dafür. Überhaupt: Das ständige Betonen der Wichtigkeit von Bonds Tarnung ist auch so ein Ding. Seit wann ist es plötzlich wichtig, dass Bond super aufwändig mit falschem Tod, Beerdigung, Verkleidung, Hochzeit etc. getarnt wird und er selbst doch sowieso nichts davon ernst nimmt. Im ganzen Film spielt es überhaupt gar keine Rolle, dass Bond angeblich tot ist. (Wieso sollte es überhaupt eine Rolle spielen? Der geheime Geheimagent ist so geheim, dass ihn jeder kennt und über seinen Tod groß berichtet wird...) Schade! Da hätte man mehr draus machen können.

Auch der Cast kann nicht so richtig überzeugen. Klar, Sean Connery ist an Bord und ich finde ihn hier immer noch weitaus ebsser als manchmal geschrieben wird, aber was bleibt sonst noch? Kaum jemand aus der Darsteller-Riege bleibt im Gedächtnis, weder die Frauen (hier vielleicht noch Karin Dor), noch die Männer. Allen voran Donald Pleasance als Blofeld ist eine zwar ikonische Besetzung, aber allen voran eine Enttäuschung. Weder der Darsteller noch die Anlage der Rolle schaffen es, den ominösen Gegenspieler, der im Hintergrund die Fäden zieht und über mehrere Filme aufgebaut wurde, bedrohlich erscheinen zu lassen. Schade. Wäre Blofeld mal lieber ohne Gesicht geblieben.

Wie schon beschrieben, erlaubt sich der Film eine ganze Menge Albernheiten. Ich habe sie eingangs schon (nicht vollständig) aufgezählt, aber ich hatte beim Schauen häufig den Gedanken, dass vieles einfach nur im Film gelandet ist, um es da zu haben und weil es cool wirkt. Dass das meiste davon absolut keinen Sinn ergibt, das war den Beteiligten wohl herzlich egal. Ich erwähnte schon Bonds "Tötung" mit anschließender Trauerfeier, er selbst wird dann verpackt und auf den Grund des Meeres geschickt (warum???), den Lava-spuckenden Vulkan, den Magneten, der das Auto abtransportiert und dabei gefilmt wird (!!!), es ist alles genau so bescheuert wie der Gedanke, dass niemand es mitbekommt, was da in diesem Vulkan abgeht. Nicht zu vergessen die Top-Agentin, die die ganze Zeit nur im Bikini rumlaufen darf und dann im Showdown beschützt werden muss oder die genieteten Raumschiffe, die wirklich völlig aus der Zeit gefallen wirken.

Doch natürlich gibt es auch positives zu berichten. Wie schon beschrieben, Japan ist toll eingefangen. Vieles ist ist herrlich schwachsinnig, macht aber Spaß. John Barry zaubert wieder einen tollen und zu Japan passenden Score und im Zusammenspiel der Musik m it der Inszenierung bleibt vor allem die PTS nachdrücklich in Erinnerung. Wie das Raumschiff "gefressen" wird, die bedrohliche Musik sich stetigt steigert und die panischen Stimmen durcheinander reden - großes Kino!

Leider hält der Film dieses tolle Versprechen zu Beginn niht wirklich ein. Ich hatte Spaß, ja. Mehr als sonst, ist YOLT bei mir doch meist ziemlich weit hinten in der internen Bond-Rangliste zu finden, aber so richtig zünden tut vieles nicht. Aber es soll mir bei diesem Marathon ja nicht um Ranglisten und Bewertungen gehen, sondern einfach an den Spaß an der Freude und ich will meine wirren Gedanken mitteilen, ohne ein abschließendes Urteil fällen zu müssen. Dieser Anspruch macht's natürlich einfach, an dieser Stelle die Rezension einfach zu beenden. Ätschibätsch.
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Re: Filmbesprechung: "You Only Live Twice (YOLT)"

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Kann den Beobachtungen zu 100% zustimmen. YOLT ist das früheste Beispiel, dass den Machern damals wirklich alles völlig egal war, solange es den Zuschauer seinerzeit befriedigt hat. Nahezu alles an diesem Film ist an sich himmelschreiend dämlich, wenn man erstmal darüber nachdenkt (du hast dabei nicht mal die herrlich dumme Episode mit Frau Dor erzählt). Ja sicher, auch DN hatte das schon im Prinzip in seiner Anlage, bei GF und TB steigert man das gewaltig, aber bei YOLT schlägt das Pegel erstmal um, insofern als dass es so erkennbar dämlich ist, dass es (für mich) den Spaß trübt. Vielleicht wäre das aber alles noch in Ordnung, wenn der Film in anderen Bereichen punkten könnte, doch auch Dialoge, der Bösewicht, und die Pace sind nicht mehr auf dem Niveau der Vorgänger. Ich sage ja immer, dass Actionszenen mir nur in dem Ausmaß Spaß machen, in dem sie Bond weiterbringen oder die Handlung weitertreiben. Das mag vielleicht nicht 100% stimmen - es kann auch Action geben die so virtuos inszeniert ist, dass sie zum Selbstzweck wird. Doch hier ist das für mich eines der Probleme. Die ewig lange Little Nelly Sequenz etwa. Erst wird Nelly nur dafür angeliefert, dann fliegt Bond nur deshalb ein paar mal im Kreis, um auch ja alle seine Waffen einzusetzen. Weiter bringt es ihn kaum. Gleiches gilt für die kreative Verfolgung des Bondgirls, nur damit sie ihn dorthin führt, wo er eh hinsollte. Oder eben die absurde Sequenz mit Frau Brandt, die völlig nutzlos viel Zeit einnimmt...

Ich finde es ja etwas amüsant, wenn manche behaupten, dass die Bondfilme allesamt sich kaum was nehmen was Bodenständigkeit etc angeht.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung: "You Only Live Twice (YOLT)"

819
danielcc hat geschrieben: Gestern 20:01 Nahezu alles an diesem Film ist an sich himmelschreiend dämlich, wenn man erstmal darüber nachdenkt [...] bei YOLT schlägt das Pegel erstmal um, insofern als dass es so erkennbar dämlich ist, dass es (für mich) den Spaß trübt.
So ist es. Es gibt Filme, da kann ich locker drüber hinweg sehen, wie doof das eigentlich ist, was da gerade passiert (Wie von dir angeführt ist DN ein gutes Beispiel, wo gerade auf Crab Key so einiges passiert, was völlig absurd ist, aber durch das ganze Drumherum geht das schon klar), aber in YOLT musste ich einfach am Laufenden Band darüber nachdenken, wie unglaublich bescheuert das alles ist...
danielcc hat geschrieben: Ich sage ja immer, dass Actionszenen mir nur in dem Ausmaß Spaß machen, in dem sie Bond weiterbringen oder die Handlung weitertreiben. Das mag vielleicht nicht 100% stimmen - es kann auch Action geben die so virtuos inszeniert ist, dass sie zum Selbstzweck wird. Doch hier ist das für mich eines der Probleme. Die ewig lange Little Nelly Sequenz etwa. Erst wird Nelly nur dafür angeliefert, dann fliegt Bond nur deshalb ein paar mal im Kreis, um auch ja alle seine Waffen einzusetzen.
Auch hier volle Zustimmung, das würde ich genau so sagen. Action sollte die Handlung voranbringen, muss das aber nicht zwingend, solange alles gut aussieht und mitreißt. Little Nelly ist das Paradebeispiel dafür, wie das genau nicht passiert. Zitat meiner Freundin beim Schauen: "Diese Szene geht ewig und ist langweilig". Besser hätte ich es nicht auzsdrücken können.
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Re: Filmbesprechung: "You Only Live Twice (YOLT)"

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Jetzt muss man wieder einschränkend sagen, dass das damals bestimmt total unterhaltsam und vielleicht nie gesehen war. Wir beurteilen das heute aus einer anderen Perspektive. Aber ja, mir ist das viel zu lang und der Handlung wenig dienlich.
Bei YOLT hat man all zu oft das Gefühl, man könne den Autoren beim Skript-doktorn förmlich zusehen: "Hier muss jetzt eine große Actionszene hin. Da gibt es doch diesen Mini Hubschrauber. Wie bekommt Bond den? Q kann ihn ja fix liefern. Damit könnte Bond ja die Gegen erkunden. OK, dann muss er aber angegriffen werden. Von wem? Egal! Aber damit machen die Bösewichte sich doch erst recht verdächtig. Egal"
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Re: Filmbesprechung: "You Only Live Twice (YOLT)"

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danielcc hat geschrieben: Heute 11:21 Jetzt muss man wieder einschränkend sagen, dass das damals bestimmt total unterhaltsam und vielleicht nie gesehen war. Wir beurteilen das heute aus einer anderen Perspektive.
Klar, Entstehungskontext kann / sollte (?) man im Hinterkopf haben, aber: Es gibt ja genug Filme mit vergleichbaren Szenen aus der gleichen Zeit, die mich sehr viel mehr abholen.
danielcc hat geschrieben:Q kann ihn ja fix liefern.
Herrje, das hatte ich ja schon wieder völlig vergessen. Auch so ein Moment, in dem ich mir an den Kopf gefasst habe, weil ich nicht fassen konnte, dass Q wirklich einzig und allein dafür nach Japan reist, um... Ja, wozu eigentlich? Ich habe keine Ahnung. Und dann ist das noch seine einzige Szene! In TB ist es ja ähnlich, auch da habe ich mich gefragt, ob Q wirklich unbedingt selbst auf die Bahamas reisen muss, aber da erklärt er seine Gadgets immerhin und bleibt noch einen Moment länger. Bond kennt Little Nellie und weiß genau, was er da hat (bestellt es ja auch!), wozu Q? Damit er halt im Film ist. Gut, er zeigt Bond kurz die Raketen. Aber ich bin sicher, die hätte er auch selbst entdeckt.
danielcc hat geschrieben: Aber damit machen die Bösewichte sich doch erst recht verdächtig. Egal
!!! Auch das dachte ich ständig. Da schwimmt ein unverdächtig aussehendes Pfannkuchengesicht durchs Meer - was machen wir? Mit dem Heli abknallen! Wozu? Naja, weil halt!
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Re: Filmbesprechung: "You Only Live Twice (YOLT)"

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Nico hat geschrieben: 26. November 2024 16:09 Leider hält der Film dieses tolle Versprechen zu Beginn niht wirklich ein. Ich hatte Spaß, ja. Mehr als sonst, ist YOLT bei mir doch meist ziemlich weit hinten in der internen Bond-Rangliste zu finden, aber so richtig zünden tut vieles nicht.
Finde ich super, dann kann ich gegen dich anreden. :mrgreen: YOLT ist über die Jahre immer mehr einer meiner Lieblinge in der Reihe geworden. Als Kind habe ich die ersten 90 Minuten immer "abgewartet", bis endlich der Vulkankrater kam! Mittlerweile kann ich mich aber auch an vielem, was der Film zuvor veranstaltet, kaum sattsehen.

Einige seiner Schwächen sind allerdings unübersehbar. Dazu zählt:
Nico hat geschrieben: 26. November 2024 16:09 Der Film (...) hält sich aber viel zu oft mit langatmigen Nebensächlichkeiten auf.
YOLT hat eindeutige erzählerische Tempo-Probleme. Die Hochzeit und die Japanerwerdung Bonds dauern gemessen an ihrer tatsächlichen Relevanz für den Plot entschieden zu lange, während andere Ploteinheiten zu schnell abgefrühstückt werden. Besonders eindeutig ist das bei der Affäre von "Mr. Fischer" und Fräulein Brandt. Die beiden haben sich grade erst geküsst, den Lippenstift konnte sich Connery noch nicht mal richtig von der Wange wischen, da begeht sie schon wieder ein Attentat auf ihn und ihr Techtelmechtel ist vorbei. Skriptseitig ist die Fischer-/Brandt-Liebelei klar eine Variation des direkten Vorgängerfilms mit Fiona-/Bond, nur eben im Schnellverfahren. Dafür haben Gilbert und Dahl so gut wie keine Zeit und hetzen durch die Ereignisse, aber die Hochzeit mit dem Pfannkuchengesicht dürfen wir in epischer Langsamkeit begleiten...
Nico hat geschrieben: 26. November 2024 16:09 Auch der Cast kann nicht so richtig überzeugen.
So hart würde ich es nicht ausdrücken, aber verglichen mit den drei letzten Vorgängern fehlen richtige Höhepunkt-Auftritte. Connery finde ich hier nach wie vor super cool und YOLT dürfte seine wohl lässigste Performance sein (GGH trumpft in der Synchro auch nochmal mehr auf als eh immer), aber vor allem einige Kernrollen sind unglücklich besetzt. Akiko Wakabayashi und Mie Hama sind beide leider keine geborenen Schauspielerinnen und das Skript differenziert ihre Charaktere nicht genug. Donald Pleasance ist die perfekte Besetzung für Blofeld, aber er bekommt dann eine doofe Narbe ins Gesicht gemalt und spielt den zuvor ominösen Hintergrundmann als bissigen Pudel, als hibbeligen Kampfzwerg. Man sieht leider sofort, warum die "Austin Powers"-Filme ihn für Dr. Evil zum Vorbild genommen haben. Tetsurō Tamba hat als Tiger Tanaka durchaus Charisma, ist aber kein Kerim Bey, dafür bekommt er vom Skript zu wenig Konturen verliehen. Richtig gut sind eigentlich nur Karin Dor und Teru Shimada als Helga Brandt und Mr. Osato. Leider rücken beide irgendwann in den Hintergrund oder werden in Karin Dors Fall direkt abserviert. Die Szene mit Connery, Shimada und Dor im Büro bei Osato ist vielleicht der tollste Moment des Films: stark geschrieben ("Spüren Sie einen leichten Druck auf der Brust?"), mit schönen kleinen Einfällen und die Interaktion dieser drei lebendigen Charaktere macht Freude.

Aber ...
Nico hat geschrieben: 26. November 2024 16:09 Glatzen mit Katzen, feuerspuckende Vulkane mit Lava-Strömen, "Verkleidungen" als Japaner, riesige Geheimbasen mit Massen von Menschen (sind die eigentlich alle sozialversichert? Kriegen die ein regelmäßiges Gehalt?), von deren Erbauung niemand etwas mitbekommen hat, genausowenig wie von den Raketen, die regelmäßig aus dem Vulkan fliegen, Fake-Ermordungen, Hubschrauber mit Riesen-Magnet und angeschlossener Live-Übertragung und und und prügeln auch dem letzten ein: Wir sind größenwahnsinnig geworden!
... in dem Absatz steckt dann alles drin, was mir an YOLT so viel Freude bereitet. Das ist der absolute Spektakel-Bond, und zwar nicht nur im Vulkankrater, sondern von Anfang bis Ende. Der Film beginnt im Weltall (!) damit, dass ein Raumschiff ein anderes auffrisst (!!). Geht es in einem Spionagefilm dieser Zeit noch größer? Ich denke nicht! Der Kalte Krieg wird beinahe heiß, der nukleare Weltkrieg steht kurz bevor, und Bond ist TOT, bevor Nancy Sinatra überhaupt mit dem Titelsong angefangen hat.

YOLT ist neben MR wohl der größenwahnsinnigste und gewaltigste Film aus über 62 Jahren Bond-Kino. Bond in die fremdartige, exotische Welt Japans eintauchen zu lassen, passte dafür perfekt, so wirkt der Film auf westliche Zuschauer ohnehin schon außerweltlich. Er trifft da einen Geheimdienst, der nochmal deutlich futuristischer ist als das, was er von Zuhause kennt (man denke an diesen herrlich absurden Magnet-Helikopter, der direkt aus einem Comicheft stammen könnte). Bond ist ein Fremder in einer fremden Welt, in der Menschen durch die Wand hindurch erstochen werden können, in der man auf die Gefahr eines drohenden Atomkriegs mit Ninja-Kriegern reagiert und in der du als Mann von Frauen sogar dann ganz selbstverständlich bedient wirst, wenn du eigentlich nichts dafür leisten musstest ... ok, letzteres ist für unseren James vielleicht gar keine so neue Erfahrung. :wink:

Mir macht das einen irren Spaß. Ich genieße es, wie selbstverständlich alles in diesem Film seiner eigenen Logik folgt. Natürlich klappt da in einer U-Bahn-Station einfach der Boden auf. Natürlich ist jeder Hafenmitarbeiter ein SPECTRE-Scherge ... oder will Bond verprügeln, weil er kein Japaner ist. Natürlich sitzt Blofeld mit seiner Raketenabschussbasis in einem Vulkan. Natürlich bedeutet die Sprengung dieses Hauptquartiers auch, dass der Vulkan ausbricht. Das ist alles riesiger Schwachsinn, aber YOLT inszeniert es nicht als Schwachsinn. Eine gewisse Selbstironie mag die Bond-Reihe immer in sich tragen, ihre im Kern irrsinnige Natur nimmt sie aber ernst. Das ist ein Unterschied zu vielen Superhelden- und anderen Actionfilmen heute. Wir müssen und brauchen Bond nicht ernst nehmen, aber die Filme selbst müssen ihren Unsinn glauben.

Für mich hat vieles davon mit dem sehr scharfen Skript von Roald Dahl zu tun. Damit meine ich gar nicht nur die bösen Oneliner, die es hier gibt, und die in kaum einem Bond so fies und bissig sind ("It can save your life, this cigarette." - "You sound like a commercial."/ "He wouldn't touch that horrible girl. You wouldn't, would you?" - "Oh, heaven forbid."), sondern auch, wie schön der Informationsfluss verläuft. In kaum einem anderen Film nach Dr. No ist Bond nochmal so sehr Detektiv wie hier, und ermittelt nach und nach jedes neue Schnipsel an Erkenntnisgewinn.
Nico hat geschrieben: 26. November 2024 16:09 Der Film bietet zwar einige Actionszenen, die durchaus unterhalten und teilweise toll gefilmt sich
Da bin ich enthusiastischer als du. Der tolle Zweikampf in Osatos Büro mit dem sehr abrupten und schmerzhaft aussehenden Tod des Gegners, die lange Flucht am Hafengelände mit der "God's View"-Kamera, die Autojagd quer durch die manchmal recht engen Straßen Tokyos, der super getrickste Flug mit Little Nelly und das bombastische Finale im Vulkankrater sind für mich allesamt Highlights des Films und richtig tolle Actionszenen. Ich finde sie alle durchaus stark in die Handlung eingebettet und aus Perspektive der Stuntabteilung bärenstark umgesetzt. Ich kann da auch nicht richtig verstehen, warum ihr die Little-Nelly-Szene inhaltlich für schwach begründet haltet. Es ergibt doch absolut Sinn für Bond, mit den Informationen, die er hat, das Gelände aus der Luft zu inspizieren. Hätte er das nicht gemacht, würden jetzt im Forum Leute meckern, warum er sich denn nicht wenigstens mal in einen Hubschrauber gesetzt und selbst die Gegend abgesucht hat. :) Wir (anders als Bond selbst) erfahren dann ja auch kurz nach der Szene, wie genau SPECTRE vorgeht und wie sie ihre Raketenabschussbasis verstecken, und weshalb Bond da nichts finden konnte.

Ein bisschen panne ist actionseitig eigentlich nur der Zweikampf mit Hans, weil das immer exakt der Moment im Showdown ist, in dem ich merke, dass es mir langsam zu viel wird. Blofeld ist besiegt, Bond hat sich ins Büro gekämpft - ob da nun noch Red Grants hässlicher Bruder auf ihn wartet oder nicht, ist mir eigentlich Jacke wie Hose. Aber der Kampf ist für sich okay, also passt es schon alles in allem.

Nein, allen Unkenrufen in diesem Forum zum Trotz: Ich mag YOLT sehr. Es ist hinsichtlich der Schauwerte ein wahnsinnig opulenter Bond-Film, der zudem visuell wunderschön gefilmt ist (immerhin war Kameramann Freddie "Lawrence of Arabia" Young zuständig - und man sieht es), und dabei aber nie mit seinen Bildern protzt oder sie zu sehr überästhetisiert, sich mit seinen Bildentscheidungen also aufdrängt, wie es dann der Nachfolger OHMSS tut. Connery ist lässig wie sonst was, das Verweilen in der japanischen Kultur ist in dieser Ausführlichkeit ein Novum der Reihe und so viele Momente sind zurecht Teil des popkulturellen Gedächtnisses im Zusammenhang mit Bond geworden (das Piranha-Bad habe ich noch gar nicht erwähnt)! Außerdem ist Bond außer noch in FRWL nie wieder so sehr ein Fremder in einer anderen Geheimdienstwelt, was seinem Charakter glänzend zu Gesicht steht.

YOLT ist nicht perfekt, zieht sich in der zweiten Hälfte mitunter, vergeigt den finalen Bösewicht und lässt an ein paar Stellen mehr Routine erkennen als zuvor, und trotzdem ist es ein Bond-Film, den ich bedenkenlos jederzeit wesentlich lieber in den Player schmeiße als viele andere.
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