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von HCN007
Agent
iHaveCNit: The Beast (2024) – Bertrand Bonello – Grandfilm
Deutscher Kinostart: 10.10.2024
gesehen am 01.11.2024 in OmU
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 6, Platz 1 – 20:30 Uhr
Wenn es zu Verfilmungen von Erzählungen von Henry James kommt, war ich bis letztes Jahr noch ein wenig stiefmütterlich, womit der Einstieg mit „Das Biest im Dschungel“ von Patric Chiha mit Tom Mercier und Anais Demoustier schon sehr interessant gewesen ist. Nun stand im Oktober 2024 eine weitere Verfilmung in den Startlöchern, die von Bertrand Bonello mit Lea Seydoux und George McKay in den Hauptrollen inszeniert wurde und den Titel „The Beast“ trägt und der mein Interesse wecken konnte.
Gabrielle lebt im Paris des Jahres 2044. In einer sehr isolierten Gesellschaft übernehmen KIs viele Berufe und gesellschaftliche Aufgaben. Damit die Menschen ihre Chancen auf lukrative, interessante Jobs erhöhen können, müssen sie sich von ihren Gefühlen, Emotionen und traumatischem Ballast der Vergangenheit lösen. Gabrielle ist an den hierfür notwendigen Sitzungen interessiert, doch sie ahnt noch nicht, was ihre Reisen in die Vergangenheit eines Paris 1910 und Los Angeles 2014 und die Begegnungen mit einem Louis für Folgen haben können.
„The Beast“ und „Das Biest im Dschungel“ sind zwei durchaus ähnlich gelagerte Erzählungen von Henry James mit Begegnungen zwischen einer Frau und einem Mann, die auf etwas lebens- und weltveränderndes warten auf einer Reise durch die Zeit und die Jahrzehnte. Während sich die Handlung bei „Das Biest im Dschungel“ größtenteils auf einen Nachtclub beschränkt und durch seinen treibenden, clubbenden Score eine extrem mitreißende Sogwirkung erzielt, haben wir es bei „The Beast“ mit einem sehr experimentellen, cleanen, kühlen und distanzierten Genremix zu tun, der zwischen Sci-Fi, Thriller und historischem Melodram pendelt und sich dabei thematisch um Angst und Liebe dreht. Lea Seydoux und George McKay füllen die beiden Hauptrollen mit Leben. Gerade in dem Aspekt, dass beide zwar gleichnamige, aber dennoch unterschiedlich gelagerte Personen auf den Zeitebenen spielen, wird als Vergleich hierzu gerne Tom Tykwers „Cloud Atlas“ genannt. Irgendwie hatte ich bei dem Film auch stilistisch das Gefühl, eine Mischung aus David Lynch, Christopher Nolan und Yorgos Lanthimos zu bekommen, weil sich durchaus sehr entfernte Vergleiche zu „Mulholland Drive“, einer Mischung aus „Tenet“ und „Inception“ sowie zwei unterschiedlichen Stilen von Lanthimos („The Favourite“/“Poor Things“ gegenüber „The Killing of A Sacred Deer“/“Kinds Of Kindness“) ziehen lassen können. Dennoch muss ich sagen, dass trotz all dieser Vergleichsmöglichkeiten der Film etwas ganz Eigenes anbietet und in seiner Symbolik und verschachtelten Struktur trotz seiner doch recht kühlen und distanzierten Tonalität einen hohen Replay Value bietet für tiefergreifende Analysen der Themen und des gesamten Films, der mir gut gefallen hat, auch wenn er für mich trotz Spannung eher weniger Sogwirkung entfalten konnte.
„The Beast“ - My First Look – 8/10 Punkte
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