Von mir aus betrachtet ist Spielberg ein überschätzter Regisseur, denn er hat trotz seines großes Talents, und das hat er, für mich noch nie einen wirklich großen Film gemacht. In seinen "themenbasierten" Filmen hat er immer zu stark sentimentalisiert, und damit qualitativ immer etwas zu viel zerstört, aber dafür auch mit einigen große Erfolge erzielt. Und in seinen simpleren Filmen war er mir immer etwas zu naiv, die waren immer etwas zu sehr auf ein jugendliches Publikum zugeschnitten, um bei mir einen tieferen Eindruck zu hinterlassen.
Deswegen habe ich in meiner umfangreichen Heimvideosammlung auch nur 4 seiner Filme (und einen davon auch noch nie gesehen), aber das waren dann Zufallskäufe, die hätte ich nicht wenn sie nicht sehr billig gewesen wären. OK, außer Saving Private Ryan, den habe ich ganz gern gekauft.
Allerdings muß man viele seine Filme auch nicht unbedingt kaufen, da die ohnehin dauernd irgendwo im TV laufen.
Keiner seiner Filme geht für mich über 8/10 hinaus, aber von denen hat er immerhin einige gemacht.
In den 80ern hat er mich übrigens gar nicht interessiert, da habe ich keinen seiner Filme im Kino geschaut, und da habe ich ja im Kino wahnsinnig viele Filme geschaut, aus allen Kontinenten, allen Genres, sogar aus fast allen Jahrzehnten. Seitdem sehe ich ihn aber zunehmend positiver, auch seine üblichen Klassiker.
Re: Indiana Jones
332Also, gerade was "kulturelle Relevanz" angeht ist Spielberg doch einsame Spitze. Er hat ja praktisch den popkulturellen Blockbuster erfunden oder mindestens mehr geprägt als jeder andere. Oder was ist für die kulturelle Relevanz?AnatolGogol hat geschrieben: 30. November 2022 09:58
Wenn man allerdings kulturelle Relevanz als wichtigeres Kriterium ansieht (was ich tun würde), dann ist Spielberg zwar immer noch ein wichtiger und bedeutender Regisseur, allerdings wirklich nur einer von vielen. Abgesehen davon halte ich Kritik an solchen Ausnahmekünstlern aber immer für legitim und auch wichtig, weil es gibt nichts schlimmeres, als kritiklos abgefeierte Helden, deren jüngerer Output qualitativ längst nicht mehr früheren Werken das Wasser reichen kann. Und das sage ich als riesiger Iron Maiden Fan, der aber sehr gereizt darauf reagiert, wenn ihr qualitativ und stilistisch diskussionswürdiger Output der letzten 30 Jahre kritiklos in einem Atemzug mit ihren Großtaten der 80er Jahre genannt wird.
Ansonsten wäre ja auch die Frage, wie man alternativ sich zB in so gravierenden Fällen wie John Carpenter oder Dario Argento verhalten soll, deren Maximalqualität (zumindest annähernd?) Spielbergsches Format hatte, die sich aber schon seit Jahrzehnten mit im besten Fall filmischen Belanglosigkeiten beschäftigen.
Ich bin da ja etwas mainstreamig unterwegs. Jemand der tolle Filme macht die aber niemand sieht, ist nicht relevant. Basta.
Kaum ein Regisseur (nein: KEIN Regisseur) hat so viele Filme geschaffen, die von so vielen Menschen gesehen worden sind.
Hinzu kommt, dass Spielberg ja durchaus auch filmisch/künstlersch Relevantes abgeliefert hat, wie sich in seiner beachtlichen Anzahl von Award Nominierungen und gewonnenen Preisen zeigt (ja, man mag vom Oscar oder anderen Preisen halten was man will, dennoch)
"It's been a long time - and finally, here we are"
Re: Indiana Jones
333Er ist ja auch sehr begabt, und hat zumindest bis Ende der 90er ein recht abwechslungsreiches, und trotzdem stringentes Oeuvre geschaffen, und da ist es auch klar, daß er dafür auch Anerkennung von Seiten der Filmkritik findet, und logisch auch Preise bekommt.
Ich finde es eher umgekehrt überraschend, daß er nicht noch sehr viel mehr Oscars bekommen hat.
Er wird in der neuen Sight & Sound Liste, die übrigens wohl morgen online geht, auch wieder prominent vertreten sein. Was will man mehr?
Ich finde es eher umgekehrt überraschend, daß er nicht noch sehr viel mehr Oscars bekommen hat.
Er wird in der neuen Sight & Sound Liste, die übrigens wohl morgen online geht, auch wieder prominent vertreten sein. Was will man mehr?
Re: Indiana Jones
334"Der weiße Hai", "Jurassic Park", "Krieg der Welten", "München" - mir fiele ad hoc kein anderer lebender Regisseur ein, der es so meisterhaft versteht, ikonische Spannungsmomente zu erschaffen, und das finde ich popkulturell relevant genug.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."
Re: Indiana Jones
335Das was du ansprichst ist eher die popkulturelle Relevanz (oder die wirtschaftliche, da ein Blockbuster eher eine Vermarktungsform ist). Es gibt darüber hinaus ja durchaus eine Art von kritischem Konsens, d.h. eine breit akzeptierte Einordnung von künstlerischer Relevanz bei Filmen (wie auch generell in der Kunst). Einem 2001 oder Easy Rider wird so beispielsweise ein andere künstlerische Bedeutung zugeordnet wie z.B. einem Marvel-Film. Damit einhergeht in der Regel auch ein künstlerischer Nachhall, d.h. eine Vorbildfunktion für folgende Filme oder auch generell für die Weiterentwicklung des Kinos bzw. der Kunstform Film. Deshalb kann einem Marvel Teil 29 subjektiv trotzdem besser gefallen und der macht am Ende vermutlich auch mehr Geld, aber hinsichtlich der künstlerischen Relevanz wäre er als weniger wichtig einzustufen.danielcc hat geschrieben: 30. November 2022 10:44 Also, gerade was "kulturelle Relevanz" angeht ist Spielberg doch einsame Spitze. Er hat ja praktisch den popkulturellen Blockbuster erfunden oder mindestens mehr geprägt als jeder andere. Oder was ist für die kulturelle Relevanz?
Klar, kann man natürlich so sehen. Aber das ist dann halt eine rein wirtschaftliche Betrachtung, die zwar den Vorteil hat vergleichsweise gut quantifizierbar zu sein, aber halt als Gradmesser für Qualität (oder nennen wir es künstlerische Güte, wenn dir der Begriff lieber ist) nur bedingt zielführend ist (so hat beispielsweise auch exzellentes Marketing einen bedeutenden Anteil an gutem Einspiel). Wäre dies anders, dann müssten die Filmbestenlisten ja weitgehend identisch mit den Einspielbestenlisten sein, tatsächlich verirrt sich da aber eher selten mal ein grosser Blockbuster auf den Spitzenrängen (auch, weil massentaugliche Blockbuster in den allermeisten Fällen bewusst stilistisch wie inhaltlich auf konsensfähige Kompromisse setzen und das Konzept des Blockbusters wie oben bereits geschrieben viel mehr Vermarktungsform denn eine filmische Ausprägung ist).danielcc hat geschrieben: 30. November 2022 10:44ch bin da ja etwas mainstreamig unterwegs. Jemand der tolle Filme macht die aber niemand sieht, ist nicht relevant. Basta.
Fraglos, aber unter diesem Aspekt gehört auch Michael Bay auf den filmischen Olymp. Kann man so sehen, nach dem jüngsten "Genuss" seines Ambulanz-Heulers würde ich den Herrn und seine filmischen Bemühungen dann aber doch eher im filmischen Hades ansiedeln.danielcc hat geschrieben: 30. November 2022 10:44Kaum ein Regisseur (nein: KEIN Regisseur) hat so viele Filme geschaffen, die von so vielen Menschen gesehen worden sind.
Du meinst so wie bei dem "gruselig langweiligen" West Side Story mit 7 Nominierungen?danielcc hat geschrieben: 30. November 2022 10:44Hinzu kommt, dass Spielberg ja durchaus auch filmisch/künstlersch Relevantes abgeliefert hat, wie sich in seiner beachtlichen Anzahl von Award Nominierungen und gewonnenen Preisen zeigt (ja, man mag vom Oscar oder anderen Preisen halten was man will, dennoch)
Aber ich mache nur Spass, natürlich hat Spielberg auch unter filmischen/künstlerischen Aspekten einen Platz unter den Besten verdient. Nur allein auf weiter Flur sehe ich ihn da halt nicht.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"
Re: Indiana Jones
336Ich würde ihn auch nicht uneingeschränkt abfeiern, der Einwurf einer oftmals durchscheinenden Naivität, Simplizität und Emotionalität ist nicht unberechtigt. Andererseits hat er das geschafft, wozu Kino in allererster Linie da ist: Menschen in sehr großer Anzahl und über einen sehr langen Zeitraum bestens zu unterhalten. Da kommt von den reinen Zahlen nur noch Jim Cameron ran, aber das mit sehr viel weniger Filmen.
Spielberg hat sich lange Zeit einen fast schon kindlichen Übermut bewahrt, ironischerweise ist das für seine Fans eine seiner größten Stärken und für seine Kritiker eine seiner größten Schwächen.
Spannungsmomente sehe ich gar nicht so sehr als Merkmal bzw. als Stärke - Duell und Jaws klar, aber Jurassic Park war dann doch im Vergleich zum Roman deutlich entschärft und München hab ich praktisch komplett vergessen. Vielmehr versteht er es meisterhaft seinen Filmen ein Pacing zu verschaffen, das regelrecht mitreißt (v.a. in der Indy-Trilogie) sowie Welten zu erschaffen, in die man sich sehr gern verliert (Close Encounters, Jaws, E.T., Jurassic Park).
Vergessen werden sollte auch nicht, dass er bei einem weiteren Meilenstein maßgeblich die Finger im Spiel hatte: Back to the Future.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass er nach Schindler/Park/Ryan keinen Klassiker mehr geschaffen hat und da reden wir immerhin von 15 Regie-Arbeiten und fast 25 Jahren. Seine deutlich erwachsenere Ausrichtung gefällt auch mir deutlich weniger, da sie ihm a) einiger seiner Stärken beraubt und b) durch seinen Hang zur Simplifizierung, Emotionalisieren und Maralisierung ein konservatives und dröges Element bekommen, das weit weniger mitreißt. Aber das ist meine persönliche Meinung. Immerhin hat er sich aber altersbedingt weiter entwickelt.
Und was ihm am Ende definitiv niemand absprechen kann, ist die Erschaffung von 3 Ikonen der Filmgeschichte, die auch heute noch jedes Kind kennt: Jaws, Indy und E.T.
Vergleicht man ihn allerdings mit andere Regisseuren seiner Ära, dann relativiert sich das ein wenig, womit ich meine, dass er nicht allein und völlig unangefochten auf dem Thron sitzt. Auch Ridley Scott hat mit Alien, Blade Runner und Gladiator drei filmhistorische Meilensteine hingelegt, die ebenfalls von enormer popkultureller Bedeutung sind (aber natürlich am Box Office nicht mithalten können).
Nehmen wir aber James Cameron, dann hat dieser mit Terminator, Terminator 2, Titanic und Avatar ein mindestens ebenbürtiges Oeuvre vorzuweisen.
Bay taugt imo trotz seiner Transformers-Erfolge und Krachern wie The Rock, Armageddon etc. nicht zum Vergleich. Denn seine Filme haben keinen popkulturellen Nachhall und - das finde ich kann man jetzt schon sagen - werden auf lange Sicht auch filmhistorisch keine Ausnahmestellung einnehmen. Und das schreibe ich als häufiger Verteidiger in Bay-Bashing-Runden. Er schafft es auch weit weniger als Spielberg die Empathie-Karte zu spielen, böse ausgedrückt, er kann keine Rührseligkeit.
Der von mir ebenfalls verehrte frühe Carpenter wurde ja schon genannt, passt aber auch nur bedingt. Er ist das klassische Beispiel eines Kultregissseurs mit enorm nachhaltiger Wirkung, aber kein Massenphänomen-Jongleur wie Steven. Aber mit Halloween, The Fog, Escape from NY, The Thing muss er sich jedenfalls nicht verstecken.
Spielberg hat sich lange Zeit einen fast schon kindlichen Übermut bewahrt, ironischerweise ist das für seine Fans eine seiner größten Stärken und für seine Kritiker eine seiner größten Schwächen.
Spannungsmomente sehe ich gar nicht so sehr als Merkmal bzw. als Stärke - Duell und Jaws klar, aber Jurassic Park war dann doch im Vergleich zum Roman deutlich entschärft und München hab ich praktisch komplett vergessen. Vielmehr versteht er es meisterhaft seinen Filmen ein Pacing zu verschaffen, das regelrecht mitreißt (v.a. in der Indy-Trilogie) sowie Welten zu erschaffen, in die man sich sehr gern verliert (Close Encounters, Jaws, E.T., Jurassic Park).
Vergessen werden sollte auch nicht, dass er bei einem weiteren Meilenstein maßgeblich die Finger im Spiel hatte: Back to the Future.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass er nach Schindler/Park/Ryan keinen Klassiker mehr geschaffen hat und da reden wir immerhin von 15 Regie-Arbeiten und fast 25 Jahren. Seine deutlich erwachsenere Ausrichtung gefällt auch mir deutlich weniger, da sie ihm a) einiger seiner Stärken beraubt und b) durch seinen Hang zur Simplifizierung, Emotionalisieren und Maralisierung ein konservatives und dröges Element bekommen, das weit weniger mitreißt. Aber das ist meine persönliche Meinung. Immerhin hat er sich aber altersbedingt weiter entwickelt.
Und was ihm am Ende definitiv niemand absprechen kann, ist die Erschaffung von 3 Ikonen der Filmgeschichte, die auch heute noch jedes Kind kennt: Jaws, Indy und E.T.
Vergleicht man ihn allerdings mit andere Regisseuren seiner Ära, dann relativiert sich das ein wenig, womit ich meine, dass er nicht allein und völlig unangefochten auf dem Thron sitzt. Auch Ridley Scott hat mit Alien, Blade Runner und Gladiator drei filmhistorische Meilensteine hingelegt, die ebenfalls von enormer popkultureller Bedeutung sind (aber natürlich am Box Office nicht mithalten können).
Nehmen wir aber James Cameron, dann hat dieser mit Terminator, Terminator 2, Titanic und Avatar ein mindestens ebenbürtiges Oeuvre vorzuweisen.
Bay taugt imo trotz seiner Transformers-Erfolge und Krachern wie The Rock, Armageddon etc. nicht zum Vergleich. Denn seine Filme haben keinen popkulturellen Nachhall und - das finde ich kann man jetzt schon sagen - werden auf lange Sicht auch filmhistorisch keine Ausnahmestellung einnehmen. Und das schreibe ich als häufiger Verteidiger in Bay-Bashing-Runden. Er schafft es auch weit weniger als Spielberg die Empathie-Karte zu spielen, böse ausgedrückt, er kann keine Rührseligkeit.
Der von mir ebenfalls verehrte frühe Carpenter wurde ja schon genannt, passt aber auch nur bedingt. Er ist das klassische Beispiel eines Kultregissseurs mit enorm nachhaltiger Wirkung, aber kein Massenphänomen-Jongleur wie Steven. Aber mit Halloween, The Fog, Escape from NY, The Thing muss er sich jedenfalls nicht verstecken.
http://www.vodkasreviews.de
https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/
https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/
Re: Indiana Jones
337Mein Punkt mit Carpenter (und Argento) war ja aufzuzeigen, dass Kritik an ikonischen Filmemachern immer erlaubt sein muss - und die beiden taugen als Extrembeispiele eben gut, da sie die Qualität ihrer epochalen früheren Werke schon seit langem sehr weit unterschreiten. Quasi Spielberg im Extrem. Davon ab mache ich da aber auch keinen Unterschied zwischen kommerziell sehr erfolgreichen und kommerziell nicht ganz so erfolgreiche Filmemachern (denn erfolgreich waren Carpenter und Argento ja durchaus auch - nur eben nicht auf dem Blockbuster-Niveau eines Spielberg, Lucas, Cameron oder Bay), für mich zählt da nur die Güte des Werkes, der Zuschauer-Zuspruch ist dann lediglich ein netter Extrapunkt.vodkamartini hat geschrieben: 30. November 2022 17:41 Der von mir ebenfalls verehrte frühe Carpenter wurde ja schon genannt, passt aber auch nur bedingt. Er ist das klassische Beispiel eines Kultregissseurs mit enorm nachhaltiger Wirkung, aber kein Massenphänomen-Jongleur wie Steven. Aber mit Halloween, The Fog, Escape from NY, The Thing muss er sich jedenfalls nicht verstecken.
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Re: Indiana Jones
338Nur liegt die Güte des Werks im subjektiven Auge des Betrachters oder des Filmkritikers. Ein polkulturelles Phänomen wird man nicht mit Kritikerlob oder einer von manchen attestieren Wertigkeit. Spielberg und Argento spielen imo nicht in derselben Liga, das meine ich wertfrei. Spielberg wird auch historisch gesehen einer berühmtesten Vertreter des Mediums sein - zumindest für eine noch recht lange Zeit -, bei Argento sehe ich da nichts Vergleichbares. Was natürlich nicht heißten soll, dass seine Filme schlechter sind. In solchen Kategorien bzw. Kausalketten denke ich nicht.
http://www.vodkasreviews.de
https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/
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Re: Indiana Jones
339Da bin ich bei dir.AnatolGogol hat geschrieben: 30. November 2022 19:57 Mein Punkt mit Carpenter (und Argento) war ja aufzuzeigen, dass Kritik an ikonischen Filmemachern immer erlaubt sein muss -
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Re: Senses of Wonder – Die Filme des Steven Spielberg
340Ich habe die Diskussion mal vom Indy- in den Spielberg-Thread verlegt.
We'll always have Marburg
Let the sheep out, kid.
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Re: Indiana Jones
341Ich glaube, wir schreiben hier etwas aneinander vorbei. Kern meiner Ausführungen war ja eigentlich nur aufzuzeigen, dass Spielbergs einsame Ausnahmestellung als Filmemacher, wie sie Daniel ins Spiel gebracht hat, nur unter dem wirtschaftlichen Aspekt zieht, nicht aber wenn es um filmische (oder kulturelle) Meriten geht, denn da gibt es zweifellos noch andere Regisseure, die da zu nennen wären - allerdings aus meiner Sicht weder Argento noch Carpenter, diese dienten mir hier nur als Extrembeispiele hinsichtlich des Umgangs mit qualitativ nachlassenden Regisseuren.vodkamartini hat geschrieben: 30. November 2022 20:15 Nur liegt die Güte des Werks im subjektiven Auge des Betrachters oder des Filmkritikers. Ein polkulturelles Phänomen wird man nicht mit Kritikerlob oder einer von manchen attestieren Wertigkeit. Spielberg und Argento spielen imo nicht in derselben Liga, das meine ich wertfrei. Spielberg wird auch historisch gesehen einer berühmtesten Vertreter des Mediums sein - zumindest für eine noch recht lange Zeit -, bei Argento sehe ich da nichts Vergleichbares. Was natürlich nicht heißten soll, dass seine Filme schlechter sind. In solchen Kategorien bzw. Kausalketten denke ich nicht.
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Re: Indiana Jones
342Ich definiere Kunst als etwas, das über das reine Vermitteln von Informationen und Inhalten hinaus auch die eigene Form reflektiert, und dadurch einen Dialog zwischen Werk und Rezipient*in zulässt. Im Idealfall verändert ein Werk den Blick auf Sachverhalte oder die Gattung/das Genre aus dem es kommt. Das lässt sich auf bildende, filmische, musikalische, etc. ... Kunst übertragen.Casino Hille hat geschrieben: 29. November 2022 02:29 Ich mag "Schindlers Liste" auch nicht sonderlich (ich bevorzuge "Der Pianist"), aber letztlich ist es doch ganz einfach: Michael Haneke könnte fünfhundert Holocaust-Filme drehen und würde damit nie das Publikum erreichen und berühren, das von einem Steven Spielberg erreicht und berührt wird. Das muss man neidlos anerkennen - und ja, das ist für sich genommen auch ein großer Verdienst. Ansonsten denkst du mir zu sehr in Kategorien, die es so meines Erachtens nicht gibt. Spielbergs Filme sind perfektes Handwerk, aber keine Filmkunst? Wer entscheidet das? Er macht Unterhaltungsprojekte, statt den intellektuellen Zugang zu wählen. Da bin ich bei dir. Aber über mehrere Jahrzehnte ein riesiges Publikum zu unterhalten, zu begeistern und zu inspirieren und damit sowohl den Massengeschmack als auch die Popkultur als Institution nachhaltig mehrfach (!) zu prägen und mitzudefinieren, soll keine Kunst sein? Das finde ich persönlich elitär gedacht. Vielleicht meinst du es anders - oder wir haben da eben unterschiedliche Auffassungen. So oder so wirst du Spielberg in meinen Augen damit sehr viel weniger gerecht, als ich es Haneke mit dem Begriff "Laber-Kino" geworden bin. Ich mag von Haneke übrigens "Das weiße Band" sehr, bin also dem Ösi nicht zwingend negativ gegenüber eingestellt (obwohl er mit "Funny Games" einen meiner Hassfilme verbrochen hat - zugegebenermaßen hat Opa Steven das mit "Der Soldat James Ryan" allerdings auch).
Ich trenne da nicht und empfinde es kaum als sinnvoll. Für mich kann das Erlebnis bei "Der weiße Hai" genauso groß sein wie bei "Der Pate" und "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" ist nicht mehr oder weniger wertvoll als "2001: Odyssee im Weltraum" in meiner persönlichen Ansicht, nur weil der eine "Kommerz" ist und der andere vermeintlich "Kunst". Das Medium Film ist viel zu vielfältig, um in solchen Schubladen zu denken und daraus "Gütesiegel" abzuleiten.
Ob es dann gefällt oder nicht, hängt von ganz subjektiven Faktoren ab, die letztlich mehr über das Empfinden der Rezipient*innen aussagen als über die Werke, oder die Intensionen der Urheber*innen. (Edit - habe den Satz umgebaut)
Worin diese Einstellung jetzt in irgendeiner Form „elitär“ sein soll, verstehe ich nicht, aber das können Außenstehende mit Sicherheit sehr viel besser einschätzen als man selbst . Hätte damit eigentlch auch kein Problem, bewege ich mich schließlich auch unter anderem in „elitären“ Kreisen, oder Kreisen, die es gerne wären, was mit Sicherheit abfärbt.
Ich finde es nur amüsant, dass du mir Schubladendenken attestierst, aber im selben Atemzug eine eiltäre Haltung hinter meinem Post zu erkennen meinst, und somit exemplarisch vor Augen führst, wie sehr wir Menschen nunmal dazu neigen, in Kategorien denken - ob wir es nun beabsichtigen oder nicht.
Aber das ist nicht so schlimm, solange diese fluide genug bleiben um auch Umdenken und Entwicklungen zu ermöglichen.
Falls du deinen letzten Satz mit Gütesiegel auf das beziehst, was ich zu Haneke und Filmkunst geschrieben habe, so kann ich dir versichern, dass ich keinen besonderen Gefallen daran empfinde, Filme mit irgendwelchen Prädikaten zu versehen, oder Einteilungen vorzunehmen.
So vergebe ich in den meisten Fällen auch keine Punkte oder Sterne bei Rezensionen, sondern hebe stattdessen jene Aspekte hervor die mir gefallen/missfallen.
Und mir gefällt auch allerhand „Schund“, der sich auch als solchen ausgibt.
Mit Sicherheit hätte Haneke im Falle eines Holocaustfilmes nicht mit derselben Infrastruktur zu rechnen wie Spielberg, dem auch 1993 mehrere Produktionsfirmen und Anteile an großen Konzernen gehörten, der schon damals eine unglaubliche Macht auf die US-Filmindustrie auszuüben vermochte und sich auch die besten Slots für seine eigenen Produktion und die Produktionen seiner Freunde sichern konnte.
Somit würde Haneke natürlich weniger Menschen erreichen, das ist aber ein Problem des Dispositivs und nicht des Diskurses. Es ist eben leichter ein Produkt zu vermarkten, das Fragen beantwortet, als eines, das Fragen aufwirft.
Dir gefällt Das Weiße Band - mir auch, sehr sogar. Da hast du es ja - das ist eigentlich Hanekes Beitrag zum Thema Holocaust (u.a. denn der Film lässt sich auf jede Form von Indokrnierung durch eine Ideologie und damit einhergehende Konsequenzen übertragen). Haneke hat den Zeitraum der Handlung ja nicht willkürlich gewählt, werden die Kinder in den 30er Jahren schließlich jene sein, die die Nationalsozialisten stark machen, sich ihnen gar anschließen und wegschauen werden, wenn sie nicht sogar selbst Verbrechen begehen, das reproduzieren werden, was ihnen durch ihre brutale Erziehung zu Teil wurde. Das, was Hanekes Film so wertvoll und in meinen Augen auch künstlerisch gehaltvoll macht, ist die Ambivalenz mit der er sich dem Thema annähert. Keine Figur ist hier eindimensional, keine Sachverhalt „einfach“. Hier lässt sich ein wahres Bestreben nach Austausch erkennen, verlässt sich Haneke in erster Linie auf die Kraft der Suggestion um seine Geschichte zu erzählen.
Haneke würde von vornerein nicht auf die Idee kommen ein KZ, oder Vernichtungslager, also ein Ort, der sich im Ausmaß seiner menschenverachtenden Grausamkeit jeglicher Vorstllungskraft entzieht, auf der Leinwand zu rekonstruieren. Das ist auch nicht nötig, um die richtigen Fragen zu stellen. Nur möchten die Menschen meistens berührt und aufgewühlt werden, ohne danach schlecht zu schlafen, oder mit Schuldgefühlen aus dem Kino zu gehen, was natürlich auch ihr gutes Recht ist. Dann ist ein Schindler's List genau das richtige für sie. Auch hier kann ich aber die handwerkliche Qualität des Filmes würdigen, sowie die schauspielerischen Leistungen. Aufgrund seiner Nähe zu filmtechnischen Praktiken der Nouvelle Vague und des italienischen Neorealismus stellt in Spielbergs Schaffen ein Ausnahme-Phänomen dar, erwarten wir einen Regisseuren wie ihn schließlich nicht unbedingt auf diesem Terrain. Es zeugt von einer Form der ästhetischen Auseinandersetzung, die ich mir aber auch im Umgang mit der Thematik des Filmes gewünscht hätte.
Zu Spielberg:
Unbestreitbar hat er großes geleistet und die Popkultur der ausgehenden Siebziger und Achtziger geprägt, wie wenig andere. Aber das haben McDonalds und der Coke-Konzern auch, deswegen ist es noch lange keine „Kunst“. Wenn Andy Warhol oder Ai Wei Wei den Coca Cola-Schriftzug in ihren Arbeiten rekontextualisieren, dann kann so etwas wie eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Konsumverhalten entstehen - das würde ich dann schon eher als „Kunst“ bezeichnen, da hier auch die Form und das was eine Form überhaupt sein kann neuverhandelt wird. Richtig scheiße und blöd und prätentiös kann und darf das trotzdem sein.
Spielberg verhandelt in seinen Filmen nichts neu, und reflektiert schon gar nicht die Form seiner Arbeiten. Indiana Jones als Genrehybrid mit Zitaten und Selbstzitaten versehen, ließe sich zwar als Produkt der Postmoderne lesen, doch zeigt Spielberg an keiner Stelle Interesse sich mit Strukturen auseinanderzusetzen. Im Gegenteil - er nutzt diese Strukturen zu seinen Gunsten, und zu Gunsten der Profitmaximierung. Das ist sehr clever, meinetwegen sogar genial, aber eben nicht geistvoll.
Zuletzt geändert von craigistheman am 2. Dezember 2022 11:28, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Senses of Wonder – Die Filme des Steven Spielberg
343Ich bleibe dabei: Selbst im Vergleich zu Cameron und R Scott ist Spielberg noch auf einem anderen Niveau anzusiedeln.
Ridley Scott wird außerhalb einer Film-Blase fast niemand da draußen kennen - auch wenn das absurd ist, aber auch das zeigt welche Ausnahme Spielberg ist!
Cameron kennen wohl die meisten, aber er hat doch ein bedeutend kleines Werk vorzuweisen.
Noch mal: Oben hat Vodka Spielberg vorgeworfen, dass er seit 20 Jahren keinen Klassiker mehr geschaffen hat. Das ist ein Argument wie "nach Thriller ging es bei Michael Jackson bergab". Welche andere Regisseur hat denm überhaupt so viele Klassiker geschaffen? Ganz abgesehen davon, dass auch viele Filme der letzten 20 Jahre ja immer noch toll sind und auch hohe Anerkennung erfahren haben.
Damit kein falscher Eindruck entsteht: ich bin gar kein großer Spielberg fan. Kenne sogar nicht all seine "Klassiker". Aber er sucht doch seines Gleichen
Ridley Scott wird außerhalb einer Film-Blase fast niemand da draußen kennen - auch wenn das absurd ist, aber auch das zeigt welche Ausnahme Spielberg ist!
Cameron kennen wohl die meisten, aber er hat doch ein bedeutend kleines Werk vorzuweisen.
Noch mal: Oben hat Vodka Spielberg vorgeworfen, dass er seit 20 Jahren keinen Klassiker mehr geschaffen hat. Das ist ein Argument wie "nach Thriller ging es bei Michael Jackson bergab". Welche andere Regisseur hat denm überhaupt so viele Klassiker geschaffen? Ganz abgesehen davon, dass auch viele Filme der letzten 20 Jahre ja immer noch toll sind und auch hohe Anerkennung erfahren haben.
Damit kein falscher Eindruck entsteht: ich bin gar kein großer Spielberg fan. Kenne sogar nicht all seine "Klassiker". Aber er sucht doch seines Gleichen
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Re: Senses of Wonder – Die Filme des Steven Spielberg
344Bin derselben Meinung wie danielcc. Kaum ein anderer Regiesseur hat das Kino so geprägt und so viele Klassiker hervorgebracht wie Spielberg.
"Verstehen Sie mich nicht falsch es ist nichts persönliches, es ist was rein geschäftliches."
Re: Senses of Wonder – Die Filme des Steven Spielberg
345@craigstheman:
Ein netter Beitrag zum Thema Kunst.
Was aber aus meiner Sicht fehlt: Selbst, wenn man alles was du als Kunst definierst beiseitelässt, dann geht doch die Arbeit Spielbergs was die Gestaltung angeht, deutlich über das hinaus, was andere Regisseure von "Unterhaltungsfilmen" geleistet haben. So gesehen finde ich deine Definition von Kunst wiederum sehr eingeschränkt.
Spielberg geht es wohl nicht um das, was du da diskutierst, muss es auch gar nicht. Dennoch ist er was das Handwerk angeht, ein toller Künstler. Dazu gehört die Gestaltung von Szenen, die Kamera und Lichtsetzung, der Schnitt, die gesamte Dramaturgie der Erzählung, der Einsatz von Musik,... all das ist in Spielberg Filmen (auch den Späteren) oft deutlich "künstlerischer" als in Filmen anderer Regisseure.
Selbst wenn ich mich auf dich einlasse, kann ich doch genügend in Spielbergs Filmen finden, was mindestens mal oberflächlich einen Aspekt beleuchtet und den Betrachter in Bezug darauf zum Nachdenken anregt (ich denke an Minority Report, AI, Schindlers Liste,...)
Insofern halte ich fest:
- Spielberg hat mehr Filme inszeniert als viele Regisseure
- Er hat mehr Zuschauer mit seinen Filmen erreicht als wohl jeder andere Regisseur
- Er hat eine große Bandbreite an Filmen
- Er hat Preise in verschiedenen Disziplinen für seine Filme gewonnen
- Er hat das Unterhaltungskino teilweise mit definiert vor allem aber geprägt (auch mit seiner Produzenten Tätigkeit)
- Er hat einen handwerklichen Anspruch in seiner Arbeit der unverkennbar ist
- Er ist bekannter als wohl jeder andere Regisseur
Ja, Spielberg ist ganz klar eine Ausnahmeerscheinung und da gibt es vielleicht nur 2 oder 3 Regisseure, die überhaupt mit ihm konkurrieren können.
Ein netter Beitrag zum Thema Kunst.
Was aber aus meiner Sicht fehlt: Selbst, wenn man alles was du als Kunst definierst beiseitelässt, dann geht doch die Arbeit Spielbergs was die Gestaltung angeht, deutlich über das hinaus, was andere Regisseure von "Unterhaltungsfilmen" geleistet haben. So gesehen finde ich deine Definition von Kunst wiederum sehr eingeschränkt.
Spielberg geht es wohl nicht um das, was du da diskutierst, muss es auch gar nicht. Dennoch ist er was das Handwerk angeht, ein toller Künstler. Dazu gehört die Gestaltung von Szenen, die Kamera und Lichtsetzung, der Schnitt, die gesamte Dramaturgie der Erzählung, der Einsatz von Musik,... all das ist in Spielberg Filmen (auch den Späteren) oft deutlich "künstlerischer" als in Filmen anderer Regisseure.
Selbst wenn ich mich auf dich einlasse, kann ich doch genügend in Spielbergs Filmen finden, was mindestens mal oberflächlich einen Aspekt beleuchtet und den Betrachter in Bezug darauf zum Nachdenken anregt (ich denke an Minority Report, AI, Schindlers Liste,...)
Insofern halte ich fest:
- Spielberg hat mehr Filme inszeniert als viele Regisseure
- Er hat mehr Zuschauer mit seinen Filmen erreicht als wohl jeder andere Regisseur
- Er hat eine große Bandbreite an Filmen
- Er hat Preise in verschiedenen Disziplinen für seine Filme gewonnen
- Er hat das Unterhaltungskino teilweise mit definiert vor allem aber geprägt (auch mit seiner Produzenten Tätigkeit)
- Er hat einen handwerklichen Anspruch in seiner Arbeit der unverkennbar ist
- Er ist bekannter als wohl jeder andere Regisseur
Ja, Spielberg ist ganz klar eine Ausnahmeerscheinung und da gibt es vielleicht nur 2 oder 3 Regisseure, die überhaupt mit ihm konkurrieren können.
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