Nachdem ich dereinst angeregt durch dieses Forum ALLE 52 erhaltenen Hitchcock-Spielfilme innerhalb eines Jahres gesehen hatte, habe ich nur einzelne davon noch einmal wieder gesehen. (Was auch daran lag, dass gerade meine Lieblinge lange Zeit verliehen waren an einen Freund, der viel zu lange brauchte, sie zu sichten.) Nun habe ich aber die letzten Wochen mal wieder einen kleinen Hitchock-Marathon der 2. Hälfte seines Schaffens veranstaltet, bzw. bin noch nicht ganz fertig, ein paar kommen da noch. Nun, was soll ich sagen?
Ich finde es beim großen Hitch immer wieder erstaunlich, wenn er als „Großmeister des Horrors“ betitelt wird, als hätte er Zeit seines Lebens Horrorfilme gedreht. Tatsächlich ist doch gerade bei ihm das Schöne, wie vielfältig er sich immer wieder ausprobierte und auch mal ganz neue Wege beschritt. Neben dem ewigen Motiv des unschuldig Verfolgten sind da auch mal Historienfilme, Komödien oder Romanzen darunter. Was dabei teilweise Fabelhaftes bei rauskam, ist bekannt. „Immer Ärger mit Harry“ zB hat mir neulich ganz fantastisch gefallen, ein herrlicher farbenfroher schwarzhumoriger Film, der mir wirklich viel Spaß gemacht hat. Generell fällt mir auf, dass ich von seinen Filmen tendenziell eher diejenigen bevorzuge, die nicht so sehr im kollektiven Gedächtnis seines Schaffens verankert sind. Neben dem schon genannten fallen mir da unter anderem auch noch „Das Rettungsboot“ oder „Saboteure“ ein. (Auch wenn die natürlich trotzdem alles andere als unbekannt sind) Dem gegenüber stehen Filme, die von vielen als DIE Meisterwerke des Meisters angesehen werden, und denen ich nicht so viel abgewinnen kann. Allen voran „Berüchtigt“ oder „Der Fremde im Zug“. Auch „Der unsichtbare Dritte“ oder „Über den Dächern von Nizza“ hat mich neulich nicht so ganz, und man beachte bitte das Wortspiel, gecatcht. Vor allem bei letzterem kann ich mir das persönlich nicht ganz erklären und stimme damit vielem zu, was ihr die letzten Beiträge hier geschrieben habt. Viele tolle Einzelszenen, unglaubliche Kulissen, generell alles super, aber ganz so toll, wie ich es gerne haben würde, finde ich ihn nicht. (Letztendlich aber völlig egal, jede Sekunde, die man Grace Kelly sehen darf, sollte Argument genug für den Film und auch die anderen beiden mit ihrer Beteiligung sein. Was für eine Frau.
)
Dennoch tragen die berühmtesten Hitchcöcker nicht ohne Grund ebendieses Attribut und ich hatte wieder sehr viel Spaß mit seinen späteren Filmen. Allen voran die 4 Filme mit Jimmy Stewart gehören zu meinen Favoriten. Alles vier sehr unterschiedliche Filme, aber alle grandios. GP, ich melde mich hiermit entgegengesetzt zu den anderen Banausen und sage 10/10 für das Fenster. Stewart, Grace Kelly in ihren fantastischen Kleidern, die Kulissen, Grace Kelly, der Mord, Grace Kelly, die Hitze, die mir durch den Fernseher geradezu entgegenschlug, Grace Kelly und noch so viel mehr (Grace Kelly zB) machen den Film zu etwas ganz besonderem. Auch Psycho mit dem fantastisch aufspielenden Anthony Perkins ist weiterhin ganz oben mit dabei. Die größte Freude verspürte ich aber jüngst gestern bei der Sichtung der Vögel. Fand ich diese beim letzten Mal noch etwas langatmig und irgendwie enttäuschend, war ich nun vollends verzückt von allem, was sich in Bodega Bay so abspielt. (Und was für fantastische Matte Paintings dabei sind!) Der unaufgeregte Aufbau, die Ankunft von Tippi Hedren in Bodega Bay, das einfach nur malerisch schön aussieht, die Fahrt über die Bucht und dann der erste Angriff der Möwe - noch denkt man sich nichts dabei - und dann geht es langsam los. Die Angriffe beim Geburtstag, durch den Kamin und auf die Stadt, einfach wow. Toller Film.
Jetzt stehen noch seine letzten 5 Werke an, von denen ich nur noch weiß, dass ich mindestens 3 davon nicht so überragend fand, aber das kann sich ja offensichtlich durchaus ändern. Auf geht‘s.