Re: Der Hitchcock Thread

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GoldenProjectile hat geschrieben: 23. September 2020 13:22 Nachdem ich ihn gestern spät zum vierten oder fünften Mal gesehen habe: Welcher Tor gibt hier Rear Window eigentlich keine 10 Punkte?
Na ich! Schöner Film, aber ich habe auch immer das Gefühl, dass er sich mittendrin ein klein wenig zieht. Nix dramatisches, aber genug um ihn von den Spitzen-Hitchens zu trennen.
Casino Hille hat geschrieben: 23. September 2020 13:29 Um das kurz hevorzuholen: To Catch a Thief habe ich noch kurz vor Corona-Ausbruch im Kino in einer Retrospektive gesehen und das ist ein Film für Träumer. Die Diebstahl-Geschichte habe ich kaum verfolgt, aber ich war begeistert von den tollen Farben, der romantischen Stimmung, dem herrlichen Humor etc. Hat auch meiner Begleitung sehr gut gefallen, und er ähnelt im gewissen Sinne stimmungstechnisch Charade, Ärger im Paradies oder in Teilen auch Hitchs späterem Der unsichtbare Dritte.
Den mittleren kenn ich nicht, aber die beiden anderen haben gegenüber Nizza einen entscheidenden Vorteil: sie haben eine wesentlich packendere Handlung. Ich mag Nizza ja auch, er lebt viel von Stimmung, Atmosphäre und einzelnen Momenten und genau die liefert er auch zu Genüge. Aber ähnlich (bzw. deutlich mehr) als beim Fenster zieht er sich für mich gerade im Mittelteil merklich, allen pittoresken Sehenswürdigkeiten zum Trotz.
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Re: Der Hitchcock Thread

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Casino Hille hat geschrieben: 23. September 2020 13:29 Wenn ich in der Hilleschen Datenbank nachschaue: Offenbar bin ich ein solcher Tor! :D
AnatolGogol hat geschrieben: 23. September 2020 13:42 Na ich!
vodkamartini hat geschrieben: 24. September 2020 14:47 Bin auch ein Anti-10-Tor beim Fenster und einer, der immer sehr viel Vergnügen an den Nizza-Dächern hat. Ein zwar subtiler aber durchgängig toller Humor.
Wie albern!

Naja, Hauptsache ich wurde in meiner 10 bestätigt. Denkt euch einfach noch ein paar Maibaumsche Ausführungen über unmittelbares Erleben etc. zu meinem Kurztext. Was für ein Film... (sagte ich das schon?)

To Catch a Thief fand ich gar nicht mal so toll, müsste ich aber entsprechend nachprüfen. Charade habe ich klar besser in Erinnerung.
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Re: Der Hitchcock Thread

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GoldenProjectile hat geschrieben: 23. September 2020 15:42 To Catch a Thief fand ich gar nicht mal so toll, müsste ich aber entsprechend nachprüfen. Charade habe ich klar besser in Erinnerung.
Gestern nachgeprüft und es hat sich nichts geändert. Film ist gepflegt unterhaltsam. Einige sind ja der Meinung dass die Beziehungskiste zwischen Grant und Kelly mehr das Zentrum des Films sei als die eigentliche Juwelengeschichte, da kann ich bedingt zustimmen, weil im fertigen Film beides zusammen, ineinander verwoben funktionieren sollte (ähnlich wie Beziehungskiste und Mordfall im Fenster), dies aber nicht besonders elegant tun und eher neben- als miteinander laufen. Auch weil die Story zwischen dem solariums-gebräunten Archie Leach und der holden Fürstin von Monaco trotz einiger toller Einzelmomente nicht die Tiefe des Pendants aus Rear Window erreicht, wenn der Vergleich mal erlaubt ist.

Das sommerliche Riviera-Setting ist schon sehr charmant, und auch visuell bietet Hitchcock zwischendurch immer wieder tolles (auch wenn auf meiner billigen Einzel-DVD nicht viel vom hochauflösenden Vistavision übrigbleibt, so flimmert der klein-gestreifte Pullover Grants ständig, und ausgerechnet den trägt Bräunungs-Archie gefühlt die gesamte erste Filmhälfte). Besonders die Szenen beim Feuerwerk im Hotelzimmer sind exzellent und atmosphärisch, oder ein eleganter Kameraschwenk über den auf dem Rücken schwimmenden Grant, oder die einlullenden Farben der abschliessenden Tanzszenen (auch wenn letztere sich trotz aller Bildgewalt etwas ziehen). Zwischendurch agieren Grant und Kelly aber auch vor recht farblosen Rückprojektionen, was den Urlaubscharme des Films immer wieder etwas stört, auch verglichen mit den Vögeln, in denen die Matte Paintings von Bodega Bay sehr gut funktionieren.

To Catch a Thief ist wie eingangs erwähnt ein gepflegt unterhaltsamer Film, für Hitch aber mehr ein laues Lüftchen. Es wirkt ein wenig als wären Hitch, Grace und Grant im Urlaub. Mehr als 6 Punkte gebe ich weiterhin nicht.
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Re: Der Hitchcock Thread

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Auf TCAT bzw. ÜDDVN freue ich mich im Vorfeld einer Sichtung immer wie Bolle, nur um dann beim Schauen doch immer wieder die gleiche Ernüchterung zu verspüren. Ich mag den Film ja trotzdem, aber das vorsichhin plätschern entwertet die vielen tollen einzelnen Szenen und Momente dann doch in gewisser Weise. Immer noch ein schöner FIlm und vor allem auch einer, der wie kaum ein anderer sich wie Urlaub im Süden anfühlt. Aber eben auch einer, bei dem ich immer das Gefühl habe, dass er recht weit hinter dem bleibt, was eigentlich möglich gewesen wäre. Vielleicht liegt es tatsächlich auch ein wenig daran, dass der sonst auf den kontrollierten und bequemen Studiodreh schwörende Hitchcock hier so viel wie selten On Location gedreht hat und daher vielleicht nicht ganz so bei der Sache war wie gewohnt. Und ja, Cary Nussbraun ist wohl tatsächlich der Schauspieler mit der stärksten Sonnenbräunung in der Geschichte der bewegten Bilder. :D
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Re: Der Hitchcock Thread

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Ihr könnt bezüglich "Über den Dächern von Nizza" (der deutsche Titel ist viel schöner!) sagen was ihr wollt, aber kaum ein Film hat einen besseren Start: Wenn Hitch auf die Karte mit der Aufschrift "If you love life, you'll love France" filmt, und dann hart auf ein schreiendes Frauenzimmer schneidet, muss ich jedes Mal laut auflachen. Das trifft mein Komik-Zentrum zu 100 Prozent. :mrgreen: Meine französischen Freunde mögen es mir verzeihen…
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Re: Der Hitchcock Thread

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GoldenProjectile hat geschrieben: 24. September 2020 09:38 Einige sind ja der Meinung dass die Beziehungskiste zwischen Grant und Kelly mehr das Zentrum des Films sei als die eigentliche Juwelengeschichte, da kann ich bedingt zustimmen, weil im fertigen Film beides zusammen, ineinander verwoben funktionieren sollte
Das ist dann aber mehr deine Ansicht, und nicht die des Films. :wink: Ich finde Maibaum's Kommentar zu Lubitsch gar nicht so falsch, also das "Über den Dächern von Nizza" eigentlich fast mehr Lubitsch als Hitchcock ist. Als Liebeskomödie, die ganz um die teils sehr subtil-ironischen Spielereien von Kelly und Grant konstruiert ist, funktioniert das meines Erachtens alles prächtig. Ein richtiger Wohlfühlfilm und sehr erotisch, selbst für Hitch-Verhältnisse. Auch der Soundtrack klingt eher nach Melodram als nach großem Thrill und die Kriminalgeschichte ist nur der Aufhänger, der die Geschichte anfangs in Gang bringen muss. Sobald Grant auf Kelly trifft ist das alles nicht mehr so wichtig, wird am Ende aber sehr hübsch wieder aufgenommen.

Es ist vielleicht ganz einer der fünf Top-Filme von Hitchcock, aber ich mag ihn sehr gerne: Die Charaktere sind exzellent gezeichnet, die Scharmützel sind wunderbar amüsant geschrieben (mit Pfiff!, möchte ich anmerken) und einige Szenen sind so kunstvoll inszeniert, ohne sich dabei je aufzudrängen --> man denke nur an die tolle Anfangsszene, wenn die Diebesserie durch eine schwarze Katze visualisiert wird, die von Dach zu Dach schleicht.
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Re: Der Hitchcock Thread

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Aus der Rubrik "GP's Jolly Hitch-Rewatch":

Trouble With Harry (1955) ist kein komödiantischer Brüller und wohl auch nicht mehr ganz so pechschwarz in seinem Humor, wie damals. Aber ich mag ihn durch das charmante Ensemble und die einlullende Herbstatmosphäre, ausserdem ist Herrmanns erster Score für Hitch sehr gelungen. Folglich punktet der Film vor allem durch die liebevollen Interaktionen der vier Hauptfiguren. Für Hitchcock nur eine kleine Fingerübung, aber eine mit Charme und Unterhaltungswert. 7 Punkte.

Shadow of a Doubt (1943) mochte ich früher nicht so, mittlerweile verstehe ich ihn besser auf der Ebene einer abgründigen und zerstörerischen Familiengeschichte und Hitchs Bildgestaltung ist teilweise formidabel, beispielsweise wenn die entzückende Teresa Wright die Bibliothek aufsucht und aus der dort gesichteten Zeitung die vermutliche Wahrheit über Onkel Charlie erfährt (der vom coolen Joey Cotten exzellent zum besten gegeben wird, warum war der coole Joey Cotten in den 40ern eigentlich kein Star vom Kaliber eines sagen wir mal Grant oder Bogie?). Was zwar unterhaltsam ist, aber mir oft immer noch nicht so recht zur nihilistischen Prämisse passen will ist die Skurrilität einiger Charaktere, zum Beispiel die neunmalkluge und belehrende kleine Schwester oder der exzentrische Nachbar, der immer wieder beim Abendessen auftaucht. Und das Ende lässt ein bisschen nach, das geht zu lang und hätte ominöser bleiben können. Trotzdem noch starke 7,5 Punkte.
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Re: Der Hitchcock Thread

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Nachdem ich dereinst angeregt durch dieses Forum ALLE 52 erhaltenen Hitchcock-Spielfilme innerhalb eines Jahres gesehen hatte, habe ich nur einzelne davon noch einmal wieder gesehen. (Was auch daran lag, dass gerade meine Lieblinge lange Zeit verliehen waren an einen Freund, der viel zu lange brauchte, sie zu sichten.) Nun habe ich aber die letzten Wochen mal wieder einen kleinen Hitchock-Marathon der 2. Hälfte seines Schaffens veranstaltet, bzw. bin noch nicht ganz fertig, ein paar kommen da noch. Nun, was soll ich sagen?
Ich finde es beim großen Hitch immer wieder erstaunlich, wenn er als „Großmeister des Horrors“ betitelt wird, als hätte er Zeit seines Lebens Horrorfilme gedreht. Tatsächlich ist doch gerade bei ihm das Schöne, wie vielfältig er sich immer wieder ausprobierte und auch mal ganz neue Wege beschritt. Neben dem ewigen Motiv des unschuldig Verfolgten sind da auch mal Historienfilme, Komödien oder Romanzen darunter. Was dabei teilweise Fabelhaftes bei rauskam, ist bekannt. „Immer Ärger mit Harry“ zB hat mir neulich ganz fantastisch gefallen, ein herrlicher farbenfroher schwarzhumoriger Film, der mir wirklich viel Spaß gemacht hat. Generell fällt mir auf, dass ich von seinen Filmen tendenziell eher diejenigen bevorzuge, die nicht so sehr im kollektiven Gedächtnis seines Schaffens verankert sind. Neben dem schon genannten fallen mir da unter anderem auch noch „Das Rettungsboot“ oder „Saboteure“ ein. (Auch wenn die natürlich trotzdem alles andere als unbekannt sind) Dem gegenüber stehen Filme, die von vielen als DIE Meisterwerke des Meisters angesehen werden, und denen ich nicht so viel abgewinnen kann. Allen voran „Berüchtigt“ oder „Der Fremde im Zug“. Auch „Der unsichtbare Dritte“ oder „Über den Dächern von Nizza“ hat mich neulich nicht so ganz, und man beachte bitte das Wortspiel, gecatcht. Vor allem bei letzterem kann ich mir das persönlich nicht ganz erklären und stimme damit vielem zu, was ihr die letzten Beiträge hier geschrieben habt. Viele tolle Einzelszenen, unglaubliche Kulissen, generell alles super, aber ganz so toll, wie ich es gerne haben würde, finde ich ihn nicht. (Letztendlich aber völlig egal, jede Sekunde, die man Grace Kelly sehen darf, sollte Argument genug für den Film und auch die anderen beiden mit ihrer Beteiligung sein. Was für eine Frau. :oops: )

Dennoch tragen die berühmtesten Hitchcöcker nicht ohne Grund ebendieses Attribut und ich hatte wieder sehr viel Spaß mit seinen späteren Filmen. Allen voran die 4 Filme mit Jimmy Stewart gehören zu meinen Favoriten. Alles vier sehr unterschiedliche Filme, aber alle grandios. GP, ich melde mich hiermit entgegengesetzt zu den anderen Banausen und sage 10/10 für das Fenster. Stewart, Grace Kelly in ihren fantastischen Kleidern, die Kulissen, Grace Kelly, der Mord, Grace Kelly, die Hitze, die mir durch den Fernseher geradezu entgegenschlug, Grace Kelly und noch so viel mehr (Grace Kelly zB) machen den Film zu etwas ganz besonderem. Auch Psycho mit dem fantastisch aufspielenden Anthony Perkins ist weiterhin ganz oben mit dabei. Die größte Freude verspürte ich aber jüngst gestern bei der Sichtung der Vögel. Fand ich diese beim letzten Mal noch etwas langatmig und irgendwie enttäuschend, war ich nun vollends verzückt von allem, was sich in Bodega Bay so abspielt. (Und was für fantastische Matte Paintings dabei sind!) Der unaufgeregte Aufbau, die Ankunft von Tippi Hedren in Bodega Bay, das einfach nur malerisch schön aussieht, die Fahrt über die Bucht und dann der erste Angriff der Möwe - noch denkt man sich nichts dabei - und dann geht es langsam los. Die Angriffe beim Geburtstag, durch den Kamin und auf die Stadt, einfach wow. Toller Film.

Jetzt stehen noch seine letzten 5 Werke an, von denen ich nur noch weiß, dass ich mindestens 3 davon nicht so überragend fand, aber das kann sich ja offensichtlich durchaus ändern. Auf geht‘s.
Zuletzt geändert von Nico am 22. Februar 2021 02:31, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Der Hitchcock Thread

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Nico hat geschrieben: 21. Februar 2021 19:27 Die größte Freude verspürte ich aber jüngst gestern bei der Sichtung der Vögel. Fand ich diese beim letzten Mal noch etwas langatmig und irgendwie enttäuschend, war ich nun vollends verzückt von allem, was sich in Bodega Bay so abspielt. (Und was für fantastische Matte Paintings dabei sind!) Der unaufgeregte Aufbau, die Ankunft von Tippi Hedren in Bodega Bay, das einfach nur malerisch schön aussieht, die Fahrt über die Bucht und dann der erste Angriff der Möwe - noch denkt man sich nichts dabei - und dann geht es langsam los. Die Angriffe beim Geburtstag, durch den Kamin und auf die Stadt, einfach wow. Toller Film.
Ich bin mal so frei und sage ganz provokant: "Die Vögel" > "Psycho". Warum kann ich gar nicht mal unbedingt erklären, beides sind exzellente Filme, aber das schaurige Ende von "Die Vögel" (locker unter den Top 5 besten Filmenden aller Zeiten) löst bei mir einfach einen Schwung mehr Gänsehaut aus. Der Aufbau dieser Geschichte, der Mikrokosmos in Bodega Bay, die herausragende Szene im Lokal, die Beziehung der zwei Hauptfiguren … einer meiner Lieblingsfilme, ohne Frage. Anders als du finde ich aber "Berüchtigt" und "Der unsichtbare Dritte" genauso herausragend, zusammen mit "Vertigo" und "Der Mann, der 1934 zuviel wusste" bilden diese meine Top-5-Hitchcöcker. (Und ja: Dann käme auch der natürlich trotz alledem herausragende "Psycho" und auch direkt dahinter "Über den Dächern von Nizza".)
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Re: Der Hitchcock Thread

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Ich denke, ich habe dem unsichtbaren Dritten nicht so ganz Rech getan mit der Auflistung nach den anderen von mir genannten. Er steht durchaus höher im Kurs als die vorigen, nur will der Funke bei mir nicht so ganz überspringen. Sehr beeindruckt war ich allerdings wieder von der Flugzeugszene. Diese unglaubliche Spannung, die sich aufbaut, während Cary Grant inmitten der öden Felder wartet und in der Entfernung schon das Flugzeug sieht, nicht ahnend, was ihm noch blüht, ist schon ziemlich stark.

Das Wort „Mikrokosmos“ für Bodega Bay beschreibt es eigentlich genug gut. Es ist ein zutiefst romantischer aber zugleich auch austauschbarer kleiner Ort, der uns da präsentiert wird und ausgerechnet dieser in sich geschlossene Kosmos mit seinen teils skurrilen, aber einprägsamen Figuren wird nun das Opfer dieser völlig unerklärbaren Angriffe. Famos.

Vögel > Psycho, ich weiß nicht genau. Psycho ist der einzige Hitch, den ich nun wirklich schon „mehrfach“, also mehr als 2 oder 3 mal gesehen habe und er packt mich wirklich sehr. Die Duschszene (interessant übrigens die editorische Ähnlichkeit zur Szene des letzten Einzelangriffs auf dem Dachboden auf Tippi Hedren) ist nicht umsonst so weltbekannt und ich spule jedes Mal wieder zurück, um sie noch mal zu erleben. Auch die sa gen hafte Musik von Bernard Herman, die stetige Unruhe, die sie auslöst und die den ganzen Film über anhält. Grandios. Ich hätte gleich Lust, ihn noch einmal zu sehen. Lediglich in den Szenen mit Vera Miles und John Gavin (und der sollte Bond werden...?) nach dem Mord sehe ich dann einige Längen, die aber dem Spaß keinen Abbruch tun.
Es wird sicher nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich sie Vögel gesehen haben werde, also mal gucken, vielleicht steht der Film ja eines Tages auf der gleichen Stufe mit Psycho.
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Re: Der Hitchcock Thread

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Liest sich wunderbar, Nico! Man kann zwischen den Zeilen deine Begeisterung förmlich rauslesen! Mit den Vögeln ging es mir ganz ähnlich wie dir, ich mochte den anfangs auch gar nicht so sehr. Der brauchte einige Jahre und Sichtungen, bevor ich ihn wirklich zu würdigen wusste (ähnlich wie zB auch Berüchtigt, obwohl es beide bei mir immer noch nicht in die Top-Hitch-Klasse geschafft haben). In einem würde ich aber teilweise widersprechen wollen: ich halte Hitch für keinen sonderlich vielfältigen Regisseur, jedenfalls nicht in Bezug auf Genres/Thematik/Stil. Das mag jetzt härter und abwertender klingen, als ich es meine, jedoch sehe ich Hitch eher als einen Spezialisten an, der es auf seinem Fachgebiet zur absoluten Perfektion gebracht hat. Und dieses Fachgebiet ist in meinen Augen das mehr oder weniger eng abgesteckte Suspense-Thriller-Genre. Natürlich hat er dies in den unterschiedlichsten Ausprägungen und Variationen bearbeitet, aber außerhalb seiner Komfortzone Thriller hat er sich halt nur sehr selten und wenn dann nur mit wie ich finde sehr mäßigem Erfolg gewagt. Das ist dann letztlich kein Vergleich zu Zeitgenossen wie Billy Wilder oder William Wyler, deren Arbeitsnachweis genretechnisch weit breitgefächerter ist (ohne wirklich erkennbare qualitative Unterschiede). Aber wie gesagt, klingt vermutlich negativer, als ich es meine, denn Hitchs Meisterschaft als versierter und variantenreicher Thrillerregisseur sucht dafür wiederum seinesgleichen (da kommen die "Allrounder" Wilder und Wyler in ihren besten diesbezüglichen Versuchen - so hervorragend sie auch sind, z.B. Double Indemnity oder The Desperate Hours- dann doch nicht ran).
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