Re: Zuletzt gesehener Film

8416
Ich nicht im Mindesten. Sieht nach der momentan verkrampften Manie der Briten aus, sich ihrer eigenen Stärke und Durchhaltefähigkeit zu versichern (was auch diejenigen bestätigen, die ihn schon gesehen haben), wobei man dann mit Vorliebe auf die Vergangenheit der Weltkriege ausweicht. So gesehen in Zeiten des Brexit v.a. als Zeitgeistdokument interessant, nicht aber als geschichltlicher Film. Bei allem was ich gehört habe, handelt es sich dabei um eine undifferenzierte Beweihräucherung Churchills, der völlig unkritisch bejubelt wird. Da nützt dann Oldmans bestimmt bärenstarke Leistung auch nichts mehr. Werde ihn mir aus beruflichen Gründen auch ansehen, aber mir graut schon ziemlich davor. Kann man dann aber zumindest perfekt für Medienerziehung und den kritischen Umgang mit Spielfilmen heran ziehen.
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Re: Zuletzt gesehener Film

8418
Möchte Darkest Hour auch gucken, wenngleich ich wie Vodka gewisse Bedenken hege. Aber wenn, dann schaue ich ihn natürlich auf Englisch. Das grandiose Spiel von Oldman lasse ich mir bestimmt nicht von einem deutschen Synchronsprecher kaputt machen. :lol:
DonRedhorse hat geschrieben:Gestern John Wick, Chapter 2, auf Blu gesehen. Im Kino fand ich ihn ja noch relativ enttäuschend, gemessen an dem Vorgänger.
Ebenfalls. Aber hab keine Lust und keine Zeit für ein normales Review: Sehe den Film eher so, wie du ihn im Kino gesehen hast. Für mich war schon der erste Teil nicht mehr als ein guter Actionreißer, der aber abseits von schnörkelloser Action nicht viel zu bieten hatte (eher arg repetitiv) ausfiel. Teil 2 ist dagegen einfach nur noch lärmender, inhaltlich noch bescheuerter und die Action hat mir auch kaum Spaß gemacht hat. Da gibt es imo im Actionsektor viel erquickenderes - oder anders: Atomic Blonde war in meinen Augen dem zweiten John Wick Auftritt (und auch dem ersten) weit überlegen.
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Re: Zuletzt gesehener Film

8420
Casino Hille hat geschrieben:Das grandiose Spiel von Oldman lasse ich mir bestimmt nicht von einem deutschen Synchronsprecher kaputt machen. :lol:
Ist mir egal, welche Fassung du dir gönnst. :wink:
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Re: Zuletzt gesehener Film

8421
Casino Hille hat geschrieben:Möchte Darkest Hour auch gucken, wenngleich ich wie Vodka gewisse Bedenken hege. Aber wenn, dann schaue ich ihn natürlich auf Englisch. Das grandiose Spiel von Oldman lasse ich mir bestimmt nicht von einem deutschen Synchronsprecher kaputt machen.
Also Kritik an Synchronsprechern und OV-Gucker sein in allen Ehren, Udo Schenk ist sicher der letzte, der irgendwas kaputt macht...
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Re: Zuletzt gesehener Film

8423
Casino Hille hat geschrieben:Schenk ist schon gut, aber wenn ich da alleine Trailer vergleiche, dann macht er Oldman als Churchill für mich definitiv kaputt.
Wen würdest du dir denn dann statt Schenk für die deutsche Synchro wünschen?
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Re: Zuletzt gesehener Film

8425
Casino Hille hat geschrieben:Oldman macht das so super, ich brauche da keinen Synchronsprecher.
Eben weil Oldman das "so super" macht, ist es doch gut, dass es auch eine deutsche Fassung des Films gibt.
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Re: Zuletzt gesehener Film

8426
Samedi hat geschrieben:
Casino Hille hat geschrieben:Oldman macht das so super, ich brauche da keinen Synchronsprecher.
Eben weil Oldman das "so super" macht, ist es doch gut, dass es auch eine deutsche Fassung des Films gibt.
Das widerspricht sich etwas finde ich.
Wenn Oldman hervoragend ist, wieso sollte es die deutsche Synchro auch sein?
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Re: The noblest art is that of making others happy

8427
Casino Hille hat geschrieben:Greatest Showman

Es ist ein herrliches Bild, mit dem „Greatest Showman“ eröffnet: Ein johlendes und stampfendes Publikum starrt auf die leere Zirkusmanege, während hinter ihnen für sie unsichtbar ein silhouettenhafter Mann in tänzerischen Bewegungen ihre Begeisterungskurve wie ein Puppenspieler zu lenken scheint. Leise, fast hypnotisierend säuselt er: „Ladies and gents, this is the moment you’ve waited for.“ Danach bricht in dem Zirkuszelt ein Inferno los. Akrobaten, wilde Tiere, Schausteller in allen Größen und Formen wirbeln durch die Gegend und präsentieren eine gigantomanische Bühnenshow. Und die Zuschauer? Sie jubeln im Chor: „This is the greatest show!“ – Jedem anderen Film würde man gar Hybris vorwerfen, sich selbst so anzukündigen. Doch Regiedebütant Michael Gracey verspricht nicht zu viel. Er hält das Niveau des brillanten Einstiegs konstant 105 Minuten lang und präsentiert den besten Musicalfilm seiner Generation.

Selten hat sich die große Leinwand so bezahlt gemacht wie hier: „Greatest Showman“ ist weniger Film als ein Erlebnis, ein perfekt inszenierter audiovisueller Rausch, der jeden Freund opulenter Bildgestaltung tief in den Sessel drücken wird. Die Handlung rund um die Erfindung des Zirkus-Geschäfts orientiert sich sehr lose an der wahren Biografie des Entertainers P.T. Barnum, doch Gracey erhebt für sich nie den Anspruch, eine wahre Geschichte zu erzählen. Der Vorwurf, die Historie zu schönen, wäre jedoch fehl am Platz: Auf höchst ansprechende Weise zieht die Regie die gesamte Erzählung selbst als „Show“ auf und entlarvt sich gekonnt immer wieder selbst ob ihrer Künstlichkeit. Als in einer Sequenz Barnum und seine Frau über die Dächer von New York tanzen, ist der Hintergrund der New Yorker Skyline inklusive überdimensional großem Mond so überdeutlich ein Gemälde, dass der Zuschauer hier bewusst einen Bruch der Vierten Wand erfahren soll. Barnum, der Zeit seines Lebens immer als „Trickster“ kritsiert wurde, der das Publikum nur täusche, erfährt hier sein filmisches Äquivalent: „Greatest Showman“ schreit immer wieder nach Bühnenkulissen und sucht die offensichtliche Illusion, und zementiert gerade darin seine Aussage ganz im Sinne seines großen Vorbilds: Nicht die Show muss echt sein, sondern die Gefühle, die ihre Macher darin verwirklichen und im Betrachter somit auslösen können. So erweist sich das bildgewaltige Musical als eine Liebeserklärung an die Kunst und das Showbusiness, in dem Wahrhaftigkeit der Zweck und Illusion das Mittel ist.

Abartig gut ist, wie dieser Stoff als moderner Musicalfilm funktioniert. Nicht umsonst avancierte der phänomenale Soundtrack bereits vor Veröffentlichung des Films zum Charteroberer: Jeder der neun Songs erweist sich als musikalische Granate! Die Genrevielfalt, mit der die Kompositionen aufwarten, ist famos: Moderner Pop wird nonchalant mit Rock kombiniert, wo an anderer Stelle operettenhafte Balladen geschmettert werden. Alles wichtige wird vorbildlich über die Melodien, die Texte und die Choreographien transportiert. „Come Alive“ ist eine Ode an den Eskapismus, „A Million Dreams“ beschwört die Macht der Fantasie, während „The Other Side“ das Für- und Wider des Showgeschäfts äußerst stimmig abwägt. Doch was wären die Ohrwurm-starken Songs ohne entsprechende Interpreten? Hier muss man seiner Euphorie freien Lauf lassen und ein großes Lob verpacken: Ohne Hauptdarsteller Hugh Jackman würde der Film wohl rund 60 Prozent seiner Magie einbüßen. Jackman, der seinerseits über ein halbes Jahrzehnt hinweg versuchte, den Stoff ins Kino zu bringen, steckt so viel Herzblut in seine facettenreiche Darstellung, dass nicht nur jeder Filmaward gerechtfertigt wäre, sondern man diese Performance schon nach dem „Greatest Show“-Opener als die beste Leistung seiner Karriere ausweisen muss. Gesanglich agiert er durchgehend auf Broadway-Niveau und jede Sekunde seiner Leinwandzeit wird zum puren Genuss für Auge und Ohr. Eine der großen Leistungen ihrer Zeit! In weiteren Rollen überraschen besonders die ehemaligen Disney-Stars Zendaya und Zac Efron, die mimisch (besonders erstere) überaus ausdrucksstark den obligatorischen Romantik-Part spielen, und den visuellen Höhepunkt des Films porträtieren, als sie ihren Song „Rewrite the Stars“ performant an einem Trapez bei surrealer Bedeutung an- und miteinander durch die Lüfte schwingen.

Abgerundet wird der Cast durch drei Damen: Rebecca Ferguson, die sich als Opernsängerin Jenny Lind für die komplexe Ballade „Never Enough“ von Pop-Star Loren Allred stimmlich doublen lässt, ist ebenso hinreißend anzusehen wie Michelle Williams, die mit „Tightropes“ die klassischste Musical-Nummer meistert und als Barnums Ehefrau den wohl emotional komplexesten Part verkörpert. Eine wahre Entdeckung ist Keala Settle: Sie spielt eine der Schaustellerinnen des Zirkus‘ und leistet stimmlich in ihrem Song „This is me“ eine Meisterleistung. Der Song ist kompositorisch wie gesanglich ein unangefochtenes Meisterwerk. Neben seiner Hommage an Bühnenshows hat es nämlich noch eine zweite Message: Steht zwar Barnum im Zentrum, vergisst der Film nie, auf wessen Leistungen sein Erfolg beruht. Es sind die „Freaks“, die Außenseiter der Gesellschaft, denen sich Gracey verpflichtet fühlt. Kleinwüchsige, beharrte Primadonnen und dunkelhäutige Artisten sind die, die das Interesse des Zirkus-Publikums wecken. Hier finden jene Anerkennung und Bestimmung, denen dies im Privatleben nie vergönnt war. Eine Botschaft, deren Aktualität außer Frage steht. Trotz zeitgenössischer Musik und Message ist der überzeugenden Kostümarbeit sei Dank das Zeitkolorit schön eingefangen. Angemessen funkelnd, aber nicht zu unangebracht protzig glänzend können hier Kleider, Fracks und Zirkusgarderoben bestaunen. Das alles ist – auch narrativ – leichtfüßig, aber gerne im richtigen Rahmen dramatisch ausschraffiert. Große Kunst, das sagt „Greatest Showman“, ist alles, was die Augen zum Leuchten bringt. Und wessen Augen hier nicht leuchten, der muss sie für das Gesamtbild wohl verschlossen haben.

Fazit: Spätestens, wenn Hugh Jackman in „From now on“ auch das letzte trockene Auge zum erweichen bringt, weiß man, dass „Greatest Showman“ der Film sein wird, an dem sich andere Genrevertreter die nächsten Jahre messen müssen. Michael Gracey vollbringt ein Meisterwerk, eine einmalige Renaissance der Showkultur. Er geht back to the roots: Nicht das große Geld, sondern Familie, Freundschaft, Liebe und Spaß stehen im Vordergrund. Diesen Trip will man sofort ein zweites Mal erleben. Um dann mit dem Zirkus-Publikum im Chor zu jubeln: „This IS the greatest show!“

10/10

http://derkinoblog.de/greatest-showman-kritik/
Genau so habe ich das auch erlebt. Als ich gestern im Kino war, gab es eine Frau, die bitterlich geweint hat. Es ergreift einen u.a. durch die Songs, aber auch durch die schauspielerische Leistung von Hugh Jackman. Damit hat er sich sein Lebenswerk geschaffen!
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Re: Zuletzt gesehener Film

8428
Starlight hat geschrieben:
Samedi hat geschrieben:
Casino Hille hat geschrieben:Oldman macht das so super, ich brauche da keinen Synchronsprecher.
Eben weil Oldman das "so super" macht, ist es doch gut, dass es auch eine deutsche Fassung des Films gibt.
Das widerspricht sich etwas finde ich.
Wenn Oldman hervoragend ist, wieso sollte es die deutsche Synchro auch sein?
Hab ich doch gar nicht geschrieben. Ich habe nur angemerkt, dass es gut ist, wenn es für gute Filme (bzw. Filme mit starken Darstellerleistungen) auch eine deutsche Fassung gibt. Hille sieht das ja offenbar anders.

Jeder kann natürlich für sich entscheiden, wie er bestimmte Filme oder Serien konsumiert. In der OV oder mit Synchro.

Aber nur weil ein Darsteller mal gut spielt, auch nur den Versuch einer Synchro abzulehnen (Hille hat den Film in der deutschen Fassung ja noch gar nicht gesehen und wird das vermutlich auch nicht) finde ich schon recht kurios. Dass dann auch noch die Rede ist, dass Schenk den Film sowieso kaputtmachen wird, setzt dem ganzen noch die Krone auf. :roll:
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Re: The noblest art is that of making others happy

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Starlight hat geschrieben:Als ich gestern im Kino war, gab es eine Frau, die bitterlich geweint hat.
Ja, das sind die Emotionen, die der Film wecken kann. Und die, um die es im Kino oder überhaupt in der Unterhaltungsindustrie hauptsächlich geht (was Teil seiner Aussage ist). "When the world becomes a fantasy | And you're more than you could ever be | 'Cause you're dreaming with your eyes wide open" heißt es im Refrain von "Come Alive" und das fasst die ganze (überaus sympathische) Intention des Musicals perfekt zusammen. D'accord auch zu Hugh Jackman, der schon lange der "Greatest Showman" in Hollywood ist, es aber noch nie so offenkundig bewies wie hier und sich nun folgerichtig selbst verewigen konnte. Das er dabei (genau wie der Film) komplett an der historischen Wirklichkeit vorbei geht: Geschenkt! Es ist sogar Teil des Systems, des Konzepts. Der Film will keine Nacherzählung sein, sondern ein Traum. Mit offenen Augen.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Samedi hat geschrieben:Hab ich doch gar nicht geschrieben. Ich habe nur angemerkt, dass es gut ist, wenn es für gute Filme (bzw. Filme mit starken Darstellerleistungen) auch eine deutsche Fassung gibt. Hille sieht das ja offenbar anders.

Jeder kann natürlich für sich entscheiden, wie er bestimmte Filme oder Serien konsumiert. In der OV oder mit Synchro.

Aber nur weil ein Darsteller mal gut spielt, auch nur den Versuch einer Synchro abzulehnen (Hille hat den Film in der deutschen Fassung ja noch gar nicht gesehen und wird das vermutlich auch nicht) finde ich schon recht kurios. Dass dann auch noch die Rede ist, dass Schenk den Film sowieso kaputtmachen wird, setzt dem ganzen noch die Krone auf. :roll:
Ich würde mal sagen, jedem sei seine eigene Meinung gegönnt. :wink:
Casino Hille hat geschrieben:Ja, das sind die Emotionen, die der Film wecken kann. Und die, um die es im Kino oder überhaupt in der Unterhaltungsindustrie hauptsächlich geht (was Teil seiner Aussage ist). "When the world becomes a fantasy | And you're more than you could ever be | 'Cause you're dreaming with your eyes wide open" heißt es im Refrain von "Come Alive" und das fasst die ganze (überaus sympathische) Intention des Musicals perfekt zusammen. D'accord auch zu Hugh Jackman, der schon lange der "Greatest Showman" in Hollywood ist, es aber noch nie so offenkundig bewies wie hier und sich nun folgerichtig selbst verewigen konnte. Das er dabei (genau wie der Film) komplett an der historischen Wirklichkeit vorbei geht: Geschenkt! Es ist sogar Teil des Systems, des Konzepts. Der Film will keine Nacherzählung sein, sondern ein Traum. Mit offenen Augen.
Sehr schön formuliert. :)
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