Re: Zuletzt gesehener Film

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In letzter Zeit kommt es öfters vor, dass ich Filme bei der Zweitsichtung stärker einschätze. Früher war es umgekehrt. Liegt vielleicht daran, dass ich bei der Erstsichtung mich mehr auf die Story konzentriere und weniger auf Regie, Musik etc. Bei der Zweitsichtung, wenn die "Spannung" weg ist, achte ich mehr auf Details und kann den Film besser genießen.
#Marburg2025

Früher war mehr Atombombe

Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Downsizing (2018)

Für den nächsten großen Kinofilm in diesem Jahr habe ich mich mal ganz klein gemacht auf etwa die Größe eines Kinotickets um im Film von Alexander Payne den guten Matt Damon auf seiner Reise zu begleiten, bei der ich nach den Trailern und der interessanten Grundidee des Films überhaupt keine Ahnung hatte, wohin die Reise letztendlich geht. Bis sich der Film nun auf der Leinwand entfaltet hat. Die Reise hat mich ganz entspannt überrascht.

Norwegische Wissenschaftler haben nach langer Zeit des Experimentierens eine Methode entwickelt, den Menschen um das vielfache in seiner Körpergröße zu reduzieren. Ziel ist die Einschränkung der Überbevölkerung, eine Konditionierung knapper Ressourcen und Minderung der Umweltverschmutzung. Der durchschnittliche Paul Safranek führt mit seiner Frau ein graues, tristes Leben mit den klassischen finanziellen Problemen. Bei einem Klassentreffen trifft er auf einen alten Klassenkamerad, der sich bereits hat „downsizen“ lassen. Paul ist sofort Feuer und Flamme dafür und kann es bis zur letztendlichen Entscheidung nicht erwarten, am „Downsizing“ teilzunehmen. Doch das Abenteuer und seine Herausforderungen konnte auch er nicht kommen sehen.

Sagen wir es mal so, diese Idee des Schrumpfen lassen ist filmisch ja kein unbekanntes Feld durch „ich habe XY geschrumpft“-Filme. „Downsizing“ verknüpft nun dieses Thema mit dem so allmählich voranschreitendem Problem der Überbevölkerung, der Knappheit der Ressourcen und der Umweltverschmutzung. Das gibt ihm natürlich einen interessanten aktuellen und sehr gesellschaftskritischen Kontext. Die Grundprämisse des Films erfordert natürlich seine Zeit der Exposition im Film, die erst etwas später den frischen Fisch-aus-dem-Wasser-Charakter bekommt, auch wenn nicht immer alles unbedingt logisch ist (sein muss). Das macht den Film etwas entspannt und behäbig, so dass der Antrieb von anderer Seite kommen muss. Und dieser Antrieb liegt im Überraschungsmoment, tragisch wie auch unglaublich witzig zugleich. Das mag zwar nicht immer einen konsistenten Ton treffen, sorgt aber neben Aha-Momenten zum Staunen auch für extrem witzige und tragische Momente. Matt Damon ist hier als Hauptcharakter eine coole Identifikationsfigur, aber das was Christoph Waltz und Hong Chau hier abliefern ist Gold wert. Gerade ihre beiden Charaktere sind heimliche Szenendiebe und Waltz hat hier endlich mal die Möglichkeit, gegen sein knapp 10-jähriges filmisches Image als klassischer Waltz-Antagonist anzuspielen und das macht er großartig. Die Grundidee, coole Momente aus Witz und Tragik, tollen Darstellern sowie eine unberechenbare Story machen den sonst an manchen Stellen zu behäbigen und nicht immer logischen Film zu einem tollen Spaß.

„Downsizing“ - My First Look – 8/10 Punkte.


iHaveCNit: Warum ich „The Commuter“ nach reiflicher Überlegung doch noch einen Punkt gebe !?

Erstwertung: 6/10 – Aufwertung auf 7/10 Punkte


Was habe ich in meiner Review geschrieben ?


...Ob der Ire Liam Neeson als Actiondarsteller taugt, habe ich häufig genug in Frage gestellt, da er ja in frühen Jahren Boxer war, muss da doch etwas von eigenem Einsatz in den Actionszenen vorhanden sein, die jedoch so hektisch durch Kamera und Schnitte inszeniert sind, so dass man nur zu dem Eindruck kommen kann, dass Liam nichts drauf hat und das alles nur filmisches Blendwerk ist. In „The Commuter“ macht man eben trotz interessanter Actionszenen den Fehler, diese kaputt zu inszenieren. Trotz kaputter Actionszenen,...

Was ist daran falsch gewesen ?

Ich habe „The Commuter“ durch die Wackelkamera/Schnittgewitter-Augen der grottigen Actionszenen in „Taken 2“ gesehen. Wenn man zum Beispiel jemanden einen Schlag ausführen lässt, die Kamera dabei so wackelt oder in einem solchen Winkel das einfängt, dass man weder sieht, ob der Schlag ankommt noch welche Wirkung er erzielt. Da wird dann einfach schnell in der Ausführung geschnitten und in der Folgeinstellung greift sich der Gegner von Neeson an den Hals und fällt in sich zusammen. Ob der Schlag damit zu tun hat oder eine kürzlich aufgetretene Erdnussallergie, an der er gerade erstickt, keine Ahnung. Durch Kamera und Schnitt wird uns hier manipulativ der Glauben geschenkt, dass ordentlich der Punk abgeht, aber gezeigt wird nichts, das lässt auch an Liam Neesons Eignung als Actiondarsteller zweifeln, wenn durch die kaputte Inszenierung dem geneigten Actionfan ein Misstrauen gegenüber Liam Neeson stetig und stetig anwächst. So war es bei mir.
Aber beim Pendler ist die Action jetzt nicht unbedingt kaputt inszeniert, es gibt sogar eine Kampfszene, die fast wie ein One-Take rüber gekommen ist und sonst sind die restlichen Kämpfe solide mitanzusehen.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Die Dunkelste Stunde (2018)

Geniales Marketing – den ersten Trailer zum Churchill-Biopic habe ich direkt vor meiner Kinovorstellung von „Dunkirk“ aus dem letzten Jahr gesehen. In Joe Wrights Biopic sehen wir Teil 3 meiner inoffiziellen Dunkirk-Trilogie. Den Anfang machte Lorne Scherfigs „Ihre Beste Stunde“, in dem mithilfe von Propagandafilmen der britischen Bevölkerung Mut in der schweren Zeit gemacht worden ist, Kurz darauf nahm mich Christopher Nolan mit „Dunkirk“ an der Leinwand fest in seinen Bann, der die Ereignisse vom Strand, den Booten und aus der Luft aus geschildert hat. Nun sehen wir im 3. Teil den Mann, der in dieser dunkelsten Stunde aus dem Nichts eine schier unlösbare Herausforderung zu bewältigen hatte. „Die Dunkelste Stunde“ ist nicht nur kleiner Geschichtsunterricht, sondern eine der besten Charakterstudien, die ich in letzter Zeit sehen konnte. Und der Film sorgt dafür, dass ich nun „Ihre Beste Stunde“ und „Dunkirk“ noch mehr schätzen kann.

Anfang Mai 1940. Die Opposition drängt den britischen Premierminister Neville Chamberlain aus dem Amt. Der einzige denkbare Nachfolger, der auch oppositionell anerkannt werden könnte, ist Winston Churchill, der aus den eigenen Reihen nur wenig Rückendeckung bekommt. Er steht innerhalb weniger Wochen vor der größten Herausforderung seiner noch jungen Karriere. Die französischen und britischen Truppen werden an der Küste von Dünkirchen von den Deutschen eingekesselt und für das britische Volk scheint eine unvorstellbare und beispiellose Katastrophe im Anflug zu sein.

Der Film ist klassisches historisches Biopic und Politthriller, aber vielmehr eine Charakterstudie, die vollends auf seinen Hauptdarsteller Gary Oldman zugeschnitten ist. Irgendwie habe ich mich auch an Filme wie „The Kings Speech“ und „Steve Jobs“ erinnert gefühlt. Oldman wird damit wohl in diesem Jahr neben dem bereits verdienten Golden Globe auch den Oscar mit nach Hause nehmen können. Wie er sich vollständig in der Rolle des Winston Churchills verliert und darin aufgeht, in all der Ambivalenz zwischen Optimismus und Skepsis seines Charakters und wie er mit diesen schweren Situationen umgehen muss. Man kann es kaum in Worte fassen, wie gut Oldman hier ist. Da muss sich dann eben der Rest des Casts leider hinten anstellen und auch die triste Optik des Films ist eben sehr klassisch gehalten.

„Die Dunkelste Stunde“ - My First Look – 9/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

8421
Ich nicht im Mindesten. Sieht nach der momentan verkrampften Manie der Briten aus, sich ihrer eigenen Stärke und Durchhaltefähigkeit zu versichern (was auch diejenigen bestätigen, die ihn schon gesehen haben), wobei man dann mit Vorliebe auf die Vergangenheit der Weltkriege ausweicht. So gesehen in Zeiten des Brexit v.a. als Zeitgeistdokument interessant, nicht aber als geschichltlicher Film. Bei allem was ich gehört habe, handelt es sich dabei um eine undifferenzierte Beweihräucherung Churchills, der völlig unkritisch bejubelt wird. Da nützt dann Oldmans bestimmt bärenstarke Leistung auch nichts mehr. Werde ihn mir aus beruflichen Gründen auch ansehen, aber mir graut schon ziemlich davor. Kann man dann aber zumindest perfekt für Medienerziehung und den kritischen Umgang mit Spielfilmen heran ziehen.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Zuletzt gesehener Film

8423
Möchte Darkest Hour auch gucken, wenngleich ich wie Vodka gewisse Bedenken hege. Aber wenn, dann schaue ich ihn natürlich auf Englisch. Das grandiose Spiel von Oldman lasse ich mir bestimmt nicht von einem deutschen Synchronsprecher kaputt machen. :lol:
DonRedhorse hat geschrieben:Gestern John Wick, Chapter 2, auf Blu gesehen. Im Kino fand ich ihn ja noch relativ enttäuschend, gemessen an dem Vorgänger.
Ebenfalls. Aber hab keine Lust und keine Zeit für ein normales Review: Sehe den Film eher so, wie du ihn im Kino gesehen hast. Für mich war schon der erste Teil nicht mehr als ein guter Actionreißer, der aber abseits von schnörkelloser Action nicht viel zu bieten hatte (eher arg repetitiv) ausfiel. Teil 2 ist dagegen einfach nur noch lärmender, inhaltlich noch bescheuerter und die Action hat mir auch kaum Spaß gemacht hat. Da gibt es imo im Actionsektor viel erquickenderes - oder anders: Atomic Blonde war in meinen Augen dem zweiten John Wick Auftritt (und auch dem ersten) weit überlegen.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

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Casino Hille hat geschrieben:Das grandiose Spiel von Oldman lasse ich mir bestimmt nicht von einem deutschen Synchronsprecher kaputt machen. :lol:
Ist mir egal, welche Fassung du dir gönnst. :wink:
#London2024

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Zuletzt gesehener Film

8426
Casino Hille hat geschrieben:Möchte Darkest Hour auch gucken, wenngleich ich wie Vodka gewisse Bedenken hege. Aber wenn, dann schaue ich ihn natürlich auf Englisch. Das grandiose Spiel von Oldman lasse ich mir bestimmt nicht von einem deutschen Synchronsprecher kaputt machen.
Also Kritik an Synchronsprechern und OV-Gucker sein in allen Ehren, Udo Schenk ist sicher der letzte, der irgendwas kaputt macht...
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Casino Hille hat geschrieben:Schenk ist schon gut, aber wenn ich da alleine Trailer vergleiche, dann macht er Oldman als Churchill für mich definitiv kaputt.
Wen würdest du dir denn dann statt Schenk für die deutsche Synchro wünschen?
#London2024

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Re: Zuletzt gesehener Film

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Casino Hille hat geschrieben:Oldman macht das so super, ich brauche da keinen Synchronsprecher.
Eben weil Oldman das "so super" macht, ist es doch gut, dass es auch eine deutsche Fassung des Films gibt.
#London2024

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