Re: Regie & Stil

1771
vodkamartini hat geschrieben:Interessant fan ich den Film auch, die Ambition war klar erkennbar. Leider hat er mich völlig kalt gelassen, hatte mehr das Gefühl, einem Dokumentarfilm beizuwohnen. Und den Zeitebenen-gimmick fand ich ärgerlich. Dem Wesen des Kriegs ist er imo damit nicht sonderlich nahe gekommen.
Den nüchternen Ansatz, den er leider zum Ende hin aufgegeben hat, fand ich im Kontext sehr interessant. Das passte. Vom dokumentarischen ist das aber noch weit entfernt.

Das mit den 3 Zeitebenen war ebenfalls interessant. Warum sollte das ein Gimmick sein? Ist doch viel besser so als das normal parallel zu erzählen, also so wie es jeder machen würde. Wie sehr das im Einzelnen funktioniert hat müsste ich aber erst noch genauer untersuchen. Zumindest hat doch das auf der Mole keinesfalls eine Woche gedauert im Film, sondern vielleicht 2 oder maximal 3 Tage.

Und dem Wesen des Krieges kam er für mich mit seiner Darstellung einer eher alltäglichen Kriegserfahrung viel näher als andere mit einer Horrorshow Inszenierung. Nee, ich fand ihn oft erstaunlich, aber wie bei Interstellar hat er sich nicht getraut es durchzuziehen.

Jedenfalls finde ich Nolan momentan sehr viel interessanter als zu den Zeiten seiner mir viel zu konventionellen Batman Filme.

Re: Regie & Stil

1772
Ein Gimmick, weil es zu nichts führt.

Ich zitiere mal aus meinem Review:
So gesehen ist „Dunkirk" reinster Nolan, mehr noch, er treibt all seine Manierismen und bevorzugten filmischen Stilmittel auf die Spitze, so dass man zum allerersten Mal einen völlig unverstellten Blick auf das Wesen der Nolanschen Formel bekommt. Die Bilder der von der Wehrmacht eingekesselten englisch-französischen Truppen gleichen elegischen Gemälden. Hier gibt es keine Hektik, keine Unübersichtlichkeit, keine Orientierungslosigkeit. All dies spielt sich in den Köpfen der Soldaten ab, in ihren angsterfüllten, traumatisierten und resignierten Blicken. Das äußere Kriegsgeschehen wird dagegen betont sachlich, nüchtern und gänzlich unaufgeregt präsentiert. Selbst die Luftkämpfe zwischen einer Handvoll britischer und deutscher Flugzeuge sind fast aufreizend übersichtlich und langatmig inszeniert.
All dies taucht Nolan in eine monochrome Farbpalette mit der klaren Dominanz eines enorm kalt wirkenden Türkis. Nähe, oder gar Realismus erzeugt er so nicht, was bei seiner abstrakten Herangehensweise vordergründig sinnig erscheint, im Endeffekt aber die Schwächen des Films nur noch verstärkt. Denn wo keine emotionalen Anküpfungspunkte, wo keine Empathieangebote, da auch keine nachhaltige Wirkung. Nolan will den Krieg zeigen wie er wirklich ist, wie er sich auf die Psyche des Menschen auswirkt und vergisst dabei das Menschliche. Er scheint weit mehr an seinem vermeintlich genialen Konzept dreier Zeitebenen interessiert, als am Schicksal seiner Figuren. Vermeintlich, weil der anfangs spannende Aspekt nicht nur schnell verpufft, sondern am Ende keinerlei Relevanz besitzt. Vermeintlich auch, weil Nolan diesen Kniff gleich zu Beginn via Einblendungen („Am Strand - eine Woche, auf See - ein Tag, in der Luft - eine Stunde") „verrät" und vermeintlich, weil man es ohne diese Ankündigung wohl nicht einmal bemerkt hätte. Die drei Protagonisten (Fion Whitehead und Harry Styles als einfache Soldaten am Strand, Mark Rylance als ziviler Skipper auf nationaler Rettungsmission und Tom Hardy als Pilot der Royal Air Force) stehen symbolisch für die jeweiligen Zeitabschnitte, persönlich erfährt man über sie so gut wie nichts. Darüber hinaus verzichtet Nolan über weite Strecken gänzlich auf jedweden Dialog, was die Figuren noch abstrakter und symbolhafter wirken lässt.

Ich brauche auch keine Horrorshow, aber eben auch keine abstrakte Komposition ohne jegliche Emotion. Bei einer psychischen Grenzerfahrung wie dem Kieg ist das für mich sehr unpassend.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Regie & Stil

1773
Dunkirk ist ein Konzeptfilm. Kann man mögen, muss man aber nicht. Wirklich realistisch finde ich ihn nicht und die Zimmer Mucke ist viel zu laut, durchgehend störender Hollywood-Ballast. Dass Nolan ein handwerkliches Inszenierungstalent ist, stimmt, aber berührt hat mich Dunkirk ebenfalls nicht (was er ja auch nicht will, weshalb das nicht schlimm ist), und eben auch nicht fasziniert (und das ist dann schon schlimm).

Er war interessant, aber schon als der Abspann los ging löste er sich in meinem Kopf wieder auf, und entwickelte sich nicht weiter.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Regie & Stil

1774
vodkamartini hat geschrieben:Dann lieber einen ehrlichen Handwerker.
Ich kann das echt nicht mehr hören. Bin zwar auch nicht so sehr dafür, dass Nolan den (vermutlich) letzten Craig-Bond inszeniert, aber die Geschichte vom "ehrlichen Handwerker" ist genauso ausgelutscht wie die Floskel von der "schwäbischen Hausfrau". :roll:
#London2025

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Regie & Stil

1775
vodkamartini hat geschrieben: Was das Skript betrifft, stimme ich dir zu. Die werden eh sehr häufig während des Drehs noch verändert, ergänzt, umgeschrieben etc.
Muss man aber auch können. Als Positivbeispiel sei mal QOS genannt. Wo man was hätte machen müssen war DAF - chance verpasst.
TOFANA IOAM

Re: Regie & Stil

1776
Revoked hat geschrieben:
vodkamartini hat geschrieben: Was das Skript betrifft, stimme ich dir zu. Die werden eh sehr häufig während des Drehs noch verändert, ergänzt, umgeschrieben etc.
Muss man aber auch können. Als Positivbeispiel sei mal QOS genannt. Wo man was hätte machen müssen war DAF - chance verpasst.
Interessante Beobachtung. Stimme dir da voll und ganz zu. Bei QOS war es auch der einzige Weg, da man das Projekt sonst auf Eis gelegt hätte (Autorenstreik, etc.).

Re: Regie & Stil

1777
Ich gehe davon aus, dass sich das Rennen um den Regieposten zwischen Sam Mendes und Christopher Nolan entscheiden wird. Beide hätten Zeit und möglicherweise auch Interesse. Am Ende gehts auch um einen gewaltigen Batzen Geld, das ist immer verlockend. Gewünscht hätte ich mir Danny Boyle, der meiner Ansicht nach eine gehörige Portion schwarzen Humor in den Film bringen könnte. Ob er überhaupt Interesse an Bond hat, weiß ich nicht.
Gerüchten zufolge soll Nolan Tom Hardy als neuen Bond vorgeschlagen haben, woraufhin Craig wieder an Bord gekommen ist (das haben wir vor einem halben Jahr ca. bereits ausführlich diskutiert). Ich kann mir vorstellen, dass Nolan eher auf einen Neustart unter neuen Bedingungen scharf wäre. Nach Bond 25 wird Hardy für die Rolle aufgrund seines Alters auch nicht mehr in Frage kommen. Auch das vorab angefertigte Script von Purvis & Wade spricht nicht gerade für Nolan, er würde ja dann schon eher seinen Bruder Jonathan fragen. Andererseits wurde Christopher Nolan in letzter Zeit sehr häufig erwähnt und es gibt keinen Grund, weshalb das Script nicht auch durch Dritte überarbeitet werden könnte.
Ob Sam Mendes für EON nach den schlechten Kritiken zu SP noch in Frage kommt, weiß ich nicht. Allerdings hat er trotz gemischter Rezeption (allen voran für SP) zwei Kassenschlager zu verzeichnen. Sollte es Mendes werden, so hoffe ich auf viel Inspiration und einem Fernbleiben John Logans.

Re: Regie & Stil

1778
Ist der Name Antoine Fuqua hier schon diskutiert worden?
Ich habe gestern Olympus has fallen gesehen. Mir gefiel die zielgerichtete, schnörkellose und direkte Art des Films. Vom Typ her ein bisschen wie TND. Ich könnte mir vorstellen, dass, wenn man einen kantigen Action-Bond machen wollte, Fuqua das Zeug dazu hätte. Zu Mal ich entdeckte, dass The Replacement Killers, den ich sehr mag, von ihm ist.
Wobei mir The Equalizer und Training Day wenig gegeben haben.
TOFANA IOAM

Re: Regie & Stil

1780
Revoked hat geschrieben:Ich habe gestern Olympus has fallen gesehen.
Ein grottiger Film, den man sich hoffentlich nicht für künftige Bonds zum Vorbild macht.
#London2025

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Re: Regie & Stil

1781
Haben Nolan und Campbell eine Animosität gegen Dannyboy entwickelt?
Jüngst las ich im österr. "Bond and Beyond" Blog dieses Zitat:
Martin Campbell (CASINO ROYALE) und Franchise-Veredler Christopher Nolan bekundeten in Interviews grundsätzlich Interesse an der Bond-Regie, beide allerdings nur mit der Chance, einen neuen Darsteller samt dessen Welt einführen zu können.
https://bond-and-beyond.blogspot.co.at/ ... .html#more

Kennt wer dieses Interviews falls?
Beide werden mit sympathisch! Erkennen sie, dass ewig denselben Kaugummi wie damals Roger Moore abzulutschen irgendwann sich todläuft?
"There is sauerkraut in my lederhosen."
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Re: Regie & Stil

1782
NickRivers hat geschrieben:Haben Nolan und Campbell eine Animosität gegen Dannyboy entwickelt?
Jüngst las ich im österr. "Bond and Beyond" Blog dieses Zitat:
Martin Campbell (CASINO ROYALE) und Franchise-Veredler Christopher Nolan bekundeten in Interviews grundsätzlich Interesse an der Bond-Regie, beide allerdings nur mit der Chance, einen neuen Darsteller samt dessen Welt einführen zu können.
https://bond-and-beyond.blogspot.co.at/ ... .html#more

Kennt wer dieses Interviews falls?
Beide werden mit sympathisch! Erkennen sie, dass ewig denselben Kaugummi wie damals Roger Moore abzulutschen irgendwann sich todläuft?
Das hat nichts mit einer "Animosität" gegenüber Craig zu tun, sondern damit, dass Campbell und Nolan eben prinzipiell gerne Neustarts inszenieren. Campbell hat das bei Bond ja schon zweimal sehr erfolgreich getan.

Im Übrigen steht es ja bereits fest, dass Craig in B25 erneut die Hauptrolle übernehmen wird.
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Re: Regie & Stil

1784
NickRivers hat geschrieben:deswegen haben sie ja der Babs den Korb gegeben
Woher willst du das wissen? Gibt es denn schon eine offizielle Meldung, wer der nächste Bond-Regisseur wird?
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