Re: Zuletzt gesehener Film

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Kennt hier jemand Wrights Serie Spaced? Bzw. wurde sie eigentlich von Simon Pegg erfunden, aber Wright hat jede der nur 14 Episoden inszeniert.

Wright auf dem Spassometer:

Shaun of the Dead 8,5 / 10
Hot Fuzz 9 / 10
Scott Pilgrim vs the World 9 / 10
The World's End 8 / 10
Ant-Man 7 / 10
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Allied – Vertraute Fremde (2016)

Robert Zemeckis ist ein etabliertes Blatt unter Hollywoods Regisseuren und sein neuester filmischer Ausflug geht ins Spionagefilmgenre und webt ein Liebesdrama ein. Seine Hauptakteure sind Brad Pitt und Marion Cotillard. Brad Pitt spielt den Frankokanadischen Geheimdienstoffizier Max Vatan, der in Casablanca im Jahre 1942 mit der von Marion Cotillard gespielten französischen Widerstandskämpferin Marianne zusammenarbeitet um den deutschen Botschafter zu töten. Bei dieser Mission kommen sich beide so nahe, dass sie sich nicht nur kennen sondern auch lieben lernen. Die Heirat und das gemeinsame Kind lässt auch nicht lange auf sich warten. Kurze Zeit später bekommt Max von seinen Vorgesetzten die Info, dass es sich bei Marianne um eine Doppelagentin handeln und er sie töten soll.

Zemeckis zündet wieder seine klassische Inszenierung der alten Schule und lässt quasi die damalige Zeit wieder aufleben, optisch und auch vom sehr entschleunigten Erzähltempo. Genau dieses Erzähltempo und der doch sehr kühle und sterile Ton lässt die emotionale Tragweite der Geschichte nicht vollends spüren, so dass einen dass doch hin und wieder etwas kalt lässt. Doch der Stil des Films und die beiden Hauptakteure Pitt und Cotillard spielen hier enorm gut und bauen eine tolle Chemie auf, die den Film trotz meiner eingangs erwähnten Kritikpunkte positiv unterstützt.
Spannung kommt doch im Endeffekt durch sehr subtile Momente zustande. Zudem wäre die Story selbst auch gut als Spionageroman eines Le Carre oder Fleming geeignet gewesen.

Wer sich jedoch gerne Filme mit Brad Pitt und Marion Cotillard anseht und auch mit Robert Zemeckis viel anfangen kann ist bei diesem Film gut aufgehoben. Und auch die Freunde von Spionagefilmen alter Schule.

„Allied – Vertraute Fremde“ - My First Look – 7/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

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HCN007 hat geschrieben:Brad Pitt spielt den Frankokanadischen Geheimdienstoffizier Max Vatan
Frankokanadier soll er also sein, und ich habe mich jedes Mal wenn der Trailer im Kino kam gefragt ob Old Brad sich da an einem britischen Akzent versucht.

Ob es mit dem Film an sich bei mir klappt weiss ich noch nicht.
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Re: Zuletzt gesehener Film

7222
Aus Komplettierungsgründen: Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere

Ein paar visuell beeindruckende Szenen, aber in seiner Prequel-Trilogie und Literatur-Adaption "Der Hobbit" beweist Peter Jackson, dass er - was sich bei seinen "Der Herr der Ringe"-Filme schon angedeutet hat, aber noch hinnehmbar war - ein maß- und stilloser Regisseur ist.

6/10 Punkte

Dagegen: "Zwei glorreiche Halunken"

Audiovisuell brillant, gewitzt, toll durchkomponierte Szenen, alles "larger than life", aber eben mit dem richtigen Gespür für die Gesamtwirkung. Dabei gleichermaßen lang und kurzweilig. Meisterleistung. (Man weiß sofort, warum Tarantino diesen Film so kultisch verehrt.)

9.5/10 Punkte
"Nelly, I'm about to get neck-ed back here. So: No peekin'! ... I said: No peekin'!"
(Joe Bang)

Re: Zuletzt gesehener Film

7224
Nocturnal Animals (2016, Tom Ford)

It's fun to kill People. You should try it some time.

Die Nacht ist dunkel, die Nacht ist grausam. Und sie ist allgegenwärtig, in dieser kargen Savanne im Westen von Texas. Die Weite scheint endlos, und dennoch kann das Grauen deiner fürchterlichsten Albträume jederzeit nur wenige Meter von dir aus dem finsteren Nebel treten. Sollten doch mal die Scheinwerfer eines Autos das Schwarz durchbrechen, dann nur aus einem einzigen Grund: Sie suchen dich. Und du bist allein.

Modeschöpfer Tom Ford versucht sich nach A Single Man erneut an der Kamera und adaptiert einen Roman von Austin Wright für das Kino. Amy Adams spielt die Kunstexpertin Susan, deren Welt scheinbar makellos ist. Sie lebt auf einem modernen Anwesen in Los Angeles, umgeben von grotesken, marmorglatten Skulpturen, von Ford in fast schon widersinnig perfektionierten, kühl kalkulierten Bildern festgehalten. Jake Gyllenhaal spielt Tony, und seine Welt ist dunkel, hässlich und stinkend. Im klaustrophobischen Klammergriff der alles erdrückenden Nacht kämpft er sich einem Highway im texanischen Niemandsland entlang. Gedemütigt, allein und dem Bösen, das in der Finsternis lauert, schutzlos ausgeliefert. Aber Tony ist fiktiv. Eine Erfindung von Susans Ex-Ehemann Edward Sheffield, der sich zum wiederholten Male als Schriftsteller versucht. Oder doch nicht?

Ford erzählt seinen Neo Noir Thriller auf drei verschiedenen Zeit- und Realitätsebenen, wobei Susans Rahmengeschichte die Brücke schlägt zwischen Tonys Albtraum und ihrer eigenen Vergangenheit mit Edward, und Ford koordiniert diese Ebenen stimmig, geschickt und mit einer Leichtigkeit, dass es eine wahre Freude ist. Susans Welt ist von einer geradezu widerlichen Perfektion, einer sterilen Kälte, die sich unnatürlich anfühlt. Kunstgalerien, unterwürfiges Haushaltspersonal und High-Society-Cocktailpartys bestimmen ihr Leben. Tonys Welt ist zynisch, erbarmungslos, morbide und bevölkert von dubiosen, kettenrauchenden Vigilanten in Polizeiuniform (saucool und geheimnisvoll: Michael Shannon) und psychopathischen Strassenrowdys (widerwärtig und preisverdächtig: Aaron Taylor-Johnson), die ihr Unwesen treiben. Beide Welten ergänzen, transzendieren und spiegeln sich auf einer faszinierenden Ebene der Abstraktion. Das Böse, das Abgründige zeigt seine hässliche Fratze immer in beiden Welten. Doch wo in Texas makabre Schurken dieses Unheil personifizieren müssen die Figuren es in Los Angeles nirgendwo anders suchen als in sich selbst. Denn die abscheuliche Gewalt und willkürliche Bosheit der einen Welt schlummert in der anderen genauso sehr, verborgen unter den Oberflächlichkeiten der abscheulichen Perfektion.

Fords filmische Vorbilder (Hitchcock, Fincher und vor allem der cineastische Meister des Surrealismus, David Lynch) werden zu keiner Sekunde verleugnet. Und doch scheint dieser Film anders von ihnen. manchmal scheint er dezenter, manchmal trivialer und manchmal glaubt man, dass da unter all den doppelten Böden der Dramaturgie noch weitere Welten zu entdecken sind. Nocturnal Animals fasziniert, er zieht an und er stosst einen ab. Und er ist für mich der beste Film des Kinojahres.

Wertung: 10 / 10

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Re: Zuletzt gesehener Film

7226
vodkamartini hat geschrieben:Na, das klingt doch sehr vielversprechend und spannend.
Danke, aber eigentlich machen mir solche Aussagen immer Angst, dass derjenige dann enttäuscht sein wird. :)

Vom reinen Sehgenuss her wären die Nachtaktiven Viecher für mich vielleicht eher "nur" eine 9, aber der Film beschäftigt mich noch, ich glaube im Nachhinein, Neues darin zu entdecken und ich möchte ihn wiedersehen. Maibaum würde sagen er hat das "Potential (noch mehr) zu begeistern". Daher habe ich ihn fürs erste auf 10 gesetzt.
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Re: Zuletzt gesehener Film

7227
iHaveCNit: Nocturnal Animals (2016)

Mein Filmjahr 2016 neigt sich so langsam dem Ende zu und der vorletzte Film, den ich mir dieses Jahr im Kino angesehen habe, ist „Nocturnal Animals“. Bei meinen Wertungen bin ich mir eigentlich mittlerweile sehr sicher, was ich von einem Film erwarte / erwarten kann und kann das auch bereits vor Sichtung des Films punktemäßig vorhersagen. Bei meinen Top-Platzierungen in diesem Jahr gibt es klare gesetzte Kandidaten (Rogue One, Arrival, The Revenant, Jason Bourne) und Filme, die mich extrem positiv und nachhaltig überrascht haben (The Hateful Eight, Room).
Nocturnal Animals wird sich vermutlich auch in diese Liste einreihen und liegt zwischen klar gesetztem Top-Kandidaten und Überraschung.

Überraschung wird vermutlich auch die erfolgreiche Galeristin Susan Morrow empfunden haben, als sie Post von ihrem seit 19 Jahren nicht mehr gesehenen Ex-Mann Edward Sheffield erhält. Der Schriftsteller hat ein Buch namens „Nocturnal Animals“ geschrieben und es Susan gewidmet. Als sie die brutale Geschichte eines Mannes liest, der bei einem Roadtrip in Texas seine Frau und Tochter bei einem Überfall durch kriminelle Psychopathen verliert, kommen ihr die Erinnerungen hoch, welch Schreckliches sie ihm damals angetan hat.

Tom Ford ist nicht nur ein weltberühmter Modedesigner, sondern auch ein extrem visuell anspruchsvoller Regisseur. Ich habe sein Erstlingswerk „A Single Man“ mit Colin Firth noch nicht gesehen. Nach der Sichtung seines zweiten Films „Nocturnal Animals“ werde ich das definitiv nachholen müssen. Visuell anspruchsvoll und sehr metaphorisch geht es in „Nocturnal Animals“ zu – jede Einstellung kann visuell als Punktlandung betrachtet werden.Ähnlich wie es dieses Jahr ein Nicolas Winding Refn mit „The Neon Demon“ gemacht hat, der in Sachen Bildsprache, Ästhetik und metaphorischer Tiefe die oberflächliche und kannibalistische Modeszene von LA sehr voyeuristisch und stilgemäß sehr oberflächlich betrachtet hat. Was „The Neon Demon“ an genereller Tiefe und interessanten Rollen gefehlt hat, hat Tom Ford mit „Nocturnal Animals“ nun geliefert. Ich mag interessante Thriller mit einem intelligenten Aufbau der Narration. Nolans Werke, Finchers Filmografie oder auch z.B. Denis Villeneuves „Enemy“ kamen mir bei „Nocturnal Animals“ in den Sinn. Der Film liefert uns 3 Erzählstränge, die miteinander perfekt kombiniert werden. Uns wird Susan im Heute präsentiert und wie sie mit den Ereignissen aus dem Buch umgeht. Die Handlung des Buchs wird uns ebenfalls gezeigt, genau wie der Verlauf der Beziehung von Susan und Edward. Kontraste – ist optisch das Stichwort, wenn man sich anschaut, mit welcher Präzision Tom Ford die unterkühlte Stimmung in LA der rauen, hitzigen Weite Texas gegenüberstellt. Darstellerisch ist der Film natürlich bis in die Nebenrollen hinein perfekt besetzt. Amy Adams ist eine der besten Darstellerinnen unserer Zeit und natürlich auch des Jahres 2016, nachdem auch „Arrival“ perfekt bei mir angekommen ist. Bei Jake Gyllenhaal mache ich meiner Meinung nach nie etwas falsch. Er spielt hier nicht nur den Autoren Edward Sheffield, sondern auch die Hauptfigur Tony Hastings im Roman. Darüber hinaus bietet der Film auch noch einen richtig guten Michael Shannon als Sheriff und einen absolut psychopathischen und genialen Aaron Taylor-Johnson. Da der Film eine Romanverfilmung von Arthur Wrights „Tony and Susan“ ist, über eine Frau, die einen Roman liest, ist der Film quasi eine „Romanception“. Wie man die erzählte Geschichte des Romans mit der Haupthandlung im Jetzt verknüpfen kann, lässt viel Interpretationsspielraum zu und stellt die Fragen, aus welchem Unterbewusstsein heraus die ganze Story erzählt wird. Nachhaltigen Interpretationsspielraum bietet auch das sehr konsequente Ende, das die Frage aufwirft – ging es hier um Vergeltung oder Vergebung ?

„Nocturnal Animals“ - My First Look – 10/10 Punkte
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Re: Zuletzt gesehener Film

7228
@Goldie
Keine Sorge, bei solch einem Film steigt die Erwartungshaltung nicht ins Unermeßliche. :wink: Für mich ist hier interessant, dass er nachwirkt und dich noch beschäftigt. Das klingt sehr vielversprechend, zumal vermutlich jeder etwas anderes darin sehen kann bzw. anderes heraus ziehen kann. Und ist doch schön, zum Jahresabschluss mal mit 10 Punkten "belohnt" zu werden.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Zuletzt gesehener Film

7229
HCN007 hat geschrieben:Bei meinen Wertungen bin ich mir eigentlich mittlerweile sehr sicher, was ich von einem Film erwarte / erwarten kann und kann das auch bereits vor Sichtung des Films punktemäßig vorhersagen. Bei meinen Top-Platzierungen in diesem Jahr gibt es klare gesetzte Kandidaten (Rogue One, Arrival, The Revenant, Jason Bourne) und Filme, die mich extrem positiv und nachhaltig überrascht haben (The Hateful Eight, Room).
Das verstehe ich irgendwie noch nicht so ganz, du setzt deine Noten also schon im Voraus? Klar hat man immer im Vorfeld gewisse Erwartungen / Hoffnungen, und liegt damit manchmal auch goldrichtig, genauso gut kann es aber sein, das man gnadenlos enttäuscht wird oder die Erwartungen übertroffen werden. Einen Film bepunkten bevor man ihn gesehen hat? Nicht in meiner Welt.
HCN007 hat geschrieben:Nachhaltigen Interpretationsspielraum bietet auch das sehr konsequente Ende, das die Frage aufwirft – ging es hier um Vergeltung oder Vergebung ?
Dieser Satz hingegen ist absolut treffend und beschreit das fantastische Ende adäquat. Nocturnal ist einer dieser Filme, bei denen ich zuerst im Lauf der Schlussszene Angst hatte, dass der Regisseur das richtige Ende nicht findet, dann aber absolut belohnt wurde, denn Ford blendet im perfekten Augenblick ab. Vergebung und Vergeltung gab es in meinen Augen beides,
Spoiler
Vergeltung dadurch, dass Edward seine Ex-Frau die qualvolle Welt von Tony hautnah hat durchstehen lassen, abstrakt symbolisiert durch ihre Lektüre des Manuskripts, und ihr damit den Spiegel ihrer eigenen Fehler und Untaten vorgehalten hat (Tony verliert Frau und Kind genau wie Edward, transzendiert in eine grauenhafte Mordgeschichte, es gibt am Ende nur Verlierer wenn Tony, der Polizist und der Mörder alle sterben). Vergebung hingegen dadurch, dass seine "Rache" zugleich ein Schlussstrich ist, er verbannt Susan aus seinem Leben und symbolisiert dies indem er nicht zum Abendessen erscheint. Die Verbindung zwischen Susan und Edward ist vorbei.
vodkamartini hat geschrieben:Keine Sorge, bei solch einem Film steigt die Erwartungshaltung nicht ins Unermeßliche. :wink: Für mich ist hier interessant, dass er nachwirkt und dich noch beschäftigt. Das klingt sehr vielversprechend, zumal vermutlich jeder etwas anderes darin sehen kann bzw. anderes heraus ziehen kann.
Dann ist ja gut, ich bin auf jeden Fall schon gespannt, was du damit anzufangen weisst, sofern du ihn überhaupt schaust, was ich bei dir als Neo-Noir- und Thriller-Fan aber eigentlich voraussetze. :wink:
vodkamartini hat geschrieben:Und ist doch schön, zum Jahresabschluss mal mit 10 Punkten "belohnt" zu werden.
Inder tat, auch wenn es diesen Jahrgang ein paar sehr gute bis exzellente Filme gab (Arrival, Hell or High Water, Un + Une, The Revenant) hat mir doch immer der letzte kleine Sprung zur "Ekstase" gefehlt, Nocturnal hat das jetzt nachgeholt.
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