Re: Zuletzt gesehener Film

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Natural Born Killers

Gestern Abend habe ich mir Natural Born Killers angesehen, und ich kann nur allzugut verstehen, warum sich Tarantino von diesem Werk (das ja auf seinem Skript basiert) distanziert hat. Zwar gehört auch das Skript sicherlich zu Tarantinos schwächeren, doch hätte man mit etwas Raffinesse daraus auf alle Fälle einen guten bis sehr guten Film drehen können, der entweder schockieren oder nachdenklich machen könnte. Oder sogar beides. Doch leider nimmt die sogenannte Mediensatire, die dem Film oftmals gutgeschrieben wird, maximal die Hälfte der Filmzeit ein, in der ersten Stunde der Laufzeit interessiert sich die Geschichte überhaupt nicht für die Medien, und stellt den Zuschauer schon nach wenigen Minuten vor vollendete Tatsachen, wenn das Popkulturelle Phänomen der beiden Killer dargestellt, aber keineswegs erklärt wird. Als sich Natural Born Killers dann endlich dem Thema Medien widmet, geschieht das wiederum so plump, dass man sich fragt, wie dieser Film einen Klassikerstatus erlangen konnte.
Soweit, so mittelmäßig, das größte Übelm kommt ja erst. Die Regie. Oliver Stones Regie mag ambitioniert sein, mag versuchen künstlerisch wertvoll zu sein, bleibt letztlich aber doch in erster Linie chaotisch und sogar willkürlich. Wie im Sekundentakt von Schwarz-Weiß zu unterschiedlichen Frabeinstellungen hin und hergeschnitten wird und manchmal noch Comicbilder (die weder inhaltlich noch emotional ins Geschehen passen) eingeblendet werden, raubt dem Zuschauer teilweise den Verstand. Gäbe es für die unterschiedlichen farblichen Elemente wenigstens inhaltliche Relevanz, oder eine Art Farb-Code (Wie bei den Matrix-Filmen), so könnte man dieses auch dann noch anstrengende Stilmittel akzeptieren, doch dem ist leider nicht so. Hinzu kommt eine Vorgeschichte der beiden Hauptcharaktere, die wie in einer schlechten Fernsehshow inszeniert wird, letzlich aber als ihre reale Vorgeschichte gilt und das Chaos komplett macht.
Die einzigen gelungenen Elemente sind der Soundtrack, sowie das Spiel von Woody Harrelson, der beinahe als einziger Darsteller überzeugt. Den anderen (Beispielsweise Tommy Lee Jones) muss man wohl gesagt haben, dass sie gnadenloses Overacting betreiben sollten...
Eine SZene ist jedoch gelungen und hier schlägt sich dann auch der Fingerabdruck des Skriptautoren nieder: Beim Liveinterview mit Mickey. Da weiß der Film plötzlich zu fesseln und zu faszinieren. Das Finale hat dann noch ein paar gelungene Momente kann aber im großen und ganzen auch kaum überzeugen.
Letzlich ergibt sich ein durch und durch chaotischer Film, der viel aussagen will aber kaum etwas wirklich aussagt. Eine schwere Enttäuschung und der schwächste Film den ich seit Monaten oder gar Jahren gesehen habe.

3/10 Punkte
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Zuletzt gesehener Film

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dernamenlose hat geschrieben:Natural Born Killers

Gestern Abend habe ich mir Natural Born Killers angesehen, und ich kann nur allzugut verstehen, warum sich Tarantino von diesem Werk (das ja auf seinem Skript basiert) distanziert hat. Zwar gehört auch das Skript sicherlich zu Tarantinos schwächeren, doch hätte man mit etwas Raffinesse daraus auf alle Fälle einen guten bis sehr guten Film drehen können, der entweder schockieren oder nachdenklich machen könnte. Oder sogar beides. Doch leider nimmt die sogenannte Mediensatire, die dem Film oftmals gutgeschrieben wird, maximal die Hälfte der Filmzeit ein, in der ersten Stunde der Laufzeit interessiert sich die Geschichte überhaupt nicht für die Medien, und stellt den Zuschauer schon nach wenigen Minuten vor vollendete Tatsachen, wenn das Popkulturelle Phänomen der beiden Killer dargestellt, aber keineswegs erklärt wird. Als sich Natural Born Killers dann endlich dem Thema Medien widmet, geschieht das wiederum so plump, dass man sich fragt, wie dieser Film einen Klassikerstatus erlangen konnte.
Soweit, so mittelmäßig, das größte Übelm kommt ja erst. Die Regie. Oliver Stones Regie mag ambitioniert sein, mag versuchen künstlerisch wertvoll zu sein, bleibt letztlich aber doch in erster Linie chaotisch und sogar willkürlich. Wie im Sekundentakt von Schwarz-Weiß zu unterschiedlichen Frabeinstellungen hin und hergeschnitten wird und manchmal noch Comicbilder (die weder inhaltlich noch emotional ins Geschehen passen) eingeblendet werden, raubt dem Zuschauer teilweise den Verstand. Gäbe es für die unterschiedlichen farblichen Elemente wenigstens inhaltliche Relevanz, oder eine Art Farb-Code (Wie bei den Matrix-Filmen), so könnte man dieses auch dann noch anstrengende Stilmittel akzeptieren, doch dem ist leider nicht so. Hinzu kommt eine Vorgeschichte der beiden Hauptcharaktere, die wie in einer schlechten Fernsehshow inszeniert wird, letzlich aber als ihre reale Vorgeschichte gilt und das Chaos komplett macht.
Die einzigen gelungenen Elemente sind der Soundtrack, sowie das Spiel von Woody Harrelson, der beinahe als einziger Darsteller überzeugt. Den anderen (Beispielsweise Tommy Lee Jones) muss man wohl gesagt haben, dass sie gnadenloses Overacting betreiben sollten...
Eine SZene ist jedoch gelungen und hier schlägt sich dann auch der Fingerabdruck des Skriptautoren nieder: Beim Liveinterview mit Mickey. Da weiß der Film plötzlich zu fesseln und zu faszinieren. Das Finale hat dann noch ein paar gelungene Momente kann aber im großen und ganzen auch kaum überzeugen.
Letzlich ergibt sich ein durch und durch chaotischer Film, der viel aussagen will aber kaum etwas wirklich aussagt. Eine schwere Enttäuschung und der schwächste Film den ich seit Monaten oder gar Jahren gesehen habe.

3/10 Punkte
Kann man alles auch ganz anders sehen.

Funktioniert doch ganz fabelhaft, und ist sehr faszinierend, und ziemlich brillant inszeniert. Trotz stonecher Überdeutlichkeit ein oftmals überwältigender Film.

Re: Zuletzt gesehener Film

6937
Stellt sich die Frage, warum ein Film irgendwas aussagen sollte oder muss und ob das der Sinn eines Films ist. Und woran du ableitest, dass er das überhaupt will.
Ne, deine Kritik kann ich auch nicht so recht nachvollziehen. Weshalb sie dir natürlich trotzdem unbenommen sei, aber das passt für mich nur wenig zu dem Film.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

6938
Erst sagst du, dass der Film klare Aussagen hat und jetzt fragst du, warum er etwas aussagen muss? Passt irgendwie nicht so recht zusammen...
Ich beantworte es dennoch: Erstens, weil Stone selbst ihn als bissige Mediensatire bezeichnet, was er in der zweiten Hälfte zwar sichtbar sein will, aber eben in kaum einem Moment wirklich schafft.
Und zweitens, weil der Film sich den Anschein gibt, als würde er etwas wichtiges aussagen. Man könnte auch noch als dritten Grund hinzufügen, dass es bei der Thematik auch naheliegt oder fast schon zwingend ist.
Aber eigentlich ist das alles vollkommen egal, denn Stone ist sich all dessen ja bewusst weil er auch versucht mit dem Film einiges Auszusagen. Nur macht er das wie gesagt sehr plumop und nicht wirklich interessant.
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Zuletzt gesehener Film

6939
dernamenlose hat geschrieben:Erst sagst du, dass der Film klare Aussagen hat und jetzt fragst du, warum er etwas aussagen muss? Passt irgendwie nicht so recht zusammen...
Warum? Ich sage, dass der Film hier das zwar tut, stelle aber die Frage, warum das allgemein überhaupt entscheidend ist. Das passt doch ganz wunderbar zusammen.
dernamenlose hat geschrieben:Aber eigentlich ist das alles vollkommen egal, denn Stone ist sich all dessen ja bewusst weil er auch versucht mit dem Film einiges Auszusagen.
Und was? Und warum schafft er es nicht?
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Re: Zuletzt gesehener Film

6944
"Der verbotene Schlüssel" mit Kate Hudson und John Hurt.
Caroline (Kate) übernimmt im Bayou einen Job als Krankenschwester für einen alten durch Hirnschlag fast vollkommen gelähmten Mann Ben Deveraux, der mit seiner etwas schrulligen Frau Violet in einer etwas heruntergekommenen Südstaatenvilla lebt.
Was als netter Job fürs schnelle Geld beginnt, entpuppt sich alsbald als eine grausame Geschichte. Um 1900 hatte der Vorvorbesitzer, ein typischer Südstaatentycoon, in einem Wutanfall sein Dienerehepaar, die Farbigen Papa Justify und Mama Cecille, mit Partygästen gelyncht, als sie diese ertappten, mit ihren Kindern eine so genannte Hoodo-Messe verantaltet zu haben. Hoodoo ist eine esoterische Lehre, die unter den Farbigen des S sehr populär ist.
Spoiler
Sie glaubt dennoch nicht an diesen Zauber, und vermutet, dass Violet Ben in den Wahnsinn treiben will, um an sein Haus zu kommen. Ein Fluchtversuch mit Ben misslingt, sie flieht zum Anwalt des Paares Luke (hervorragend von Peter Sarsgaard gespielt), den sie irriger Weise für einen Verbündeten hält. Er fesselt sie und bringt sie zum Haus zurück. Sie erkennt, dass Luke und Violet sie für eine Hoodoo Zeremonie auerkoren haben. Anfänglich gelingt es ihr, sich zu befreien und mit Ziegelstaub sie von ihr fernzuhalten. Nach einer wilden Verfolgungsjagd, tappt sie dennoch in einer Falle. Sie selber beginnt eine Zeremonie mit dem irrigen Glauben, dass diese sie vor dem Hoodoo-Fluch schützen will. Stattdessen öffnet sie damit ihre Seele für einen Tausch mit Violet. Justify und Cecille hatten sich durch Seelentausch in die Kinder der alten Herren eingenistet. Dann, als Ben und Violet das Haus von ihnen kauften, in die Körper des Paares wiederum. Ben hatte keinen Hirnschlag, denn in Luke fuhr wiederum Justify weg aus seinem Körper. Cecille braucht also Caroline, um wiederum von Violet zu ihr transformiert zu werden, damit sie in den Körpern von Luke und Caroline weiterleben können.
Nach erfolgreichem "Frauentausch" holen Sanitäter das jetzt beiderseits schwer behinderte Paar Ben und Violet nichtwissend mit den Seelen des Anwaltes und Caroline ab. Caroline und Luke beschwichtigen. Einzig alleine der Freundn von Caroline kommt da etwas "mysteriös" vor
Der Schluss böte sich förmlich für ein Sequel an. Es ist zu bedauern, dass das bis dato ausblieb.
Vermutlich, weil der Film unter den Erwartungen blieb. Die Story wäre ja für einen Horrorfilm toll -denke ich da an den hanebüchernen Mist der sehr viel erfolgreicheren "Elm-Street" "Freitag, 13." "Helloween" "Ich weiss, was ...." etc. Billig-Horrorserien. Aber Regisseur und Drehbuchautor Softley und Kruger blieben in ihrer szenischen Umsetzung einfach zu bieder. Die Schockeffekte waren zu platt -erinnerten eher an die Pappmache der Geisterbahnen. Ein richtiges Entsetzen a'la Stephen King stellt sich nie ein.
Große Chance, einen Horror-Klassiker zu erschaffen vertan!
Leider! :cry:
7/10 Punkte
"There is sauerkraut in my lederhosen."
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