Wie schon bei den Filmbesprechungen würde es wohl auch Sinn machen über die Romane in ähnlicher Weise zu diskutieren. In diesem Thread soll es allerdings zuerst darum gehen die Romane zu bewerten (Skala wie bei Filmen 1 bis 10) und kurze Kritiken zu den Romanen zu schreiben Hoffe die Idee findet anklang
Achja, die Kurzgeschichten werden wie die Romane behandelt. Es werden also die Namen der Storys verwendet anstatt der der Sammelbände in denen sie erschienen. Kürzel sind die gleichen wie bei den Filmen (falls verfilmt).
Ich fange mal an:
Casino Royale
Flemings erster Roman ist sicherlich auch einer seiner besten. Die Atmosphäre ist einfach grandios dicht und die Charaktere fein säuberlich gezeichnet. Besonders in der Folterszene zahlt sich Fleming intensiver Schreibstil aus. Gleichzeitig sind die Casino-Szenen sehr mitreißend geschrieben. Gleichzeitig zieht sich eine zynische Atmosphäre durch den Roman, die mit dem letzten Kapitel ein Donnerschlag-Finale bekommt. Dieses bittere Ende passt perfekt und ist das Stück Zitronenschale in einem wunderbaren Cocktail der Unterhaltungsliteratur. Auch generell eines meiner Lieblingsbücher.
10 von 10 Punkten
Live And Let Die
Nach Flemings furiosen Bond-Debüt fällt dieser Roman sehr ab. Ob der Autor nun Rassist war oder es am Zeitgeist lag, das Buch stellt Farbige nicht sonderlich differenziert dar und bedient so manches Klischee. Abseits davon wird zwar eine solide Geschichte geboten, aber an die Intensität des Vorgängerromans kommt LALD nicht heran. Erst im letzten Drittel des Buches (z.B. Bond allein unter Wasser) scheint wieder etwas von den Qualitäten von CR hervor zu scheinen. Alles in allem ein mittelprächtiges Werk.
5 von 10 Punkten
Moonraker
Der Plot gehört sicherlich zu den besten der Romanreihe. Wirklich schade, dass man davon nichts in den Filmen verwendete. Zwar kann man die Hintergründe von Drax für ebenso diskriminierend wie die LALD halten, aber insgesamt werden diese in MR nicht so übertreiben breit ausgetreten. So gesehen bleibt dies noch verschmerzbar. Die Intensität aus CR ist auch wieder da, auch wenn die Bridge-Szene leider im Gesamtbild etwas abfällt und zu den nicht ganz so spannenden Momenten im Buch zählt. Die Ausgestaltung der Welt ist auch wieder Fleming-typisch wunderbar detailverliebt. Besonders ironisch auch der Storytwist bezüglich gen Ende, Stichwort "Wer anderen eine Grube gräbt, der fällt selbst hinein."
Bis auf kleinere Abstriche ein ziemlich guter Roman.
7,5 von 10 Punkten
Diamonds Are Forever
Ein Bond-Roman voller krasser Gegensätze. Was der Roman zwar an Flemings guten Schreibstil den Detailreichtum und dem guten Diamanten-Plot (wirklich hochkarätig!) gewinnt, verliert er wieder an manchen geradezu ins lächerliche abgleitenden Charktere (das Killer-Pärchen!) und Einfällen (Westerndorf und das damit zusammenhängende). Sehr schön allerdings ist die Charakterzeichnung von Tiffany Case gelungen. Allerdings scheint der Roman mir zu lang geraten, an manchen Stellen scheint der gute Ian den Plot aus den Augen verloren zu haben und tritt in der Hinsicht auf der Stelle. Einmal ist die Dramaturgie schön straff und in anderen Teilen des Buches wieder wie Kaugummi. Insgesamt kein Buch das ich zu Flemings Meisterwerken zählen würde.
5,5 von 10 Punkten
From Russia With Love
Eines von JFKs Lieblingsbüchern. Ehrlich gesagt fällt mir auch nichts wirkliches ein, was an FRWL schlecht wäre. Die SMERSH-Verschwörung ist grandios geschrieben, ebenso die Charaktere und die Schauplätze. Einzig ungewohnt ist, dass Bond erst relativ spät auf der Bildfläche auftaucht, was aber nicht weiter schlimm ist. Das Ende erinnert emotional an CR, hier hatte man im Film sich für eine schlechtere Version entschieden (allerdings nicht extrem schlechter). Interessant ist auch Bonds Langeweile und emotionaler Zustand (Referenz an DAF) zu Beginn seines Handlungsstrangs. Ingesamt eines von Flemings besten Werken.
9,5 von 10 Punkten
Dr. No
- noch nicht gelesen -
Goldfinger
Insgesamt ein gutes Buch mit gewohnt schönem Sinn fürs Detail, interessanten Charakteren und - bis auf eine Ausnahme - straffer Dramaturgie. Die Ausnahme stellt die aus dem Film bekannte Partie Golf zwischen Bond und Goldfinger dar. Im Buch finde ich sie aber extrem langweilig geschrieben. Ansonsten ist es ein Buch ohne größere Schwächen, aber auch eines das kein grandioses Gesamtbild ergibt wie CR oder FRWL.
7 von 10 Punkten
Thunderball
Ein Buch ohne Schwächen, für meine Begriffe. Der Plot ist super, die Charaktere stark, Dramaturgie und Detail ebenfalls. Der Plot um den Diebstahl einer Atombombe wirkt heute sogar noch sehr glaubwürdig. Gehört zu meinen Lieblings-Bond-Romanen.
9 von 10 Punkten
The Spy Who Loved Me
Das ganze hat mit dem Film wie bekannt nix gemeinsam. Der Roman ist ziemlich kurzweilig und nett. Er bietet einen interessanten Blick auf Bond. Anstatt wie bei anderen Bücher seine Gedanken zu lesen, liest man hier die Gedanken einer Frau, die Bond begegnet und eine seiner Eroberungen ist. Die Location bietet einen krassen Gegensatz zu dem was wir sonst so bei Bond als Schauplatz erwarten: Ein Motel in der nordamerikanischen Einöde. Dennoch funktioniert alles zufriedenstellend und nebenbei gibt's noch einige interessante Infos bzgl. SPECTRE, so erfährt man dass die Operation Thunderball publik wurde und SPECTRE auch in der Öffentlichkeit ein Begriff ist.
Leider erweckt TSWLM auch den Eindruck eines Lückenfüllers: Weder wirkt der Roman als eine große Geschichte, noch als eine längere Kurzgeschichte. Im Gegenteil, einige Kurzgeschichten sind wesentlich mitreißender und besser als TSWLM. Trotzdem ist TSWLM kein schlechtes Buch.
6 von 10 Punkten
On Her Mayesty's Secret Service
Der Roman dürfte wohl derjenige sein, der am werkgetreusten verfilmt wurde. Allerdings fällt die zweite Hälfte im Film wesentlich spannender aus, als im Roman: Tracy sitzt nicht in einem Münchner Hotel rum und wartet auf Bond (Roman), sondern sie ist in den Fängen von Blofeld was Bond bzgl. des Angriffs auf Piz Gloria eine überzeugendere Motivation gibt. Das trifft auch den größten Schwachpunkt des Romans, der abgesehen davon zu dem Besten gehörte was Fleming zu Papier brachte. Tracy wirkt im Roman vor allem in der zweiten Hälfte eher wie Paket, das auf seine Abholung wartet. Sie trägt erst in den letzten zweieinhalb Kapiteln wieder etwas zur Story bei. Das Ende des Romans ist dabei wesentlich weniger Explizit als im Film: Tracy liegt still (scheinbar Leblos?) auf dem Lenkrad. Dass die am Ende von OHMSS tot ist kann allenfalls durch Bonds Reaktion interpretiert werden.
Erfreulich auch, dass Fleming in OHMSS endlich zu der Form fand, die einerseits Dinge detailiert erklärt (Spezialität Flemings), andererseits aber nicht zu viel Pace aus der Story nimmt und sich in der Erklärung verliert.
8,5 von 10 Punkten
You Only Live Twice
- noch nicht gelesen -
The Man With The Golden Gun
- noch nicht gelesen -
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die Kurzgeschichten:
From A View To A Kill
Eine kleine aber gute Agentenstory.
7 von 10 Punkten
For Your Eyes Only
Interessante Rachestory, insgesamt ganz gut.
7 von 10 Punkten
Quantum Of Solace
Sehr emotionale Kurzgeschichte die meiner Meinung nach zum besten gehört was Fleming schrieb. Sehr ergreifend, auch wenn Bond nur am Rande auftaucht.
9 von 10 Punkten
Risico
Starke Kurzgeschichte, die neben einem interessanten Plot auch für eine Kurzgeschichte erstaunlich viel Action mit sich bringt.
8 von 10 Punkten
The Hildebrand Rarity
Bond in ungewohnter Umgebung auf einem Forschungsschiff. Interessanter Plot und noch interessanteres (fragwürdiges?) Verhalten von Bond zu einem bestimmten Zeitpunkt der Story.
8 von 10 Punkten
Octopussy
Solide Story. Leider nicht mehr.
5 von 10 Punkten
The Living Daylights
Sehr schöne Kurzgeschichte mit tollem Schauplatz. Wunderbarer Agentenplot.
9 von 10 Punkten
The Property Of A Lady
Mal wieder solide und nicht mehr.
5 von 10 Punkten
007 in New York
Gute Agentenstory mit netten Rezept für Rührei
7 von 10 Punkten
Und nu seits ihr dran
Die Fleming-Romane - Eure Bewertungen
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Zuletzt geändert von MX87 am 7. August 2010 23:46, insgesamt 2-mal geändert.
"In a Bond film you aren't involved in cinema verite or avant-garde. One is involved in colossal fun."
Terence Young
Terence Young