danielcc hat geschrieben: 9. Januar 2024 14:59
Es ist für mich schwer vorstellbar und deckt sich mit nichts was ich im täglichen Leben so mitbekomme, dass ein Film der zu viele Figuren hat, keine Emotionen erzeugt, kein Humor hat, auf ein mal von Hundert Mio Menschen weltweit begeistert aufgenommen wird, weil er die grauen Zellen bedient, und damit vor allem Leute erreicht, die sich ganz offensichtlich ansonsten keine Kinofilme sondern wenn überhaupt das TV Programm reinziehen.
Erst mal schätzt du den typischen Nolankinogänger vermutlich gehörig falsch ein. Ich habe in meinem (damals) studentischen Umfeld von vielen Leuten, die definitiv kein oder kaum TV anschauen und eben zur Bildungsschicht gehören (auch wenn das inzwischen zugegebenermaßen nur noch bedingt etwas aussagt) großes Interesse an Oppenheimer wahrgenommen. Vor allem bei Leuten, die zwar überdurchschnittlich, aber definitiv nicht häufig ins Kino gehen. Und das war teilweise auch in der Vergangenheit so zumindest bei manchen seiner Filme.
Und zum zweiten unterstellst du dem Film schlichtweg deine eigenen Empfindungen. Dass der Film keine Emotionen erzeugt magst du so sehen, ich sehe das ganz anders. Bei mir hat er die definitiv erzeugt. Dass er keinen Humor hat magst du so sehen, ich musste dagegen des Öfteren lachen. Sicherlich ist es keine Komödie, aber wohl dosiert setzt er sehr wohl auch Humor ein. Und ob Oppenheimer zu viele Figuren hat ist ebenfalls subjektiv. Viele sicherlich, durch seinen klaren Fokus auf Oppenheimer selbst, waren es für mich aber nicht zu viele, zumal die wirklich wichtigen genug Raum bekommen.
ollistone hat geschrieben: 9. Januar 2024 16:34
"Oppenheimer" enthält kein einziges Element, dass einen solchen Massenerfolg rechtfertigen würde, da ist überhaupt nichts Faszinierendes auf inhaltlicher oder audiovisueller Ebene, das mehr als ein Arthouse-Nischenpublikum begeistern sollte.
Auch wenn Oppenheimer zweifellos Nolans "künstlerischster" Film ist, sehe ich da eine ganze Menge. Mich selbst begeistern Arthouse-Filme äußerst selten (gut, vielleicht gebe ich ihnen wie die meisten Menschen auch einfach nur zu selten eine Chance), Oppenheimer hat mich aber definitiv begeistert. Nolan hat durch seine Art der Inszenierung ein sperriges Genre der Masse zugänglich gemacht. Dass das so gut funktioniert hätte ich (weder in Bezug auf mich, noch in Bezug aufs Box Office) erwartet. Aber gerade Audiovisuell ist der Film in meinen Augen absolut faszinierend und geht den Weg, den Nolan seit "Dunkirk" bestreitet konsequent weiter. Inhaltlich hätte ich nicht damit gerechnet, dass mich der Film faszinieren kann, hat er aber auch geschafft. Und er hat es geschafft mich für den Menschen J. Robert Oppenheimer zu interessieren.
Ich hoffe, ich komme in den nächsten Tagen noch dazu meinen Kinojahresrückblick 2023 zu schreiben und kann da dann meinen Gesamteindruck des Films schildern.