danielcc hat geschrieben: 17. Mai 2025 16:00
Die rund ersten 45 Minuten sind ein erzählerische Bankrotterklärung. Da wird anhand von Schnipseln ein Abriss über die ganze Serie (!) gegeben, bevor dann noch der Vorgänger irgendwie erklärt werden muss. Als sei das nicht genug, fühlen sich die gesamten ersten 45 Minuten seltsam konfus an. Rückblicke, Zeitsprünge, wechselnde Locations wo man teilweise gar nicht mehr weiß, wo wir jetzt eigentlich sind, Parallelhandlungen (bis zum Schluss). Über weite Teile des Films weiß man gar nicht: Sieht man jetzt die Ist-Zeit oder ist das wieder ein Rückblick. Alles fühlt sich wahnsinng opak an, als liege ein Nebelfilter über dem Film.
Casino Hille hat geschrieben: 23. Mai 2025 00:12
Die ersten 45-50 Minuten sind ein Editing-Chaos. Daniel, du hast da recht: Man kann gar nicht richtig folgen, weil da auf mehreren Zeitebenen irgendwelche Halbszenen aneinandergereiht werden (unterbrochen durch eine blitzschnelle und super kurze Titelsequenz), die in Eiltempo einen Haufen an Ereignissen abfrühstücken, all das noch unterbrochen durch dramatisches BlaBla, überflüssige Rückblicke auf die alten Filme und einen emotional gemeinten Charaktertod ...
Ich konnte Final Reckoning diese Woche auch endlich nachholen und sehe das Gröbste ganz ähnlich. Die erste Stunde ist ein hektisches Durcheinander, da will der Film viel zu viel auf einmal und macht letztlich gar nichts daraus. Als nach über einer Stunde (geschätzt) das Briefing zum ersten unmöglichen Setpiece kam dachte ich: Danke, das wollte ich schon von Anfang an sehen, war das so schwer? Dass die ersten sieben Filme munter mit in den Topf geschmissen werden finde ich nüchtern gesehen ähnlich doof wie bei Bond, wobei es mich insgesamt doch etwas weniger stört, weil M:I nicht den gleichen Unterbau und die gleiche Film-Fan-Beziehung hat wie Bond. Trotzdem: Bei einigen Filmen kurz hintereinander und die eine stilistische Einheit bilden könnte man sowas ja schon mal machen, aber Footage (und längst vergessene inhaltliche Elemente) von M:I 1 und 3 sind in diesem Film ein Fremdkörper und leicht peinlicher Fanservice. Die "alten" und sehr eigenständigen Filme aus der Prä-McQuarrie-Zeit haben für mich nicht mehr mit Final Reckoning zu tun als FRWL und MR mit NTTD.
Dann ist das Teil noch vollgestopft mit dramatischen Trailer-Sprüchen, vor allem Ving Rhames lässt hier Mist vom Stapel als wären seine Drehbuchseiten vom Marketing-Team aller Blockbuster der letzten 15 Jahre geschrieben worden. Und ein wirklicher Team-Film ist es leider auch längst nicht mehr, da denke ich halt immer lobend an die Messlatte von Ghost Protocol zurück, der das mit seinem Viererteam Cruise-Renner-Patton-Pegg exzellent gemacht hat. Final Reckoning sammelt alle 15 Minuten eine neue Figur für Cruises Allianz auf und stellt letzten Endes dann doch nur Cruise selber und vielleicht noch Pegg ins Rampenlicht.
So, das mag vernichtend klingen, soll aber in erster Linie veranschaulichen, dass Final Reckoning in meinen Augen Schwächen hat und das konstant hohe Niveau der Filme 4-7 nicht halten kann. Trotzdem ist das natürlich noch ein ganz ordentlicher Actionspass und die beiden grossen Setpieces können ganz gut mit den Teilen 4-7 mithalten, da wird wieder einmal spektakulärstes Handwerk geboten. Auch dazwischen hält einen das Teil gut bei Laune, ich mochte die Szenen in der Schneehütte mit den russischen Soldaten und vor allem alles auf dem U-Boot, denn aus irgendeinem Grund waren die Mitglieder dieser U-Boot-Besatzung die coolsten und charismatischsten Figuren des Films. "Eine Enttäuschung, aber auf anständigem Niveau" kann ich unterschreiben. Man wollte zu viel und hat sich zu sehr in dramatischem und selbst-referenziellem Franchise-Quark gesuhlt, bei einer Filmreihe die das nur sehr bedingt hergibt und eigentlich nicht nötig hat. Trotzdem hat man immerhin die eigentlichen Kernkompetenzen Action und Spektakel nicht vergessen. Ich würde 6 / 10 vergeben.