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iHaveCNit: The Last Showgirl (2025) – Gia Coppola – Constantin Film
Deutscher Kinostart: 20.03.2025
gesehen am 23.03.2025
Kinopolis MTZ – Kino 11 – Reihe 16, Platz 15 – 20:10 Uhr


Shelly ist seit Jahrzehnten Teil des Tanz-Ensembles der legendären, erotischen Varieté-Tanz-Gruppe „Razzle Dazzle“ in Las Vegas, doch ein Umbruch steht bevor, mit dem sie sehr zu kämpfen hat, denn in wenigen Wochen ist das „Razzle Dazzle“ Geschichte. Neben der gemeinsamen Zeit mit ihrer besten Freundin Annette versucht sie in der schweren Zeit wieder Zugang zu ihrer Tochter zu finden, von der sie sich entfremdet hat.

„The Last Showgirl“ von Gia Coppola ist ein kompaktes Milieu- und Charakterdrama, angesiedelt im Milieu der Las Vegas Showgirls, die mit entsprechend knappen, aber pompösen Kostümen und Ausstattungen eine gewisse Kunstform des erotischen, ästethischen Balletts und Varieté-Tanz als Show einer zahlenden Kundschaft angeboten haben und damit durchaus einen Teil des kulturellen Angebots in Las Vegas mitgeprägt haben. Der Film führt uns nicht nur in das Milieu, sondern lässt uns auch anhand diversen Generationen an Frauen, die Teil eines Tanz-Ensembles sind einen vielseitigen Einblick in das Milieu und die Charaktere bekommen und bildet damit das Spektrum der jungen, der älteren Erfahrenen und auch das der ehemaligen Tänzerinnen ab und wie sie mit dem ganzen Umbruch auf unterschiedliche Art und Weise umgehen. Teil dieses Ensembles sind da Brenda Song und Kiernan Shipka in Nebenrollen, aber in noch wichtigeren Nebenrollen bekommen wir mit Dave Bautista einen Einblick darin, wie Bühnenmanager im Hintergrund damit umgehen und welche persönlichen Beziehungen und Verbindungen über die Jahrzehnte sich hier aufbauen, was vor allem zwischen ihm und der von Pamela Anderson gespielten Shelly sowie auch zwischen der von Jamie Lee Curtis gespielten ehemaligen Tänzerin und Freundin Annette und Shelly hier sehr bodenständig, nah und menschlich verkörpert wird. Interessant wird dann auch noch der Konflikt der Entfremdung und dem wieder zueinander finden integriert in der Beziehung zwischen Shelly und der von Billie Lourd gespielten Tochter Hannah, die auch noch einen realistischen Einblick in das Milieu in der Außenwahrnehmung liefert und nicht ganz unwichtig ist in der persönlichen Verarbeitung des Umbruches, bei dem auch noch das natürliche Altern eine gewisse Rolle spielt. Hier ist Pamela Anderson durchaus sehr zärtlich, verletzlich, etwas verunsichert und etwas naiv, aber auch sehr stolz und würdevoll in der gelungenen Darstellung von Shelly. Mit einem leicht verwaschenen, grobkörnigen, audiovisuellen Look hat der Film etwas ganz Eigenes und auch die Ausstattung macht viel her. Dennoch war mir der Film mit 89 Minuten doch gefühlt zu kurz, zu oberflächlich, zu fragmentiert und auch ab und an zu ziellos um sich selbst und seine Konflikte kreisend.

„The Last Showgirl“ - My First Look – 7/10 Punkte
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iHaveCNit: A Working Man (2025) – David Ayer – Amazon/MGM Studios + Warner
Deutscher Kinostart: 26.03.2025
gesehen am 27.03.2025
Kinopolis MTZ – Kino 11 – Reihe 16, Platz 15 – 17:30 Uhr


Levon war einst Elite-Soldat und nun fristet er als Bauleiter auf den Baustellen des Familienunternehmens seines Chefs Joe Garcia sein Dasein, während er alles notwendige dafür tun würde, mehr Zeit mit seiner Tochter zu verbringen und seine Vergangenheit hinter sich zu lassen. Wäre da nicht eine folgenreiche Nacht, in der die Tochter seines Chefs entführt wird und Levon sich gezwungen sieht, sie aufzuspüren.

Relativ kurzfristig nur durch einen kleinen Moment, in dem der Trailer mir unter die Augen gekommen ist und auch durch das Interesse meines Kollegen, der manchmal eben meine Kino-Begleitung ist, kam „A Working Man“ von David Ayer mit Jason Statham in der Hauptrolle in meine Kino-Planung, gerade auch, weil die letzte Zusammenarbeit bei „The Beekeeper“ durchaus auch sehr unterhaltsam gewesen ist. Würden wir uns beim Film auf einer Baustelle befinden, wären wir beim Betonmischer sehr gut aufgehoben. Und hier wird nicht nur eine Sorte Beton angerührt und gemixt, sondern viele unterschiedliche Ideen in den Mixer geschmissen, aus dem sich dann eine mit knapp 2 Stunden doch etwas zähe und zerfaserte Mischung ergibt, weil ein Potpurri aus vielen Actionern nicht nur von Statham, sondern auch von Ayer, vom weiteren Drehbuchautoren Sylvester Stallone und auch zum Beispiel „Taken“ ; „John Wick“ ; „The Equalizer“ hier einen für FSK18 doch zu harmlosen, routinierten, zu hektisch in der Action inszenierten Actionthriller, der am ehesten für Leute geeignet ist, die einen entspannten Action-Abend im Kino oder zuhause verbringen möchten und auch allgemein gerne Filme mit Statham und niedrigem Anspruch schauen. Und gefühlt bis auf sehr kleine Sequenzen macht man auch wenig aus der Idee, dass wir es hier mit einem Bauleiter zu tun haben, der auch mit kreativen Wegen und Möglichkeiten eines Bauarbeiters eine durchaus brutale Spur der Vergeltung und Verwüstung hinterlässt.

„A Working Man“ - My First Look – 5/10 Punkte
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iHaveCNit: The Woman In The Yard (2025) – Jaume Collett-Serra – Universal
Deutscher Kinostart: 27.03.2025
gesehen am 31.03.2025
Kinopolis MTZ – Kino 5 – Reihe 13, Platz 15 – 20:35 Uhr


Nach einem persönlichen Schicksalsschlag lebt Ramona mit ihren beiden Kindern Taylor und Annie in einem abgelegenen Landhaus. Schwer verletzt hat sie alle Hände voll zu tun sich um die Kinder zu kümmern bis eines Tages eine in schwarz gekleidete Frau auf einem Stuhl im Hof erscheint und mysteriöse Warnungen ausspricht und dies zu Spannungen und Paranoia innerhalb der Familie führt.

„The Woman In The Yard“ ist mit 88 Minuten ein sehr kompakter, kleiner Film, der für mich rasant bis zum Ende durchgelaufen ist. Der Film ist ein Horrordrama, dass sich an natürlich klassischen Themen wie Trauerverarbeitung und auch dem Thema mentaler Gesundheit orientiert. In einer sehr stimmungsvollen Atmosphäre schafft es der Film statt wie viele Horror-Filme auf Horror im Dunkeln eher auf Horror im Hellen zu setzen und spielt damit mit Spiegeln, Licht, Schatten und auch einem ab und an sehr fiesen Sounddesign sowie Kamera-Einstellungen und feinen Effekten vor allem audiovisuell sein Potential voll aus. Im Stile von Slow-Burn-Horror baut der Film auch sukzessive seine Spannung auf und dreht ein Gefühl des Unbehagens, der Paranoia und einer allgemein fiesen, unheilvollen Spannung immer weiter an bis zum Ende, wo es leider zu ein paar hektischen Haken zu viel gekommen ist. Darüber hinaus ist auch Danielle Deadwyler in der Hauptrolle extrem großartig.

„The Woman In The Yard “ - My First Look – 7/10 Punkte
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iHaveCNit: Beating Hearts (2025) – Gilles Lellouche - Studiocanal
Deutscher Kinostart: 27.03.2025
gesehen am 02.04.2025
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 8, Platz 5 – 20:30 Uhr


Clotaire und Jackie könnten aus nicht unterschiedlichen Verhältnissen stammen. Während Jackie gut behütet nach einem schweren Schicksalsschlag bei ihrem Vater aufwächst und eine ehrgeizige, wissbegierige Schülerin ist, kommt Clotaire aus sehr prekären Verhältnissen, die ihn bereits in jungen Jahren zu einem gewaltbereiten Kleinkriminellen machen. Zwei die eigentlich nicht füreinander bestimmt wären, treffen an Jackies erstem Tag an der neuen Schule aufeinander. Für Beide ist es nach einem selbstbewussten verbalen Schlagabtausch geschehen, so dass sich beide ineinander verlieben. Doch je tiefer der junge Clotaire in die Kriminalität abtaucht, nach einem Raubzug verraten wird und dafür über 10 Jahre inhaftiert wird, muss er danach eine Entscheidung zwischen zwei Optionen treffen – Rache am Verrat oder die Liebe zu Jackie, selbst wenn sich das Leben von Jackie inzwischen scheinbar neu geordnet haben mag.

"Beating Hearts" ist ein Film, bei dem man gleichermaßen sehr viel dazu schreiben kann und auch einem die Worte fehlen könne, wenn man dazu etwas auf Papier bringen möchte. In diesem Zustand befinde ich mich gerade ein wenig, selbst Tage nach der ersten Sichtung dieses überambitionierten Werks von Regisseur Gilles Lellouche, dass als Verfilmung eines irischen Romans ein absoluter Rebell, ein Punk, ein "Enfant Terrible" eines Films ist, dass in 2 Zeitebenen eine Mischung aus Liebesgeschichte und Crimedrama liefert und quasi ein komplett gegen den Strich gebürstetes Musical ist, dass nur durch seine audiovisuelle Erzählung über Schnitte, Kameraeinstellungen, Lichtsetzung sowie dem Spiel der Darsteller sowie entsprechender Ruhephasen und auch der Wahl der Musik einen musikalischen Beat und Rhythmus erzeugt, der einen sowohl durch die Inszenierung als auch die Erzählung mitreißt, emotional berührt und fast einen durchgängigen immersiven Sog entwickelt. Der eigentlich intime Film erzählt viel mit passendem und nicht aufdringlichen, symbolischen Kitsch über die Liebe und auch über das damit verbundene Chaos in einer epischen Länge von über 160 Minuten. Darstellerisch war klar, dass mich Francois Civil und Adele Exarchopoulus begeistern werden, aber sie haben die sehr dankbare Position, sich auf das verlassen zu können, was ihre jüngeren Alter Egos in Form von Malik Frikah und Mallory Wanecque bereits perfekt etabliert haben. Mit ein wenig Retrofeeling der 80er und 90er-Jahre bekommt man das Gefühl, dass Gilles Lellouch mit diesem Film auch einen Teil seines eigenen Lebens und des eigenen nostalgischen Lebensgefühls verarbeiten wollte und allgemein das Optimum aus dem Film inszenieren wollte, selbst wenn er damit vielleicht ab und an übers Ziel hinaus geschossen sein mag. "Beating Hearts" - no pun intended - ist ein Film, der einem das Herz immer wieder schlagen lässt, obwohl er es einem auch mehr als nur einmal brechen könnte. Und deswegen bricht es mir aufgrund ein paar genannten Gründen das Herz, dass er knapp daran gescheitert ist, nur einer der großartigen Filme des Jahres für mich zu sein und am ganz großen Highlight etwas vorbei geschossen ist.

„Beating Hearts“ - My First Look – 9/10 Punkte
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380
iHaveCNit: Maria (2025) – Pablo Larrain - Studiocanal
Deutscher Kinostart: 06.02.2025
gesehen am 08.04.2025
Filmforum Frankfurt Höchst – 20:30 Uhr


Paris im September 1977. Die berühmte Opernsängerin Maria Callas ist seit mehreren Jahren nicht mehr auf den Bühnen dieser Welt aufgetreten. Trotz ihres eher weniger guten Gesundheitszustands, wegen dem sich ihre Haushälterin und ihr Butler konsequent Sorgen machen, plant sie das große Comeback. Inmitten dieser Planungen kommt ein TV-Team für ein Interview gerade recht, so dass sie ihre Erinnerungen noch einmal rekapitulieren kann.

Nach „Jackie“ und „Spencer“ ist nun „Maria“ ein weiterer Film des chilenischen Regisseurs Pablo Larrain, in dem er sich einer berühmten Frau der Geschichte widmet, die in gewisser Art und Weise Teil eines fremdbestimmten Systems gewesen sind. „Maria“ reiht sich aber auch in die Zahl vieler Musiker-Biopics der letzten Zeit ein, bei dem es schwierig ist, irgendetwas Eigenes vorweisen zu können, damit der Film aus der Masse hervorsticht. Und auch hier kann sich „Maria“ nicht ganz hervorheben. Dennoch hat mir das Schauspiel von Hauptdarstellerin Angelina Jolie sehr gut gefallen. Tragisch, dass es Larrain nicht gelungen ist, mit Jolie nach Kristen Stewart und Natalie Portman eine weitere Darstellerin in Oscarnähe zu pushen und an einer Nominierung für Jolie gescheitert ist. Eine Nominierung hingegen gab es für die Kamerarbeit, die hier wundervolle Bilder kreiiert und auch die Ausstattung in Kostümen und Sets tut hier ihr übriges. Das was ich jedoch sagen würde, worin dieses Biopic für mich punkten kann ist die Konzeption. Zwischen Kammerspiel, in dem vor allem das Zusammenspiel mit Jolie und Pierfrancesco Favino und Alba Rohrwacher in ihrem Alltag im Fokus steht, der ein wenig von ihrer musikalischen Obsession und Nostalgie gebrochen wird. Hier kommt es auch immer wieder im Laufe des Films zu interessant eingewobenen Rückblenden ihres Lebens und Träumereien sowie auch eingebundenen Gesangsnummern ihrer großen Auftritte in der Oper, wobei sich hier die Wahrnehmung immer als etwas unzuverlässig herausstellt. Aber im Kern wird hier genau die musikalische Kunst von ihr als eine Art Wahn, Obsession und auch als eine Liebes-Hass-Beziehung dargestellt, in dem sich in einer gewissen Tragik und Schwere eine Maria Callas immer fremdbestimmt fühlte und nie der Musik nach eigenem Willen nachgehen konnte während ihrer Beziehungen zu unter anderem dem griechischen Unternehmer Aristoteles Onassis. Und ganz frei übersetzt hat vor allem eine ihrer Rollen in der Oper und eine legendäre Arie dieser Oper einen gewissen symbolischen Effekt auch auf ihr Leben gehabt, wenn man die Arie „Vissi d´Arte“ aus Giacomo Puccinis Oper „Tosca“, die von der Sängerin Floria Tosca gesungen wird darin übersetzt, dass Sie für die Liebe und die Kunst der Musik gelebt hat.

„Maria“ - My First Look – 8/10 Punkte
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iHaveCNit: Köln 75 (2025) – Ido Fluk – Alamode Film
Deutscher Kinostart: 13.03.2025
gesehen am 09.04.2025
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema – Studio – Reihe 3, Platz 1 – 20:45 Uhr


Ginge es nach Vera Brandes Vater würde sie ganz normal einen geregelten, guten Schulabschluss machen und einen anständigen Job erlernen und diesem im Rahmen eines spießbürgerlichen Lebens nachgehen. Doch die junge 16-Jährige Vera denkt da überhaupt nicht dran. Die Rebellin pflegt eine Liebe zum Jazz und zum politisch feministischen Aktivismus. Mit ihrer Begeisterungsfähigkeit und ihrem Ehrgeiz hat sie es bereits geschafft die ein oder andere Tour für Jazz-Künstler auf die Beine zu stellen, bis sie durch Zufall in Berlin den Jazz-Pianisten Keith Jarrett erlebt und diesen in der Kölner Oper auftreten lassen möchte. Noch ahnt sie nicht, welche Herausforderungen auf sie warten werden und noch ahnt niemand, wie erfolgreich das Ganze sein wird.

Eigentlich war „Köln 75“ nicht auf meinem Schirm, bis ich mal den Trailer dazu gesehen habe und der Film durchaus eine Rolle bei der kommenden Verleihung des deutschen Filmpreises spielen wird. Es bleibt bei mir filmisch auf dem musikalischen Pfad, aber dieses Mal aus einer anderen Perspektive. „Köln 75“ ist ein Film, in dem Musik eine Rolle spielt, aber nicht die einzige Rolle und der Film ist kein Musiker-Biopic über den Jazz-Pianisten Keith Jarrett, sondern ein Biopic, dass sich genau diesem Lebensabschnitt der jungen Vera Brandes widmet und mit einer interessanten Struktur und einem interessanten Konzept daherkommt. Mit einer sehr dynamischen und rasanten Inszenierung bekommen wir natürlich erst ein Einblick in das Leben der von Mala Emde gespielten Brandes – mit welcher Energie, welchem Ehrgeiz, welcher Beharrlichkeit und welcher Willensstärke und Witz sie es schafft, gegen den Willen ihrer Eltern erste Erfolge damit zu haben. Ab und an wird gekonnt die vierte Wand durchbrochen, ein eingebetteter Roadtrip widmet sich ein wenig Keith Jarrett, der gemeinsam mit seinem Manager und einem Journalisten auf dem Weg nach Köln ist und dann wird es wenn es konkret um das Konzert geht sehr spannend und actionreich. Damit ist der Film ein dynamischer, unberechenbarer Fluss, bei dem auch Improvisation das Stichwort ist – ähnlich wie es beim Jazz durchaus der Fall sein kann. Mir hat der Film sehr gefallen, auch wenn ich persönlich vorher die Geschichte nicht kannte und auch im Thema nicht investiert war. Nach dem Film habe ich aber durchaus ein wenig das Interesse, bei Zeit das Ganze nachzuholen.

„Köln 75“ - My First Look – 8/10 Punkte
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382
Special
iHaveCNit: Top Gun: Maverick – In Concert (2025) – Joseph Kosinski – Paramount / ATG Entertainment GmbH und Alegria Konzert
Vorstellungsdatum: 11.04.2025 - OmU
Alte Oper Frankfurt – Großer Saal – Ebene 3, Parkett Rechts – Preisgruppe 2 – Reihe 10 – Platz 30 – 19:30 Uhr

Als besonderes Schmankerl habe ich die Gelegenheit ergriffen eine Vorstellung von Top Gun: Maverick in der Originalfassung mit Untertiteln und Begleitung durch das Live-Orchester-Ensemble der „Deutschen Philharmonie Merck“ unter der Leitung des Dirigenten Ben Palmer zu erleben und einen unvergesslichen Abend zu genießen in der legendären, historischen Alten Oper Frankfurt.
„Top Gun: Maverick“ - Multiple Look – 10/10 Punkte
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383
iHaveCNit: The Amateur (2025) – James Hawes – 20th Century Studios
Deutscher Kinostart: 10.04.2025
gesehen am 17.04.2025 in Dolby Atmos
Kinopolis MTZ – Kino 1 – Reihe 8, Platz 17 – 20:25 Uhr


Charles Heller ist ein introvertierter und hochintelligenter Analyst bei der CIA. Während einer Geschäftsreise seiner Frau Sarah in London kommt es zu einem Terroranschlag, bei dem Sarah ermordet wird. Angetrieben von Rache möchte er alles daran setzen die an dem Mord beteiligten Terroristen zu finden und zu töten, unabhängig davon in Kauf zu nehmen, selbst ins Fadenkreuz des CIA zu geraten.

Der auf einem Roman basierende Spionage- und Rachethriller ist ein für mich durchaus zweischneidiges Schwert geworden. Wenn man bereits einiges an Thrillern im Bereich Spionage und Rache gesehen hat, verläuft der Film in gewohnten Pfaden und bleibt daher in seiner Hochglanzoptik sehr clean, leider generisch und formelhaft – und durchaus emotional eher unterkühlt und distanziert – selbst wenn das charakterlich zur eher introvertierten Komponente des von Rami Malek gespielten Charles Heller passt. Ich fand es aber dennoch einigermaßen spannend und unterhaltsam, vor allem, wenn aus dem technologischen Einfallsreichtum von Maleks Heller geschöpft wird.

„The Amateur“ - My First Look – 7/10 Punkte
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384
iHaveCNit: Blood and Sinners (2025) – Ryan Coogler – Warner
Deutscher Kinostart: 17.04.2025
gesehen am 21.04.2025
Kinopolis MTZ – Kino 12 – Reihe 17, Platz 19 Premium – 17:00 Uhr


Die beiden Zwillingsbrüder „Smoke“ und „Stack“ beziehungsweise Elias und Elijah kehren nach Jahren, in denen sie als Soldaten im ersten Weltkrieg gedient haben und in der Unterwelt von Chicago für Al Capone unterwegs waren wieder in ihre Heimat nach Clarksdale in Mississippi zurück und haben ein ambitioniertes Ziel. Innerhalb weniger Stunden machen sie alles nötige für die Eröffnung eines Musikclubs klar, bei dem es bereits am gleichen Abend losgehen soll. Noch ahnen die beiden Brüder nicht, welche Herausforderungen und Folgen die Nacht noch für sie und alle Besucher des Musikclubs bereit hält.

Bei „Blood and Sinners“ von Ryan Coogler musste ich an einen anderen, ähnlich gelagerten Film denken, der sich zu einem Kultklassiker des Horror-Genres entwickelt hat - „From Dusk Till Dawn“ von Robert Rodriguez. Aber von einem kultigen, comedy- und trashlastigen Feuerwerk ist „Blood and Sinners“ weit entfernt und selbst wenn er vielleicht vom Verlauf und Konstrukt ähnliche Pfade nimmt, bewahrt sich „Blood and Sinners“ eine ganz eigene Identität. Ryan Coogler, der mich mit seiner Filmographie bereits durchgehend begeistern konnte, hat es nun auch mit „Blood and Sinners“ erneut geschafft. In diesem vermutlich auch sehr persönlichen Werk schafft er es nicht nur einen starken Horror-Action-Thriller zu inszenieren – er ergänzt diesen auch noch durchaus thematisch und symbolisch mit der afroamerikanischen Kultur, dem Stellenwert des Blues, der Religiösität, der Spiritualität und auch dem Alltagsrassismus und der Segregation der damaligen Zeit, weil er Anfang der 1930er-Jahre zeitlich verortet ist. Dieses persönliche Werk inszeniert Coogler mit einem Selbstvertrauen zu einem audiovisuellen Erlebnis und einem sehr rasanten Rausch, bei dem auch das Ensemble mit einem Michael B. Jordan, einem Miles Caton, einer Hailee Steinfeld, einem Jack O´Connell, einer Wunmi Mosaku und vielen weiteren auch charakterlich zum Leben erweckt wird, so dass das Blut in den Adern des Films pulsiert. Aber nicht nur das Blut bringt den Film zum pulsieren und zum kochen – es ist auch eben das rauschhafte, visuelle Erlebnis.

„Blood and Sinners“ - My First Look – 9/10 Punkte
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385
iHaveCNit: Drop – Tödliches Date (2025) – Christopher Landon – Universal
Deutscher Kinostart: 17.04.2025
gesehen am 23.04.2025
Kinopolis MTZ – Kino 5 – Reihe 13, Platz 15 – 20:30 Uhr


Die verwitwete, alleinerziehende Mutter Violet Gates ist nach vielen Jahren nach einem persönlichen Schicksalsschlag wieder bereit für ein Date. Mit dem attraktiven Henry ist sie bereits seit einigen Monaten bereits im Austausch und ein gemeinsames Dinner in einem Hochglanz-Restaurant in einem Chicagoer Hochhaus ist der logische nächste Schritt. Etwas nervös und aufgeregt ahnt sie noch nicht, wie dieser Abend für sie enden wird, weil sie bereits kurz nach ihrer Ankunft und der Wartezeit auf Henry mit mysteriösen Zufällen und Nachrichten konfrontiert wird, die allesamt Einfluss auf ihr privates Umfeld und das Date haben.

Christopher Landon, der bereits für die interessanten Horror-Slasher-Komödien „Scouts vs. Zombies“, „Happy Deathday“, „Happy Deathday 2 U“ und „Freaky“ als Regisseur verantwortlich war, hat mit „Drop – Tödliches Date“ einen mal eher ernsteren und weniger Horror-lastigen Film inszeniert, bei dem man durchaus eher weniger die Erwartungshaltung haben sollte, einen Horrorthriller zu bekommen. Denn hier bekommt man eher einen techlastigen, paranoialastigen Psychothriller und ein Kammerspiel, dass ein wenig wie eine moderne Version von „Nicht auflegen!“ wirkt und auch Ähnlichkeiten im Konzept zu den beiden Zusammenarbeiten eines Jaume Collet-Serra mit Liam Neeson - „The Commuter“ und „Non-Stop“ finden sich hier wieder. Der Film zieht aus den Möglichkeiten technologischer Überwachung mit den Mitteln der aktuellen Zeit ein Optimum an Möglichkeiten, den Film sehr spannend zu gestalten, zu überspitzen und auch mit seiner Inszenierung zu gestalten. Dabei fand ich es schade, dass die zum Einstieg gewählte Form einer rätselhaften Kommunikation mit variabel auf die Situationen eingestellten Memes nicht durchgehend so durchgezogen worden ist und die Meme- und Internetkultur hier etwas präsenter Teil des Films hätte werden können. Und ab und an hatte ich auch das Gefühl, dass der Film sich die Möglichkeiten, der eher möglicherweise fiktiven Technologie von Digi-Drops – Der Versand von Nachrichten an Personen um direkten Umkreis weniger Meter – genauso zurechtbiegt, wie er es gerade braucht. Aber vor allem war das wichtige Hauptdarstellerduo aus Meghann Fahy und Brandon Sklenar mir durchaus einigermaßen sympathisch, womit charakterlich dieses Kinodate einigermaßen in Ordnung war.

„Drop – Tödliches Date“ - My First Look – 7/10 Punkte
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386
Special
iHaveCNit: Star Wars Episode 3 – Die Rache der Sith (2005) – George Lucas – 20th Century Fox
Deutscher Kinostart der Wiederaufführung: 24.04.2025
gesehen am 24.04.2025
Kinopolis MTZ – Kino 1 – Reihe 15, Platz 9 – 19:45 Uhr

Zum 20-jährigen Jubiläum und auch ein paar Tage vor dem internationalen Star Wars Day am 4.5 gibt es aktuell eine großflächige Wiederaufführung des Finales der Trilogie über die Origin-Story von Anakin Skywalker und Darth Vader.
„Star Wars Episode 3 – Die Rache der Sith“ - Multiple Look – 7/10 Punkte
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387
iHaveCNit: Für Immer Hier (2025) – Walter Salles – DCM
Deutscher Kinostart: 13.03.2025
gesehen am 25.04.2025
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema – Studio – Reihe 3, Platz 1 – 16:00 Uhr

Für die Familie Paiva sieht alles wie ein unbeschwerter Sommer aus, dennoch zeichnen sich im Rahmen der Militärdiktatur 1971 in Brasilien schwere Zeiten auch für die Familie Paiva ab. Denn Eunice Paiva muss erleben, wie ihr Mann, der ehemalige Abgeordnete und regimekritische Architekt Rubens Paiva festgenommen wird und vor welche Herausforderungen sie und die Familie damit gestellt wird.

„Für Immer Hier“ von Walter Salles ist der Oscarpreisträger der Kategorie „Best International Feature Film“ der letzten Oscarverleihung und ein sehr interessantes und berührendes Drama geworden. Er ist ein zeithistorisches Dokument über die Folgen von Militärdiktaturen im latein- und südamerikanischen Raum und legt hier besonderen Fokus auf die Opfer und betroffenen Familien im Hintergrund mit einem besonderen Augenmerk auf das Leben und das Lebenswerk von Eunice Paiva, da der Film auf einem Buch ihres Sohnes basiert. Der Film hat mir sehr gut gefallen. Das liegt zum einen natürlich am großartigen Schauspiel von Fernanda Torres, die hier in der letzten Award-Saison zurecht einige Auszeichnungen und Nominierungen sammeln konnte. Aber auch das gesamte Ensemble der Familie mit den Kindern und dem von Selton Mello gespielten Rubens Paiva füllen den Film mit Leben. Inszenatorisch lässt er einen extrem authentisch und fast dokumentarisch ins Rio De Janeiro 1971 abtauchen und auch die gesamte Ausstattung bis ins feinste Detail konnte mich begeistern. Mit einer gewissen Unbeschwertheit, einer Leichtigkeit, die der Film zu Beginn etabliert ist das, was folgt trotz seiner Tragik und Schwere dennoch mit einer gewissen Würde, Lebensfreude, Optimismus und Zuversicht sehr berührend und spannend.

„Für Immer Hier“ - My First Look – 9/10 Punkte
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388
iHaveCNit: The Assessment (2025) – Fleur Fortuné – Capelight Pictures
Deutscher Kinostart: 03.04.2025
gesehen am 26.04.2025 in OmU
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 4, Platz 1 – 20:30 Uhr


Mia und Aaryan haben als Paar eigentlich alles, was sie sich wünschen. Ein gemeinsames Haus, sie arbeitet als Botanikerin und er als virtueller Programmierer und Designer. Dennoch leben sie in einer Gesellschaft, in der nur wenige Pärchen die Möglichkeit bekommen, Eltern zu werden. Denn dafür müssen sie ein einwöchiges Prüfungsverfahren durchlaufen, für dass die Prüferin Virginia für eine Woche alle Aspekte des Elternseins und der Beziehung bei Mia und Aaryan überprüfen wird. Noch ahnen beide nicht, vor welche folgenreichen Herausforderungen sie diese Woche stellen wird.

„The Assessment“ von Regisseurin Fleur Fortuné ist ein sehr interessanter, experimenteller Sci-Fi-Thriller geworden mit einem interessanten, durchaus ästethischen Look und einer interessanten Idee. Dabei wirkt der Film auch wie eine Art Kammerspiel, denn der Film spielt sich vorwiegend im Haus von Mia und Aaryan sowie dem umliegenden Raum mit den Wüsten, Klippen und Küsten ab. Im Fokus steht hier vor allem das Trio, dass von Elizabeth Olsen, Himesh Patel und Alicia Vikander gespielt wird und bei dem vor allem die Darstellung von Alicia Vikander als Prüferin und die Methoden ihres Prüfungsverfahrens sehr extrem gewesen ist. Insgesamt wirft der Film uns auch in seiner Versuchsanordnung des Verfahrens in viele spannende aber auch vollkommen absurde Situationen für die Prüfung des Alltags und der Beziehungsdynamiken, bei denen man sich vor allem bei Vikanders Darstellung die Frage stellen kann ob sich Kinder tatsächlich so verhalten oder ob das komplett überzeichnet ins Extreme ist. Sehr offen diskussionswürdig spielt der Film mit der Thematik des Elternseins und Elternwerdens und auch dem Einfluss von Klimaveränderungen, knappen Ressourcen und Überbevölkerung.

„The Assessment“ - My First Look – 8/10 Punkte
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