Agent 1770 hat geschrieben: 18. November 2024 19:52
Bei Craig habe ich immer das Gefühl, dass man zwar versuchte, die Frauen als stark und emanzipiert zu verkaufen, aber sie waren es meist nie. Ausnahme Vesper vielleicht.
Selbst Vespers gesamtes Verhalten ist rückwirkend nur durch die Liebe zu zwei verschiedenen Männern (Algerier & Bond) motiviert. Am Ende ist ihre Scham und Schande sogar so groß, dass sie sich lieber selbst tötet, als von Bond gerettet zu werden ... Mich stört das nicht per se und es muss nicht jede Frauenfigur stark sein. Waren früher auch nicht alle. Aber um Vesper jetzt als besonders emanzipiert zu beschreiben, müsste sie für meinen Geschmack noch eine eigene Agenda haben.
Ich finde, dass die Kritik an den alten Bond-Girls teils mehr über diejenigen aussagt, die die Kritik üben, als über die Bond-Girls. Nur weil einige von denen am Ende "Oh James" hauchen und mit ihm in die Kiste springen, sind sie deshalb keine schwachen Figuren. Man mag es glauben oder nicht, aber auch Frauen haben einen Sexualtrieb und manchmal eben einfach Lust, ganz selbstständig mit einem Mann in die Kiste zu springen und Spaß zu haben. Eine Wai Lin oder Holly Goodhead sind als Figuren nicht mehr oder weniger "stark" oder "emanzipiert", nur weil sie Bond genauso gerne vernaschen wie er sie.
Natürlich gab es die Klischee-Bond-Girls, die nur als erotische Versuchung dienten und wenig mehr als Sex-Appeal bieten sollten. Honey Ryder ist da wohl gleich im ersten Film der Reihe schon so ziemlich das eindeutigste Beispiel. Aber das es früher in der Reihe der Standard war, die Frauenfiguren auf "'Hach James'-seufzende Betthäschen zu reduzieren", nehme ich ganz anders wahr. Ich finde es im Gegenteil heute eher befremdlich, dass Frauenfiguren gerade dann als unabhängig wahrgenommen werden, wenn sie an Sex gar kein Interesse zu haben scheinen. Nomi oder Paloma aus NTTD wirken auf mich keinen Deut moderner oder stärker als Melina Havelock oder Stacy Sutton, nur weil sie offenbar kein sexuelles Interesse an unserem James haben.
dernamenlose hat geschrieben: 18. November 2024 20:15
danielcc hat geschrieben: 18. November 2024 14:46
Bond Fans: OMG; they killed Bond. They killed the legend. I can never watch another Bond
Also Bond Fans: WTF. When is the next Bond finally coming?
Du vermischst hier zwei völlig unterschiedliche Gruppen von Fans. Ich habe hier zwar nicht alles mitgelesen (auch wenn ich noch deutlich mehr lese, als aktuell aktiv schreibe), aber ich kann mich nicht erinnern, dass die, die hier die Entscheidung kritisieren Bond sterben zu lassen, auch die sind, die lieber morgen als übermorgen den nächsten Bondfilm hätten. Dementsprechend wäre das Meme zwar auf den ersten Blick ganz lustig, auf den zweiten aber ziemlicher Unsinn. Aber gut, das ist vermutlich bei vielen Memes so.
Schade übrigens, dass du kaum aktiv bist, denn ich schätze deine Beiträge immer sehr - so auch diesen hier!
Ich sehe das auch so, dass das zwei unterschiedliche Fangruppen sind, aber es mag Überschneidungen geben. Gerade weil manche nach Bonds Tod sicher besorgt waren, wie (vielleicht sogar ob) es mit der Reihe weitergehen wird, und somit natürlich gehofft haben, diesbezüglich möglichst schnell Klarheit zu haben. Es besteht auch die Möglichkeit, dass diese krasse Ablehnung von Bonds Tod auf konzeptioneller Ebene ("Man kann doch nicht James Bond umbringen!") etwas abflacht,
falls die nächsten 2-3 Filme zeigen, dass alles so weitergeht wie immer zuvor.
dernamenlose hat geschrieben: 18. November 2024 12:16
danielcc hat geschrieben: 18. November 2024 00:38
Es ist inzwischen doch totaler Standard, dass ein Filmheld stirbt und wiederkommt. Was soll daran noch einen Mythos zerstören?
Du schreibst es hier eigentlich selbst: Es ist totaler Standard. Das ist absolut korrekt.
Wie viele moderne Heldenfiguren aus den letzten 20 Filmjahren könnt ihr mir denn nennen, die gestorben und wiedergekommen sind? Mir fallen da kaum welche ein, wenn ich mal ganz ehrlich bin. Ich überlege die ganze Zeit, aber komme innerhalb der Popkultur nur auf wenige Beispiele:
Superman - starb in "Batman v Superman", kehrte in "Justice League" zurück, allerdings wurde im selben Film noch deutlich gemacht, dass er zurückkehren wird (war also eigentlich nur so halb tot)
Wolverine - starb in "Logan", kehrte in "Deadpool & Wolverine" zurück, aber halt in einem Meta-Spektakel, und es wird betont, dass es eine andere Iteration der Figur ist und das "Original" tot bleibt
Han Solo / Luke Skywalker - starben in den "Star Wars"-Sequels und blieben tot, sind nur halt kurz als Machtgeister zurückgekehrt, was bei "Star Wars" allerdings schon immer gang und gäbe war
Einige der X-Men - starben im Lauf der Reihe und kehrten in "Zurück in die Gegenwart" zurück, der als Zeitreise-Film natürlich mit der Idee spielte, vergangene Ereignisse ungeschehen zu machen
Black Widow - stirbt in "Avengers: Endgame" und kehrt im Prequel "Black Widow" zurück, weil es, naja, ein Prequel ist; in der After Credit Szene ist ihr Tod in "Endgame" auch sofort wieder Thema
Jon Schnee - stirbt in der fünften Staffel "Game of Thrones" und wird in der sechsten Staffel wiederbelebt, was im Rahmen dieser kompromisslosen Serie aber eine große Ausnahme darstellt
Die Beispiele finde ich, in Filmen, die in direkter Chronologie zueinander stehen. Betrachte ich Reihen, die vergleichbar mit Bond sind, also in denen der Held häufiger auch mal umbesetzt wird, komme ich zum gegenteiligen Schluss:
Batman - ist auf der großen Leinwand noch nie gestorben, nicht mal in Nolans recht endgültig endenden Film
Spider-Man - ist auf der großen Leinwand noch nie gestorben, weder mit Maguire noch mit Garfield oder Holland
Sherlock Holmes - ist in den popkulturell signifikanten Verfilmungen der letzten 20 Jahre nicht einmal gestorben
Habt ihr da mehr Beispiele, die sich auch auf Bond anwenden lassen, damit ich verstehe, wieso das in eurer Wahrnehmung Standard ist?
Saunders hat geschrieben: 19. November 2024 00:11
Das ist exakt auch mein Punkt.
Safin wird 30 Jahre zuvor fast von einem Mädchen über den Haufen geschossen.
Und genau dieser Vollpfosten schafft es dann (mehrmals) Bond anzuschießen.
In 60 Jahren Bond hatte sich Bond maximal einen oder zwei Streifschüsse eingefangen. Feuerball, Skyfall. Und dann kam NTTD ...
Auch eine rechtzeitige Flucht von der Insel wäre problemlos möglich gewesen. Ein Zweizeiler im Script hätte genügt. Safins Hubschrauber müsste ja irgendwo auf der Insel geparkt sein. Und das tauchende Flugobjekt gibt's ja auch noch.
Fairerweise: Safins Kugeln töten Bond nicht, und Bond hätte bestimmt noch von der Insel entkommen können, wenn er gewollt hätte. Das ist nicht der entscheidende Punkt im Film. Der Punkt ist, dass Bond sich aktiv dazu entscheidet, auf der Insel zu bleiben und sich dafür entscheidet, zu sterben, damit seine Frau und seine Tochter in Sicherheit sind. Durch die Nanobot-Injektion, die Safin ihm verabreicht hat, wäre sein Überleben unausweichlich der Tod für Madeleine und Mathilde gewesen, und an diesem Punkt ist das einzig heldenhafte, was er tun kann, sich von den Raketen vaporisieren zu lassen.
Es war tatsächlich ein Fehler der Macher, Safin Bond anschießen zu lassen, weil es bei manchen offenbar den Eindruck erweckt hat, Bond akzeptiere seinen Tod, weil er ohnehin nicht mehr zu retten ist. Für den emotionalen Effekt den sie haben wollen, würde die Todesszene ohne die Schusswunden besser funktionieren. Trotzdem ist im Film für mich schon klar, dass die Intention eben die ist, das Bond seinen Tod freiwillig wählt und hinnimmt, damit seine Familie eine Zukunft haben kann.