Casino Hille hat geschrieben: 13. Oktober 2021 11:35
Heißt ja nicht, dass anderen das nicht trotzdem so geht. Ich finde den Begriff "Chemie" hier absolut passend, denn in der ganzen Liebesgeschichte kommt da absolut nix an bei mir, nüscht. Das liegt eindeutig nicht nur am Drehbuch, das liegt am Zusammenspiel der beiden, welches mir nie das Gefühl vermittelt: "Jawoll, die brennen füreinander." Da ist kein Funkeln in den Augen, da ist kein nennenswertes Zuspielen der Bälle etc. Chemie ist auch nichts, was sich erzwingen oder konstruieren lässt, das ist wie im echten Leben: Die hat man oder die hat man nicht. Und ob man sie hat, ist hochgradig subjektiv. Verstehe die ganze Diskussion darum nicht.
Es gibt doch auch in euren Privatleben Paare und Freundschaften, da denkt ihr: "Mensch, die passen zusammen!" Und dann gibt es welche, bei denen ihr denkt: "Was wollen die bloß voneinander?" Ist in Filmen letztlich nichts anderes.
Naja, was soll denn rüberkommen? Würde da jetzt schmalziges Gesülze, samt der Super-"Chemie" rüberkommen, würden auch auch einige fragen/hinterfragen,
was das denn in einem Bond zu suchen hat?! Man muss eben den Kontext von Bond und Madeleine mal anfangen lesen zu lernen. Und so sind auch die Empfindungen und das Zusammenspiel der beiden.
Bond rumpelt in ihr Leben, welches sie in einer Ärztehaus/Wellness/Bergstation geparkt hat. Ihr Vater ein Killer, Bond empfiehlt ihm den Tod (oder finalisiert diesen indirekt). Das verarbeitet sie dann mal schön in Spectre. Sie hat diametrale Gefühle für diese Person/Mann Bond, der auf der einen Seite diese Kälte ausstrahlt, welche schon die Organisation, der ihr Vater angehörte und sich dann am Ende entfernte, ausstrahlte, aber er hat auch was beschützendes, zerbrechliches. Das kennt sie von sich. Das Getriebene. Diesen Wandel spürt man in Spectre sehr gut, welchen Madeleine durchmacht - gerade in Bezug zu Bond. Ihr Leben beginnt, wie wir in NTTD lernen und was auch in Spectre im Zug erwähnt wird, quasi in Angst (Safin-Szene). Danach ist ihr Vater nie präsent, aber sie weiß, was er macht. Scheidung der Eltern. Bruch. Sie hat ebenso wie Bond letztlich ein Leben im Schatten, auf der Flucht. Das schweißt zusammen. Aber letztlich ist es bei ihr genauso wie in der Anfangsszene bei NTTD. Sie "wirft" Bond vor nicht loslassen zu können (Vesper, Geister der Vergangenheit, Verfolgungswahn, whatever) und dass er sich ständig umdrehen würde, worauf Bond gereizt reagiert. Eigentlich ist es aber auch sie, die nicht loslassen kann und in Angst lebt. Letztlich suchen wir oft im Partner das, was wir selbst in uns erkennen müssen.
Wie soll das Zusammenspiel zwischen zwei rastlosen Menschen sein, welche genau wissen, dass sie aus ihren jeweiligen "Gefängnissen" vom Umfeld, sich selbst und den Umständen nicht entlassen werden. Dennoch spüren sie die Nähe des anderen, "Brothers in crime", und spüren diese "5 Minuten", wie sie Bond nennt. Aber es hängt über allem das Damokles-Schwert. Ich finde das haben die beiden Schauspieler gut umgesetzt. Die Zwänge, Nöte und Dilemmata kommen spürbar rüber.