Das Ende passt für mich auch so, wie es ist. Vielleicht ist das meine sentimentale, romantische Ader, die mir jedes Mal Tränen in die Augen treibt, wenn ich zuerst Bonds Enttäuschung und kurz darauf Madeleines sehe. Ich finde die Szene unglaublich stark gespielt. Hätte ich Bond sterben lassen? Vermutlich nicht. Mir fallen viele dramatische Enden ein, die einen On Screen- Tod verhindert hätten. Aber so wollten es alle Beteiligten nunmal, und für den Handlungsbogen dieses speziellen Filmes ist das ein durchaus kohärenter und emotionaler Weg. Im Vergleich zu anderen „Helden“ tritt Bond hier nicht auf zuuuu sentimentaler Art ab. Natürlich packt Zimmer die kleinen Geigen aus, aber das kann und darf er bei einem Film dieser Tragweite auch. Wenn nicht bei Bond, wo ohnehin alles maßlos ist, dann wo sonst?
Dass Bond Nomi mit Madeleine und Mathilde ziehen lässt, stört mich überhaupt nicht. Der Auftrag lautet klar, die beiden lebend rauszuholen. Und wer weiß, was diese Inselkette noch alles zu bieten hat. Das empfand ich als richtig.
Die schwersten Fehler macht NTTD meines Erachtens auf Kuba. Der leichtfüßige Ton wirkt auf mich wie ein Fremdkörper, ganz wie die debilen Sprüche Obruchevs und gewollt coolen Posen Nomis (was sollte das mit „Ich bring Sie zurück zu Mama, Schätzchen“). De Armas ist bezaubernd und passt auch gut zu Craig, nur hätte ich den Blofeld-Geburtstag völlig anders inszeniert. Schon die Idee des Geburtstages empfinde ich als absurd. Aber gut, Filmlogik eben. Das Videospiel-Geballere erinnert stark an Bonds Ausbruch aus Blofelds Hideout in SP, alles geht viel zu leicht von der Hand, ist ja auch klar, der Mann war 5 Jahre lang nicht im Einsatz, da hat sich was angestaut

. Derselbe Fehler in Folge. Hier wäre es narrativ sehr viel klüger gewesen, wenn Nomi Bond und Paloma trotz ihres Auftrages aus der Patsche geholfen hätte, anstatt ihr eigenes Süppchen zu kochen. Hier hätte der Nomi-Charakter Stärke und Menschlichkeit bewiesen.
Die Kuba-Episode wird erst auf dem Boot wieder interessant. Der Fight zwischen Bond und Ash ist mal richtig schön choreografiert und brutal.
Was mich auch nervt ist Bonds „Komm schon Felix, wir haben schon schlimmeres erlebt“, was einfach nicht stimmt und der Film herbeidichtet. Oder meinte Bond die 30 Sekunden auf der Casino-Treppe oder die 1 Minute in der bolivischen Bar? Der Film suggeriert eine tiefe Bindung, die in der Craig-Ära einfach nicht existiert. Und überhaupt, was hat der CIA mit Obruchevs Entführung am Hut, wenn Herakles unter strenger Geheimhaltung vom MI6 entstanden ist?
Diese Ungereimtheiten machen NTTD für mich nicht madig, aber sie drücken etwas auf meine Bereitschaft den Film voll und ganz zu genießen. Denn top inszeniert ist er meines Erachtens. Nur wiedermal schlampig geschrieben. Wird Zeit Purvis und Wade zu entlassen, Fukunaga hat das gerettet, was zu retten war, Waller Bridge hat den Löffel Zucker hinzugefügt. Vielleicht war es ein Löffel zuviel, aber es passt im großen und ganzen schon.
NTTD rangiert in meinem Craig-Ranking nun an dritter Stelle, nach CR und QoS. Die beiden zu toppen wäre aber auch sehr schwierig, von daher schneidet der Film für meine Verhältnisse ziemlich gut ab. Er fühlt sich trotz einiger Schwächen deutlich runder als die zwei Mendes-Bonds an, und die spielerischen Leistungen des Ensembles kann einiges retten.