GoldenProjectile hat geschrieben: 14. Januar 2016 23:52
AnatolGogol hat geschrieben:GoldenProjectile hat geschrieben:Magic in the Moonlight (2014, Woody Allen)
Wertung: 5 / 10
Heftig, heftig. Ich kenne bislang keinen Film von Woody Allen, den ich auch nur annähernd bei 5 Punkten ansiedeln würde - ich bin gespannt.
Und, Anatol? Hast du den mittlerweile gesehen? Ich bin gespannt.
So, nur knapp sechseinhalb Jahre sind vergangen und schon liefere ich die Antwort...da soll mal einer sagen, ich sei nicht von der schnellen Truppe!
Ich kann deiner Einschätzung - leider - folgen. Gleichwohl das Gros der Allen-Filme der letzten zwei Jahrzehnte gemeinhin eine Tendenz zu einer gewissen Belanglosigkeit hat schiesst Magic in the Moonlight diesbezüglich den Vogel ab. Dass der Film dabei sich inhaltlich weitgehend auf altbekannte und gefühlt bereits dutzendfach behandelte Schlüssel-Themen von Allen beschränkt ist weniger ein Problem, als dass Woody offensichtlich mittlerweile zu genau diesen Themen einfach nichts mehr wirklich zündendes einfzufallen scheint. So ist die Geschichte um die Entlarvung einer vorgeblich medial veranlagten Hochstaplerin durch einen misanthropischen Varieté-Star nicht nur reichlich dünn, sondern angesichts des sehr schablonenhaften Aufbaus auch noch extrem vorhersehbar.
War das Treiben um die Entlarvung in der ersten Hälfte zumindest noch ansatzweise amüsant anzuschauen, so geht dem Film in er zweiten Hälfte dann drastisch die Luft aus, da der Versuch einer Liebeskomödie gewaltig in die Hosen geht. Dabei möchte ich den beiden routiniert agierenden Hauptdarstellern Colin Firth und Emma Stone noch nicht einmal einen Vorwurf machen (gleichwohl eine echte Chemie zwischen den beiden auch nicht so wirklich vorhanden ist). Viel mehr ist enttäuschend, wie schwach die sich (vorgeblich) anbahnende Beziehung der beiden entwickelt ist.
Exemplarisch dafür steht die Szene, in welcher sich das Pärchen während eines Gewitters in ein Observatorium flüchtet. Diese Szene soll eigentlich den Wendepunkt in der Beziehung der beiden darstellen, allein: die Inszenierung scheitert hier dabei so etwas wie Anziehungskraft oder gar echte Romantik zwischen den beiden rüberzubringen. Stones Figur meint so etwas wie: "ich finde es hier sehr romantisch" - was einen krassen Gegensatz zu dem darstellt, was die Szene vermittelt. A propos Gegensatz: ganz offensichtlich stellt diese Szene eine Reminiszenz an die Szene in Allens Meisterwerk Manhattan dar, in welcher sich Allen und Diane Keaton vor einem Sturm in ein Museum flüchten und sich dort erstmals küssen. Der Kontrast könnte kaum größer sein: während die Szene in Manhattan vor Romantik und Anziehungskraft nur so sprüht (maßgeblich durch die grossartige Inszenierung), ist das Revival in MITM einfach nur flach.
Und flach ist leider auch der Grossteil der Dialoge. Ausgerechnet in seiner Kerndisziplin liefert der Meister unterdurchschnittliches, langweiliges Gelaber ab, welches weder die gewohnt leichtzüngigen Pointen beeinhaltet noch echten Tiefgang offenbart. Und so muss ich am Ende dann leider konstatieren: MITM stellt tatsächlich den Tiefpunkt in Allens Oeuvre dar und ist lediglich unterdurchschnittliche, oberflächliche Dutzendware. >> 5 / 10
>> Der negative Gesamteindruck von MITM wird noch dadurch verstärkt, dass ich den Film back-to-back mit Allens Geniestreich The Purple Rose Of Cairo gesehen habe – und der Kontrast könnte größer kaum sein. TPROC macht wirklich alles viel, viel besser und zeigt Allen auf der absoluten Höhe seiner Kunst. Bemerkenswert ist vor allem, wie mühelos es ihm gelingt eine leichte Komödie mit echtem Tiefgang zu verbinden, ohne dass die dramatischen Elemente sich irgendwie unpassend dazwischenschieben würden. Exemplarisch dafür ist das wunderbare Ende, in welchem für Mia Farrows Figur so ziemlich alle Lebensträume platzen, der Film sie aber in der letzten Einstellung mit einem Lächeln verabschiedet als ultimative Liebeserklärung ans Kino. DAS ist echt Magie und stellt damit wie auch nahezu alles andere in TPROC den qualitativen Gegenentwurf zu MITM dar. Und da muss man dann leider auch festhalten, dass das durchschnittliche Niveau eines Allen-Films in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten deutlich zurückgegangen ist, gerade im Vergleich zu seiner Höchstphase von Mitte der 70er bis in die späten 80er.