Re: Die Filme des Woody Allen

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Maibaum hat geschrieben: 23. Dezember 2019 15:51 Witzig, aber der neue Woody läuft hier nicht. MeToo Panik?
Wo ist "hier"?

In Europa läuft er fast überall, nur in Großbritannien nicht.
Und in den USA natürlich auch nicht. Da ist Woody ja inzwischen eine persona non grata.

In Deutschland läuft er seit dem ersten Dezember-Wochenende,
in Hamburg immer noch in sechs Kinos.

Re: Die Filme des Woody Allen

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Invincible1958 hat geschrieben: 23. Dezember 2019 16:50 Wo ist "hier"?
Im Forenparadies auf Erden, dem Ort, wo es keine Sperrstunde gibt, wo die weniger als zwölf Apostel des Jamus Bondus zum Schloss hochturnen um ein schlechtes Foto von sich zu machen: Mittelhessen.

Hier läuft er erstaunlich konstant, jetzt zwar nur noch um 18 Uhr aber es ist auch schon die glaube ich dritte Woche. Erstaunlich wegen dem immer stärker eingeschränkten Kinoangebot, nicht wegen was auch immer Woody gerade vorgeworfen wird, habe das nicht so sehr verfolgt.
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Re: Die Filme des Woody Allen

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GoldenProjectile hat geschrieben: 23. Dezember 2019 17:07 ... nicht wegen was auch immer Woody gerade vorgeworfen wird, habe das nicht so sehr verfolgt.
Es ist seit 1992 die selbe Geschichte. Nichts Neues.
Nur seit #metoo ist der Mann, mit dem nach 1992 trotzdem alle arbeiten wollten, und der noch 2012 erneut einen Oscar gewonnen hat,
auf einmal nicht mehr gesellschaftsfähig.
Wie gesagt: es gibt keine neuen Vorwürfe oder neu ans Licht gekommenen Beweise bzw. überhaupt auch nur einen einzigen Beweis.

Re: Die Filme des Woody Allen

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A Rainy Day in New York hat übrigens viel Spass gemacht, während der Sichtung noch mehr als mit ein paar Tagen Abstand, da scheint sich der Genuss des Films wieder zu relativieren und die unmittelbar nach dem Kinobesuch noch sehr hohe Wertung ist auf normale 7,5 zusammengeschrumpft. Trotzdem würde ich ihn den besten Woody der letzten Jahre nennen. Das Handlungskonzept des Liebespaars, das an einem Tag in New York getrennt wird und unabhängig voneinander in kuriose Abenteuer gerät ist sehr vergnüglich und wird mit wunderbarem Wortwitz und dem Woody-typischen Hauch von Lebensstudie umgesetzt. Groteske Farbverzerrungen wie in seinem letzten Film gibt es keine mehr oder zumindest nur noch in Ansätzen, meist wird elegant und ansehnlich gefilmt. Timothée Chalamet in so einer Rolle als junger Träumer, Intellektueller und Eigenbrötler ist natürlich eine wahre Wonne und auch der Rest der Besetzung gefällt, ganz besonders Jude Law, der dieses Mal die Woody-Rolle übernehmen darf.
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Re: Die Filme des Woody Allen

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Kann mir jemand beantworten, warum Großmeister Woody Allen nicht selbst die Hauptrolle in seinem "Bullets Over Broadway" gespielt hat? Der tatsächliche Hauptdarsteller John Cusack liefert die wohl offensichtlichste Wannabe-Woody-Allen-Darstellung der Filmgeschichte ab – und ist darin gar nicht mal so schlecht. Auch wenn Dianne West und Jennifer Tilly ihm gelegentlich die Show stehlen, ist Cusack ein erstaunlich guter Frontmann für diesen typischen Allen-Film, der vor allem durch fantastische Kostüme und Ausstattung die 1920er in bunter Grandezza nachstellt. Letztlich variiert der Meister hier nur (wie eigentlich immer) seine klassischen Themen und man muss ihn wohl mögen, um das verzeihen zu können. Das Drehbuch besteht wie üblich aus den schönen Bonmots, die man von Allen erwartet (superb: "You stand on the brink of greatness. The world will open to you like an oyster. No... not like an oyster. The world will open to you like a magnificent vagina.") und das Theatermilieu wird zwar nicht allzu außergewöhnlich, aber amüsant dargestellt. Lediglich an der enormen Überdrehtheit habe ich mich gestört, darin ist der Film mir zu klebrig und die Figuren eine ganze Spur zu hysterisch. Vielleicht sind da andere, nüchterne Allen-Filme einfach eher my cup of tea. Gute 6/10.
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Re: Die Filme des Woody Allen

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Ich würde vermuten wegen des Alters. Bullet war wenn ich jetzt keinen übersehen hab der erste "Stellvertreter"-Film von Woody (wie z.B. später dann Celebrity, Anything else oder Whatever works, in welchen die Hauptfigur ja jeweils unverkennbar Woody selbst sein soll), vermutlich hat der Meister da die ersten Zweifel bekommen wirklich noch alles aus seiner Feder selbst spielen zu können.
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Re: Die Filme des Woody Allen

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Klar, an das Alter habe ich jetzt gar nicht gedacht, als ich den heute Morgen vor meinen Arbeitstag geschoben habe, ist aber absolut naheliegend. Mit einigen leichten Modifikationen hätte Woody aber auch immer noch in die Rolle gepasst, wie ich finde, gerade durch den eh überdrehten Stil des Films. :) Wie stehst du zur Broadway-Bullet, Anatol?
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Re: Die Filme des Woody Allen

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Die Bulettenkugel (Kalauer müssen nicht zwangsläufig aus der Schweiz kommen!) hab ich lange vor mir hergeschoben, weil Woody nicht mitspielt. Als ich ihn vor ein paar Jahren dann endlich gesehen hab fand ich ihn eigentlich ziemlich amüsant. Wie du schriebst: ein typischer Allen-Film mit typischen Allen-Themen und Allen-Stilmitteln. Cusack gefiel mir sehr gut als Woody-Ersatz, der von mir sehr geschätzte Chazz Palminteri ist auch toll als tumbe Nuß. Was fehlt ist ein bisschen das Besondere und im letzten Drittel verliert er auch etwas an Dampf. 7 Punkte würde ich aber trotzdem geben.
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Re: Die Filme des Woody Allen

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AnatolGogol hat geschrieben: 4. August 2020 11:09 Die Bulettenkugel (Kalauer müssen nicht zwangsläufig aus der Schweiz kommen!) hab ich lange vor mir hergeschoben, weil Woody nicht mitspielt.
Persönlich finde ich die Allen-Filme ohne ihn viel besser als die mit ihm. Meine Lieblingsfilme von ihm sind "The Purple Rose of Cairo", "Midnight in Paris" und "Match Point". Der beste Film mit Woody Allen ist für mich "Eine Sommernachts-Sexkomödie".
#London2024

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Re: Die Filme des Woody Allen

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GoldenProjectile hat geschrieben: 14. Januar 2016 23:52
AnatolGogol hat geschrieben:
GoldenProjectile hat geschrieben:Magic in the Moonlight (2014, Woody Allen)

Wertung: 5 / 10
Heftig, heftig. Ich kenne bislang keinen Film von Woody Allen, den ich auch nur annähernd bei 5 Punkten ansiedeln würde - ich bin gespannt.
Und, Anatol? Hast du den mittlerweile gesehen? Ich bin gespannt. :D
So, nur knapp sechseinhalb Jahre sind vergangen und schon liefere ich die Antwort...da soll mal einer sagen, ich sei nicht von der schnellen Truppe! :mrgreen:

Ich kann deiner Einschätzung - leider - folgen. Gleichwohl das Gros der Allen-Filme der letzten zwei Jahrzehnte gemeinhin eine Tendenz zu einer gewissen Belanglosigkeit hat schiesst Magic in the Moonlight diesbezüglich den Vogel ab. Dass der Film dabei sich inhaltlich weitgehend auf altbekannte und gefühlt bereits dutzendfach behandelte Schlüssel-Themen von Allen beschränkt ist weniger ein Problem, als dass Woody offensichtlich mittlerweile zu genau diesen Themen einfach nichts mehr wirklich zündendes einfzufallen scheint. So ist die Geschichte um die Entlarvung einer vorgeblich medial veranlagten Hochstaplerin durch einen misanthropischen Varieté-Star nicht nur reichlich dünn, sondern angesichts des sehr schablonenhaften Aufbaus auch noch extrem vorhersehbar.

War das Treiben um die Entlarvung in der ersten Hälfte zumindest noch ansatzweise amüsant anzuschauen, so geht dem Film in er zweiten Hälfte dann drastisch die Luft aus, da der Versuch einer Liebeskomödie gewaltig in die Hosen geht. Dabei möchte ich den beiden routiniert agierenden Hauptdarstellern Colin Firth und Emma Stone noch nicht einmal einen Vorwurf machen (gleichwohl eine echte Chemie zwischen den beiden auch nicht so wirklich vorhanden ist). Viel mehr ist enttäuschend, wie schwach die sich (vorgeblich) anbahnende Beziehung der beiden entwickelt ist.

Exemplarisch dafür steht die Szene, in welcher sich das Pärchen während eines Gewitters in ein Observatorium flüchtet. Diese Szene soll eigentlich den Wendepunkt in der Beziehung der beiden darstellen, allein: die Inszenierung scheitert hier dabei so etwas wie Anziehungskraft oder gar echte Romantik zwischen den beiden rüberzubringen. Stones Figur meint so etwas wie: "ich finde es hier sehr romantisch" - was einen krassen Gegensatz zu dem darstellt, was die Szene vermittelt. A propos Gegensatz: ganz offensichtlich stellt diese Szene eine Reminiszenz an die Szene in Allens Meisterwerk Manhattan dar, in welcher sich Allen und Diane Keaton vor einem Sturm in ein Museum flüchten und sich dort erstmals küssen. Der Kontrast könnte kaum größer sein: während die Szene in Manhattan vor Romantik und Anziehungskraft nur so sprüht (maßgeblich durch die grossartige Inszenierung), ist das Revival in MITM einfach nur flach.

Und flach ist leider auch der Grossteil der Dialoge. Ausgerechnet in seiner Kerndisziplin liefert der Meister unterdurchschnittliches, langweiliges Gelaber ab, welches weder die gewohnt leichtzüngigen Pointen beeinhaltet noch echten Tiefgang offenbart. Und so muss ich am Ende dann leider konstatieren: MITM stellt tatsächlich den Tiefpunkt in Allens Oeuvre dar und ist lediglich unterdurchschnittliche, oberflächliche Dutzendware. >> 5 / 10

>> Der negative Gesamteindruck von MITM wird noch dadurch verstärkt, dass ich den Film back-to-back mit Allens Geniestreich The Purple Rose Of Cairo gesehen habe – und der Kontrast könnte größer kaum sein. TPROC macht wirklich alles viel, viel besser und zeigt Allen auf der absoluten Höhe seiner Kunst. Bemerkenswert ist vor allem, wie mühelos es ihm gelingt eine leichte Komödie mit echtem Tiefgang zu verbinden, ohne dass die dramatischen Elemente sich irgendwie unpassend dazwischenschieben würden. Exemplarisch dafür ist das wunderbare Ende, in welchem für Mia Farrows Figur so ziemlich alle Lebensträume platzen, der Film sie aber in der letzten Einstellung mit einem Lächeln verabschiedet als ultimative Liebeserklärung ans Kino. DAS ist echt Magie und stellt damit wie auch nahezu alles andere in TPROC den qualitativen Gegenentwurf zu MITM dar. Und da muss man dann leider auch festhalten, dass das durchschnittliche Niveau eines Allen-Films in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten deutlich zurückgegangen ist, gerade im Vergleich zu seiner Höchstphase von Mitte der 70er bis in die späten 80er. :(
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Re: Die Filme des Woody Allen

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Tatsächlich liegen meine Sichtung und damit der erste Teil des oben zitierten Austausches schon 7,5 Jahre zurück! :mrgreen: In dieser rekordverdächtigen Zeit habe ich weder den Film ein zweites Mal gesehen noch anderweitig irgendeine Möglichkeit erhalten, meine Meinung zu ändern. Eine milde unterhaltsame Anfangsprämisse, die sich in der zweiten Hälfte zunehmend in Belanglosigkeit verliert, und eine unpassende Romanze zwischen Stone und Firth ohne wirkliche Chemie sind, was einigermassen hängengeblieben ist.
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Re: Die Filme des Woody Allen

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Hab gestern weitergemacht mit dem Aufarbeiten der mir noch fehlenden jüngeren Allen-Filme, diesmal war Wonder Wheel dran. Ich hatte eigentlich was anderes erwartet angesichts der mir vorher bekannten spärlichen Infos, eher wieder so eine bitterzarte Komödie. Dass WW dann tatsächlich durchgängig ernsthaft, wenn in seiner Überspitzung auch immer wieder komisch daherkam wertete ich eigentlich als positive Überraschung.

Eigentlich, denn die Umsetzung empfand ich als letztlich weitgehend genauso misslungen wie bei Magic in the Moonlight. Auch bei WW liefert mit dem Coney Island Rummel ein häufig wiederkehrendes Allensches Thema den Background des Films, was – erneut – per se nichts schlechtes ist. Aber auch hier scheint Woody nichts wirklich neues mehr einzufallen.

So bleiben die Figuren letztlich allen dramatischen Bemühungen zum Trotz recht flach und ihre Dilemmata eher uninteressant. Und es passiert insgesamt auch sehr wenig und das was sich tut ist leider auch recht vorhersehbar. So war die sich zuspitzende Dreiecksgeschichte eigentlich von Anfang an absehbar, ebenso die Wiederkehr der Mafiosi mit der einhergehenden Tragödie. Auch fällt auf, wie vergleichsweise lange diverse Szenen dauern. Am deutlichsten wird dies in der anfänglichen Wiederkehr der Tochter, die Szene läuft und läuft und läuft ohne dass wirklich etwas substanzielles passiert. Ja, Jim Belushi ist stinkig auf sie – aber muss das 5 Minuten am Stück immer und immer wieder aufgekocht werden? So hatte ich dann eigentlich ständig das Gefühl, dass WW zur Hälfte aus Füllmaterial besteht – und die andere Hälfte eben leider weitgehend belangloser Durchschnitt ist.

Einmal mehr macht sich auch der stark digital-künstliche Look bemerkbar (mal wieder betreut von Signore Storaro), vor allem durch die kunterbunt verdrehten Farben. Zwar ergeben sich dadurch einige wenige glorreiche Einstellungen (etwas die förmlich leuchtenden Haare von Temple und Winslet in ihrer ersten Szene), zumeist säuft das Bild aber in Gelbtönen ab und die Protagonisten scheinen alle schwer an Hepatitis zu leiden.

Unterm Strich wiederum eine echte Enttäuschung und ein (Mit-)Tiefpunkt in Allens Oeuvre, der mir nicht mehr als 5 Punkte wert ist.

Und auch dieses Mal habe ich die Erstsichtung eines jüngeren Allen mit einer Back-to-back-Sichtung eines Werks aus seiner Hochphase verknüpft, nämlich mit Another Woman aus dem Jahr 1988. Und auch hier ergibt sich wieder ein sehr großer Kontrast, da AW sein ernsthaftes Thema einfach erheblich ambitionierter und tiefgängiger an den Zuschauer vermittelt. Durch die mit 79 Minuten sehr kurze Laufzeit ergibt sich zudem eine enorme dramaturgische und figürliche Verdichtung, wodurch der Film jeglichen Ballastes entbehrt. Ebenfalls mindestens eine Klasse über WW ist auch das darstellerische Niveau mit einer durchgängig hochkarätigen Besetzung, aus der Gina Rowlands triumphal herausragt. Macht unterm Strich irgendwo zwischen 8 und 8,5 Punkten und ist ein eindrucksvoller Beleg dafür, wie gut Allen mal war (und hoffentlich in Zukunft auch mal – zumindest ab und an - wieder sein wird).
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