AnatolGogol hat geschrieben: 1. März 2019 10:27Aber erlaube mir die Frage - rein aus Neugier und nicht etwa, weil ich deine Argumentation torpedieren möchte - warum du als bekennender OP-Fan bei diesem Film scheinbar dann weniger Probleme mit den zahlreichen Albernheiten hast. Rein gefühlsmäßig war für mich OP immer die logische Fortführung des in FYEO begonnenen Mischverhältnisses zwischen Ernsthaftigkeit und überdrehtem Humor, rein stilistisch sehe ich diese beiden Filme als sehr ähnlich. Empfindest du das anders?
Ja und nein. Die Frage sei dir gestattet, aber leider kann ich dir nur zur Hälfte darauf antworten - denn das ganze ist größtenteils einfach meiner subjektiven Wahrnehmung geschuldet, und ich kann höchstens versuchen, nach Gründen dafür zu suchen, woher die (von mir empfundenen) Unterschiede zwischen FYEO und OP kommen. Ganz nüchtern betrachtet sehe ich bei OP zumindest in Teilen eine sehr klare Abgrenzung von Humor und Dramaszenen, die sich gegenseitig nicht in die Quere kommen, sondern eher koexistieren. Siehe beispielsweise die Marktverfolgungsjagd. Die gesamte Szene ist ab just dem Moment, als Bond aussteigt und zu Fuß den Markt passiert, nur noch ein reines Gagfeuerwerk, in dem nichts ernst gemeint ist und ein Kalauer auf den anderen folgt. Hier wird kein Humor in eine ernste Szene gemischt, hier unterbricht der Film bewusst für eine Reihe an Gags, bevor er sich wieder dem Storyanteil widmet. Hinzu kommt noch, dass der Film im letzten Drittel verhältnismäßig mit der Einführung der Atombombe sehr ernst wird. Ja ja, Bond im Clownskostüm, Bond im Affenkostüm, schon klar, aber das sehe ich kaum als Gags. Mit dem plötzlich eintretenden Bedrohungsszenario wird OP auf einmal deutlich mehr straight als vorher, und lockert seinen Ton erst ein kleines bisschen wieder, wenn es um die Ergreifung von Kamal Khan in Indien geht, also erst, als wir als Zuschauer nach der Bombenentschärfung wieder aufatmen dürfen. Ein einziger Schönheitsmakel sind hier die nervigen Deutschen im Auto, aber warum auch immer finde ich das ganz charmant und überhaupt nicht störend, obwohl es meiner Argumentation nach stören müsste. Zugegeben: Den Wechsel ins Ernstere im letzten Drittel hat FYEO auch, lässt sich aber dann doch noch etwas mehr zum Klamauk hinreißen, siehe etwa Q als Beichtvater.
Und das ist des Pudels Kern: In OP finde ich viele der Gags einfach zum brüllen, in FYEO dagegen zündet der Humor für mich nicht. Die Eishockey-Szene etwa finde ich einfach nur unglaublich platt und doof, die Nummer mit den Toren und dem Geräusch dazu ist ein Gag wie aus den aller schlimmsten Spencer/Hill-Komödien. Ähnlich ist es mit der extremen Attitüde der Bibi-Figur. Vielleicht nehme ich die Filme auch grundsätzlich einfach anders wahr, weil sie für mich in verschiedene Kategorien fallen. FYEO sehe ich größtenteils als Spionagegeschichte im Stil von FRWL und TLD, natürlich larger than life (denn das ist der Prä-Mendes-Bond), aber doch geerdet - und da stören mich die extrem flachen Gags dann mehr als in OP, den ich eher als großen Abenteuerfilm charakterisieren würde.
Auf jeden Fall eine spannende Frage, die du da stellst, ich kann sie nur leider sehr unbefriedigend auf meine eigene Sichtweise reduzieren. Ob es da richtige Unterschiede zwischen FYEO und OP gibt? Vielleicht, aber ich kann ganz sachlich nicht wirklich welche finden, und doch nehme ich besonders den Humoranteil bzw. dessen Wirkung auf den Gesamtfilm sehr konträr wahr.