Sehr schöne Analyse, mein lieber Hille. Auch wenn ich einige der Schurken etwas anders im Ranking eingordnet hätte, so stimme ich mit fast all deinen Begründungen überein.
Casino Hille hat geschrieben:
Mit absurder Frisur referiert Silva gerne Minuten lang über eine Rattenplage auf seiner Insel, lotet vorsichtig die mögliche Homosexualität Bonds aus und macht Judi Dench für alles Leid der Welt verantwortlich. Die peinliche CGI-Entstellung in seinem Gesicht im Zusammenhang mit der blassen Motivation und die klischeehaften Dialoge à la "Mommy was very bad" machen aus ihm einen langweiligen Standard-Psychopathen, der die Gravitas eines Bondschurken vermissen lässt, und eher an Heath Ledger als Joker in "The Dark Knight" erinnert, als an einen traumatisierten Ex-Agenten und Computergenie.
Bei Bardem habe ich immer den Eindruck, dass man seine Figur mit aller Gewalt möglichst skurril anlegen wollte (nicht zuletzt auch aufgrund der Chigurr-Vorgabe), um so eine Art Brückenschlag zu den Over-the-Top-Schurken vergangener Klassiker herzustellen, er gleichzeitig aber durch den IT- und Agentenhintergrund sowie das ganze „Psychogedöns“ möglichst real und tiefgründig sein sollte. Dieser Spagat – den ich praktisch identisch bei Waltz Oberhauser sehe – ist für mein Empfinden gründlich daneben gegangen. Am meisten missfällt mir bei dieser Kategorie Schurke ihre Geschwätzigkeit, da ihre Dialoge/Monologe einerseits nicht die sprachliche Eleganz früherer Schurken aufweisen (Grays Blofeld oder Lonsdales Drax kommen mir da spontan in den Sinn) und andererseits hinsichtlich ihrer figürlichen Funktion sehr aufgesetzt und konstruiert wirken. Aus diesen Gründen sehe ich Bardem und Waltz (bei letzterem kommt auch für mich erschwerend das einfallslose und vor allem auch aufgrund der wesentlich platteren Dialoge nicht wirklich funktionierende Hans-Landa-Aufwärmen dazu) ebenfalls am Ende der Liste.
Casino Hille hat geschrieben:
Donald Pleasence, der einen formidablen, dämonischen Bondschurken abgeben hätte können, wird mit grotesker Narbe entstellt und zur Karikatur eines Bondschurken degradiert. Das dümmlich aufgemalte Gesichts-Accessoire unterstreicht die flapsige Rolleninterpretation des vormals gesichtslosen Blofeld nur umso mehr.
(…)
Was der ursprünglich besetzte Jan Werich aus der Rolle herausgeholt hätte, bleibt derweil ein großes Geheimnis.
Wobei ich persönlich die Narbe zwar ebenfalls als überflüssig ansehe, aber sie für mich nie wirklich ein Problem darstellte (zumal eigentlich wirklich gut getrickst). Die von dir bereits angesprochene Rolleninterpretation macht mir Pleasences Darbietung kaputt. Die betonte Nervosität und Zappeligkeit, die Unentschlossenheit und letztlich auch seine körperlichen „Defizite“: denn der gute Donald ist einfach viel zu klein. In einem anderen Film und anders in Szene gesetzt wäre das wohl gar kein Problem, aber in Mitten des Adamschen Gigantismus und umringt von einer ganzen Armee an Leuten, die gefühlt allesamt mindestens einen Kopf größer sind (obwohl überwiegend Asiaten!), wirkt er wie ein Zwerg, was die Zappeligkeit und Unebeholfenheit noch weiter betont. Eine Einschätzung wie es mit Werich gewesen wäre fällt mir schwer, da ich den Tschechen nur von den allseits bekannten Bildern in voller Blofeld-Montur kenne – und da wirkt er halt tatsächlich wie der nette Märchenonkel. Dass eine betont freundliche Blofeld-Interpretation (hinter der das unfassbar Böse lauert) funktionieren kann hat Von Sydow in NSNA ja eindrucksvoll bewiesen, aber Schwedens Max ist halt bereits aufgrund seiner Statur und seiner Gesichtszüge geradezu prädestiniert für ambivalente und latent diabolische Figuren (obwohl er ironischerweise in seinem vermutlich größten Hollywood-Film ja mit Jesus Christus das komplette Gegenteil verkörpert hat).
Casino Hille hat geschrieben: Wenngleich Robert Davi ordentlich spielt, bleibt Sanchez in weiten Teilen ein Klischee-Mafiosi, der zu viel substanzlos über Loyalität und Geld redet, während er sich immer wieder von Bond übertölpeln lässt
Den Prototyp des Klischee-Mafiosi stellt für mich im Bond-Universum aber eigentlich Celis Largo dar, da hier wirklich alle Klischees bedient werden. Sanchez ist da finde ich deutlich ambivalenter und vielschichtiger angelegt, gerade seine von dir kritisierten Ausführungen über Loyalität halte ich für essentiell für seinen Charakter und auch wesentlich als Erklärung, warum Bond überhaupt so nahe an ihn ran kommen kann. Das Thema eines dunklen Spiegelbildes ist bei Bond ja nichts neues, aber bei der Beziehung Sanchez/Bond geht man wie ich finde dann doch noch mal einen Schritt weiter, gerade weil man die klar umrissenen Unterschiede (wie z.B. in deinen Ausführungen schön bei Grant herausgearbeitet) hier bewusst verwischt und die charakterliche Trennung allerhöchstens noch durch eine übergeordnete, aber kaum greifbare Moral vorhanden ist, Bond und Sanchez den ganzen Film aber praktisch identisch handeln. Da ich zudem Davis Darstellung sehr schätze spielt der Sanchez Franz bei mir im oberen Drittel der Liste mit.
Casino Hille hat geschrieben: Dennoch versteht Charles Gray es, die Rolle würdevoll und fast mit an Aristokratie erinnernde Arroganz und Überheblichkeit auszustatten. Seine snobistische Auslegung des Superschurken ist manchmal etwas zu over the top, im Prinzip in einem so abgedrehten Film wie DAF aber überaus passend.
Absolut! Für die Blofeld-Enttarnung in YOLT wäre mir Grays Süffisanz dann doch etwas zu viel gewesen, aber in DAF passt das perfekt. Zumal seine Kultiviertheit und (scheinbare) Überlegenheit von Gray einfach wunderbar gespielt sind. Auch Grays Statur passt viel besser zu Blofeld, obwohl ich ihn letzenendes dann doch eher die asketisch-hagere Erscheinung der Von Sydow-Interpretation (oder alternativ die bullig-draufgängerische von Savalas) bevorzuge. Aber gerade für DAF passt Gray perfekt, auch weil er ein paar besonders schöne Dialoge bieten kann und es zudem versteht, in kleinen Szenen immer auch mal wieder die Bedrohlichkeit durchscheinen zu lassen. Schade, dass man auf die Drag-Revue und den Slapstick-Abgang nicht verzichten konnte.
Casino Hille hat geschrieben: 18. Max Zorin (alias Christopher Walken, AVTAK)
(…)weil er darauf verzichtet, der Psychopathie seiner Rolle mimisch entsprechen zu wollen, sondern den Wahnsinn subtil nur in wenigen Momenten durchschimmern und ansonsten kleine Gesten wirken lässt(…)
Exakt! Die „Brüche im Marmor“ machen Walkens Darstellung besonders reizvoll und spannend, gerade weil man seinen Wahnsinn nicht richtig fassen und einschätzen kann. Walkens Zorin ist für einen Bondschurken schon erstaunlich nuanciert gespielt, da hier in der Regel doch eher groß und laut statt leise und subtil angesagt ist (unser Fröbe Gert war da einfach zu prägend).
Casino Hille hat geschrieben:
Seine total absurde, selbst für einen Bondfilm extrem alberne Nazi-Experimente-Vergangenheit vergisst man lieber schnell
Wobei ich die Idee an sich nicht so verkehrt finde, gerade auch aufgrund der spannenden Beziehung zu seinem „Vater“ Mortner. Dass AVTAK so wenig aus dieser Prämisse macht und sie eigentlich nur als bequeme Erklärung für Zorins übermenschliche Intelligenz und seinen Wahnsinn einsetzt ist die eigentliche Crux daran. Dennoch bzw. weil dies im Film nie wirklich eine (negative) Rolle spielt ist Walkens Zorin für mich in der Oberliga der Bondschurken anzusiedeln.
Casino Hille hat geschrieben:
Man könnte sicher widerspruchslos sagen, dass Kristatos der unscheinbarste aller Bond-Gegner ist, und das mag mitunter daran liegen, dass er sich in der ersten Hälfte von FYEO bewusst bedeckt hält, um 007 Columbo als "Die Taube" zu verkaufen. Als die Karten jedoch offen auf dem Tisch liegen, spielt Julian Glover seinen Bond-Schurken als eiskalten, fast schon sadistischen Geschäftsmann, der von allen Gegenspielern Bonds in seiner menschenverachtenden Gleichgültigkeit der größte Unsympath sein dürfte. Schaut man in seinen Szenen vor der Enthüllung genau hin, erkennt man in Glovers Spiel zudem einige Nuancen, die seine "wahre" Charakterisierung bereits preisgeben. Toll gespielt und äußerst schade, dass er zu wenige Szenen hat, um dramaturgisch richtig zu wirken.
Da bringst du meine Einschätzung wirklich haargenau auf den Punkt! Glovers Kristatos ist für mich der charakterlich dynamischste Bondschurke, da er einen figürlichen Sprung hinlegt, der seinesgleichen sucht. Zudem gibt es meiner Ansicht nach auch keinen anderen Bondschurken, der seine Bösartigkeit so ungebremst und ohne „redeeming qualities“ vom Stapel lässt. Ab dem Zeitpunkt seiner figürlichen Enttarnung ist Kristatos einfach nur noch diabolisch und böse.Toll an Glovers Darstellung ist wie du es schon geschrieben hast, dass er auch in seiner „guten“ Hälfte immer wieder bereits kurz durchblitzen lässt, welches Geistes Kind „Onkel Ari“ eigentlich ist (z.B. wie er Ferrara am Ende des ersten Treffens mit Bond keines Blickes mehr würdigt und natürlich nichtzuletzt auch in seiner eher „unnatürlichen“ Beziehung zu Bibi und wie er mit Bond über sie spricht). Glover ist für dieses charakterliche Wechselspiel auch geradezu prädestiniert, da er seine ganze Karriere über mühelos zwischen edlen Figuren und Schurken hin- und herwechseln konnte. Man kann wohl auch davon ausgehen, dass der bekennende Bond-Fan Spielberg die Kristatos-Interpretation auch nicht ganz schlecht fand, da er Glover im dritten Indiana Jones-Film in praktisch identischer Konstellation besetzte.
Casino Hille hat geschrieben:
- Die Scharade, mit der Koskov in TLD den britischen Geheimdienst zum Narren hält, ist derart ausgeklügelt, dass sie unter anderem sein Überlaufen nach England beinhaltet.
Ich würde sogar (in bester Schulze&Schultze-Manier) sagen: die Scharade ist derart ausgeklügelt, dass selbst gestandenen Bondfans angesichts von Diamanten, Opium und Waffen den Überblicken verlieren.
Casino Hille hat geschrieben:
Glen verpasst es leider, ihm einen großen Abgang zu spendieren, so dass die große Katharsis für den Zuschauer etwas auf der Strecke bleibt.
Ja und Nein. Hier sehe ich eher das Problem, dass der finale Clash mit Whitaker nicht so richtig funktioniert, auch da Joe Don Baker nie aus dem Schatten von Krabbe rauskommt. Koskovs Ende ist dann eigentlich sehr stimmig: wie er sich bis zuletzt aus der Bredouille rausschleimen will ist passend zum Rest der Figur. Nicht gerade spektakulär und wie man sich das Ende eines Bondschurken gemeinhin vorstellt, aber eben sehr stimmig und rund. Und dem guten Jeroen bei seiner launig vorgetragenen letzten Szene zuzuschauen ist eh ein Genuss, auch weil er hier mit Rhys Davies genau den richtigen „Sparringspartner“ hat.
Casino Hille hat geschrieben:
- Gut, dass es NSNA gibt, denn es wäre schon arg bedauerlich gewesen, hätte Klaus Maria Brandauer nie in einem Bondfilm den Gegner gespielt.
Ganz genau! Gott segen NSNA und die geniale Kombination Brandauer/Connery!
Casino Hille hat geschrieben:
Eine große, theatralische und alles in Allem wunderbare Performance, die vielleicht nicht ganz aus dem Sortiment sehr guter Bondschurken-Leistungen herausragt, in NSNA aber zu jeder Zeit funktioniert.
Wobei ich sie schon als herausragend empfinde, auch weil Brandauer sehr bewusst die Figur operettenhaft und zuweilen schon hart an der Grenze zur Parodie anlegt (etwa wenn er in Palmyra anfängt Schubertlieder zu pfeifen). Und auch, weil er sich dennoch nie so wirklich in die Karten schauen lässt, ob sein Largo nun wirklich verrückt ist oder nur mit dem Wahnsinn spielt, um seinem Umfeld diesen Eindruck zu vermitteln und ihn nicht einschätzbar werden zu lassen (womit er – wie auch in einigen anderen Dingen – die direkte Vorlage für Walkens Zorin darstellt).
Casino Hille hat geschrieben:
12. Elliot Carver (alias Jonathan Pryce, TND)
Anders als der ursprünglich angedachte Anthony Hopkins die Rolle wohl angelegt hätte, ist Pryce eine launige Knallcharge, die in der Welt von TND der perfekte Schurke ist.
Pryces Carver sehe ich eher im unteren Mittelfeld, da mir hier einfach das Besondere fehlt und gerade in Bezug auf die Dialoge und die Momente mit Bond mir zu viel Mittelmaß aufgefahren wird. Wirklich erinnerungswürdig ist für mich dann tatsächlich nur der in der Tat entbehrliche Karate-Ausfall.
Casino Hille hat geschrieben:
10. Sir Hugo Drax (alias Michael Lonsdale, MR)
- Um aus dem All mit einer Pflanze die ganze menschliche Zivilisation auslöschen zu wollen, muss man schon eine ziemliche Macke haben. Oder unglaublich gelangweilt sein. Drax, der sich sogar den Eiffelturm gekauft hat, ist Mutter Erde einfach müde geworden und da ihm eh fast alles gehört, kann er in seinen Augen damit machen, was er will.
Das ist auch für mich der Kern der Drax-Figur. Dem Kerl ist einfach todlangweilig! Denn eigentlich verzweifelt an bzw. frustriert über die existierende Welt (wie z.B. im Ansatz bei Stromberg) ist er ja gar nicht. Diese Grundkonstellation eines gelangweilten, blasierten Megaschruken passt wunderbar ins Gesamtkonstrukt der maß- und zügellosesten aller Bondfilme. Und Lonsdale ist in der Tat genau der richtige Darsteller dafür, da er eigentlich in all seine Rollen eine Art natürliches Phlegma miteinbrachte (exemplarisch sei die Szene in Ivorys The Remains of the Day genannt, in welcher er über seine geschwollenen Füße lamentiert und sich von Anthony Hopkins eine Schüssel heissen Wassers mit Salz erbittet – köstlich!

). Drax ist daher auch einer meiner persönlichen Lieblingsschurken und selbst bei einer größtmöglich nüchternen Betrachtung muss er eigentlich im oberen Drittel einer solchen Liste seinen Platz finden.
Casino Hille hat geschrieben:
Savalas ist das schauspielerische Zentrum des Films und liefert eine superbe Leistung, die ihn als ebenbürtigen Gegners Bond wirklich glaubwürdig macht.
Die Souveränität und Selbstverständlichkeit mit der Savalas seinen Blofeld gibt ist bewundernswert. Er verfügt über eine enorme Ausstrahlung und weiss diese auch sehr gezielt einzusetzen und zu verstärken durch kleine Gesten und subtilen mimischen Einsatz. Savalas Szenen sind die darstellerischen Glanzlichter in OHMSS, im Zusammenspiel mit Diana Rigg sprühen dann förmlich die Funken. Savalas Blofeld macht viel von dem wett, was mir an Lazenbys Darstellung fehlt, dennoch bin ich ganz bei dir und hätte mir für diesen formidablen Bondschurken auch einen formidablen Bond als Gegenüber gewünscht.
Casino Hille hat geschrieben:
07. General Orlov (alias Steven Berkoff, OP)
(…)Die Szene, in der er in Russland vor russischen Würdenträgern seinen Plan zur Übernahme des Westens präsentiert ("The west is deca-dent"!), gehört zu den schauspielerischen Highlights der Reihe
Ja, das finde ich auch. Beeindruckend, wie Berkoff diese Szene dominiert und ihr seinen Stempel aufdrückt. Nicht unbedingt subtiles Spiel, aber gerade die Übertreibung empfinde ich als sehr passend zum Grössenwahn und der ideologischen Verblendung der Orlov-Figur. Hier kommt Berkoff seine Theatervergangenheit zu Gute, wo ja auch immer alles eine Spur größer und deutlicher sein muss. Berkoffs Sprung nach ganz vorne im Ranking wird bei mir eigentlich nur dadurch verhindert, dass seine Rolle für meinen Geschmack zu klein und dem eher blassen Jordan in der filmischen Wertigkeit untergeordnet ist (ähnlich wie z.B. auch Renard, wobei ich Elektra nicht für blass halte).
Casino Hille hat geschrieben:Die Besetzung ist doppelt klug, wäre Lee doch auch ein hervorragender James Bond gewesen.
Sein Cousin war ja der gleichen Ansicht, ich sehe das allerdings nicht so. Lee ist bzw. war mir zu unsportlich und zu schlaksig, um die Bondrolle anforderungsgerecht auszufüllen. Das ist wohl auch einer der Gründe, warum es Lee nie wirklich vergönnt war richtigte Heldenrollen zu spielen.
Casino Hille hat geschrieben:In diesem Sinne funktioniert Scaramanga hervorragend als die andere Seite der Bond-Medaille, der sich als Auftragskiller von Bond nur durch die fehlende staatliche Legitimation unterscheidet.
Trotz meines Einwandes gegen Lee als potenziellen Bond finde auch ich, dass die Spiegelbild-Idee zwischen Scaramanga und Bond bestens funktioniert, aber eben auch weil ich den Mann mit dem goldenen Colt eher berufsbedingt und was den aufwändigen Lebensstil angeht als gespiegeltes Gegenüber von Bond sehe und weniger als Typ Mann. Denn selbst Old Rog wirkt gegenüber Lee wesentlich durchtrainierter und kräftiger (wie der eifrige Foren-Mitleser sicher weiss, gehört daher auch Lees betont sportlicher Einsatz im dritten Airport-Sequel (
"Ich bin erfahrener Sport-Taucher!") zu meinen liebsten ungewollt-komischen Momenten

).
Casino Hille hat geschrieben:Das einvernehmende Charisma von Lee transferiert die überaus interessanten Facetten der Scaramanga-Rolle vom Papier auf Zelluloid und dürfte verdient als Bonds mit weitem Abstand gefährlichster Gegenspieler einen besonderen Rang innerhalb der Reihe genießen.
Jein. Ich nehem Lee den perfekten Killer schon ab, aber die empfundene Gefährlichkeit leidet auch hier wieder etwas unter Lees gewöhnlicher Körperlichkeit. Viel davon wird durch seine natürliche sinistre Ausstrahlung mehr als wettgemacht, aber die körperliche Unterlegenheit (trotz Größenvorteils) lässt sich bei mir auch hier nicht vollständig ausblenden. Vermutlich auch deshalb muss sich Lees Scaramanga bei mir mit einem Platz im vorderen Mittelfeld begnügen.
Casino Hille hat geschrieben: Ist es nicht traurig, dass der perfekte Blofeld eigentlich Karl Stromberg heißt? Das Modell des in seinem Sessel sitzenden Gigantomanen, der in einem gewaltigen Geheimversteck den Weltuntergang plant, hat nie wieder so gut funktioniert wie in TSWLM.
Wobei das Schlüsselwort in deiner treffenden Auführung „sitzt“ ist, denn wenn bei Drax das Gelangweiltsein das Wesen der Figur ist, dann ist es bei Stromberg die Behäbigkeit. Jürgens spielt das dann auch wunderbar reduziert mit geradezu spartanischer Gestik und Mimik. Die Gefährlichkeit transportiert er in feinen Nuancen, wenn etwa die Andeutung eines milden Lächelns in einen Ausdruck bitterer Bösartigkeit oder Enttäuschung wechselt. Und dann ist da natürlich des Teufels Generals einmalige Stimme, die den „besseren Blofeld“ auch für die gesichtslose Inkarnation der Stromberg-Vorlage prädestiniert hätte.
Casino Hille hat geschrieben: Er gibt seinem Kananga eine ganze Menge mit, doch die Rolle ist auch wahnsinnig dankbar für ihn, weil Kananga abseits seiner obligatorischen Allmachtsphantasien als Mr. Big eine sehr emotionale Note mitbringt, die den Konflikt zwischen ihm, Bond und Herzensdame Solitaire besonders tragisch und explosiv macht, bis es dann zwischen der Dreierkonstellation zu einem Knall kommt, der besser nicht hätte gespielt werden können und zu den Gänsehaut-Momenten der Reihe gehört.
Unbedingt, da sprachen wir ja neulich schon drüber. Die Verhör-Szene ist auch für mich fraglos einer der darstellerischen Sternstunden innerhalb der Serie. Die Bandbreite und Dynamik in Kottos Spiel ist hier sagenhaft, auch weil er ja zusätzlich zur emotionalen Achterbahnfahrt von Kananga noch den Wechsel von seinem lauten und aufbrausenden Mr. Big-Alter Ego hinlegt.
Casino Hille hat geschrieben: Was für eine Performance! Der Charakterdarsteller Robert Shaw ist eine mehr als würdige Wahl für den Titel als Bester Fiesling der Reihe. Seine rohe, körperliche Bedrohung schwebt wie ein Damoklesschwert über Bond, der sein Leben ohne den auch in Punkto Intelligenz brillanten Assassinen mehrmals ausgehaucht hätte.
Da bin ich dann doch etwas weniger enthusiastisch als du. Die Wahl eines Charakterdarstellers als Henchman war fraglos brillant und man hätte sich dies deutlich häufiger innerhalb der Serie gewünscht (entsprechend dürfte es nicht verwundern, dass mit Michael Gothards Emile Leopolde Locque ein weiterer von einem Charakterdarsteller gemimter Handlanger zu meinen Liebelingsschurken gehört). Shaw verleiht seinem Grant eine Tiefe, die man bei Bond-Henchmen ansonsten zumeist vergeblich sucht. Dennoch empfinde ich Grant in erster Linie als körperliche Bedrohung für Bond, da die Figur sehr stark als Werkzeug in Szene gesetzt ist, welches Befehle ausführt, aber keine eigenen Entscheidungen trifft. Daher ist es auch stimmig, dass Grant letztlich daran scheitert, dass er eigenständige Entscheidungen trifft (bei Bonds Bestechungsversuch) und er nicht gemäß Plan und Befehlen handelt. Brillante Intelligenz sehe ich deshalb in FRWL auch eher bei Klepp und vor allem Kronsteen, Grant ist ganz klar das ausführende Organ (aber was für eines!).