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von AnatolGogol
Agent
so, wie versprochen ein paar Worte zu JP1: insgesamt empfand ich den Film diesmal etwas weniger gelungen, als ich ihn Erinnerung hatte. Sehr positiv empfinde ich nach wie vor die Effekte, die immer noch wirklich toll aussehen. Kaum zu glauben, dass die CGIs mehr als 20 Jahre auf dem Buckel haben, im Gegensatz zu vielen aktuellen Produktionen fallen sie nie negativ auf oder wirken übermäßig künstlich - vermutlich auch, weil sie in real gefilmte Szenerien integriert sind und nicht wie aktuell üblich gleich die gesamte Szenerie aus dem Rechner stammt. Auch die animatronischen Dinos wirken zumeist immer noch sehr gut. Bei den meisten Actionszenen hat Spielberg ein gutes Händchen bewiesen, vor allem gelingt es ihm zumeist die Spannungsschraube hier recht hoch zu drehen, etwa beim ersten Angriff des T-Rex oder beim Absturz des Autos. Problematisch empfand ich, dass die Figuren doch sehr klischeehaft und auch weitgehend oberflächlich waren. Goldblum dient eigentlich nur als moralisches Gewissen und für ein paar Gags, die Beziehung zwischen Neill und Dern bleibt merkwürdig blutleer. Auch fiel mir dieses mal sehr stark auf, wie übertrieben das Schauspiel der Darsteller oft ist, etwa bei der Erstsichtung der Dinos von Neill und Dern (ich kann hier Spielbergs Regieanweisungen förmlich hören: "jetzt die Augen gaaaanz weit aufreissen!") oder bei eigentlich jeder Szene von Attenborough. Hat aber manchmal auch sein gutes, denn der famose Wayne Knight stielt mit seinem over-the-Top-Auftritt eigentlich allen die Show. Schade, dass man die Handlung nicht etwas abwechslungsreicher gestaltet hat, denn nach dem einführenden ersten Drittel verlässt sich der FIlm weitgehend auf seine Schauwerte und gleicht in dieser Beziehung eher dem zweiten Indy als dem oft als Vergleich herangezogenen Weissen Hai. Ich hätte mir generell einen etwas düstereren Ansatz gewünscht (die letzten Takte von Williams schönen Score im Abspann gehen genau in diese Richtung, leider merkt man davon im Film nicht viel) statt dem doch sehr familiengerechten, bunten Ansatz. Übertrieben fand ich auch, dass Spielberg mit aller Gewalt die familiären Werte ins Zentrum drückt und immer wieder drauf rumhackt (namentlich in der Beziehung von Neill zu den Kids). Die Beziehung funktioniert zwar, aber trägt halt auch zum harmlosen, politisch überkorrekten Touch des Films bei (wie auch die immer wieder zur Schau gestellten moralischen Brandreden von wegen "man darf der Natur nicht ins Handwerk pfuschen"). Das klingt aber jetzt sicher deutlich negativer als es soll, denn unterm Strich ist JP1 immer noch gute Unterhaltung mit tollen Schauwerten und gut inszenierter Action. Mehr aber - zumindest für mich - auch nicht (mehr). Denn es fällt mir schon auf, dass dadurch dass ich genau weiss wie sich Handlung und Film entwickeln werden (obwohl ich ihn nicht so oft gesehen habe, vielleicht fünf mal) sich zwischen den Actionszenen schon Längen einschleichen. Ich bin mal generös und gebe trotzdem noch 7 Punkte.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"