Reaktionen zum Clip von Sam Mendes

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Vor einigen Tagen ist ein neuer Videoclip erschienen, der zu "Spectre" die Arbeit von Sam Mendes ins Zentrum rückt.
Während ich dazu einige Internetseiten besucht habe, verfolgte ich dazu die Kommentare.

Die Meinung dort ist nahezu einhellig. Demnach können viele Bond-Fans nicht viel mit Daniel Craig als 007 anfangen.
Das irritiert und ärgert mich.
Hier stellt sich die Frage, warum ursprünglich die Reihe so angelegt wurde, wie wir sie aus den 1960er Jahren kennen?

Dafür gibt es mehrere Gründe.
Im wesentlichen ging es um eine ironische Verarbeitung des kalten Krieges. Als Harry Salzmann und Albert R. Broccoli die Rechte erhielten, befand sich die Welt mitten im Ost-West-Konflikt, samt Aufrüstungen. Die Produzenten wollten sich dem nicht allzu ernsthaft stellen. Somit war sogar für "Dr. No" bereits Roger Moore im Gespräch. Ähnlich wie in den 1980er Jahren es sein Nachfolger Pierce Brosnan (mit "Remington Steele") erging, war jedoch Moore mit Simon Templar (The Saint) vertraglich verpflichtet, wodurch der damals junge Sean Connery den Zuschlag bekam.
Alles soweit bekannt.

Worauf will ich hinaus?
Connery prägte Bond. Die meisten Leute assoziieren Bond mit Connery. Das war es aber auch schon. Aus meiner Sicht hat er zwei tolle Bond-Abenteuer und einen guten Bond abgeliefert. Drei Filme sind zumindest mäßig.

In den 70er Jahren wurde Bond dann doch zu albern.
Was wissen wir über Bond?
Er liebt Martinis, Frauen und schnelle Autos.
Er ist keine Comicfigur.
Daniel Craig gibt Bond Gefühle mit auf den Weg. Dadurch wird er interessant.

Sam Mendes betonte, dass es ihm bei "Spectre" vor allem um die Story geht.
Connerys Bond war ein Mann der 60er Jahre.
Craig verkörpert einen modernen Bond, der einfach dreidimensionaler angelegt ist.
Was stört daran die alten Fans?
Ich habe dafür eine einfache Erklärung.

Bond-Fans sind oftmals konservativ. Veränderungen werden kritisch beäugt.
Viele gehen ins Kino, um vom Alltag zu flüchten. Nun ist da aber ein britischer Spion zu sehen, der seine Vergangenheit aufarbeitet und über sein Leben reflektiert.
Was für mich hochinteressant und kein Widerspruch zum Popcornkino sein muss, ist für manche ein Anlass dafür, Craig mit Plattitüden zu belegen.

Ein Held, deren Persönlichkeit nicht verifizierbar ist und der Film bloß durch Actionszenen getragen wird, ist auf Dauer gähnend langweilig.
Als Broccoli und Wilson die Zäsur wagten und "Casino Royale" präsentierten ging mein Herz auf.
Darauf habe ich immer gehofft.

Der Wandel hat die Figur Bond am Leben gehalten.
Und Craig gewinnt trotzdem; auch er überwindet als Bond die Physik. Auch er bekommt mehr Frauen ab als so mancher anderer Mann.
Aber bei ihm gibt es nicht nur ein süffisantes Lächeln, sondern er kennt auch Wut, Hass und Erschöpfungserscheinungen.
Aber der Mann von gestern will sich mit solch einem Agenten nicht identifizieren. Am liebsten wäre es ihm, wenn heute Frauen immer noch gefügig wären und er den Macho heraushängen lassen könnte, während er sich die Legitimation hierzu von seinem Leinwandstar 007 holen könnte.
Bemerkenswert finde ich zudem, dass selbst einige Frauen so denken. Nun, es scheint wohl nicht jedem gegeben, sich partizipieren zu wollen?!

Ich schließe mich der Meinung von Roger Moore an. Er findet Craig brillant! Und Hand aufs Herz: Charme hat dieser auch.
Mein Name ist Bond, James Bond!

Re: Reaktionen zum Clip von Sam Mendes

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FabianRitter hat geschrieben:Was wissen wir über Bond?
Er liebt Martinis, Frauen und schnelle Autos.
Er ist keine Comicfigur.

Bond-Fans sind oftmals konservativ. Veränderungen werden kritisch beäugt.

Ein Held, deren Persönlichkeit nicht verifizierbar ist und der Film bloß durch Actionszenen getragen wird, ist auf Dauer gähnend langweilig.
Ich weiß nicht, ob ich dem so ohne weiteres zu stimmen kann. Ich als Fan liebe die Bond-Filme für ihre spaßige Mixtur, für die Formel, die sich durch alle Filme zieht und die so für mich einfach auch heute noch nach tausenden Sichtungen perfekt funktioniert. Dennoch bin ich offen für Abänderungen und Modernisierungen der Formel, solange sie am Ende den selben Effekt erzielen. Wenn ich einen Bond-Film gucke, ist das für mich immer eine viel gehobenere Form der Unterhaltung gewesen, als sie mir andere Filme bieten. Die Bond-Filme stehen für mich über fast allem, was ich sonst gucke. Nicht qualitativ, sondern emotional, ich fiebere bei einem Bond-Film ganz anders mit, als bei vielen anderen Filmen. Ich bin aber dennoch nicht blind und kann die Filme trotzdem (wie man an meinen Reviews erkennt) kritisieren und Schwächen benennen, trotzdem wird es für mich immer was anderes sein, einen Bond zu gucken. Und das ist bei den Craigs so wie bei allen anderen Bonds der Fall. Ich gebe aber zu, dass ich mit dem Finale von SF meine Probleme habe. Das liegt aber weniger daran, dass Bond hier mehr Persönlichkeit bekommt, sondern hat eher damit zu tun, dass der Film meiner Ansicht nach nicht den Abschluss bekommt, auf den er vorher hingearbeitet hatte (ähnliches empfinde ich auch bei den Ur-Bonds DN, FRWL oder auch bei CR, zumal viele Bonds im letzten Drittel etwas abfallen). Dass Bond aber zwangsweise nach 20 Filmen mehr Persönlichkeit brauchte, sehe ich anders: Bond hat Charakter, aber ist durch seine Eindimensionalität der ideale Held für diese Filme gewesen. Ein Pragmatiker, ein Womanzier, ein eiskalter Killer, ein Weltenretter und ein Brite... das ist keine ausgereifte Rollenbiografie, sondern einer Comicfigur wie Micky Maus sehr ähnlich, aber es war perfekt für die Filmreihe und offen genug, um von dem Charisma der Schauspieler mit Leben gefüllt zu werden. Es war schön, zum 50. Jubiläum mal einen anderen "Bond" zu sehen, aber die Filmreihe sollte nie aus den Augen verlieren, was ihre Stärken waren und wofür viele Fans sie lieben. Das hat nichts mit konservativem Denken zu tun, sondern ist einfach der Wunsch, beim nächsten Film wieder das Feeling wie immer zu verspüren. Letzten Endes lasse ich mich aber von einem Bond immer überraschen und bislang hat mich noch jeder Bond (ausgenommen: AVTAK) überrascht. Ob positiv oder negativ.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Reaktionen zum Clip von Sam Mendes

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FabianRitter hat geschrieben:Bond-Fans sind ...
Damit habe ich ein Problem.

Nachdem ich nun fast 20 Jahre lang Bondfan bin, habe ich gelernt, dass Bondfans eben nicht "sind". Es gibt nicht "DIE Bond-Fans".
Es gibt auch nicht wirklich eine große Mehrheit, die komplett die selbe Meinung vertritt.

Wenn man sich hier mal die Besten-Listen der einzelnen Forums-Mitglieder ansieht, dann sieht man, dass fast jeder Bondfilm ein paar Mal an der Spitze steht, einige häufiger andere weniger bis gar nicht.

Von daher kann man sagen: einige Bondfans sind konservativ, andere nicht.
Einige sehen in Daniel Craigs Bond die Wiederauferstehung von Sean Connerys Bond, andere nicht.
Das heisst: selbst unter den konservativen Bondfans gibt es die, die die letzten 3 Filme großartig finden, und die, die sie nicht mögen.

Mein Lieblingsdarsteller ist Timothy Dalton, mein Lieblingsfilm ist OHMSS, und Daniel Craig ist super. Was für ein Fan bin ich denn nun?

Ich glaube, das Spaßige an Bondfans und an solchen Foren hier ist, dass eben nicht alle dieselbe Meinung vertreten. Man kann sehr schön über alles diskutieren, und diverse Meinungen zum selben Thema hören.

Was mir auffällt, ist, dass "Nicht-Fans" häufig konservativ sind. Mit "Nicht-Fans" bezeichne ich Leute, die James Bond kennen, einige oder auch alle Filme gesehen haben, aber sich ansonsten nicht wirklich mit 007 beschäftigen. Trotzdem haben diese Leute natürlich eine Meinung zu Bond, die meist von den Mainstream-Medien vorgegeben wird. Hier wird das Klischee, dass "Goldfinger" natürlich der beste Bondfilm sei etc. schön gepflegt.

Jetzt wäre hier die Frage zu klären, was einen "Gelegenheits-Bond-Gucker" zum "Bond-Fan" macht?

Re: Reaktionen zum Clip von Sam Mendes

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Invincible1958 hat geschrieben:
FabianRitter hat geschrieben:Bond-Fans sind ...
......

Jetzt wäre hier die Frage zu klären, was einen "Gelegenheits-Bond-Gucker" zum "Bond-Fan" macht?
es ist dieses "Money for nothing and chicks for free" feeling, was den kult um Bond ausmacht. Spione haben irgendwie etwas klischeehaftes. Du kriegst alles, was einem Dandy gefällt. Schnelle Autos, schöne Chicks, tolle Locations, daneben stehst Du über dem Gesetz und tust doch was gutes. Alle Widersprüche sind in Dir vereint und aufgehoben. Du darfts morden und rettest doch damit die Menscheit; du darfst Mädchen wie Wegwerfware behandeln und doch jede als die einzige Liebe deines LEbens behandeln; du kommst in die besten und teuersten Casinos und Hotels, ohne Teil des reichen Adels oder Industrieadels a'la Gunther Sachs oder wie hiess noch der letzte Krupp zu sein
Anfragen junger Burschen um Ausbildungsplätze in den Geheimdiensten wurden vermehrt nach der Premiere eines neuen Bond-fims in den 1960iger Jhren festgestellt.
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Re: Spoiler: Setfotos, Setvideos, Clapperboards aus Medien

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Der "Mirror" hat eine etwas eigenwillige Interpretation von Mendes Aussagen zu Spectre. Diese werden so interpretiert, dass Bond am Ende des Films in den Ruhestand gehen will. So sagt Mendes das aber meiner Meinung nach zu keinem Zeitpunkt. Wir seht ihr das?

Quelle: http://www.hindustantimes.com/hollywood ... 21540.aspx
#London2024

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Spoiler: Setfotos, Setvideos, Clapperboards aus Medien

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NickRivers hat geschrieben:das Motiv, dass sich ein Held zurückzieht, er aber wieder geholt wird, da NUR ER den Bösewicht zeigen kann, wo der Bondl den Most holt, ist nicht selten. Ich glaube bei Rambo kommt das paarmal vor.
Offenbar spekulerien die 00 Macher mit diesem Motiv
Dieses Motiv gab es in Skyfall. Mit Rambo hat das aber nichts zu tun. ;-)
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