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Special: Best Of Cinema
iHaveCNit: Walk The Line (2005) – James Mangold – 20th Century Fox
Deutscher Kinostart: 02.09.2025
gesehen am 02.09.2025
Kinopolis MTZ – Kino 7 – Reihe 16, Platz 9 – 20:00 Uhr

Die Best-Of-Cinema-Reihe hat zum 20-jährigen Jubiläum James Mangolds Biopic über die Country-Legende Johnny Cash „Walk The Line“ ins Programm aufgenommen. Ein Film, der sich vor allem um die Verarbeitung der inneren Traumata eines Johnny Cash dreht – seine Trauer über den Verlust seines besten Freundes, Vertrauten und Bruders in jungen Jahren, seine Schuldgefühle und dem konsequenten Kampf um Anerkennung gegenüber seinem Vater, seine Obsession mit Alkohol und vor allem seine Obsession zu June Carter. Ein Film, der großartig inszeniert worden ist und vor allem Karrierebestleistungen von Joaquin Phoenix und der dafür preisgekrönten Reese Witherspoon zu bieten hat, selbst wenn der Film eben all die klassischen Momente eines Musiker-Biopics abhandelt.
„Walk The Line“ - My First Look – 9/10 Punkte
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iHaveCNit: Honey Don´t (2025) – Ethan Coen – Universal
Deutscher Kinostart: 11.09.2025
gesehen am 11.09.2025
Kinopolis MTZ – Kino 11 – Reihe 16, Platz 16 – 20:25 Uhr


Honey O´Donahue ist Privatdetektivin in ihrer Heimat Bakersfield. Eines Tages kommt Sie an eine Unfallstelle, bei dem eine ihrer Klientinnen bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt ist. Sie geht der Sache auf den Grund und hat es während der Ermittlungen mit einer verrückten Sekte, privaten Problemen und der Affäre mit einer Polizistin zu tun, die in der Asservatenkammer der Polizei arbeitet.

Ich dachte mir nach der Sichtung von „Honey Don´t“, dass rein aufgrund der Tatsache, dass wir nach dem letzten Film von Ethan Coen mit Margaret Qualley in einer der Hauptrollen - „Drive-Away-Dolls“ nun noch einen dritten Film brauchen, damit hier eine lose, nur thematisch zusammenhängende Trilogie über lesbische, beziehungsweise queere Hauptcharaktere in thematisch dem Krimi-Genre zuzuordnende B-Movies entsteht – ohne zu wissen, dass das tatsächlich der Plan ist und mit dem in der Produktion befindlichen „Go Beavers“ der Abschluss dieser Trilogie seinen Weg findet. Nach dem durchaus unterhaltsamen und skurrilen „Drive-Away-Dolls“, bei dem 2 lesbische Studentinnen bei einem Roadtrip zufällig einen Wagen mit brisanter Fracht bekommen und damit in den Fokus vieler Gangster und Ermittler geraten steht nun im Mittelteil „Honey Don´t“ eine von Margarat Qualley gespielte Privatdetektivin im Vordergrund. „Honey Don´t“ wirkt dabei wie eine entspannte, oberflächliche, aber durchaus unterhaltsame Parodie, Satire und Karikatur einer Coen-Krimikomödie, die viele skurrile, unterhaltsame und auch durchaus brutale Momente anzubieten hat, sich den ein oder anderen gesellschaftskritischen Kommentar nicht verkneifen kann und es sich nicht nehmen lässt, auch ein wenig sexuell versaut zu sein. Mit Margaret Qualley in der Hauptrolle bekommen wir hier auch Aubrey Plaza und Chris Evans in etwas skurrilen Rollen geboten. Mir hat „Honey Don´t“ ähnlich gut gefallen wie „Drive-Away-Dolls“, so dass ich gespannt bin, was dann am Ende bei „Go Beavers“ herauskommt.

„Honey Don´t“ - My First Look – 7/10 Punkte
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iHaveCNit: Conjuring 4 – Das Letzte Kapitel (2025) – Michael Chaves – Warner
Deutscher Kinostart: 04.09.2025
gesehen am 13.09.2025 in Dolby Atmos
Kinopolis MTZ – Kino 9 – Reihe 9, Platz 30 – 20:15 Uhr


Das Ehepaar Ed und Lorraine Warren, die sich auf Paranormales spezialisiert haben und damit über die Jahrzehnte hinweg mit unzähligen Fällen zu tun hatten, haben sich eigentlich im Jahre 1986 bereits aufgrund gesundheitlicher Gründe aus dem Geschäft zurückgezogen und auch familiäre Umbrüche stehen vor allem im Leben ihrer Tochter Judy an. Doch in dieser Zeit werden sie auf den Fall der Familie Smurl in Pennsylvania aufmerksam, bei denen sich paranormale Zwischenfälle auf ein unerträgliches Maß anhäufen. Ohne zu ahnen, dass diese Zwischenfälle eng mit der eigenen Familiengeschichte zu tun haben.

Die Conjuring-Filmreihe war bisher noch nicht wirklich auf meinem filmischen Radar aufgetaucht und sie ist ein wenig nur so an mir vorbeigezogen. Im Rahmen des 4. Teils der Reihe habe ich mich nebenbei ein wenig mit den bisherigen 3 Filmen beschäftigt. Im Mittelpunkt der Filmreihe steht das von Patrick Wilson und Vera Farmiga gespielte Ehepaar Ed und Lorraine Warren, das tatsächlich existierte und Experten im Bereich paranormaler Aktivitäten gewesen sind. Die Filme der Reihe fokussieren sich hier auf wichtige Fälle im Leben der Warrens und liefern mit Spin-Offs auch noch entsprechende Hintergründe zu wichtigen Elementen der Filmen. Die Conjuring-Filmreihe wirkt damit irgendwie wie ein thematisches, genrespezifisches Best-Of, in dem viele klassische Horror-Elemente aufgegriffen und verarbeitet werden. Von Exorzismus, Haunted House, Paranormale Aktivitäten, Puppen, Nonnen, Spiegeln, Okkultem ist vieles dabei und bedient damit neben klassischen Familiendramen eine große auch die Massen ansprechende Bandbreite. Der Abschluss nun hat natürlich auch eine klassische, routinierte, düstere Atmosphäre zu bieten und auch entsprechend routiniert aufgebaute Spannungs- und Schockelemente. Dennoch muss ich sagen, dass ich als eher wenig religiös eingestellte und auch wenig für Paranormales zugänglich eingestellte Person für den Faktor der „Wahren Geschichten“ hinter dem Film selbst sehr viel „Suspension of disbelief“ aufbringen muss, das Geschehen auf der Leinwand genauso ernst zu nehmen, wie es der Film selbst tut.

„Conjuring 4 – Das Letzte Kapitel“ - My First Look – 7/10 Punkte
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iHaveCNit: The Long Walk – zensiert (2025) – Francis Lawrence – Leonine
Deutscher Kinostart: 11.09.2025
gesehen am 14.09.2025
Kinopolis MTZ – Kino 4 – Reihe 9, Platz 28 – 20:30 Uhr


Raymond Garraty meldet sich in einer Dystopie zu einem Wettbewerb an, bei dem er neben zig anderen jungen Männern die simple Aufgabe bekommt zu laufen. Der Haken daran ist, dass bei dem öffentlichkeitswirksamen Wettbewerb auch die Augen des Militärregimes auf sie gerichtet sind. Sollte jemand aus welchen Gründen auch immer nicht mehr laufen können, wird derjenige mit endgültiger Konsequenz aus dem Wettbewerb ausgeschlossen. Und nur der Letzte, noch Laufende gewinnt den Wettbewerb.

Basierend auf einer Geschichte von Stephen King hat Regisseur Francis Lawrence einen durchaus interessanten Film geschaffen. Wettbewerbe in dystopischen Zukunftsvisionen gibt es ja durchaus schon immer mal wieder filmisch aufbereitet. Das sah auch im Trailer von „The Long Walk – zensiert“ interessant aus, weil auch die Idee des Ganzen interessant ist und mit einer einfachen, simplen Idee kommt. Das wichtige Thema ist jedoch immer, was der Film daraus machen kann. Klar haben wir hier einen interessanten Cast aus jungen Darstellern mit unter anderem Cooper Hoffman, Charlie Plummer, David Jonsson, Ben Wang, Roman Griffin Davis und weiteren, die den Film mit leben füllen und in den wichtigen Nebenrollen Judy Greer und auch Mark Hamill, aber neben den Spannungsmomenten, den Zwischenmenschlichkeiten und auch der ein oder anderen fiesen Gewaltspitze – bei dem man vielleicht auch mal die fragwürdige Grenze zum Voyeurismus und Zynismus überschreitet – wirkt der Verlauf des Films ab einem gewissen Punkt sehr repetitiv und redundant, weil sich das Konzept gefühlt irgendwann todläuft und diese Battle Royale mit „Last Man Walking“ (und unpassenderweise auch „Last-Man-Standing“)-Charakter in der eher nur schablonenhaften Zeichnung der Charaktere und Motive sowie der gesellschaftskritischen Auseinandersetzung eher sehr oberflächlich und hinter seinen Möglichkeiten bleibt.

„The Long Walk – zensiert“ - My First Look – 6/10 Punkte
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iHaveCNit: Dangerous Animals (2025) – Sean Byrne – Constantin Film
Deutscher Kinostart: 11.09.2025
gesehen am 15.09.2025
Kinopolis MTZ – Kino 2 – Reihe 16, Platz 13 – 20:30 Uhr


Gerade hat die Surferin und freigeistige Zephyr noch anregende Stunden mit der Zufallsbekanntschaft Moses gemacht, schon ist sie wieder sehr früh am Strand der Gold Coast in Australien unterwegs um auf die guten Wellen zu warten. Dort trifft sie auf den mysteriösen Tucker, der sie betäubt und entführt, so dass sie einige Zeit später in einem Verließ aufwacht, in dem auch eine Frau namens Heather angekettet da liegt. Noch ahnt Zephyr nichts von der ganz speziellen Obsession von Tucker abseits seiner angebotenen Shark-Cage-Expeditionen.

„Dangerous Animals“ von Sean Byrne ist eine sehr unterhaltsame und spannende Mischung aus Hai-Horror und Serienkiller-Thriller, bei der in knappen 100 Minuten ein Duell und quasi Kammerspiel an Bord eines Boots zwischen Hassie Harrisons Zephyr und einem komplett freidrehenden Jai Courtney als Tucker erzählt wird und zwar durchaus das Thema Logik ab und an umschifft und am Ende vielleicht die ein oder andere Runde zuviel mit den Haien schwimmt, aber sonst war der Film eine sehr interessante, spannende, fiese und brutale Angelegenheit, die mich sehr unterhalten konnte und auch trotz Klischees des Hai-Horrors sich die Mühe gibt, Haie wie Haie agieren zu lassen.

„Dangerous Animals“ - My First Look – 8/10 Punkte
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iHaveCNit: Sirat (2025) – Oliver Laxe – Pandora Filmverleih
Deutscher Kinostart: 14.08.2025
gesehen am 16.09.2025 in OmU
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Parkett - Reihe 11, Platz 4 – 18:30 Uhr


Luis und sein Sohn Esteban wirken scheinbar wie Fremdkörper inmitten eines illegal in der Wüste Marokkos veranstalteten Raves, doch sie sind auf der Suche nach der Tochter beziehungsweise Schwester Mar, die vor Monaten verschwunden ist und scheinbar auf solchen Raves unterwegs ist. Bei einer Gruppe von Ravern erfahren sie, dass im Süden Richtung Mauretaniens ein weiterer Rave geplant ist. Inmitten eines militärischen Notstands wird der Rave unterbrochen und Luis und Esteban schließen sich kurzerhand der Gruppe von Ravern an, komplett unvorbereitet auf die Herausforderungen der Wüste.

„Sirat“ von Oliver Laxe ist eine absolute Erfahrung im Kino gewesen. Der spanisch-französische Film orientiert sich symbolisch bei seinem Filmtitel an die Brücke zwischen Tod und Paradies, die dünner als ein Haar und schärfer als ein Schwert beschrieben wird. Und inmitten eines treibenden Soundtracks, der eine absolute Sogwirkung erzielt und viel zur Spannungsschraube des Films beiträgt, bekommen wir eine nahezu immersive Erfahrung eines Roadtrips in der hitzigen Atmosphäre einer Wüste zwischen gefährlichen Ebenen und den knapp bemessenen Serpentinen der Bergzüge, bei dem wir selbst auch viel vom Lebensgefühl der Raver mitbekommen und nur erahnen können, welche Geschichte hinter den Charakteren steckt. Dieser Rausch und diese Form des Eskapismus wird komplett durchbrochen, wenn die Realität und Realisierung mit voller Wucht nahezu unerträglich einschlägt. Selbst wenn diese Orientierungslosigkeit im Sinne des Films Sinn ergibt, so sorgt das natürlich auch dafür, dass der Film für den ein oder anderen die Orientierung des eigenen wichtigen Plots verliert.

„Sirat“ - My First Look – 9/10 Punkte
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428
iHaveCNit: 22 Bahnen (2025) – Mia Maariel Meyer – Constantin
Deutscher Kinostart: 04.09.2025
gesehen am 17.09.2025
Kinopolis MTZ – Kino 5 – Reihe 13, Platz 15 – 19:35 Uhr


Idas Leben ist komplett durchgetaktet, neben einem Job an der Kasse eines Supermarkts und einem Mathematik-Studium kümmert sie sich auch um ihre kleine Schwester Tilda und um ihre alkoholkranke Mutter. Nur die gemeinsame Zeit im Schwimmbad mit ihrer Schwester ist ihr Safe-Space. Doch dann gerät ihr Leben ins Wanken, weil die Begegnung mit Viktor tragische Erinnerungen aus ihrer Vergangenheit ins Leben ruft und auch aufgrund ihrer guten Leistungen im Studium ein lukratives Stellenangebot im weit entfernten Berlin auf sie warten könnte.

Basierend auf dem gleichnamigen Buch von Caroline Wahl, dass ich zeitgleich auch aktuell noch lese, hat Regisseurin Mia Maariel Meyer ein für mich sehr berührendes Sozial- und Familiendrama geschafften, dessen Stärke vor allem in der Solidarität und dem Zusammenhalt von zwei Schwestern liegt und vor allem die inneren Konflikte der von Luna Wedler gespielten Ida einen regelrechten Wirbelwind der Gefühle und Emotionen sowie auch auf mich durch die Inszenierung des Ganzen einen mitreißenden Sog entwickelt hat, weil die Geschichte in Ansätzen auch mich durchaus auf persönlicher Ebene berührt hat.

„22 Bahnen“ - My First Look – 9/10 Punkte
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429
iHaveCNit: The Toxic Avenger (2025) – Macon Blair – Capelight Pictures
Deutscher Kinostart: 25.09.2025
gesehen am 25.09.2025
Kinopolis MTZ – Kino 7 – Reihe 13, Platz 13 – 20:30 Uhr


Winston Gooze ist Reinigungsfachkraft im großen Chemiekonzern seiner Gegend. Als Stiefvater von Wade versucht er alles ihm als einzig verbliebener Elternteil ein gutes Leben zu ermöglichen.
In seiner Gegend bekommt er viel von der Ungerechtigkeit und dem Einfluss seines Arbeitgebers mit. Noch ahnt er nicht, welche Folgen eine tragische Nachricht und ein Unfall für ihn haben werden und was dies für den Kampf gegen die Ungerechtigkeiten bedeutet.

„The Toxic Avenger“ ist eine Neuverfilmung eines Films aus 1985, den ich noch nicht gesehen habe. Der Film ist ein bedingt unterhaltsames Vergnügen gewesen. Mit einem durchaus emotionalen Kern, der durch die Tonalität des Films nicht vollends ausgespielt werden kann, ist der Film unterhaltsamer, Hochglanz-Trash mit Peter Dinklage, Jabob Tremblay und Elijah Wood sowie Kevin Bacon in den wichtigen Rollen. Dabei drückt sich der trashige Spaß in absurden Situationen und Momenten wieder, die irgendwie sehr zusammenhanglos wirken, aber dennoch im Gesamtbild zusammenpassen. Weiterhin ist das Maskenbild und die visuelle Effekte auch eher mehr auf nicht ernst zu nehmenden Trash-Niveau, auch die Gore- und Splattereffekte sind herrlich absurd in ihrer Darstellung und auch den Gewaltspitzen des Films. Genau wie der zum Teil integrierte, gesellschaftksritische Anstrich.

„The Toxic Avenger“ - My First Look – 7/10 Punkte
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430
iHaveCNit: Die Farben der Zeit (2025) – Cedric Klapisch – Studiocanal
Deutscher Kinostart: 14.08.2025
gesehen am 27.09.2025
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema – Studio – Reihe 13, Platz 3 – 13:00 Uhr


Ein seit den 40er-Jahren unbewohntes Haus in der Normandie wird zum Gegenstand besonderen Interesses, als über ein Bauprojekt auf diesem Grundstück verhandelt wird. Doch das geht nicht so einfach ohne eine Verwaltung des Nachlasses der damaligen Eigentümerin Adele Meunier. So werden eine Vielzahl an Personen benachrichtigt, wie unter anderem der Content Creator Seb, der Lehrer Abdel, der Imker Guy und die Geschäftsfrau Celine. Sie eint vor allem eines – sie sind alle über Ecken mit Adele Meunier und auch untereinander verwandt. Das Vierergespann darf dafür in der Normandie auf die Spurensuche der Vergangenheit gehen. Eine Reise, die ein interessantes Kapitel einer Lebensgeschichte und Erkenntnisse zutage führt, die auch seinen Einfluss auf das Vierergespann haben wird.

„Die Farben der Zeit“ ist ein sehr interessanter Film geworden, der eine interessante und tolle Mischung zu bieten hat. Der Film setzt sich zum Teil mit Kunstgeschichte auseinander und auch mit Ahnenforschung und sorgt für eine interessante Spurensuche. Dabei springt der Film fließend auch zwischen den Zeitebenen hin und her, weil er uns auch als Historienfilm das Leben von Adele Meunier in der prägenden Phase näher bringt und alles eine stimmige Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart herstellt, die zwar weniger eine Sogwirkung entfaltet, aber dennoch unterhaltend ist dank eines tollen Ensembles und auch die ein oder andere abgefahrene Idee zum Ende hin zu bieten hat.

„Die Farben der Zeit“ - My First Look – 8/10 Punkte
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431
iHaveCNit: Miroirs No. 3 (2025) – Christian Petzold – Piffl Medien
Deutscher Kinostart: 18.09.2025
gesehen am 27.09.2025
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema – Petit – Reihe 1, Platz 5 – 16:00 Uhr


Eigentlich will die junge Laura nur von ihrem Freund zu einem Bahnhof gebracht werden, doch im eskalierenden Streit kommt es zu einem tragischen Unfall, der sich in der Nähe des abgelegenen Hauses von Betty ereignet, die sich dann auch um die junge, nahezu unverletzte Laura kümmert und ihr für die Heilungsphase Obdach gewährt. Währenddessen betrachten ihr Mann Richard und ihr Sohn Max die Sache mit Zweifel und Argwohn. Noch ahnt Laura nicht, welches Geheimnis hinter der Familie steckt.

Die Filme von Christian Petzold sind ja grundsätzlich Geschmackssache und wie man eben dem künstlerischen Anspruch seiner Inszenierung von Film zu Film gegenüber steht. Nach „Transit“ , „Undine“ und „Roter Himmel“ arbeitet Petzold auch erneut mit Paula Beer zusammen und auch bereits aus Filmen von Petzold bekannte Gesichter wie Barbara Auer, Matthias Brandt und Enno Trebs komplettieren das wichtige Quartett des Films, die das Ganze mit Leben füllen „sollten“. Warum „sollten“ ? Mit seinen knapp 85 Minuten und einer Geschichte, die unter der Oberfläche eine gespiegelte Trauerverarbeitung im Banalen und vor allem eher Kühlen, Distanzierten und Ungesagten zu bieten hat, ist die Frage nach dem persönlichen Zugang zur Geschichte ein wichtiges Thema, dass sich mit der eingangs erwähnten grundsätzlichen Geschmackssache in gewisser Art und Weise beantworten lässt. Wenn man eben einen Zugang zur Geschichte, den Charakteren für sich selbst zulässt und sich alles im Film erarbeiten kann und möchte, bishin zu feinsten Analysen im Schauspiel des Ensembles und der Symbolik und Bildsprache, dann kann „Miroir No. 3“ schon ein tolles Werk von Christian Petzold sein. Und da gehe ich von meinem persönlichen Geschmack nicht ganz mit, weil trotz der kurzen Laufzeit der Film damit ein Geduldsspiel wird und micht nicht ganz bekommen hat.

„Miroirs No. 3“ - My First Look – 6/10 Punkte
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432
iHaveCNit: One Battle After Another (2025) – Paul Thomas Anderson – Warner
Deutscher Kinostart: 25.09.2025
gesehen am 29.09.2025
Kinopolis MTZ – Kino 5 – Reihe 13, Platz 10 – 20:15 Uhr


Bob Ferguson ist Bestandteil der Aktivistengruppe French75, die linksradikale, heikle Aktionen plant und durchzieht. Dort ist er auch in einer Beziehung mit der Aktivistin Perfidia. Als die Gruppe ein Internierungscamp der amerikanischen ICE-Behörde stürmt und die Deportation vieler „illegaler“ Migranten verhindert, treffen sie auch auf Colonel Lockjaw, der sich nicht so gerne die Butter vom Brot nimmt und in einer Zeit Jagd auf die Gruppe macht, in der auch Bob und Perfidia Eltern werden, bis die Gruppe zerschlagen wird und Bob mitsamt der Tochter Willa untertaucht, während Perfidia spurlos verschwindet. Noch ahnt Bob nicht, dass Lockjaw viele Jahre später wieder einen Grund finden wird, dass sich deren Wege kreuzen sollen.

Der neue Film von Paul Thomas Anderson mit unter anderem Leonardo DiCaprio und Sean Penn gehört für mich zu einem der Highlights des Jahres. „One Battle After Another“ wirkt mit seiner Geschichte sehr originell, erfrischend und politisch durchaus brandaktuell mit diversen, in den Film eingebetteten Thematiken und den Milieus, die hier präsentiert werden. Aus meiner eigenen politischen Einstellung heraus konnte ich auch eine gewisse Verbindung mit dem Film aufbauen, so dass auch ich mich dazu hinreißen möchte, zu sagen, dass die Revolution leben soll. Der Film ist eine großartige Mischung aus gesellschaftskritischer Satire, Actionthriller und Familiendrama geworden. Neben einer interessanten Familiengeschichte, bei der auch die Rollen erfrischend anderes verteilt sind, ist der Film auch ein Duell zwischen zwei Männern, bei denen die wohl eindruckvollste Performance bei Sean Penns Lockjaw geboten wird. Seine Antagonistenrolle füllt Penn absolut großartig aus, von der allgemeinen Erscheinung bishin zu feinsten Nuancen und auch einer gewissen Portion skurriler Absurditäten kann ich mir vorstellen, dass Penn damit in der kommenden Award-Saison sogar eine Rolle spielen könnte. Die dynamische Inszenierung des Films sorgt dafür, dass selbst das Eltern werden, elterliche Verantwortung und auch die eher ruhigeren Passagen sehr rasant wirken und die über 160 Minuten für mich wie im Flug vergangen sind und auch die Spannungsschraube gegen Ende hin mit der Action einfach mitreißend ist. Dazu kommt für mich auch die unterhaltsame Note des absoluten Fiebertraums eines Films dazu, die den Film für mich eines der Highlights im Jahr machen.

„One Battle After Another“ - My First Look – 10/10 Punkte
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Re: iHaveCNit – Der HCN-Review-Sammelthread

433
iHaveCNit: The Negotiator (2025) – David Mackenzie – Leonine
Deutscher Kinostart: 25.09.2025
gesehen am 01.10.2025
Kinopolis MTZ – Kino 2 – Reihe 16, Platz 16 – 21:00 Uhr


Der komplett anonym handelnde Ashraf bietet über den Telefondienst Relay ganz brisante Dienstleistungen an. Bei dem Telefondienst werden Nachrichten nur über vermittelnde Personen übertragen, die sich vor allem an Menschen mit Hör und Sprachbehinderung richtet für eine gesellschaftliche Teilhabe, mit Telefon dennoch kommunizieren zu können. Ashraf nutzt diese Form der Anonymität jedoch als Vermittler und Unterhändler für Whistleblower. Als die Wissenschaftlerin eines Pharmakonzerns Sarah nach einem Vorfall dieser Art seine Hilfe in Anspruch nimmt, ahnt selbst Ashraf nicht, welche Folgen das auch für ihn haben könnte.

„The Negotiator“ ist durch sein Thema ein sehr stiller, interessanter Thriller geworden, bei dem zwar durch eine gewisse Kühle und Distanz der Film auch etwas steril wirkt, aber dennoch relativ spannend bleibt. Mit Riz Ahmed, Lily James und Sam Worthington in wichtigen Rollen wird der Film einigermaßen mit Leben gefüllt. Es ist jedoch gegen Ende hin etwas hektisch und überhastet gewesen, so dass ich die da gebotenen Entwicklungen sehr überraschend und auch viel zu plötzlich und unplausibel gefunden habe.

„The Negotiator“ - My First Look – 8/10 Punkte
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Re: iHaveCNit – Der HCN-Review-Sammelthread

434
iHaveCNit: A Big Bold Beautiful Journey (2025) – Kogonada – Sony
Deutscher Kinostart: 02.10.2025
gesehen am 02.10.2025
Kinopolis MTZ – Kino 7 – Reihe 13, Platz 19 – 20:00 Uhr


Der Großstädter David muss für den Besuch einer Hochzeit von guten Bekannten einen längeren Trip mit dem Auto hinnehmen. Da das Eigene gerade nicht verfügbar ist, muss er auf einen Mietwagen umsteigen. Bei einer mysteriösen Autovermietung erhält er auch einen älteren Wagen. Bei der Hochzeit ist auch die Großstädterin Sarah als Gast eingeladen. Inmitten der Hochzeitsgesellschaft kommt es zu kleineren Momenten der Beiden. Als Beide nach den Hochzeitsfeierlichkeiten wieder auf der Rückreise sind, kommt es zu mysteriösen Zwischenfällen durch das sehr spezielle Navigationsgerät in Davids Mietwagen, die für David und Sarah eine „Big Bold Beautiful Journey“ bereit halten.

Der erste, wirklich flächendeckend veröffentliche Spielfilm des koreanischen Filmemachers Kogonada „A Big Bold Beautiful Journey“ hat nach der ersten Sichtung des Trailers bereits sehr viel Interesse bei mir geweckt, weil ich vor allem die beiden Hauptdarsteller des Films, Colin Farrell und Margot Robbie sehr gerne sehe und das Ganze einen sehr interessanten Eindruck gemacht hat. Wenn es darum geht, wie man „A Big Bold Beautiful Journey“ findet, hängt das von einigen Faktoren ab. Der Film ist ein Liebesfilm der alten Schule mit etwas Kitsch, mit etwas Klischees, mit schön eingefangenen Bildern, einem Hang zur Künstlichkeit, „Artsy Fartsy“ sowie auch etwas absurder Comedy, Märchen-, Musical-, Fantasy- und Mystery-Elementen, die allesamt in ihrer Symbolik und Bildsprache alles andere als subtil und auch tonal nicht immer ganz aus einem Guß wirken. Dennoch muss ich sagen, dass mich der Film mit seiner Mischung absolut bekommen hat und ich alles daran mag. Seien es beide Hauptdarsteller – Ergänzungen im Ensemble um unter anderem Phoebe Waller-Bridge, Kevin Kline, Billy Magnussen und Sarah Gadon – und auch die sich langsam entfaltenden, schön durchstruktierten Hintergründe zu den Lebensgeschichten und Charakterzügen, den Traumata und allgemein die sich daraus ergebenden zwischenmenschlichen Dynamiken und Konflikte zwischen Colin und Margot, bei denen auch ich mich etwas identifizieren konnte. Das audiovisuelle Erlebnis des Films war dann noch eine wunderschöne Ergänzung und hat für mich den Film ebenfalls für eine „Big Bold Beautiful Journey“ gemacht.

„A Big Bold Beautiful Journey“ - My First Look – 9/10 Punkte
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