Witziges Review, vodkamartini! Ich versuch's jetzt nach der zweiten Kinosichtung (2x OV) auch mal...
The Expendables 2 (Spoiler)
Das zweite Mannschaftsabenteuer der grössten Actionhelden der letzten 40 Jahre ist vermutlich der Film, auf den ich mich dieses Jahr am meisten gefreut habe. Noch mehr als TDK Rises, und ja, eigentlich auch noch mehr als Skyfall. Warum kann ich eigentlich nicht mal so genau sagen, bis jetzt habe ich auch nur wenige der Teammitglieder in ihrem Solowerk besonders stark erfasst, auch wenn bestimmt noch einige folgen werden (mit Statham bin ich eigentlich fertig; im Moment arbeite ich mich durch die Filmographie von Jet Li). Aber heiliges Maschinengewehr, ich liebe diese Crew einfach! Ein kurzer Blick auf den Film:
Expendables 2 beginnt mit harten aber ruhigen Bildern des Stützpunktes, um dann zwei Minuten später in die Vollen zu greifen und eine ungehemmte Ladung kriegsfilmartiger Action auf den Zuschauer loszulassen. Der Hardcore-Fan von den Herren SSLLCC jubelt und auch jeder sonstige begeisterte Anhänger von gradliniger, schlichter und adrenalingeladener Baller-Trash-Action wird sich freuen. Die Szene wird mit genügend Humor aufgelockert und Extremitäten versehen, damit die ganze Gewalt nicht glorifiziert oder verstörend wirkt, trotzdem hat man auch nicht den Eindruck, dass es sich hier um eine Parodie handelt. Das Gleichgewicht wird perfekt getroffen. Der Prolog entwickelt zudem genug Dynamik und Abwechslung, damit es nicht langweilig wird.
Es folgt eine für das Action-Genre typische Geschichte: gradlinig, ohne grössere Wendungen oder sonstigen Firlefanz und mit Elementen die einem alles andere als fremd vorkommen, darunter der Druck machende Auftraggeber, das neue Teammitglied, das man nicht dabeihaben will und das sich erst bewähren muss (und es dann natürlich auch tut) und ein klassisches Rachemotiv. Was meiner Meinung nach ganz gut gelingt: Dramatik und philosophische Dialoge sind weder wirklich tiefsinnig noch beeindruckend (was z.B. im Teil eins mit dem tränenüberströmten Rourke noch anders war) sondern kommen direkt aus der Klischeekiste. Aber - sie funktionieren! Wenn man seine Ansprüche an Tiefe und emotionale Motivationen dem Genre bzw. dem Sub-Genre angleicht, ist man dem Film schon um einiges näher und kann ihn auch in vollen Zügen geniessen.
Die Sprüche und der Humor des Films treffen genau ins Schwarze. Hin und wieder wird sogar die vierte Wand durchbrochen, in anderen Szenen gibt es Referenzen zu den Klassikern unserer Helden. Mindestens genau so viele Anspielungen gehen aber auf Rechnung des ersten Expendable-Films, und vor allem Kenner des Extended Cuts werden den Eindruck gewinnen, dass man diese Jungs, ihre Art miteinander umzugehen und ihre Eigenheiten nun kennt. Immer wieder konnte ich ab den Frotzeleien herzhaft lachen, die vor allem zwischen Statham und Stallone, aber auch zwischen Li und Lundgren sowie Crews und Couture erfolgen. Insider-Gags wie der "Lucky Ring" oder Randys Ohren werden ausgebaut und variert, andere ("The Classic") kommen neu hinzu. Einige der One-Liner sind schon fast genial, darunter
"Houston, we got a problem!",
"Rest in Pieces!" oder
"Who's next? Rambo?!". Und natürlich der absolute Burner, jetzt schon ein Klassiker:
"I'm almost out... I'll be back!"
"You've been back enough - I'll be back!"
""Yippie yay yeah...!
Die Locations mögen manche als schmuck- und glanzlos bezeichnen, mir haben die nebligen Wälder, Hügel und Dörfer Osteuropas jedoch gefallen, da durch sie eniges an einsamer, dreckiger, erdiger und urgewaltiger Atmosphäre entsteht.
Kürzer Überblick: Wer ist heutzutage eigentlich
Expendable?
Stallone
Sieht immer noch weitaus jünger, fitter und besser aus, als er es eigentlich ist - Botox, Tattoos und Steroiden sei Dank. Ist hauptsächlich zuständig für die oben genannte und im Kontext des Films auch gelobte Pseudo-Emotionalität die er mit genuschelten und gebrummelten Dia- und Monologen rüberbringt. Im Kampfanzug, mit Zigarre oder seine Fäuste schwingend macht der alte Bär immer noch einen zähen und guten Eindruck und mit Statham bildet er ein absolutes Dreamteam - unentbehrlich!
Statham
Die nach wie vor coolste Sau im Action-Business gibt hier den "Transporter in Osteuropa". Mit seinen Messer-Choreos hat er genau so viel Applaus auf seiner Seite, wie er mit seinem Genörgel und seinem Gezanke mit Stallone und Freundin Lacher hat. Immer noch trocken und grimmig, immer noch endcooles Cockney-Englisch, immer noch Muckis und Kickbox-Tritte - brillant!
Yu Nan
Sorgt für die nötige Frische in der Mannschaft und ist als knallharte Action-Dame mindestens siebentausendmal überzeugender als jedes talentlose Hollywood-Barbie, dass sich bereits in dieser Rolle versucht hat. Sie zeigt, dass richtig gemachte Frauen-Power auch in der Männerwelt der Expendables durchaus nicht fehl am Platz sein muss - jederzeit gerne wieder!
Jet Li
Auch wenn er nicht ganz so cool auftritt wie in den Andrzej Bartkowiak Filmen, so muss man den guten Jet einfach gern haben. Sein unerreichtes Wushu-Talent wird kurz, prägnant und humorvoll eingesetzt, danach allerdings vollkommen verbraten. Es scheint fast so, als hätte Jet nicht mehr allzu viel Lust auf den Film gehabt. Der einzige Trost ist, dass seine Kameraden gut genug agieren um die Lücke nicht auffallen zu lassen - muss und wird zurückkommen!
Lundgren
Der schwedische Hüne bekommt hier zwar keine dramatisch angelegte Nebenhandlung dafür aber als Teammitglied mehr Screentime und wird vor allem in der Mitte mehr und mehr zum Zentrum der Gruppe sowie Show-Klauer, was ich sehr begrüsse. Alleine seine Versuche, Yu anzubaggern oder eine Bombe zu bauen sind das Eintrittsgeld fürs Kino wert! Die Grenze zwischen ihm und seiner Filmfigur wurde hier komplett weggelassen, egal ob es jetzt um ein Chemiestudium oder um Grace Jones geht - der Kern des Teams!
Norris
Sorgt mit der genau richtigen Menge an Screentime für zusätzliche Action- und Gag-Power, wobei sein Cameo sauber in die Geschichte eingegliedert wird und mindestens genau so genial ist wie die Church-Szene im ersten Teil. Beim Kobra-Witz hat sich unser Kinosaal hingeschmissen vor Lachen. Norris Auftritte zeigen noch einmal gnadenlos an, worum es bei den Expendables eigentlich geht und treiben den Humor des Franchises total auf die Spitze - wenig kann sehr viel sein!
Crews
Darf zu Beginn noch einmal mit seiner AA12 ballern, wie wir es kennen und lieben und sich im folgenden Teil des Films vor allem dadurch profilieren, dass er einfach mit dem Team unterwegs ist und sich ein wenig an den Gesprächen beteiligt. Das meine ich ernst! Obwohl die grossen Action- und Charaktermomente hier eher fehlen gehört er voll und ganz dazu und es macht Spass, ihn immer wieder mit unauffälliger Präsenz im Geschehen der Handlung zu sehen und zu wissen. Ich liebe die banale Art, wie Crews mit der Kaffeetasse in der Hand in der Häuserkampf-Attrappe vor die Türe geht, um frische Luft zu schnuppern - der Expendable für zwischendurch!
Couture
Leider wirkt Couture hier ziemlich überflüssig. Gut, das ist Crews auch, aber ihn mag ich eben mehr... Auch von seiner Fähigkeit des Bombenbauens wird nichts mehr erwähnt und so reduziert der Film den MMA-Kämpfer noch mehr auf seine Ohren als es Teil eins schon getan hat. Hat teilweise schon fast eine statistenartige Rolle. Sein bester Spruch kommt zum Schluss (
"Don't look at me!") - nächstes Mal besser einsetzen!
Hemsworth
Fügt sich überraschend gut in den Squad ein und sein Charakter, zu dem er als wahrscheinlich einziger eine gesunde Distanz hat, wird zum Dreh- und Angelpunkt des gesamten Films. Wirkt unfreiwillig komisch wenn er von seinem Kriegseinsatz in Afghanistan erzählt - hat seine Sache aber super gemacht.
Van Damme
Gibt den stereotypen Actionfilm-Oberbösewicht cool und sauber. Krass, wie alt der Belgier ohne seine Sonnenbrille im direkten Vergleich mit z.B. Stallone wirkt. Dafür ist er physisch sehr präsent und beherrscht seine Kampfsport-Skills immer noch auf hohem Niveau. Mit seinem gelungenen Showdown und dem amüsanten französischen Akzent hat er die Pluspunkte auf seiner Seite (auch wenn man ganz schön hirnverbrannt sein muss sich mit einer Kampftruppe die abgesehen von Scott Adkins nur aus gesichtslosem Kanonenfutter besteht mit den Expendables anzulegen...).
Willis
Spielt hier grundsätzlich zwei unterschiedliche Charaktere; zuerst den aalglatten Mr. Church mit Anzug im Flugzeug, danach den schiesswütigen Frontsoldaten Church. Das interessiert uns Fans natürlich rein gar nicht, Hauptsache ein weiterer prominenter Actionfilm-Held beteiligt sich an den Schiessübungen im Finale, und Willis ist dabei unverzichtbar! - diesem Mann steckt das langsame Sterben im Blut und der fünfte Teil wird kommen!
Schwarzenegger
Good Old Arnie mit vielen erheiternden Auftritten als "Terminator Reloaded" ist zuständig für die Referenzen an sein eigenes filmisches Werk und zeigt, dass er immer noch in der Lage ist aus einem fahrenden Kleinwagen heraus eine automatische Shotgun abzufeuern. Das Sahnehäubchen auf der Action-Torte - gehört schlicht dazu!
Es steckt diesen Jungs eindeutig im Blut, noch einen dritten Teil rauszuhauen um das Franchise würdig fortzusetzen oder abzuschliessen, auch wenn ich nicht weiss wie der zweite Teil zu toppen wäre. Was will ich nicht? Ich will
das nicht, das in den meisten Fankommentaren gewünscht wird; nämlich den Cast mit Hollywood-Opas, C-Movie-Prüglern und Pseudo-Actionhelden à la Cage überschwemmen. In seiner jetzigen Konstellation gefällt mir das Team sehr gut: SSLCC als Kern der Mannschaft, bitteschön Li, Yu, Willis und Schwarzie zurück und vielleicht noch einen Gaststar wie Norris. Ausserdem hat es sich bewährt, weniger bekannte Martial-Arts-Schauspieler als Handlanger der Bösewichter einzusetzen (Gary Daniels bzw. Scott Adkins).
Ich gebe diesem Prachtexemplar eines Trahsfilms 10/10 Punkte. Warum? Am einfachsten lässt es sich wohl damit erklären dass ich mich einfach wahnsinnig auf den Streifen gefreut habe und meine Erwartungen alle erfüllt wurden: Ein Team von Helden die sich ohne allzu viel Ernsthaftigkeit selbst spielen, Coole One-Liner und Insider-Sprüche wohin das Auge schaut, intensive und rohe Action... Ich mag den Film halt einfach!
Boom-lay, Boom-lay, Boom-lay Boom!