Hoch künstlerische Filme zu drehen, ohne darauf zu achten, wen und ob das jemanden interessiert, halte ich eben für einfach, weil man sich unter dem Deckmantel der "Kunst" verstecken kann und sich nicht an konkreten Maßstäben messen lassen muss. Demgegenüber schaffen Nolans Filme eben den Spagat, handwerklich raffiniert, storytechnisch clever zu sein und dennoch ein großes Publikum vortrefflich zu unterhalten.
So sehe ich das in etwa auch. Ich halte zwar auch das Einspielergebnis eines Films für durchaus an die Qualität gebunden, aber bei weitem nicht zwingend.
Wie Maibaum schon sagte: Dann müssten ja sehr viele Werke Meisterwerke sein, die es aber bei weitem nicht sind. Machen wir uns nichts vor. Sehr viele der großen Meisterwerke des Kinos waren eben auch finanziell sehr erfolgreich. Man denke nur an Lawrence von Arabien (muss ich bald mal wieder sehen) oder andere Epen.
Wenn wir nun in Arthouse-Gefilde gehen so habe ich schon ziemlich zweispältige Verhältnisse gegenüber diesen Regisseuren. Diese werden ja oft als die "großen Künstler" dargestellt, doch der Vergleich hinkt. Nehmen wir mal Fassbinder, Werner Herzog und Jean Luc-Godard.
Fassbinder halte ich zwar für talentiert, aber manchmal ist mir nicht klar wieso einige Filme so hoch gelobt wurden/werden. "Welt am Draht" ist ein Meisterwerk, "Effi Briest" jedoch einer der grässlichsten Filme die ich je gesehen habe. Schon der Roman war - meiner Meinung nach - eine Zumutung, doch hier hat Fassbinder bei der Verfilmung selbst dies 1:1 auf die Leinwand übersetzt.
Das trifft auch auf den Punkt was ein Film hauptsächlich für mich erreichen muss: Dass ich ihn mir weiter ansehen will. Ob nun aus Spannung, Neugier oder sonst wieso ist erstmal egal.
Bei Herzog sehe ich es weniger extrem zwischen den Filmen. Ich halte sie für interessante non-Mainstreamfilme, allerdings auch nicht für die großen Meisterwerke. Fitzcarraldo ist ein starker Film, aber auch nicht mehr.
Godards Reiz liegt für mich in der oft erfrischend eigenwilligen Inszenierung und den Monologen. Oftmals erkennt man gerade in Momenten der selbstreferenz auch welchen Einfluss er beispielsweise auf Tarantino hatte. Von allen drei genannten Filmemachern halte ich auch seine Filme am ehesten für "spannend".
Das führt uns auf eine Grundsatzfrage:
Kommerzkino VS. Kunstkino
Dieses Thema hat schon fast Ausmaße die eines eigenen Threads wert wären, doch belassen wir es (erst mal) hier.
Meine Meinung ist dass es gnadenlos heuchlerisch ist das Kommerzkino zu verteufeln und gleichzeitig Arthouse und Co als einzige Art von cineastischer Kunst anzusehen. Ich finde beide Seiten haben und verdienen ihren Platz. Diese strenge Definition des Kinos mit künstlerischem Anspruch sehe ich als Grundlegend falsch an. Michael Bay halte ich für einen höchst künstlerischen Filmemacher. Er hat sowohl einen eigenen Stil bei der Inszenierung. Dass seine Schwäche die Charakterdarstellung ist halte ich für nebensächlich: Diese haben eben auch sehr viele Kunst-Regisseure.
Für mich ist der Regisseur in erster Linie ein Geschichtenerzähler. Genau dies muss ein Regisseur gut können: Mich dazu bringen den Film weiter zu schauen. Genau dies kann Nolan vorzüglich. Seine Filme füttern nicht nur das Auge sondern auch den Kopf. Genau dies ist der Spagat, den ich an seinen Filmen so liebe und wieso ich nach dem ansehen seiner Filme immer doppelt glücklich bin. Dass seine Filme solch exorbitante Einspielergebnisse haben lässt hoffen, dass eben die Zeiten von anspruchsvollem UND gleichzeitig erfolgreichem Kino eben nicht vorbei sind. Daher sehe ich den Erfolg hierbei auch als Bestätigung für die gebotene Qualität an.
Inception halte ich angesichts der Komplexität der Story und auch Undruchsichtigkeit selbiger in Verbindung mit dem hohen Budget für ein sehr riskantes Werk. Der Film hätte sehr leicht beim Massenpublikum durchfallen können oder gar selbst an sich selbst (genauer: seiner komplexen Konstruktion) scheitern können. Machen wir uns nichts vor: 99,9% der restlichen Filme sind sehr viel einfacher gestrickt, selbst die Filme der Arthouse-Fraktion...
Und das Gegenbeispiel: Die Twilight-Filme halte ich für Werke die selbst für TV-Melodram-der-Woche-Maßstäbe zweitklassig sind. Ihr Einspiel zeigt, dass eben auch Schrott erfolgreich sein kann.