THE PRESTIGE

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Hallo!

Ich habe mir den Film vor zwei Wochen angeschaut und war/bin begeistert.
Ich bin mal so frei und gebe gar 10/10 Punkten. Selbst wenn ich einiges so "ungefähr" hervorgesehen habe, überzeugte mich der Film auf ganzer Linie.
Der Film nimmt nach einer Einführung immer mehr Fahrt auf und darstellerisch gibt es nicht nur nichts zu meckern, sondern Bale, Jackman und Caine geben eine hervorragende Darstellung ihrer Charaktere ab. Scarlett Johansson ist vielleicht eher schmuckes Beiwerk, trägt aber sicherlich zum Lauf der Geschichte bei. Bowie als Nikola Tesla, sowie Andy Serkis als sein Assistent runden das tolle Ensemble ab.
Eine Schande nur, dass dieser Film es nicht in die deutschen Top 10 geschafft hat. Ein Hohn, was größtenteils für Bockmist sonst derzeit in den deutschen Kinos angesagt ist, Casino Royale und The Departed mal ausgenommen.
Ich bin vollstens zufrieden und Christian Bale bestätigte meine Meinung, dass ER zu den besten Schauspielern der letzten Jahre gehört.

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Blasse Magie


Wenn “Regiewunderkind” Christopher Nolan einen neuen Film präsentiert, geht ein freudiges Raunen durch die Reihen anspruchsvoller Cineasten die trotzdem nicht auf Unterhaltung verzichten wollen. Man erwartet doppelbödige Geschichten und einen sich langsam entwickelnden Plot, gespickt mit allerlei Überraschungen und Denksportaufgaben für den Zuschauer. Auch die Bildsprache folgt einem bestimmten Muster, v.a. geprägt durch lange, ungewöhnliche Kamerafahrten und eine düstere, oft bedrohliche Grundstimmung. Dazu kommt das größte Lob für einen Thrillerregisseur: Nolans Filme sind ungeheuer spannend. Im Gegensatz zum häufig total überschätzten Brian de Palma ist es hier durchaus berechtigt zu sagen: “Da hat einer das Potential in die Fußstapfen des bis heute unerreichten Meisters dieses Genres zu treten - watch out Alfred Hitchcock!”
In “Prestige - Duell der Zauberer” entführt uns Nolan in das düstere London des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die beiden jungen Magiere Robert Angier (Hugh Jackman) und Alfred Boden (Christian Bale) werden zu erbitterten Rivalen, nachdem Angiers Frau während eines Entfesselungstricks auf der Bühne umkommt. V.a. Angier - der seinem ehemaligen Freund die Schuld an dem Tod seiner Frau gibt - entwickelt sich zu einem Besessenen, der seinen Gegner um jeden Preis übertrumpfen und letztendlich vernichten will. Aber auch Borden ist in diesem Spiel keineswegs “der Gute” und überschreitet in dem fintenreichen Wettstreit zahlreiche Grenzen. Die beiden Kontrahenten beschränken sich im Verlauf ihrer Auseinandersetzung dann auch keineswegs “nur” auf Methoden der “psychologischen Kriegführung” sondern greifen wiederholt zu weitaus “handfesteren” Mitteln, um den Gegner - im wahrsten Sinne des Wortes - zu Fall zu bringen.
Wie seine früheren Werke “Batman begins” und besonders die Thriller “Insomnia” und “Memento” hat auch “Prestige” sämtliche Elemente der Nolanschen Erfolgsformel zu bieten: undurchsichtige, vielschichtige und nicht zwangsläufig sympathische Hauptfiguren, mehrere Zeitebenen, Rückblenden und zahlreiche doppelte Böden sowie eine düstere und bedrohliche Grundstimmung. Geschichte und Schauplatz sind für das Thrillergenre ungewöhnlich und allein schon deshalb faszinierend.
Aber jetzt kommt die große Überraschung: der Film will nicht so recht zünden. Und er ist durchaus spannend! Also was ist schief gegangen?
Das erste Problem sind die Charaktere. Beide Protagonisten sind irgendwie blass und unsympathisch. Man fiebert mit keinem der beiden mit, Identifikationsangebote Mangelware. Hugh Jackman - der erneut stark an den jungen Eastwood erinnert - hat dabei noch den dankbareren Part, ist es doch Robert Angier, der die tödliche Lawine aus Hass, Bespitzelung und gegenseitiger Sabotage lostritt. Auch darf er den charismatischeren Magier geben, der das Publikum durch seine Präsenz, sein Auftreten und seinen Charm verzaubert. Hier ist Jackman in seinem Element allerdings gelingt es ihm nie, die düstere und von Hass und Rachegelüsten getriebenen andere Seite seiner Figur glaubhaft zu verkörpern. Jackman hat eine ihm ureigene Aura von Integrität, Ehrlichkeit und Heldentum, die einfach nicht zu einem durchtriebenen Charakter passen will. Das wäre vielmehr eine Rolle für Christian Bale gewesen, der sich weitaus mehr für zerrissene, vielschichtigere Figuren eignet, als der geradlinige Jackman. Seltsamerweise gelingt es aber auch ihm nicht, seiner Figur Leben einzuhauchen. Bale, offenbar ein Lieblingsschauspieler Nolans, ist hier klar fehlbesetzt.
Neben den Hauptfiguren will auch die Story nicht so recht in Fahrt kommen. Die vielen Rückblenden und unterschiedlichen Zeitebenen verwirren hier eher und ermüden letztendlich, als dass sie zur Spannung beitrügen. Das Duell der Zauberer lässt einen seltsam kalt, zumal die Tricks nicht sonderlich spektakulär sind. Ab einem bestimmten Punkt ist es einem herzlich egal, wer aus der Auseinandersetzung als Sieger hervorgeht.
Der letztlich größte Minuspunkt des Films ist der hanebüchene Schluss, der obendrein schon sehr früh für den aufmerksamen Zuschauer offenkundig ist. Das Finale mit Mystik und Übersinnlichen aufzuladen, ist bei der Anlage des Plots lächerlich und v.a. ärgerlich. Hier wurde die große Chance verspielt, eine einfache aber ungeheuer überraschende Wende einzubauen, die alles Gesehene in einem anderen Licht erscheinen lässt. Meisterhaft gelungen in “Die üblichen Verdächtigen” aber auch Nolan selbst in “Memento”. Da man so etwas eigentlich von dem Regisseur und auch der Anlage des Films erwarten kann, ist die Enttäuschung über den platten Schluss umso größer. Auch der zweite große “Coup”, das “Geheimnis” um Bales Figur, ist viel zu früh offensichtlich und lässt den Zuschauer bei der “Enthüllung” nur müde lächelnd aufatmen: “na endlich”.
Wäre dies nicht ein Christopher Nolan Film, könnte man durchaus von solider Unterhaltung und originellen Einfällen sprechen. Aber bei einem Meister wie Nolan muss man andere Maßstäbe ansetzen. Trotz einiger überraschender Twists und überzeugenden Leistungen von Nebendarstellern wie Michael Caine (auch schon zum zweiten Mal unter Nolans Regie und wie immer eine Bank) und Scarlett Johansson (macht das Beste aus ihrer (zu) kleinen Rolle) ist dies einfach zu wenig für den Macher von Ausnahmefilmen wie “Batman Begins” und “Memento“. Nolan hat zu viel bei sich selbst geklaut und darüber die Grundvoraussetzung für einen guten Film - gleich welchen Genres - aus den Augen verloren: eine fesselnde Geschichte mit interessanten Figuren.
Fazit: Ein solider Thriller, der den anspruchsloseren Genrefan durchaus zu unterhalten weiß, für Nolan-Fans aber ganz klar eine Enttäuschung.

(6/10)

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@vodkamartini:
Ich kann ja nichts ändern, dass du eine schlechtere Meinung über diesen absolut klasse Film hast, nur liest sich deine Rezension schon ein wenig so, als würdest du die Weisheit mit Löffel gegessen haben. Nicht um dir Nahe zu treten, schon gut geschrieben, aber halt auch etwas übertrieben :P

Für alle, die sich dank vodkamartini, zu Unrecht nicht vom Film angesprochen fühlen, gebe ich folgende links, die zeigen, dass Nolan wieder was hervorragendes gelungen ist. Die Quellen gelten übrigens als seriös:
Top 250 (173) bei imdb:
http://imdb.com/title/tt0482571/

http://www.filmstarts.de/kritiken/Prestige.html

http://www.moviereporter.net/kritiken/9 ... stige.html

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Das ist eine Rezension, die ich für ofdb geschrieben habe, deshalb ist sie auch so ausführlich. Sie hat überhaupt nicht die Absicht, belehrend zu sein! :wink:
Ich finde den Film nur mittelmäßig, na und?
Wenn du etwas weiter runter scrollst, wirst du sehen, dass ich bei Miami Vice das umgekehrte "Problem" habe. Viele fanden den Film mittel bis schlecht und ich finde ihn hervorragend, so what?
Dafür ist ein Forum da, um Meinungen auszutauschen - und nicht um welche zu machen.