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von KNOX
Agent
Die Frage des Darstellers ist für mich bei weitem nicht die wichtigste. Vielmehr ist es schon das angebliche neue Konzept mit all seinen positiven und negativen Folgen, das wirklich Tragweite besitzt.
Ich gestehe jetzt offen ein, dass ich mich auf im Moment auf keiner anderen Bondseite über die neuesten Berichte zu CR informiere. Von dem, was ich bisher auf Bond...JamesBond.de und dessen Forum gelesen habe, kann ich mir nicht wirklich einen Reim auf den neuen Film machen.
Wenn allerdings ein neues Konzept, ein "Back to the Roots", ein "jugendlicher Bond" oder ein Bond aus der Vergangenheit begonnen werden sollte, dann jetzt. Es gibt eindeutig keinen besseren Zeitpunkt. Dass es Risiken gibt, ist klar, damit muss man rechnen. Vielleicht rechnet sich dieses Risiko viele Jahre später einfach dadurch, dass es Bond noch gibt. Wenn sie so wie bei DAD weitermachen, wäre ich mir da nicht so sicher.
Es gibt einen neuen Darsteller, keinen Q und keine Gadgets (CR), eine Romanvorlage (?), definitiv einen Fiat Panda und wohl auch einen Aston Martin, dazu Regisseur Martin Campbell, der der Reihe schon 1995 bei GE einen Dreh in einen andere Richtung gegeben hat. Es weist also wirklich alles auf einen Neubeginn hin, was ich auch befürworten würde. Natürlich hätte sich Brosnan noch einen letzten, wirklich guten "Agentenbond" verdient, natürlich hätte er ihn gut verkörpert, da geb ich manchen von euch schon recht.
Allerdings ist es bei einem ganz neuen Konzept auch notwendig, den Darsteller zu wechseln. Wenn man das schon durchzieht, dann ohne irgendwelche Kompromisse. Das Risiko steigt natürlich auch mit einem neuen Mann als Bond, auch wenn er schätzungsweise nicht mal ein Drittel von Brosnans Gage erhält, geschweige denn Beteiligungen.
Das nächste Problem das wir haben, ist Hollywood. Sind wir mal ehrlich, im Prinzip ist der Filmbond mit einigen Ausnahmen seit GF immer schon sehr amerikanisch gewesen. Sehr amerikanisch vor allem im Vergleich zu den Romanen, im Vergleich zu anderen Filmen kann man den britischen Einfluss schon deutlich spüren.
Die Brosnan Bonds wirken allerdings wie direkt in Hollywood produziert, mit keiner einzigen Ausnahme. Der Verlauf, der zu diesem Ergebnis führte, fand schleichend statt. Bei DAD ist man jedoch an einer, für mich persönlichen, Grenze angelangt. Man muss sich zwangsweise die Frage stellen, ob es um Profit oder um die Story und Bond selbst gehen soll. Die Bondvergangenheit hat schon gezeigt, dass einige der besten Bondfilme an den Kinokassen regelrechte "Flops" waren, darunter OHMSS (1969), FYEO (1981), TLD (1987), LTK (1989), etc. "Flops" setze ich natürlich unter Anführungszeichen, da diese Filme immer noch beträchtlichen Gewinn erziehlten. Im Vergleich zu den erfolgreichsten Bondfilmen (GF, TB, TSWLM, MR, GE, DAD, etc.) sind ihre Boxoffice-Erfolge sehr, sehr gering.
Vergleichen wir nun mal das grundsätzliche Schema (mit einigen Ausnahmen) ebengenannter Filme. OHMSS, FYEO, TLD, TLK vs. TSWLM, MR, GE, DAD. Es handelt sich hierbei um ganz verschiedene Bondfilme. Die wirklich großen, riesig inzenierten Bonfilme waren an den Kassen die größten Hits. Die wirklichen Agentenbonds schnitten meist schlecht ab, verglichen mit den anderen Filmen.
Ich will jetzt nicht zu weit vom Thema abschweifen. Aber vielleicht wird einigen von euch jetzt klar, welches Risiko es darstellt, Bond "back to the roots" zu führen. "Back to the roots" war damals, in der Bondomanie der 60er Jahre ein Erfolg (FRWL; GF, TB, YOLT). Was damals ein Erfolg war, muss heute icht unbedingt so große Massen überzeugen.
Außerdem sind heutzutage fast alle großen Medienkonzerneangeschlagen, da stellt es für mich jetzt keinen Unterschied dar ob Sony oder MGM, auch wenn man die beiden strukturell, von der Größe und im Tätigkeitsbereich kaum vergleichen kann, Geld zum Herschenken haben sie beide nicht.
Sony hatte einen gewaltigen Verlust im aktuellen Geschäftsjahr zu verbuchen. Für die zählt nur der kurzfristige Erfolg, was einen Film a la DAD mit viel Action und exotischen Locations rechtfertigen würde. Ein völliger Neuanfang mit CR wäre natürlich ein Risiko, man kann nicht abschätzen wie der Film beim Publikum ankommt und wie sich das neue Konzept die weiteren Jahre entwickelt. Insofern bin ich wirklich gespannt, inwieweit sich Sony und EON einigen bzw. in die Haare geraten. Denn das hiergenannte Problem betrifft keinesfalls nur Bondfilme. Der gesamten Filmindustrie geht es so. Seht euch mal an welche Film Hollywood früher gedreht hat. Da waren wirkliche Meisterwerke (z.b.: Einer flog über das Kuckucksnest, ) dabei, Filme bei denen Story, Dialoge und Schauspieler vollends harmonierten und überzeugen konnten. Heute wird sehr oberflächlich produziert, was auch ein Grund ist, warum ich fast nie ins Kino gehe.
Das Problem ist - wie oben erwähnt - immer dasselbe. Entweder kurzfristig megamäßige Kohle, dann heißt es mit der Welle mitzuschwimmen, aktuell zu sein, den Leuten geben was sie grade wollen.
Die andere Seite ist die voller Risiko: Eine eigenständige Serie aufzubauen bzw. weiterzuentwickeln. Sich nicht so viel von den aktuellen Trends sagen zu lassen, sondern im Prinzip auf der klar vorgegeben Linie zu bleiben. Weg vom Mainstream eigenständige Filme zu drehen und dabei nicht vordergründig an den Kassenerfolg zu denken.
Natürlich hab ich das am Schluss jetzt übertrieben sachlich zusammengefasst. Im Grunde genommen gibt es aber für Bond nur diese zwei Möglichkeiten, wenn auch die zweite Variante bei Bondfilmen immer von Gadgets, Stunts, Locations, etc. unterstützt sein wird. Das soll ja auch so sein, nur eben nicht so übertrieben wie bei den Brosnan Filmen.
Auf jeden Fall bin ich schon wirklich sehr gespannt auf den neuen Film, weit mehr noch als auf den Jubiläumsbond. Wer stehen wieder vor einer Wende bzw. einem Neubeginn, ähnlich wie '95. Ich persönlich favorisiere auch das neue Konzept, auch wenn mir nicht klar ist, wie man da Flemings CR integrieren will. Ein jugendlicher Bond in seinen Anfängen und ein Fiat Panda passen mir definitiv nicht ins BIld. CR streng nach dem Buch zu verfilmen würde auch in einem Flop enden. Also, für mich ist, wie ganz anfangs erwähnt nicht der Darsteller das Wichtigste, sondern die Drehbuchautoren.
Diesmal liegt fast der ganze Film in der Hand von Neil Purvis, Robert Wade und auch Paul Haggis. Sie tragen eine sehr große Verantwortung.
KNOX