Re: Filmbesprechung: "A View to a Kill (AVTAK)"
826Ich habe Macnee noch in keinem anderen Film gesehen.
"Hiermit kündige ich meine Mitgliedschaft!" - "Wir sind kein Countryclub, 007!"
Und in "Mit Schirm, Charme und Melone"?Nico hat geschrieben:Ich habe Macnee noch in keinem anderen Film gesehen.
Musst du unbedingt mal nachholen bei Gelegenheit!Nico hat geschrieben:Nein. Hab ich auch noch nie gesehen.
Habe mir gestern Abend mal wieder AVTAK angeschaut und sah dadurch bestätigt, dass obwohl er ja meist als einer schwächsten Filme der Reihe platziert ist, ich ihm immer wieder gerne sehe.Henrik hat geschrieben: 22. Juli 2017 22:04
Vielleicht war ich hier etwas sehr hart, obwohl AVTAK kein Höhepunkt der Reihe ist, gefällt er mir doch eigentlich ganz gut. Aber auf deutsch nicht.
Also an Härte fehlt es dem Moore-Bond meiner Meinung nach überhaupt nicht, sondern eher an der körperlichen Fitness.GoldenProjectile hat geschrieben: 28. August 2018 23:59 In nicht weniger als sieben Filmen prägte Roger Moore mit seiner 007-Interpretation als spitzbübischer Gentleman und Connaisseur eine ganze Generation an Zuschauern. Heute ist seine Darstellung gerade in Fankreisen nicht unumstritten. Für die einen ein wunderbar selbstironischer Filmheld der alten Garde, für die anderen ein zu grosser Verrat am härteren Original.
Ich finde nicht, dass es AVTAK an Eigenständigkeit fehlt. Ganz im Gegenteil hätte ich lieber noch mehr Moore-Bonds in dem Stil gesehen, statt Filme wie FYEO oder OP.GoldenProjectile hat geschrieben: 28. August 2018 23:59Während viele in AVTAK einen Lückenfüller sehen, dem es an Eigenständigkeit und Esprit fehlt, so taucht er doch in vielen Bestenlisten bemerkenswert hoch auf.
Dem schließe ich mich von hier aus einfach an. Auf mich wirkt AVTAK, der sicher kein schlechter Film ist, als wäre er mechanisch entstanden. Soll heißen: Während bei FYEO Ambitionen da waren, nach MR nicht nur die Reihe wieder zu erden, sondern auch wieder etwas zu den Fleming-Ursprüngen zurückzukehren, hatte man bei OP einfach schon dank der Konkurrenzsituation durch McClory, Connery und ihren NSNA einen merklichen Anspruch, den unliebsamen "Abklatsch" der eigenen Marke zu übertreffen und beim Publikum zu punkten. AVTAK fehlt imo ein solcher Katalysator, den TLD und LTK vor allem durch die Eigeninitative Daltons und seine Rolleninterpretation wieder hatten. Er wirkt auf mich wie ein Bond, der von allen Beteiligten einzig deshalb produziert wurde, weil man eben im 2 Jahresrhythmus Bondfilme produziert hat und man somit nach 1983 folgerichtig 1985 wieder liefern wollte. Oder anders formuliert: AVTAK wirkt wie ein Film, der gemacht werden musste, nicht wie einer, der gemacht werden wollte. Vielleicht tue ich den Herren Glen, Maibaum, Broccoli, Wilson etc. da Unrecht, aber für mein Empfinden kann ich ja nix. Trotzdem habe ich mittlerweile meinen Frieden mit AVTAK geschlossen und zumindest muss man Glen und den Autoren zugute halten, dass der Film strukturell genau nach demselben Muster wie die anderen vier 80er Jahre Bonds gestrickt wurde, was diese Ära zu der mit der größten stilistischen Kohärenz innerhalb der Serie werden ließ - und das trotz eines so deutlichen Ausreißers wie LTK.GoldenProjectile hat geschrieben: 28. August 2018 23:59Während viele in AVTAK einen Lückenfüller sehen, dem es an Eigenständigkeit und Esprit fehlt
Ja, ob das so clever war, ausgerechnet Fast-Rentner Roger gleich so viele junge Hüpfer wie nie zuvor in der Reihe zu servieren? Eher nicht. Erstaunlich auch, dass alle vier Frauen (selbst Exotikbombe Grace Jones) so bieder wirken und auch charakterisiert werden (denn selbst Kampfamazone May Day ist über weite Teile des Films bloß in den falschen Mann verliebt), dass AVTAK trotz dieser femininen Überdosierung kein bisschen Sex, Erotik oder sonstiges versprüht. Zwar mag gerade das ohnehin keine Stärke von Glen gewesen sein (eine Naomi (TSWLM) oder Fiona (TB) sucht man bei ihm vergeblich), trotzdem fällt es hier ganz besonders auf. Moore an sich sehe ich dafür in AVTAK kaum kritisch. Ist er sonderlich glaubwürdig als Bond? Vielleicht nicht, wenn man Bond nur als Agenten ihrer Majestät sieht. Im Rahmen der durch Moore ermöglichten Interpretation seiner Rolle finde ich das alles weniger problematisch und halte es für denkbar, von den vielen Frauenparts (für die Old Rog aber nix kann) mal abgesehen. Besser wäre vielleicht wirklich gewesen, einzig den Hauptpart von Stacey im Script zu behalten und - wie ursprünglich wohl geplant - Anya Amasova aus TSWLM wieder auftreten zu lassen. Das hätte nicht nur der Kontinuität gut getan (und ein schönes Wiedersehen wie einst bei Sheriff Pepper beschert), sondern auch den etwas sehr unnötig komplizierten Plot von AVTAK um ein paar überflüssige Randfiguren entschlankt.GoldenProjectile hat geschrieben: 28. August 2018 23:59 Gleiches trifft auch auf Bonds amouröse Begegnungen mit nicht weniger als vier deutlich jüngeren Frauen zu
Wie alles kann man das wohl so und so sehen. Einerseits finde ich, dass es Wilson und Maibaum durchaus gelingt, einen sinnigen und nachvollziehbaren Krimiplot zu schreiben, der gleichzeitig die neuen Eigenschaften der Glen-Ära beibehält (so etwa Bonds merkbar anderer Umgang mit seinen Bettgespielinnen, siehe die sehr ungewöhnlich lange und freundschaftliche, fürsorgliche Szene beim gemeinsamen Backen mit einem Bond in fast schon alltäglicher Entspanntheit und Normalität), aber auch die Over-the-top-Elemente beibehält - was insofern offensichtlich ist, als dass der schurkische Masterplan letztlich sehr dicht an den von Auric Goldfinger angelehnt ist und dazu führt, dass die Entsorgung des 1964 noch äußerst lästigen Mr. Soto in kompakter Form nahezu identisch erneut durchgespielt wird. AVTAK fehlt aber letztlich die Stringenz. Die Übergänge vom Mikorchip-Skandal übers Pferdedoping zu den Pipeline-Untersuchungen und zum Grande Finale à la GF sind nicht wirklich geglückt und bremsen den Film jedes Mal ab, wenn er gerade Fahrt aufnehmen könnte. Auch sind die Nebencharaktere hier längst nicht so interessant gezeichnet wie in allen anderen 4 Drehbüchern des Duos. Stacey ist eine einerseits sympathische Person, andererseits aber doch etwas zu sehr das Dummchen, um als "Normalo" zu überzeugen. May Day hätte eine fiese physische Herausforderung werden können, hat dafür aber zu wenig echte Konfrontationen mit Bond. Tibbet ist nett als Comic relief, aber so überflüssig, dass der Film ihn folgerichtig schnell entsorgen musste. Und Zorin ist von Walken sehr interessant gespielt, weil er den psychopathischen Wahnsinn nie nach außen trägt, sondern immer auf der Schwelle zum Durchdrehen verbleibt, aber auf dem Papier ist auch das eigentlich eine schwache Figur, der Wilson und Maibaum diesen völlig bekloppten Nazidoktor-Kram andichten, den ich selbst bei einem Bondfilm nur als albernen Pulp empfinde - und der dann, wie du richtig sagst, auch nirgendwo hinführt, sondern nur erwähnt wird, fast, als hätten Wilson und Maibaum ihrer eigenen Figur nicht vertraut, ohne eine besondere Kenntlichmachung als Villain zu überzeugen.GoldenProjectile hat geschrieben: 28. August 2018 23:59 Das wie gewohnt vergleichsweise mehrschichtige Drehbuch der Herren Maibaum und Wilson ist gleichzeitig auch ihr schwächstes, wenn schon die Kernhandlung nicht ganz so gut ist, dann sind es die Nebenstränge und falschen Fährten umso weniger. Die Geschichte um den KZ-Wissenschaftler hätte man sich in dieser Form auch sparen können, da sie sowieso nur lose angerissen wird
Interessant, an Barry's Musik habe ich gar nichts auszusetzen. Ich finde nicht, dass er das dramatische Geschehen im Film überbetont, sondern ganz im Gegenteil aus den Szenen jeweils das allerbeste herausholt und viel zur durchaus vorhandenen Qualität von AVTAK beiträgt. Siehe etwa die Szene, in der Bond die bewusstlose Stacey die Feuerwehrleiter herunter trägt. Die Instrumentalversion des Titelsongs mag an dieser Stelle wuchtig und "groß" klingen, aber erst durch sie entfaltet dieser recht simple Spannungsmoment seine Wirkung. Selbiges gilt etwa für die anschließende Verfolgungsjagd mit dem Feuerwehrauto (die wohl unfreiwillig eine sehr ähnliche, noch längere Sequenz in "Terminator 3" inspiriert hat). Ich kann deinen Kritikpunkt sogar in Teilen nachvollziehen, aber empfinde es dann doch anders.GoldenProjectile hat geschrieben: 28. August 2018 23:59 Die Musik weiss zu gefallen, nur leider ist sie insgesamt fast schon zu hart und triumphal für den betulichen Film.
Bin ich eigentlich der Einzige, der findet, dass die Szene mit den Einbrechern und dem Kochsalzgeschoss extrem an einen Indiana Jones Film erinnert? Ich kann gar nicht mal begründen wieso. Aber die ganze Art, wie Moore immer wieder verdutzt schaut, wenn er mit dem Gewehr wieder "verfehlt" zu haben scheint oder wie die Vase gerettet werden muss und Stacey dem Kampf als Zuschauerin lange indirekt beiwohnt etc. Dann noch die wegrennenden Gegner, mit dem einen, der noch am fahrenden Auto entlang hoppelt. Ohne es genau ausmachen zu können, hat die Szene für mich einen starken Indy-Touch, ganz ohne Hut, Peitsche und antike Tempel in Urwäldern. Jedenfalls, besonders die letzte halbe Stunde von AVTAK finde ich dann ziemlich stark, nach dem die vorherigen 90 Minuten irgendwie kein echtes Tempo aufnehmen wollen. Das erinnert dann unweigerlich eben an OP, der ebenfalls mit der plötzlichen Entdeckung der Atombombe extrem anzieht. So ist es auch in AVTAK und das tolle Minenset tut da sein Übriges. Der Kampf auf der Golden Gate Bridge ist etwas sehr Klischee, aber in Ordnung und meist glaubwürdig getrickst.GoldenProjectile hat geschrieben: 28. August 2018 23:59 Gut ist AVTAK dann, wenn er sich mehr auf Moore und eine inhaltliche oder figürliche Entwicklung verlässt, so etwa wenn Old Rog Einbrecher mit einer Salzflinte aus Staceys Villa verjagt oder in den finalen Minenszenen
Bin da auch eher bei Hille. Und vor allem wenn man den Soundtrack mit dem direkten Nachfolger vergleicht, dann ist da AVTAK schon deutlich besser.Casino Hille hat geschrieben: 29. August 2018 01:15Interessant, an Barry's Musik habe ich gar nichts auszusetzen.GoldenProjectile hat geschrieben: 28. August 2018 23:59 Die Musik weiss zu gefallen, nur leider ist sie insgesamt fast schon zu hart und triumphal für den betulichen Film.
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