Das Kanu des Manitu, Michael Bully Herbig, 2025
Ich bin kein großer Fan von nonstop gaga Humor. Habe damals die Bully Show eigentlich gar nicht gesehen. Seinen damaligen Kino Superhit Der Schuh des Manitu fand ich dann aber doch reichlich lustig, vor allem in der richtigen Gesellschaft.
Seitdem habe ich den Film nicht mehr geschaut - bis er letzten Sonntag im TV lief. Ich schaltete ein und war überrascht. Nicht nur, dass ich das immer noch lustig fand, nein, ich habe erst bemerkt, was für ein guter Film das eigentlich ist. Kreativ inszeniert, hochwertig produziert, und natürlich wahnsinnig viele Ideen für alle Sinne.
Kann dieser Humor 24 Jahre später noch funktionieren? Zumal sich die Gesellschaft, die Welt, und ganz besonders der Humor ach so sehr verändert haben?
Klare Antwort: JA - und wie!
Schon die erste Szene nach einer kleinen Einführung ist aberwitzig. So geht das dann zumindest über weite Strecken - mit kleinen Unterbrechungen - auch weiter. Es wird geblödelt, kindisch gezankt, es gibt verrückte Einfälle, Gags im Vordergrund, nebenan, im Hintergrund, und auch mal zum Nachdenken. Bully macht keine Kompromisse und fährt konsequent die Schiene des ersten Films, wobei aber durchaus mehr Raffinesse und auch etwas Anspruch zu erkennen sind.
Dabei parodiert und zelebriert Herbig Genres, Filme, Charaktere, und erlaubt sich auch wirklich schöne Anspielungen an so manche aufgeregte Diskussion. Zorro, Star Wars, Mission: Impossible, so mancher Westernklassiker, natürlich die alten Winnetou Filme inklusive
einer echten Szene mit Pierre Brice
werden persifliert. Ein Highlight ist, dass Bully auch mal eben den besseren Indiana Jones Film abliefert.
Ich war erstaunt zu sehen, wie alt doch Christian Tramitz geworden ist. Zunächst war ich vor einigen Tagen überrascht, dass er wirklich schon 70 ist, dann dass man ihm das Alter wirklich ansieht. Macht aber nichts. Er und Herbig kebbeln sich immer noch liebevoll.
Die Überraschung ist aber der Dritte im Bunde: Rick Kavanian. In zwei Rollen erhält er vielleicht sogar die meiste Screentime.
Weniger angetan war ich von Jessica Schwarz als Anführerin der bösen Bande. Die elegante Lässigkeit und Souveränität eines Sky Du Monts geht ihr leider total ab. Auch ihre Bande kann weniger überzeugen. Macht aber auch wieder nichts, denn es läuft ja eh nur alles auf den großen Auftritt von Legende Du Mont hinaus.
Beeindruckend sind Locations und teilweise auch die Aufnahmen. Herbig macht keine halben Sachen und liefert einen Film auf internationalem Niveau ab. Auch hiervon zeigten die Trailer wenig.
Was ich aber besonders schön fand, dass einerseits beim Humor keine Abstriche gemacht werden - der Asia-Lieferdienst Gag war einer der größten Lacher - andererseits aber auch Meta-Witze über die aufgeregten Diskussionen um Humor und Rollenbilder heute gemacht werden. Mit der sehr rührseligen finalen Szene schafft Herbig eine wie ich finde sehr schöne Aussage zu Herkunft und Zugehörigkeit (oder sollten wir sagen "kulturelle Aneignung"?).
Spätestens wenn der Abspann zu einer launigen Raab Komposition wunderbare Outtakes präsentiert, fühlt man sich wie damals als das Land vereint gelacht hat. Vielleicht gelingt es Bully noch mal. Verdient hat es der Film.