Re: Zuletzt gesehener Film

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GoldenProjectile hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben:Vorgestern Nacht ein halbe Stunde von Der Pate 2 auf Arte geschaut (die Havanna Episode). Coppolas Inszenierung (anders ausgedrückt: der ganze Film) ist von einer unglaublichen kontrollierten Schönheit. Der Wahnsinn ...
Ja, ein ästhetisches, erzählerisches, darstellerisches und musikalisches Meisterwerk. Da kriege ich auch gleich Lust, ihn mal wieder zu sehen, bzw. alle Teile.
Teil 3 gehört in der Hinsicht aber nicht mehr zu "alle Teile".

Der Schrott Coppola ist die NY Stories Episode, oder?

Re: Zuletzt gesehener Film

7412
New York Stories (1989, Woody Allen, Martin Scorsese, Francis Ford Coppola)

New York Stories ist ein Episodenfilm, oder besser gesagt eine Kurzfilmreihe, zu der die drei grössten Stars der New-Hollywood-Ära je ein dreissig- bis vierzigminütiges Segment beigesteuert haben, wobei diese einzelnen Teile jeweils völlig unabhängig voneinander sind. Scorsese eröffnet das Werk mit "Life Lessons", einer kurzweiligen und speziellen Liebesgeschichte zwischen einem extrem eifersüchtigen Maler und seinem jungen Protegé. Die Geschichte ist wie man es von Scorsese gewohnt ist virtuos und kunstvoll in Szene gesetzt, wobei die visuelle Arbeit noch durch geschickten Musikeinsatz (unter anderem A Whiter Shade of Pale und Like a Rolling Stone) unterstrichen wird. Nolte ist herrlich als alter und ziemlich schräger Kunstmaler und die Szenen in denen er sich wie verbissen auf seine Werke stürzt sind inszenatorisch das Beste an der gesamten Kurzfilmserie. Ausserdem ist die gute Rosanna Arquette mal wieder ein Schmuckstück.

Coppolas Beitrag "Life without Zoe" ist kurz gesagt einfach nur irritierend. Was dieser Filmkatastrophe (nicht Katastrophenfilm, Achtung Verwechslungsgefahr) mit am meisten schadet ist die vollkommen wirre und unklare emotionale Intention. Eine halbe Stunde lang habe ich mich permanent gefragt, ob Coppola hier eine Art Satire versucht, oder ob er diesen seltsamen Ramba-Zamba wirklich ernst meint. Was vermutlich lustig gemeint ist geht heillos den Bach runter, was vermutlich charmant oder elegant gemeint ist wirkt einfach nur albern und deplatziert, garniert ist die merkwürdige Story mit einer noch merkwürdigeren Scheichsgeschichte, der zu folgen ich mir irgendwann nicht mehr die Mühe gemacht habe. Ausserdem ist die Hauptrolle ein neunmalkluges Scheisskind, wie ich es noch nie zuvor erlebt habe, was das Ganze noch absurder und irritierender macht.

Allen ist die Rettung. Auf Woody ist eben Verlass und hier hat er routiniert eine für ihn absolut typische Geschichte gedreht. Inhaltlich geht es mal wieder um den von Woody verkörperten zappeligen Nerd mittleren Alters, der dieses Mal mit seiner peinlichen und pingelig-kontrollverrückten alten Mutter zu ringen hat. Der Humor ist Woody-typisch sehr schräg, so verschwindet die Mutter nach einiger Zeit spurlos und sucht ihren Sohn plötzlich als überlebensgrosses Gespenst am Himmel in aller Öffentlichkeit heim. Das gesamte Thema "peinliche Eltern erwachsener Leute" ist einfach nur spassig und grosszügig übertrieben umgesetzt, alleine Woodys irrer Blick als die Mutter vom Magier mit Schwertern durchbohrt wird oder seine Exorzismus-Aktionen an der Seite einer bizarren Wunderhexe sind die Sichtung wert. Viel mehr als unterhaltsam ist der Kurzfilm "Oedipus Wrecks" dann aber auch nicht, und er profitiert sehr davon dass Allen aus dem Thema seinen New-York-Stories-Beitrag gedreht hat und nicht einen Langspielfilm, denn da wäre der Stoff wohl ziemlich schnell erschöpft gewesen, und auch so gibt er auch nur knapp genügend Material für die rund vierzig Minuten her.

Wie soll man einen Film bewerten, dessen einzelne Teile inhaltlich vollkommen nebeneinander stehen und von voneinander unabhängigen Künstlern gedreht worden sind? Gar nicht, denn New York Stories ist wie eingangs schon dargelegt vielmehr eine Kurzfilmreihe als ein in sich geschlossener Episodenfilm (wie zum Beispiel Sin City oder Night on Earth). Ausserdem schwankt die Qualität der einzelnen Filme zu sehr, um sie als Ganzes zu betrachten. Allen und vor allem Scorsese wissen routiniert und gut zu unterhalten, Coppola dagegen irrt irgendwo im Nirgendwo umher und es stellt sich bis heute die Frage wie er je auf die Schnapsidee gekommen ist, so einen Quatsch zu inszenieren. Für einmal spielt es überhaupt keine Rolle, wie übernatürlich herausragend Godfather 1 und 2 sind, denn für diesen filmgewordenen Gurkensalat bekommt der Volldepp von mir sicher keine Punkte. Vielleicht einen, weil das Flötensolo ganz nett war.

Wertung Scorsese: 8 / 10
Wertung Coppola: 1 / 10
Wertung Allen: 7 / 10
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Re: Zuletzt gesehener Film

7413
hahaha, sehr schön! Und jetzt am besten gleich noch Jack hinterher, damit man nicht auf die irrige Idee kommt, es wäre ein einmaliger Ausrutscher von Seiten Coppolas gewesen. Auch abseits Coppolas Katastrophe bin ich ganz nah bei deiner Einschätzung. Scorsese würde ich sogar 9 Punkte geben, Woody dafür nur 6,5 Punkte, da so amüsant sein Segment auch ist es angesichts seines übrigen Oevres doch eher schwächelt - aber wer mag ernsthaft Kritik an Allen üben, wenn in derselben Verpackung Life without Zoe lauert? :lol:
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Re: Zuletzt gesehener Film

7414
Aus der Erinnerung heraus finde ich Woodys Episode (ich sehe den Film anders als Eric vollkommen als Episodenfilm) am stärksten und würde dem Film insgesamt etwa 6 Punkte vergeben. Die Coppola-Episode ist natürlich Grütze, da laufen wir völlig d'accord! Das Scorsese Abenteuer finde ich dafür gar nicht so toll wie ihr beide. Klar, schön erzählt, aber die Kameraführung ist doch arg bescheiden, um ehrlich zu sein.
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Re: Zuletzt gesehener Film

7415
AnatolGogol hat geschrieben:hahaha, sehr schön! Und jetzt am besten gleich noch Jack hinterher, damit man nicht auf die irrige Idee kommt, es wäre ein einmaliger Ausrutscher von Seiten Coppolas gewesen. Auch abseits Coppolas Katastrophe bin ich ganz nah bei deiner Einschätzung. Scorsese würde ich sogar 9 Punkte geben, Woody dafür nur 6,5 Punkte, da so amüsant sein Segment auch ist es angesichts seines übrigen Oevres doch eher schwächelt - aber wer mag ernsthaft Kritik an Allen üben, wenn in derselben Verpackung Life without Zoe lauert? :lol:
Wahre Worte bezüglich Allen, von dem kenne ich auch besseres, aber Oedipus ist einfach so gut auf den Punkt erzählt und lupenrein Woody-typisch dass es schon Spass macht, er profitiert da sicher auch etwas vom schwachen Coppola-Segment aber ich finde nicht dass es nur daran liegt. Was Life without Zoe angeht bin ich immer noch absolut irritiert und genervt. Was sollte das sein? Eine Pseudo-Lebensstudie à la Kiéslowski für ganz arme gemischt mit einer mittelmässigen Folge von TKKG? Wahrscheinlich habe ich den Film sowieso nicht verstanden.
Casino Hille hat geschrieben:ich sehe den Film anders als Eric vollkommen als Episodenfilm
Direkt gefragt: Wieso? Abgesehen vom gemeinsamen Handlungsschauplatz New York sehe ich da überhaupt kein zusammenhängendes Motiv, und da gerade Allen und Scorsese die Stadt ja sehr oft als Kosmos für ihre Filme verwenden oder in einem neuen Kontext interpretieren ist das gerade bei diesen Filmemachern auch nichts wirklich Neues. Ausserdem sind die Segmente inhaltlich und stilistisch einfach zu unterschiedlich. Ich zweifle nicht daran, dass die drei auch einen kohärenten Episodenfilm auf die Beine hätten stellen können (wie sich das qualitativ auf den Film ausgewirkt hat sei mal dahingestellt) aber hier ist es in meinen Augen eben nicht der Fall.
Casino Hille hat geschrieben:Das Scorsese Abenteuer finde ich dafür gar nicht so toll wie ihr beide. Klar, schön erzählt, aber die Kameraführung ist doch arg bescheiden, um ehrlich zu sein.
Mitnichten, die war wie ich finde gerade eine der Hauptstärken von Life Lessons. Der "Tunnelblick" auf Arquettes Fussgelenk ist da nur ein Beispiel, ein technisch simples aber dafür sehr wirkungsvolles Stilmittel. Die Schlusseinstellung ist dann ja ähnlich gefilmt. Aber auch sonst schwingt die Kamera oft sehr virtuos durch Noltes Atelier, dass es eine wahre Freude ist. Von den auch sehr komplex geschnittenen Mal-Szenen ganz zu schweigen. Keine Ahnung, was daran bescheiden sein soll.
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Re: Zuletzt gesehener Film

7416
Haben wir ernsthaft keinen Thread für Herrn Shyamalan?
Schade - für mich zu Beginn als er bekannt wurde mit Sixth Sense und dann durchaus Unbreakable und The Village einer der spannendsten Regisseure unserer Zeit, und einer der ganz wenigen den ich in vielerlei Hinsicht in einer Tradition mit Hitchcock sehe.
Wie auch immer.

Gestern:
Split, M. Night Shyamalan, 2017

In den USA hatte der extrem günstig produzierte Film mit überraschend gutem Box Office überzeugt und nach nun zwei kleinen, aber positiv aufgenommenen Werken, scheint sich der talentierte Regisseur wieder etwas rehabilitiert zu haben - wobei ich auch seine oft als Total-Gurke abgekanzelten "The Happening" immer mehr mag.

Split ist eine recht simple Geschichte. Die Ausgangsidee hat man so wohl schon in vielen Horrorfilmen gesehen. 3 Mädchen werden entführt, in einem Keller eingespert und man wartet gebannt die ganze Zeit darauf ob sie entkommen können, oder was nun wirklich mit ihnen passiert.
Ich möchte auch kaum mehr auf die Handlung eingehen als viel mehr auf das, worauf es wohl allen bei einem Shyamalan Film ankommt: Die Auflösung bzw. den möglichen Twist und das, ohne zu spoilern (sofern das möglich ist).

Zunächst mal war ich vom unerwartet langen Film nicht durchgehend überzeugt. Der Film ist sehr Wortlastig und kommt so gar nicht Horror-typisch daher. Es gibt keine Schockeffekte - wie so oft beim Regisseur ist es eher der schleichende Horror der subtil überzeugt. Um direkt das positivste vorwegzunhemen: Die Leistung von James McAvoy ist schlicht atemberaubend. Um es klar zu sagen: Wäre DiCaprio hier der Hauptdarsteller (ohne dass er eine ähnliche Leistung auch nur annähernd so glaubhaft bringen könnte) würde es Oscar-Nominierungen regnen. McAvoy ist klar der Dreh- und Angelpunkt der ganzen Story, was auch aufgrund der Ausgangssituation und seiner Rolle so sein muss. Auch die drei Jungdarstellerinnen machen ihre Sache gut, wobei vor allem Anya Taylor-Joy überrascht.

Wie so oft wird jedoch der Regisseur Opfer der von ihm selbst durch seine vorherigen Filme erzeugten Erwartungshaltung. Nein, Split hat keinen überraschenden Wendepunkt. Doch leider ist der Film über weite Strecken so aufgezogen, als würde alles auf grade einen solchen Hinauslaufen.
Die Handlung kann sich die ganze Zeit über nicht so recht entscheiden, welchen Weg sie gehen will und so bleibt das Gefühl eines nicht ganz ausgegorenen Genremixes. Für einen typischen Horrorfilm entsprechend der Ausgangslage kommt zu wenig Horror, für einen Psychotrhiller à la Sieben fehlt das wirklich clevere, und für einen echten Shyamalan Hammer fehlt einfach die überraschende Auflösung. Und so ertappte ich mich 100 Minuten dabei, im Kopf durchzugehen, was wohl da eigentlich vor sich geht, womit uns M. Night überraschend will, um dann festzustellen, dass es einfach keine Überraschung gibt.
Schlimmer noch: Im Grunde verrät schon das Plakat alles, was es über die Filmhandlung zu wissen gibt, was folgt ist dann einfach eine brillant gespielte, und durchweg meisterhafte Inszenierung eben dessen.

Doch dann kommt die letzte Minute und hier erlaubt sich Autorenfilmer Shyamalan dann doch einen kleinen Kunstgriff, der zunächst albern erscheint. Doch erst wenn man den ganzen Film danach noch ein mal Revue passieren lässt, und erkennt was er hiermit (und im größeren Kontext mit dem wozu der Film gehört) geschaffen hat, macht alles so viel mehr Sinn. Das passt brillant zusammen und so hat er uns doch irgendwie wieder an der Nase herumgeführt.

und weil es so schön ist, jetzt doch etwas Spoliern für alle die den Film gesehen haben:
Spoiler
1. Ich hatte mir eigentlich eine raffinierte Auflösung gewünscht: Es gab einige Anzeichen im Film dass entweder die weibliche Hauptfigur nur ein weiterer Teil der gespaltenen Persönlichkeit ist oder sich das alles sogar nur vorstellt (wenn sie am Ende vor der Bestie flieht, wirkt es teils so, als laufe sie vor sich selbst weg, bis sie am Ende in ihrer eigenen Zelle landet, die durchaus auch eine Zelle in einer psychiatrischen Anstalt sein könnte. Zudem erwähnt die Psychologin ja ggü Kevin/Dennis mal, dass alles in seiner Misshandlung in der Kindheit zurückzuführen ist - was eben auch bei Casey so war.

2. Die Auflösung - also dass der Film im gleichen filmischen Universum spielt wie Unbreakable - ist wirklich gelungen und macht Sinn. Schon mit Unbreakable hat Shyamalan eine vollkommen neuartige Art von filmischen Comics geschaffen. Da spielt er und 100 Minuten glaubhaft ein Drama und Thriller vor, bis man auf ein mal mehr und mehr merkt, dass er uns auf realistische Weise in eine Comicwelt verführt hat. Genau das löst auch die Handlung von Split sehr gut auf, denn bis zu den Fähigkeiten der Bestie am Ende, ist das alles im Film sehr glaubhaft erzäht. Es ist irgendwie faszinierend, wie der Regisseur es versteht, typische Comic Origins Geschichten auf ungewöhnliche Weise zu verpacken.

3. Mir sind teilweise die Ähnlichkeiten zu Red Dragon aufgefallen. Auch dort wird ja den ganzen Film die Ankunft einer neuen Kreatur angekündigt, in die sich der psychisch gestörte Protagonist verwandeln wird
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

7417
danielcc hat geschrieben:worauf es wohl allen bei einem Shyamalan Film ankommt: Die Auflösung bzw. den möglichen Twist
Ich finde, das ist das größte Problem Shyamalans: Seit 6th Sense erwartet eben jeder von ihm überraschende Twists am Ende, die das Gesehene auf den Kopf stellen - was natürlich schon auf dem Papier ein Paradoxon in Reinform darstellt. Ich persönlich halte Unbreakable für seinen mit Abstand besten Film (dieser Esoterikkram aus Sixth Sense kann mich nicht fesseln, viele andere Filme von ihm finde ich eher bemüht peinlich). Split sieht zwar dezent interessant aus, aber fürs Kino wäre der in meinem Fall nix.
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Re: Zuletzt gesehener Film

7418
Den kannst du auch locker zuhause schauen. Macht keinen unterschied.

Aber ich halte sixth sense für grossartig in finnischer Hinsicht. Esoterisch ist der doch nicht.
Aber auch the village ist spannend und signs ist für mich der gruseligste. The happening habe ich nur im TV gesehen und der ist auf trashige Art einfach herrlich gruselig.
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Re: Zuletzt gesehener Film

7419
Tha Happening und Village finde ich tatsächlich total doof. Keine Ahnung wieso, ich kann die in ihrer merkwürdig albernen Überdramatisierung nicht so recht ernstnehmen. :D Sixth Sense ist sicher so ein Grenzfall. Den lieben viele und ich kann das verstehen. Für mich persönlich ist das irgendwie nichts und witzigerweise fand ich den großen Twist gar nicht so besonders unglaublich wie viele andere. Klar, das ist ne lustige Idee, aber für mich hat es emotional nicht viel ausgemacht.
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Re: Zuletzt gesehener Film

7421
danielcc hat geschrieben:Zunächst mal war ich vom unerwartet langen Film nicht durchgehend überzeugt. Der Film ist sehr Wortlastig und kommt so gar nicht Horror-typisch daher. Es gibt keine Schockeffekte - wie so oft beim Regisseur ist es eher der schleichende Horror der subtil überzeugt.
Ich fand den Horror in Split dagegen recht clever aufgebaut. Sobald die Bestie ins Gespräch kommt ist das lange Zeit sehr geheimnisvoll, verstörend und schürt die Erwartungen enorm, und wenn sie dann auftritt geht das ziemlich gut an die Nieren. Ich fand das klasse, aber es stimmt dass die eigentliche Entführungsgeschichte und die Not der drei Mädchen lange Zeit nicht wirklich bedrohlich wirkt, dafür werden dann eben Fragen aufgeworfen, was am Ende kommt.
danielcc hat geschrieben:Die Leistung von James McAvoy ist schlicht atemberaubend.
Ja, McAvoy ist saustark und sein Schauspiel funktioniert gerade in den Nuancen sehr gut. Zum Beispiel ist die Bestie ja ein richtig animalischer Muskelberg, Figuren wie der zappelige Hedwig oder die hoch aufgerichtete Patricia wirken physiologisch ganz anders, er spielt da richtig stark mit seinem Körper. Und das hat jetzt zwar nicht wirklich viel direkt mit seiner Darstellung in Split zu tun, aber ich habe nach dem Kinobesuch ein paar Interviews zum Film geschaut, und da sass dann da plötzlich wieder dieser schmächtige Normalo mit Haaren, Bart und schottischem Akzent und plauderte da ganz natürlich über den Film. Schwer zu beschreiben wieso, aber irgendwie hat mich das immens beeindruckt.
danielcc hat geschrieben:
Spoiler
1. Ich hatte mir eigentlich eine raffinierte Auflösung gewünscht: Es gab einige Anzeichen im Film dass entweder die weibliche Hauptfigur nur ein weiterer Teil der gespaltenen Persönlichkeit ist oder sich das alles sogar nur vorstellt (wenn sie am Ende vor der Bestie flieht, wirkt es teils so, als laufe sie vor sich selbst weg, bis sie am Ende in ihrer eigenen Zelle landet, die durchaus auch eine Zelle in einer psychiatrischen Anstalt sein könnte. Zudem erwähnt die Psychologin ja ggü Kevin/Dennis mal, dass alles in seiner Misshandlung in der Kindheit zurückzuführen ist - was eben auch bei Casey so war.

2. Die Auflösung - also dass der Film im gleichen filmischen Universum spielt wie Unbreakable - ist wirklich gelungen und macht Sinn. Schon mit Unbreakable hat Shyamalan eine vollkommen neuartige Art von filmischen Comics geschaffen. Da spielt er und 100 Minuten glaubhaft ein Drama und Thriller vor, bis man auf ein mal mehr und mehr merkt, dass er uns auf realistische Weise in eine Comicwelt verführt hat. Genau das löst auch die Handlung von Split sehr gut auf, denn bis zu den Fähigkeiten der Bestie am Ende, ist das alles im Film sehr glaubhaft erzäht. Es ist irgendwie faszinierend, wie der Regisseur es versteht, typische Comic Origins Geschichten auf ungewöhnliche Weise zu verpacken.

3. Mir sind teilweise die Ähnlichkeiten zu Red Dragon aufgefallen. Auch dort wird ja den ganzen Film die Ankunft einer neuen Kreatur angekündigt, in die sich der psychisch gestörte Protagonist verwandeln wird
1) Interessanter Gedanke, daran hätte ich nicht gedacht. Das wäre dann natürlich ein ganz anderer Film geworden, aber die Überlegung ist schon ganz witzig.

2) Zustimmung.

3) Auch ein interessanter Vergleich, aber ich sehe da dann doch ein paar Unterschiede. In Red Dragon ist die Ankunft des Drachen bei direkter Gegenüberstellung zu Split fast schon ein nebensächlicher Aspekt der Motivation des Protagonisten, aber einen konkreten Verwandlungsaspekt gibt es dann nicht, da ist die Bestie in Split schon viel präsenter und konkreter.
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Re: Zuletzt gesehener Film

7422
danielcc hat geschrieben:Um es klar zu sagen: Wäre DiCaprio hier der Hauptdarsteller (ohne dass er eine ähnliche Leistung auch nur annähernd so glaubhaft bringen könnte) würde es Oscar-Nominierungen regnen.
Tatsächlich hat diCaprio schon seit über einem Jahrzehnt einen ähnlichen Film geplant, die Verfilmung der realen Geschichte eines Kriminellen mit 23 Persönlichkeiten. In wie weit sich SPLIT an dieser wahren Begebenheit orientiert weiß ich nicht. Genauso wenig, ob er auch jetzt noch einen solchen Film plant.
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Zuletzt gesehener Film

7424
"Split" wollte ich eigentlich auch sehen, musste ihn aber aufgrund der damit verbundenen Riesenmenge von damit ca. 10 Filmen im Januar aus meinem Kalender streichen. Im Heimkino muss ich mal schauen, ob ich ihn da dann nachholen werde.

M. Night Shyamalan zehrt quasi ja immer noch von seinem genialen Twist aus The Sixth Sense, der einen schon trifft, wenn man das nicht erwartet hat. Aber wenn es bei allen Filmen von ihm auf nur den einen finalen Twist hinausläuft, ist das in Zeiten von z.B. extrem komplexen und ambivalenten Filmen von Nolan und Konsorten viel zu wenig. Vor allem, wenn das Marketing dann den finalen Twist bereits vorwegnimmt und den ganzen Film nahezu obsolet werden lässt. Da ist dann wichtig, im kompletten Handlungsaufbau und dem Schauspiel genug sonst zu bieten zu haben, denn sonst ist ob der Vorhersehbarkeit Langeweile garantiert. Aber ich versuche, mich überraschen zu lassen, sollte ich mich wegen McAvoy hinreißen lassen, "Split" im Heimkino nachzuholen.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

7425
Mein zuletzt gesehener Film ist the hateful eight, hatte mir die normale BD und stealbook gekauft. Toller Film, der durch tolle Dialoge, einen tollen soundtrack, tolle, es schauspieler und durch ein tolles Drehbuch überzeugt. Hat wirklich Spaß gemacht und ich persönlich fand es schön, wie man in diesen normalen spannngsboge noch die Geschichte mit dem Kaffee eingebaut hat. Toller Film, total empfehlenswert.

9/10 Punkten