Nico hat geschrieben: 23. April 2025 16:36
Ein Punkt, den ich dabei noch nie verstanden habe und der viel am Film kaputt macht, ist Legrands grässlich unpassender Soundtrack. Wenn man schon einen Bond drehen will, die Rechte an vielen Einzelheiten nicht hat, müsste man doch eigentlich versuchen, dies an anderen Stellen zu kaschieren oder auszugleichen.
Henrik hat geschrieben: 23. April 2025 19:10
Ich finde auch, dass sich vieles nicht so recht nach Bond anfühlt, insbesondere der Score. Es sollte ja bekannt sein, dass ich eher die untypischen Soundtracks bevorzuge, allen voran die von Kamen und Conti, aber dieser trifft mal so gar nicht meinen Geschmack und fühlt sich völlig beliebig an
Agent 009 hat geschrieben: 25. April 2025 09:46
Die Filmmusik zählt zu den weniger gelungenen Aspekten: Funktional, aber ohne die ikonische Kraft eines John Barry-Scores, bleibt sie kaum im Gedächtnis.
Hier tun sich ja Abgründe auf ... Ich denke, NSNA hat einen der besten Bond-Soundtracks. Diese entspannten Jazz-Klänge sind doch großartig und sie betonen natürlich auch absichtlich die Andersartigkeit dieses Films. Es wäre ja völlig blöde gewesen von Legrand, einfach Barrys Stil zu imitieren. Stattdessen probiert er etwas ganz eigenes, eine sehr ungewöhnliche Untermalung für einen Actionfilm. Aber so verleiht er NSNA auch eine unverwechselbare Identität. Allein die Musik beim Verladen der Atombomben zieht einem doch die Schuhe aus. Und der Todestango zwischen Sean Connery und Vicky Vale ist auch ein musikalisches Highlight der Bond-Reihe.
Ich finde es sehr sympathisch, dass dieser Film, der in vielerlei Hinsicht an die Bond-Formel gebunden ist, dennoch keinen Versuch unterlässt, Variationen anzubieten, die es in der Originalreihe zu dem Zeitpunkt nie gegeben hätte. Alleine die Darstellung des britischen Geheimdienstes als bürokratische Spießerbude mit dem Arschkriecher M und dem erkälteten Kellerkind Q ist doch köstlich und legitimiert die Existenz des Films. Und diese Besetzung: NSNA hat einen der tollsten Casts der Reihe. Connery genießt sich richtig, Kim Basinger ist sexy wie sonst was, Klaus Maria Brandauer ein herrlich durchgeknallter Schurke, Barbara Carrera ist die bessere Xenia Onatopp, Bernie Casey ist der coolste Felix (und seine Chemie mit Connery ist on point) ...
Plus: Es ist einer der witzigsten Filme der Reihe:
- "Making love to Fatima was the greatest pleasure of your life."
"Well, there was this girl in Philadelphia..."
- "It's against Service policy for agents to give endorsements."
- "I need a urine sample. If you could fill this beaker for me?"
"From here?"
- "How reckless of me. I made you all wet."
"Yes, but my martini is still dry."
- "I hope we're going to have some gratuitous sex and violence!"
- "They're toxins that destroy the body and the brain, caused by eating too much red meat and white bread. Too many dry martinis!"
"Then I shall cut out the white bread, sir."
- "Ah, you're Mr. Bond. I believe I'm having you in half an hour."
"Oh, splendid. Your room or mine?"
- "You affect me, James."
"Well, that's bad. Going down, one should always be relaxed."
Das Dialogbuch ist wirklich scharf geschrieben.
Ja, der Film hat Schwächen. Er ist nie wirklich spannend, sondern etwas zu tiefenentspannt. Es fehlt ein echter Actionhöhepunkt. Die letzten 15 Minuten wirken hingerotzt (was auch halbwegs so ist) und dort langweilt mich NSNA leider dann wirklich. Und da TB - zumindest für mich - ein Bond-Superhighlight ist, hat NSNA es im Direktvergleich immer etwas schwer. Aber davon ab ist es ein wirklich großer vergnüglicher Spaß, den ich echt nicht missen möchte. Und die fehlende Gunbarrel und das fehlende Bond-Theme sind für mich gar kein Dealbreaker mehr, seit die Craig-Ära mich von all diesen Sachen auf Entzug gesetzt hat. Um einen Ex-Politiker sinngemäß zu zitieren: Es ist besser, einmal keine Gunbarrel zu haben, als fünfmal eine schlechte Gunbarrel zu haben.