Welches Abenteuer mit Jack Sparrow ist das beste?

Fluch der Karibik - The Curse of the Black Pearl
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Pirates of the Caribbean - Fluch der Karibik 2
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Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt
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Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten (Keine Stimmen)
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Re: Die Fluch der Karibik Filme

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Agent 009 hat geschrieben:Ich verlängere das einfach bis Mittwoch :) So dürfte das für alle passen. Dann geht es aber mit Runde 4 bzw. dem großen Finale los. :D
Danke dir! :) Ich brauche die Verlängerung unbedingt. Dann haben wir auch etwas mehr Raum für die "Nachbesprechung" von Teil 3. Zum Glück sind wir flexibel. :D
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Besser spät als nie.

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Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt

Hin und wieder wird man doch noch so richtig überrascht. Welch präzise Stimmung der dritte Teil der "Pirates of the Caribbean"-Reihe in den ersten zwanzig Minuten mit asiatischem Flair entfesseln kann. Handgemachte, nicht unbedingt zahme Action, Faustgemenge, kaum bis gar kein Humor. Noch schockierender dürfte nur die allererste Szene sein. Ein paar Gefangene kurz vor der Hinrichtung, ein kleiner Junge darunter und alle singen ein Lied über ihr geteiltes Schicksal... Was 2003 als Actionkomödie begann, ist 2007 beim neuesten Anlauf unter der Regie von Gore Verbinski zu einem faustdicken Drama geworden, dass sich später als ganz großes Epos verkaufen will. Doch während besonders die erste halbe Stunde, in der Johnny Depps Franchise-Legende Jack Sparrow noch mit totaler Abwesenheit glänzt witzigerweise wirklich spannend und aufregend ist, kann man all dies spätestens mit Depps Auftreten nicht mehr behaupten. Entpuppte sich Depps absolut fantastische schauspielerische Darbietung bereits im Mittelteil der Trilogie als nicht zu unterschätzende Schwachstelle, der nicht mehr zum düstereren Touch der Handlung passen will, wird es hier beinahe peinlich.

Nichts am finalen Abenteuer hat mehr einen komödiantischen Anstrich und auch Jack Sparrow müsste inhaltlich immer leisere Töne anschlagen. Doch so ganz will man auf den Humor doch nicht verzichten und so baut man mit einigen surrealistischen Sequenzen und den Versuch eines Buddy-Charmes zwischen Rückkehrer Geoffrey Rush und Depp ein paar Versuche hinsichtlich weniger Lacher ein, untergräbt damit aber ärgerlicherweise ständig den erwachsenen Stil des Filmes. Ein großes Problem ist dabei allerdings auch, dass man so keine wirkliche Zielgruppe mehr im Blick zu haben scheint. Für Kinder und Jugendliche sind viele Szenen definitiv zu verstörend, düster und depressiv, gerade die erwähnte Eingangssequenz, die Thematiken an sich oder das ganz groß aufgezogene Finale machen Verbinskis Film für ein jüngeres Publikum unerträglich. Allerdings werden gerade Erwachsene sich an dem kinderfreundlichen Humor und den Slapstick-Elementen eher stören und sie bewusst als Fremdkörper wahrnehmen. An wen genau "Pirates of the Caribbean 3" sich eigentlich richtet wird somit nie wirklich klar.

Doch wirklich absurd ist, wie die Macher es schaffen konnten, nach dem wirklich flotten ersten Drittel die Handlung (die der offene zweite Teil eigentlich vorgab) komplett an die Wand zu fahren. Wenn inhaltlich Orlando Blooms Will Turner oder verschiedenste Nebencharaktere (derer es reichlich gibt) ständig die Seiten zwischen den unterschiedlichen Parteien (derer es reichlich gibt) wechseln, dann verliert man als Zuschauer recht schnell jedes Interesse am Verlauf der Handlung, schlimmer noch, man versteht weder die Vorgänge auf der Leinwand, noch hat man die Möglichkeit, sich mit einem der Akteure zu identifizieren. Dass man den herrlich schaurigen Davy Jones Charakter des Vorgängers zum Handlanger abschwächt und ihm jeder Wirkung beraubt, fällt da noch nicht einmal so stark ins Gewicht, so sehr schmerzen die Brüche mit zahlreichen durchaus liebgewonnen Figuren. Dass Verbinski außerdem praktisch das gesamte zweite Drittel des beinahe drei Stunden langen Filmes keine echten Actionhöhepunkte setzt und die wenigen Gefechte als Alibis irgendwie einbettet, ist dramaturgisch derart holprig, dass es einem beinahe leid tut. Erst im letzten Abschnitt dreht alles zwar noch mal auf, doch die große und - dies soll nicht unerwähnt bleiben - phänomenal getrickste, dafür aber ewig lange und doch leider mehr als dick aufgetragene Schlacht wäre um so vieles effektiver, wenn man noch einen Plan davon hätte, weshalb sie überhaupt stattfindet. Doch offensichtlich waren Gastauftritte wie die von Keith Richards oder Chow Yun-Fat und völlig übertriebene Spektakel-Momente sowie eine Ansammlung zahlreicher Handlungsstränge für die Verantwortlichen wichtiger als ein zufriedenstellendes Piratenabenteuer. Schade.

Ein großes Lob gebührt jedoch an dieser Stelle Hans Zimmer, der wohl einen der epischten und gleichzeitig stark experimentellen Soundtracks für einen Film komponierte, der seinen Bildern leider keinesfalls gerecht wird. Natürlich ist "Am Ende der Welt" gerade in den Actionszenen schön anzusehen und das erste und letzte Drittel sind immer noch einigermaßen unterhaltsam, dass ein oder andere Mal schmunzelt man eventuell auch, doch was nützt dies, wenn jegliches Interesse oder mögliche Maß an Begeisterung auf den Grund der Ozeane sinkt? Dennoch gibt es auch hier wenige wirklich hervorragende Momente, wie die gelungene Spaghetti-Western-Hommage, nur ist es ein zu wenig an Substanz und ein zu viel an allem anderen, was in diesem klaffenden Ungleichgewicht die Mauern des Filmes zum Einsturz bringt. Jetzt erst fällt auch auf, wie sinnlos viele offene Enden des Vorgängers (der durch seine vollmundigen Versprechungen profitierte) waren, da ohnehin vieles ins Nichts verläuft. Vielleicht wäre es besser gewesen, sich den ganzen Film mit der Suche nach Jack Sparrow zu beschäftigen und Depp erst kurz vor Schluss auftreten zu lassen.

Fazit: Wenn es nur die oberflächliche und dennoch verteufelt komplizierte Story oder nur der lieblose Umgang mit den Charakteren wäre, könnte man dies sicher leicht verschmerzen. Doch bei all dem Verlust an Selbstironie und Humor und den starken Epos-Ambitionen verheddern sich hier Regie und Script in einem wenig überzeugenden Wirrwarr (wenn auch noch lange keiner Totalkatastrophe), dass nicht nur erzählerisch total überfordert, sondern streckenweise durch seine Anstrengung auch viel vom ehemaligen Charme vermissen lässt und seine Ambitionen in konventionellen Inszenierungen verliert, die einerseits zu selten wirklich druckvoll sind, um Erwachsene zu begeistern, aber auch zu verstörend geraten, um Kinder den Film zumuten zu können. Was übrig bleibt, ist die Erkenntnis, dass aus der einstigen Wiederentdeckung eines toten Genres nun nach nur vier Jahren dieses wieder dort angekommen ist, wo es bereits vor "Fluch der Karibik" gewesen ist. Und das Jack Sparrow, der als Fremdkörper seiner eigenen Reihe zur Last fällt, nicht nur seinen Zuschauern, sondern auch sich selbst davon gesegelt ist. Klar soweit?

4/10
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Re: Die Fluch der Karibik Filme

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Sparrow fand ich im 3. Teil deutlich angenehmer als noch im zweiten Film und der Humor war soweit ok. Schade war es halt um sämtliche Charaktere und vor allem um die Geschichte. Beides wurde verschenkt und so verschwendet. Letzteres ist sogar so kompliziert geworden, was gar nicht nötig gewesen wäre, da ja alle Charaktere mehr oder weniger in die gleiche Richtung wollen. Ätzend. Dabei hätte der Film echt spaßig werden können. :(

Re: Die Fluch der Karibik Filme

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Agent 009 hat geschrieben:der Humor war soweit ok
Man streitet nicht über Humor, aber diese Szenen, in denen man mehrere Sparrows auf einmal sieht, sind furchtbar. Das ist nicht lustig, zumindest nicht meinem Verständnis von Komik nach. Sparrow und Barbossa sind ganz nett, gehören aber nicht in diesen Film. Und ihre Beziehung ist auch nicht wirklich sinnvoll, wenn man das ganze mal mit dem Original vergleicht. Was hier aber andersrum eh komplett ignoriert wurde.
Agent 009 hat geschrieben:Dabei hätte der Film echt spaßig werden können.
Vielleicht. Ich behaupte aber, nur, wenn man ihn ganz anders aufgezogen hätte und Teil 2 auch anders (beziehungsweise inhaltsleerer) gewesen wäre. Auf einer der Vorseiten hatte ich dafür mal einen Vorschlag gepostet. Vermutlich wäre das wirklich der bessere Weg gewesen: Allerdings auch der, in dem Sparrow noch wesentlich konsequenter abwesend gewesen wäre.
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Re: Die Fluch der Karibik Filme

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Casino Hille hat geschrieben:Man streitet nicht über Humor, aber diese Szenen, in denen man mehrere Sparrows auf einmal sieht, sind furchtbar. Das ist nicht lustig
Der Humor war für mich auch in Ordnung, nur genau das fand ich auch tierisch unlustig und nervig. Ich rätsele immer noch daran, was man sich dabei gedacht hat, obwohl das eigentlich für fast den gesamten Film gilt.
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)

Re: Die Fluch der Karibik Filme

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Wie immer eine sehr schön zu lesende Kritik, Hille - Alles nachvollziehbar, ich kann mich bedenkenlos damit anfreunden.

Nach den ersten zwei Sichtungen kannte ich mich damals nicht wirklich aus und war ziemlich durcheinander. Eigentlich bin ich es aufgrund der 'Jeder hintergeht jeden'-Thematik noch immer. So nimmt das jeden Spass.
"Warum hast du ihn geheiratet? - "Er hat mir gesagt er liebt mich." - "Das klingt immer gut."

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Re: Die Fluch der Karibik Filme

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Hannes007 hat geschrieben:Eigentlich bin ich es aufgrund der 'Jeder hintergeht jeden'-Thematik noch immer.
Was? Du konntest nicht nachvollziehen, warum Will und Sparrow alle vier Minuten mit jemand anderem unter einer Decke steckten? Nennt man wohl das Matthäus-Phänomen.
Hannes007 hat geschrieben:Wie immer eine sehr schön zu lesende Kritik, Hille
Danke dir. Bezüglich deines Kommentars, dass du alles nachvollziehen kannst, möchte ich noch mal meinen Vorschlag von den Vorseiten wieder aufgreifen:
Casino Hille hat geschrieben:Ob man aus POTC 2 allerdings einen Zweiteiler machen musste, da bin ich mir nicht sicher, für mich hätte man die Handlung rund um Davy Jones schon da beenden können, gerne dennoch mit dem Ende, welches für Sparrow präsentiert wurde. Ich hätte das glaube ich sogar reizvoller gefunden: Kein Lord Beckett, keine Kannibaleninsel, weniger Sparrow-Arschloch-Szenen, dafür am Ende einen schönen Abschluss der Jones-Handlung präsentiert und man hätte einen knackigen 110-120 Minüter präsentieren können, während der dritte Teil sich komplett der Suche nach Captain Jack hätte widmen sollen. So zieht sich das für mich zu sehr in die Länge und wenn ich dann die Laufzeit des dritten Teils von 170 Minuten bedenke... ei ei ei.
Was meint ihr? Wäre das eine spannendere Auslegung der Trilogie geworden? Hätte ein großer Sparrow-Verzicht in Teil 3 für mindestens eine Stunde funktionieren können? Hätte das das Publikum überhaupt gewollt?
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Re: Die Fluch der Karibik Filme

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Spoiler!

Pirates of the Caribbean: At World’s End (2007, Gore Verbinski)

„Close your eyes and pretend it's all a bad dream. That's how I get by.“

Leinen los und herzlich willkommen an der Bord der „Verwirrenden Gurke“! Im Namen des Kapitäns Jerry Bruckheimer und des Steuermannes Gore Verbinski begrüsse ich Sie zu dieser Kreuzfahrt in die Karibik, nach Singapur, in die Arktis, ans Ende der Welt und wieder zurück und durch einen Plot, dem wie ich Ihnen garantiere niemand wird folgen können!

Mit dem exorbitanten Produktionsbudget von dreihundert Millionen Dollar der teuerste Film aller Zeiten, startete die Produktion dieses dreistündigen filmischen Mammutbaumes bereits während den Dreharbeiten zu Dead Man’s Chest, dem zweiten Teil der frischgebackenen Filmreihe. Dieses Mal werden all die Handlungsstränge aus eben jenem zweiten Teil direkt weitergesponnen um letzten Endes in einer alles entscheidenden Schlacht zu kulminieren. Mit dem unkomplizierten und knackigen Abenteuercharme des allerersten Teils hat der Film dabei nicht mehr wirklich viel gemein, vielmehr liefert Verbinski ein grosszügig aufgeblasenes Fantasy-Epos um Schuld und Sühne, Schicksal und Bestimmung und andere ausgelutschte Genre-Sujets.

Wie es sich für einen Film dieser Grössenordnung – sowohl in Bezug auf die Produktionswerte als auch auf die inhaltlichen und thematischen Ambitionen – gehört, ist At World’s End trotz oder gerade wegen der Laufzeit von drei überaus plotlastigen Stunden heillos überfrachtet an Charakteren, deren Bedeutung und Zuordnung für die Handlung oftmals für keinen wirklich deutlich sind. Angeführt wird das Ensemble wie gewohnt von Johnny Depp der sich mittlerweile als Parodie seiner selbst durch den Film chargiert und an allen Ecken und Enden des labyrinthischen Plots als exzentrischer Pausenclown mitmischt. Depps Performance geht dabei zwar der frische Charme und Einfallsreichtum des ersten Films weitgehend ab (was auf so einige Aspekte des Films zutrifft), nichtsdestotrotz macht es meistens Spass, sein schräges Possenspiel zu betrachten. Das fängt schon bei der ersten Szene an, die an gekünstelter Absurdität kaum noch zu überbieten ist: Sparrow steckt mit seinem Schiff in einer Wüste fest, halluziniert, grimassiert und muss sich mit imaginären Doppelgängern, einer Ziege, einem Haufen Steine und einer halben Erdnuss (!) herumärgern. Das ist bizarrer Blödsinn in seiner reinsten Form, aber genau darin liegt der Spass. Und diese idiotischen „Traumsequenzen“ ziehen sich in hübscher Regelmässigkeit durch den gesamten Film. Dem entgegengesetzt werden leider einige Szenen, in denen der Film (ernsthaft) versucht einen ernsten, schlimmer noch: emotionalen Sparrow einzuführen und diesen seriös in die Geschichte zu integrieren. Besagte Szenen sind heillose Rohrkrepierer, denn Depps abgehalfterten Kaspar als seriösen Charakter zu verkaufen hätte vielleicht noch im ersten Teil funktioniert, mit Sicherheit aber nicht in diesem.

Depps Blödeleien und der damit verbundene meist sehr oberflächliche Fanservice bietet einen grundsoliden Nährboden für die Rückkehr eines weiteren Hauptcharakters: Hector Barbossa, der von Geoffrey Rush verkörperte, schamlos charismatische Piratenteufel aus dem ersten Film. War die Figur im stilvollsten Abenteuer des Jahres 2003 noch ein verschlagener, sinisterer und dennoch irgendwie sympathischer Erzrivale Sparrows, so werden diese Beziehung und die Charakterzüge Barbossas hier masslos überzeichnet, und Depp und Rush zanken sich den gesamten Film über wie zwei alte Waschweiber, was sich in zahlreichen köstlich blöden Wortgefechten und Slapstick-Szenen niederschlägt (Klick mich!), bei denen dem „dynamischen Duo“ die Spielfreude aus sämtlichen Poren tropft. Diesen beiden „Helden“, bei vernünftiger Betrachtung sind sie vielmehr „Anti-“, wird mit Lord Beckett, seines Zeichens machtsüchtiger Kommandant der Handelsflotte, ein würdiger Oberschurke entgegengesetzt, der durch das Spiel des theatererfahrenen Tom Hollander so richtig schön schleimig, süffisant und theatralisch daherkommt. Schleimig ist auch der dämonische Meeresgeist Davy Jones wieder mal, wenn auch nur äusserlich. Die im Vorgänger zumindest noch ansatzweise bedrohliche Figur wird hier zum lispelnden Tintenfisch degradiert, der für Beckett die Drecksarbeit erledigt, und dabei für einen auf dem Papier so einfallsreichen Charakter erstaunlich blass und langweilig daherkommt. In einem der viel zu vielen Subplots wird nun auch die gesamte Hintergrundgeschichte des Davy Jones, seine vermeintlich tragische Beziehung zur Meeresgöttin (!) Calypso aufgerollt. Dabei versteht sich Verbinski mal wieder als Meister darin, spannende Ideen stark aufzubauen um sie nachher genüsslich wegzuwerfen: in einer der besten Szenen des Films treffen sich Jones und Calypso in einem von mysteriöser Atmosphäre erfüllten Szenario zu ihrer Gänsehaut erregenden Leitmelodie. Der Verdammte stellt seine Peinigerin zur Rede, Verbinski taucht genau wie in Dead Man’s Chest wieder ein in diese potentiell so traurig-schöne Schauergeschichte. Aber wenn Calypso letzten Endes den Grund für ihr Fernbleiben offenbart, wenn man erfährt das dieser gesamte Fluch, der Hass und die thematische Grundlage des zweiten und dritten Films nur darauf basieren, dass die Olle an einem bestimmten Tag keinen Bock hatte, ihren Liebhaber von der See zu holen, dann kann man nur mit dem Kopf schütteln. Calypso selbst hat in ihrer Inszenierung und der Darstellung durch die grandiose Naomie Harris nur noch wenig von der faszinierenden und geheimnisvollen Dschungelhexe aus dem Vorgänger und bleibt die meiste Zeit über belangloses Supporting-Personal.

Neben den bereits genannten Figuren dürfen natürlich auch Orlando Bloom und Keira Knightley mal wieder mitmischen. Die Liebesgeschichte der beiden, die Anno 2003 noch genau den richtigen, simplen aber funktionierenden Rahmen gebildet hat, hat sich mittlerweile mehr als totgelaufen und die meiste Zeit der drei Stunden könnte und würde man gerne auf das prätentiöse und blass gespielte Beziehungsgeplänkel des Pärchens verzichten. Der schwächste Einfall ist aber in meinen Augen, dass nun auch der einst unschuldige, tapfere Heldentypus (Turner) und die schlagfertige Prinzessin in Nöten (Swann) völlig an der Prämisse vorbei in Piratenrollen gedrängt werden. Das mag in Turners Falle noch einigermassen Sinn ergeben, die Knightley als oberste Piratenkönigin – die meiste Zeit mit einer Art Trichter auf dem Kopf und pathetische „Wir ziehen in den Krieg!“-Reden schwingend – ist aber nur ermüdend und hat mit der Figur nur noch den Namen gemein. Die von Stellan Skarsgård gespielte Figur ist ein weiteres Beispiel für die totale Überfrachtung des Films, so unmotiviert und nebensächlich laufen der Charakter und der mit ihr verbundene Handlungsstrang neben dem ganzen Spektakel daher, um am Ende auch noch irgendwie aufgelöst zu werden. Und auch die beliebten Nebencharaktere des ersten Films, Jack Davenport und Jonathan Pryce, werden der Vollständigkeit halber in lieblosen Cameos verheizt. Neuzugänge gibt es auch wieder deren reichlich, neben den ganz netten Kurzauftritten des bunt zusammengewürfelten „Piratenrates“ darf John-Woo-Star Chow Yun-Fat einige witzige Auftritte als fernöstlicher Seeräuber absolvieren, wird dabei exotisch und für die Filmreihe auch neuartig in Szene gesetzt, bleibt letzten Endes aber auch nur eine weitgehend blasse Randfigur. Der einzige der hier wirklich den Vogel abschiesst und dessen Auftritt eine charmante und rundum gelungene Idee zugrunde liegt ist Keith Richards (!) als cooler, alter, gitarrenspielender (!!) Piratenrocker und Vater von Jack Sparrow (!!!). Depp nannte Richards ja als wichtigste Inspiration für seine Interpretation der Rolle, folglich ist es ein witziger Einfall, das Rolling-Stones-Urgestein hier mitspielen zu lassen und dazu noch so cool in Szene zu setzen.

Inhaltlich und erzählerisch beschreitet At World’s End wie ich bereits mehrfach angedeutet habe keine besonders einfallsreichen oder lobenswerten Wege. Gerade wenn man bedenkt mit welch einfacher und doch charmanter Simplizität diese Filmreihe ihren Anfang genommen hat, wollen die in der ersten Fortsetzung bereits markant angedeuteten und in der zweiten auf die Spitze getriebenen Zaunpfahlwinke in Richtung grosses, düsteres Fantasy-Epos nicht so wirklich passen. Zu viele Handlungsstränge sind insgesamt zu planlos um zu viele Charaktere herum arrangiert, ausserdem wechseln die Figuren innerhalb des Filmplots andauernd ihre Seiten, schliessen neue Bündnisse, verraten diese wieder und gehen Pakte mit anderen Parteien ein. Letzten Endes weiss keiner mehr – wahrscheinlich nicht einmal die Schreiberlinge – welcher der Piraten was plant, klare „Gut“- und „Böse“-Parteien gibt es keine mehr und spannungsvolle Ambivalenz bei den Figuren ist auch Fehlanzeige, da der gesamte Film dafür zu plan- und lieblos entwickelt ist. Dazu kommt noch dass sich der bedeutungsschwangere und auf ganz viel „düster“ und „Schicksal“ ausgerichtete Anstrich des Films fürchterlich mit der die meisten Zeit abgehaltenen Schmierenkomödie beisst, sei es freiwillig, wenn Sparrow und Hector mal wieder einen Schwanzvergleich mit Ferngläsern austragen, Nighys Fischmutant überdeutlich pompös auf Deck rumtrampelt und Pintel und Ragetti reihenweise dümmliche Kalauer vom Stapel lassen, oder unfreiwillig, wenn die Knightley mit ihrem albernen Hut in der Takelage rumturnend etwas von Freiheit und Gerechtigkeit brüllt, oder gefühlte fünf der Charaktere und Parteien einander innert zehn Sekunden gegeneinander ausspielen, verraten und die Seiten wechseln. Mit dem eleganten und schwungvollen Mix aus Humor und Grusel des ersten Films hat das Ganze nur noch wenig gemein, dafür ist At World’s End insgesamt leider viel zu plakativ, überfrachtet und zu sehr mit dem Holzhammer umgesetzt.

Wenn man es aber schafft, an all diesen Mängeln, Makeln und Ausrutschern, an all den Schwächen, überladenen Handlungssträngen und verschenkten Nebenfiguren vorbeizusehen, muss man doch konstatieren, dass das Ganze auf eine sehr besondere Art und Weise irgendwie Spass macht. Als epochales und ausladendes Fantasy-Spektakel höchstens in Ansätzen leidlich geglückt, funktioniert der dritte Pirates of the Caribbean dafür umso mehr als grossangelegter Fanservice voller mal mehr, mal weniger gut geglückter Anspielungen und Running Gags, kindischem Piratengezanke, absurden Dialogverschnitten aus den Vorgängern und Slapstick-Einlagen. Während die Atmosphäre und der Ideenreichtum zurückbleiben, werden Comedy und Eigenparodie ausser Rand und Band häufig gleich in der Breitseite geboten. Darüber hinaus muss ich noch anmerken, dass Dynamik und Schnitt für sich gesehen meistens ziemlich gut funktionieren, gerade auch in Zusammenspiel mit der Musik und dem überladenen Humor. So zum Beispiel in dem überlangen und völlig absurden Finale Grande oder der „Parlay“-Szene auf der Sandbank, in der sich Verbinski und Zimmer grosszügig bei Spiel mir das Lied vom Tod bedienen. Und wenn diese Schlacht erst einmal überstanden ist, kommt auch schon das Grossjuwel des Films, die phänomenale Schlussszene im Geist, Stil und Charme des wunderbaren Erstlings – mit einem Vorgeschmack darauf, dass die Reise noch längst nicht vorbei ist…

Trommelwirbel, ich kann es selbst nicht fassen! 6 / 10
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Re: Die Fluch der Karibik Filme

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Sehr schön geschrieben! Ich hätte nur beim Lesen gedacht, dass der Film insgesamt deutlich schlechter wegkommt als bei allen anderen und dann siehe da 6 Punkte? :D Dürfte die Höchstpunktzahl für Teil 3 hier sein, oder?
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