Welches sind eure zwei Lieblingsfilme von Sam Peckinpah?

The Deadly Companions (Keine Stimmen)
Ride the High Country (Keine Stimmen)
Major Dundee (Keine Stimmen)
The Wild Bunch
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (38%)
The Ballad of Cable Hogue (Keine Stimmen)
Straw Dogs (Keine Stimmen)
Junior Bonner (Keine Stimmen)
The Getaway (Ein Mann Explodiert) (Keine Stimmen)
Pat Garrett & Billy the Kid
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (25%)
Bring me the Head of Alfredo Garcia
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (25%)
The Killer Elite (Keine Stimmen)
Cross of Iron
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (13%)
Convoy (Keine Stimmen)
The Osterman Weekend (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 8

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

286
GoldenProjectile hat geschrieben: 9. Januar 2023 11:30 Jawohl, das sehe ich grösstenteils sehr ähnlich bis identisch, wenn ich mehr Zeit gehabt hätte und besser schreiben könnte wäre etwas ziemlich ähnliches rausgekommen. :)
hahaha, ja klar. Das kauf ich für nen Dollar! :D Aber trotzdem danke für die Schmeichelei. :)
GoldenProjectile hat geschrieben: 9. Januar 2023 11:30Etwas weniger begeistert bin ich vom Ende. Also nicht konzeptionell, da ist es goldrichtig und die einzig logische Konsequenz. Aber die Ausführung finde ich nicht ganz optimal, das geht nach dem tollen Schlusssatz "You take care of the boy. And I'll take care of the father" etwas zu schnell und zu abrupt zu Ende, ist auch ästhetisch nicht die beste Version dieser Bonnie&Clyde-Gedächtnisszene. Aber wie so oft bei Sam ist das Jammern auf ganz hohem Niveau.
Ja, ich weiss, was du meinst. Im Vergleich zu den anderen großangelegten Showdowns ist der in Alfredo sehr knapp gehalten. Nachdem die Kämpfe um Als Kopf durch sind, ist es ja aber tatsächlich nur noch der finale Sargnagel, um auch Bennie ultimativ seinem Schicksal zuzuführen. Die schicke, Peckinpah-typische Inszenierung der kurzen, heftigen Action kombiniert mit der bereits angesprochenen poetischen Schlusseinstellung und der anschliessenden Überblendung zum mit Fieldings bedächtiger Musik unterlegtem Abspann macht das Ende für mich zu einem einzigartigen Kunstwerk. Auch die Entscheidung, die finale Knarre noch etwas ohne Ton wiederballern zu lassen verleiht dem Moment etwas merkwürdig surreales.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

287
AnatolGogol hat geschrieben: 9. Januar 2023 11:47 Ja, ich weiss, was du meinst. Im Vergleich zu den anderen großangelegten Showdowns ist der in Alfredo sehr knapp gehalten. Nachdem die Kämpfe um Als Kopf durch sind, ist es ja aber tatsächlich nur noch der finale Sargnagel, um auch Bennie ultimativ seinem Schicksal zuzuführen. Die schicke, Peckinpah-typische Inszenierung der kurzen, heftigen Action kombiniert mit der bereits angesprochenen poetischen Schlusseinstellung und der anschliessenden Überblendung zum mit Fieldings bedächtiger Musik unterlegtem Abspann macht das Ende für mich zu einem einzigartigen Kunstwerk. Auch die Entscheidung, die finale Knarre noch etwas ohne Ton wiederballern zu lassen verleiht dem Moment etwas merkwürdig surreales.
Klar, aber es ist etwas schlicht gehalten, wie er noch durch das Tor brettert und dann erst hinüber ist. Vielleicht hätte es besser gepasst, wenn er sich gleich in El Jefes Thronsaal von der Mutter von Alfredo Garcias Kind verabschiedet hätte und die verbliebenen Schergen dann da rein gestürmt wären.

Etwas merkwürdig surreales haben eh grosse Teile des Films, vor allem die zweite Hälfte, und das passt auch wunderbar.

Hmm, gibt es schon nichts mehr zu bequatschen? Vielleicht müsste jemand noch schnell eine alternative Schnittfassung erstellen, und Like A Rolling Stone über die Grabszene legen oder etwas in der Art. :mrgreen:
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Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

288
GoldenProjectile hat geschrieben: 9. Januar 2023 23:12 Hmm, gibt es schon nichts mehr zu bequatschen? Vielleicht müsste jemand noch schnell eine alternative Schnittfassung erstellen, und Like A Rolling Stone über die Grabszene legen oder etwas in der Art. :mrgreen:
Mit oder ohne Gesang? :mrgreen:

Was mir dieses mal beim Schauen erstmals aufgefallen ist: da hockt ja der olle Richard Bright in der Kneipe rum, wo Bennie am Anfang auf seinem Piano klimpert. Und wenn ich mich nicht täusche, dann hat er den gleichen Cowboy-Deckel auf, wie in Ein Mann explodiert. Hat es den kleinen Bahnhofsdieb also bis nach Mexiko verschlagen und damit ist auch klar, dass Alfredo Garcia das Sequel zu Ein Mann explodiert ist! :D
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Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

289
AnatolGogol hat geschrieben: 10. Januar 2023 09:18 damit ist auch klar, dass Alfredo Garcia das Sequel zu Ein Mann explodiert ist! :D
Tatsächlich sind das beides Filme, die ich vor dem Samarathon nur je einmal gesehen hatte und die ich gedanklich von allen Sams am ehesten mal durcheinandergebracht habe. Zum Beispiel hätte ich durchaus nachdenken müssen, in welchem der beiden jetzt Billy the Kris auf dem Motorrad aufgetaucht war.
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Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

290
vodkamartini hat geschrieben: 17. Dezember 2022 12:56 Ich bin selbst überrascht, aber Wild Bunch hatte ich bisher noch nie gesehen.
Ich hatte "The Wild Bunch" zwar schon einmal gesehen, aber aus verschiedenen Gründen hatte ich nicht das Gefühl, ihn schon richtig gesehen zu haben bis heute. Und das ist natürlich ein wunderbarer Film, dessen Bedeutung für das Actiongenre sich wohl erst so richtig erschließt, wenn man ihn vergleicht mit der Zeit vor und nach ihm. Die drei großen Actionszenen sind alle ungeheuer modern, und das nach 50 Jahren, insbesondere der große Eisenbahnraub in der Mitte des Films mit der anschließenden Explosion der Brücke. Sensationell. Und ich würde gerne sofort in den Kreis der Höchstbewertungsvergeber mit einsteigen, aber dafür müsste ich ihn noch 2-3 mal sehen, ihn richtig erfühlen. Es gab nämlich trotz sehr viel Begeisterung immer auch Momente, die sich mir nicht erschlossen haben, weil sie mir entweder einfach nicht eingingen oder weil ich tatsächlich im Kopf plötzlich Fragezeichen über den Ablauf der Ereignisse hatte.

Da ihr schon sehr vieles Lobendes erwähnt habt und viel tiefer in der Materie seid als ich, also auch die tiefgründigeren Implikationen und Aussageabsichten von Bloody Sam kunstvoller in Worte fassen könntet, werfe ich hier einfach mal ein paar Gedanken ab, die sich mir ergeben haben und die noch einer Höchstwertung im Weg stehen, bzw. den Wilden Haufen für mich noch unter den anderen (zumindest in meinem Kopf) großen Western rangieren lassen. Ready? Cool.

– Die Eröffnungsszene ist sicher eine Schau und ein unfassbar zynisches Bleigewitter. Wie da diese Kirchengemeinde mitten in den Shootout gerät und einfach brutalst niedergemetzelt wird, das ist heute nicht mehr so brutal wie damals, lässt einen jedoch noch immer sprachlos zurück. Aber gleich mehrere Abläufe der Szene haben sich mir nicht erschlossen und da ich mich nicht gerne "zu blöd" fühle und ihr euch gerne über meine Blödheit amüsieren sollt, hier unqualifizierte Zwischenrufe: Wie viele Männer sind Teil der Wild Bunch, bevor der Banküberfall beginnt?

Versucht, mir zu folgen: Es reiten zu Beginn während die Namen der Mitwirkenden aufgeführt werden 7 Männer in den Ort. 6 von ihnen betreten die Bank, einer bleibt bei den Hottehüs. Bei der Flucht und anschließenden Schießerei bleibt einer der 6 in der Bank zurück und stirbt. Nach dem zünftigen Blutvergießen entkommen 6 Männer auf Pferderücken dem Ort. Einer dieser 6 wird dann vom Anführer Pike erschossen, weil er schwer verletzt ist. Stutzig wurde ich an der Stelle, weil ich das Gefühl hatte, im Bleigewitter gleich mehrere Bandenmitglieder habe sterben gesehen – und auch der Dialog spricht von 3 Banditen, welche die Kopfgeldjäger erwischt haben. Einer von ihnen etwa kippt in cooler Zeitlupe tot mitsamt Pferd in ein Schaufenster. Ein weiterer stirbt auf offener Straße. Nochmal ein weiterer müsste ein Herr im Anzug sein, der dann tot von seinem Pferd durch den Dreck gezogen wird. Einer der Banditen sagt später zu Pike in Mexiko, die Bande hätte "die besten Männer" verloren, was andeutet, dass mehrere das Zeitliche gesegnet haben müssen.

Das Alles hat mich verwirrt, weil ich dachte: Wo kommen denn auf einmal so viele Leute her? Es dürften maximal 1-2 Männer gestorben sein, aber schon gar nicht 3 (bzw. den in der Bank verbliebenen UND den später von Pike erlösten Mann mitgerechnet 5!) Banditen. Teilweise konnte ich mir meine Verwirrung schon selbst erklären: Als die Banditen die Bank betreten, schließt sich einer der vermeintlichen Kunden (im Anzug gekleidet, nicht in den Uniformen der anderen) der Wilden Horde an, allerdings passiert das so flüchtig nebenbei, dass man schon genau draufachten muss. Das finde ich ganz seltsam. Wieso zeigt Peckinpah hier nicht deutlicher, was passiert? Und selbst mit dieser Entdeckung müsst es immer noch 2-3 Herren mehr geben, die Teil der Bande sind, aber bis zum Beginn der Schießerei nie vorher gezeigt wurden und auch nicht Teil der 7 Herrschaften sind, die in der ersten Einstellung in den Ort reiten?

Ich bin verwirrt. Ihr mittlerweile wohl auch. Kann jemand Licht ins Dunkle bringen?

– Gleich noch was zu der Szene, weil ich mir schlicht nicht sicher bin, ob ich das korrekt verstehe: Die religiöse Parade mit den Alkoholabstinenzlern ist Teil von Pikes Plan und kein Zufall oder? Als die Herren grade in der Bank ihre Abhebung vornehmen, sieht man nochmal den Pfarrer / Priester seine Rede halten und plötzlich reitet ein Mann im Hintergrund ins Bild und auf dessen Erscheinen hin scheint die Parade sich in Gang zu setzen. Ist das so von Peckinpah intendiert oder deute ich zu viel rein? Der Berittene wäre so immerhin einer mehr von den Leuten, die da im Shootout glorreich aus der Existenz entfernt werden. Aber so richtig sicher bin ich mir nicht.

– Als einziges wirklich störendes Element des Films habe ich wohl einige der Rückblenden empfunden. Gerade die mit der ehemals Holden vom Pike, die von ihrem Ehemann beim Fremdgehen erwischt und totgeschossen wird. Hat jemand von euch eine Interpretation parat, was das signifikant zur Pike-Figur und den Themen von "The Wild Bunch" beiträgt? Ich bin da unschlüssig, und fand diesen Rückblick genau wie jenen zur Festnahme von Thornton eher überflüssig, und insbesondere jetzt letzteren auch merkwürdig altbacken inszeniert. Geht es nur mir so?

– Ganz stark ist die Szene mit dem Automobil, für mich wohl mit der Schlüsselmoment des Films. Da trifft dann tatsächlich die "alte Welt" auf den "Fortschritt" und die Gesichter der Wild Bunch sprechen Bände. Wenn dann erwähnt wird, dass diese motorisierten Geräte bald im Krieg zum Einsatz kommen sollen (und der Erste Weltkrieg steht ja wahrlich kurz bevor), dann ist das schlicht in sehr wenigen Sätzen zusammengefasst eine wunderbare Manifestation der großen Ideen des Films. Es geht um Männer, die ihrer Zeit bereits abhanden gekommen sind, die sich nicht mehr verorten können, die von der Welt schon überwunden wurden und sich bestenfalls nochmal "ein letztes Ding" versprechen können, ehe sie untergehen und von der Weltgeschichte vergessen werden. Das epische Finale, tausendfach von nahezu jedem gelobt, ist gerade deswegen im Aufbau so schweinegeil, weil da vier Männer in den sicheren Tod marschieren und dieser letzte Gang Richtung Schafott dennoch kathartisch ist, nicht suizidal. Sie sind jetzt mit sich und der Welt und ihrer Rolle darin im reinen und können sich wenigstens mit einem Paukenschlag verabschieden.

– Das finale Ende fand ich dann wiederum komisch. Wie erklärt ihr es euch, dass Peckinpah nicht mit dem davonreitenden Thornton endet, sondern uns nochmal die Wild Bunch lachend einspielt? Ist das einfach seine Sympathie für die Bande, und er gönnt ihnen ein letztes Lachen? Oder übersehe ich auch da eine tiefere Bedeutungsebene?

Also: Viel Begeisterung meinerseits, vor allem für die drei grandiosen Actionszenen, aber teils habe ich einiges noch nicht ganz verstanden und müsste für mich in Zukunft mittels weiterer Sichtungen herausfinden, ob mir einige der jetzt noch irritierenden Elemente dann einleuchten oder die Irritation bleiben wird. Aber die ganz großen Filme brauchen ja oft mehrere Sichtungen, bis man sie vollumfänglich schätzen kann.
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Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

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Samedi, hast du Hilles Account gehackt? ;)

Hi hi das dachte ich zumindest angesichts deiner ausfürlichen Frage nach der Anzahl der Gang.
Ähmm, weiß nicht mehr genau ob Peckinpah da richtig gezählt hat, aber einerseits ist das kaum wichtig und andererseits sah es nie so aus, als würden da zuviel sein. Da müsste ich mal selber zählen. Es sind jedenfalls mehrere schon in der Stadt. 2 in Uniform einer in Zivilkleidung und ich denke noch 2 in Staubmänteln.

Die Anti- Alkoholiker sind nicht Teil des Überfalls, die geraten da nur zufällig rein.

Die Rückblende mit Pikes Freundin, na ja, die einzige Frau die er je geliebt hat, und er ist schuld an ihrem Tod, und die Beinwunde die er dabei davon trägt (übrigens ungefähr dieselbe Stelle wie bei Dundee und mit ähnlicher sexueller Schuld konnotiert) plagt ihn immer noch. Da wird dir schon einiges zu einfallen wie man das in Hinblick auf den Umgang des Bunch mit Frauen interpretieren kann, und ich denke daß ist eine von diesen vielen kleinen Sachen, die das Ende, beginnend mit der Bordellszene, diese unglaubliche emotionale Wucht verleihen. Gerade die Szene mit Pike im Bordell wird dadurch kräftig intensiviert, die große Traurigkeit die ihn da überkommt, und ihn dann zu seinem Entschluß trägt.

Eigentlich haben die kurzen Rückblenden alle mit Pikes Scheitern zu tun, mir dem immer wieder geschehenden Verrat seiner Ideale, die er definiert nach dem der Bunch in der Wüste mit den Pferden den Hang herunter gestürzt ist, und sich fast wieder gegenseitig zerfleischt, da schmerzt Pike auch wieder nicht zufällig seine Beinwunde. (In Major Dundee schließt sich daran recht passend Dundees Absturz an)
Die Szene mit Thornton ist da doch sehr elementar, da Pike sich ja auch da wieder verschätzt, und vor allem Thornton im Stich lässt, also ist er auch ein wenig an dessen Gefangennahme mit Schuld, und an der Situation in der Thornton sich jetzt befindet. Altbacken ist da eigentlich nur die Überleitung mit den verschwimmenden Bildern, aber die hat tatsächlich das Studio sich durch gesetzt (das sollte man tatsächlich nachträglich noch ändern). Schön aber daß sich die beiden da gleichzeitig dran erinnern, bzw die Montage da die beiden direkt verbindet. Jedenfalls ohne diese Szene würde doch ein sehr wichtiges Ereignis ihrer gemeinsamen Vergangenheit fehlen, und es ist ja überhaupt der einzige Moment der die beiden wirklich zusammen zeigt.
Auch den Irren in der Bank lässt er ja zurück, auch da gibt es noch eine sehr kurze Rückblende zu. Auch wenn das emotional ganz was anders ist, aber den lässt er dafür ganz bewusst zum Sterben zurück.

Und das Ende, ja keine Ahnung, da wird der Bunch inklusive Thornton ein letztes Mal vereint durch das gemeinsame Lachen, mit dem ja immer wieder mal die aufbrechenden Konflikte innerhalb der Gruppe weggedrückt wurden. Das passt für mich emotional sehr gut, und macht den Film etwas romantischer als spätere Werke wie Pat Garrett und Alfredo Garcia.

Übrigens, was den ganzen Aufbau der Szene vor dem Schlußmassaker betrifft, das ist ein nettes Detail, denn dieser lange Gang von dem Bordell hin zu Mapache, das stand nicht im Drehbuch, das wurde vor Ort improvisiert.
Zuletzt geändert von Maibaum am 13. Januar 2023 10:24, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

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Maibaum hat geschrieben: 12. Januar 2023 23:54 Samedi, hast du Hilles Account gehackt? ;)

Hi hi das dachte ich zumindest angesichts deiner ausfürlichen Frage nach der Anzahl der Gang.
Ähmm, weiß nicht mehr genau ob Peckinpah da richtig gezählt hat, aber einerseits ist das kaum wichtig und andererseits sah es nie so aus, als würden da zuviel sein. Da müsste ich mal selber zählen. Es sind jedenfalls mehrere schon in der Stadt. 2 in Uniform einer in Zivilkleidung und ich denke noch 2 in Staubmänteln.
Woah, hey, das nehme ich dir persönlich übel. :wink:

Nein, im Ernst, mich hat das beim Angucken vorhin tatsächlich irritiert, weil ich da einige der Herren (bzw. ihre Einführung) schlicht verpasst habe und dann rechnerisch nicht mehr ganz mitkam, wie denn die Dialogzeilen auf so viele tote Banditen kommen. Und dann habe ich mir die Szene sogar nochmal angesehen, zähle aber immer noch die teils verkehrte Anzahl an Banditen (in einer Einstellung reiten sogar offensichtlich nur 5 Männer durch die Stadt, obwohl es 7 sein müssten). Zugegeben: Das ist sicher nicht spielentscheidend, aber ein ganz bisschen verwirrend finde ich es schon, dass Peckinpah nicht zumindest eine halbe Minute Zeit dafür aufwendet, ein paar der Bandenmitglieder zu zeigen, die sich schon vor Ort befinden. Mir hätte es tatsächlich das Verständnis ein wenig vereinfacht.

Deine anderen Ausführungen ergeben denke ich Sinn für mich, aber einiges müsste ich einfach durch nochmaliges Angucken überprüfen, also weniger ob du recht hast, sondern mehr ob es besser wirkt mit der jetzigen Vorkenntnis.
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Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

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Maibaum hat geschrieben: 12. Januar 2023 23:54 Übrigens, was den ganzen Aufbau der Szene vor dem Schlußmassaker betrifft, das ist ein nettes Detail, denn dieser lange zensiert von dem Bordell hin zu Mapache, das stand nicht im Drehbuch, das wurde vor Ort improvisiert.
Und genau die möchte ich auf keinen Fall missen, alleine wie leger und cool Ben Johnson und Ernest Borgnine auf den Flanken ihre Gewehre im Arm halten ist toll, aber natürlich geht es vor allem um die Länge der Szenen, die sich immer mehr umdrehenden Gesichter der Locals und die Trommel-Marsc.h-Musik, über die sich immer wieder der spanische Gesang legt, das alles fängt einfach wunderbar die Stimmung dieses Moments ein.

Und das Ende muss halt irgendwie so sein. Pike und seine Crew haben ihre ewigen Jagdgründe gefunden und Thornton (eigentlich auch Sykes, aber es geht vor allem um Thornton) ist gezwungenermassen aussen vor geblieben und nun vermeintlich allein in dieser Welt. Der zurückkehrende Sykes und die Rebellen bieten ihm eine Möglichkeit an, das Beste aus der Situation zu machen: "Ain't how it used to be, but it'll do", oder anders gesagt, ein letztes bisschen des alten Abenteuer- und Wildwestgeist in der sich verändernden Welt. Genau dazu passt das Lachen der Dahingeschiedenen Kameraden, denn Thorntons und Sykes' neuer Weg ist auch ein bisschen Hommage an eben diese und wofür sie gestanden haben. So habe ich das immer gesehen.

PS: Ich sehne den Tag herbei, an dem hier endlich das Wort M.a.r.s.c.h. nicht mehr zensiert wird. :roll:
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Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

294
Zur Schlusseinstellung: ich interpretiere das so, dass der wilde Haufen am Ende wieder vereint ist, da Thornton wieder auf die richtige Seite gewechselt ist bzw. wechseln kann. Seine Entscheidung nicht mit Jones, Martin & Co. aus Aqua Verde wegzureiten rettet ihm ja nicht nur das Leben, sondern ist auch eine bewusste Entscheidung sich wieder auf die Seite des wilden Haufens zu stellen. Wenn also am Ende Thornton und der alte Sykes sich wieder zusammentun, dann ist damit auch der "Verrat" (der ja eh kein richtiger war, wie der Film zuvor mehrfach festgestellt hat) gesühnt und vergeben und der wilde Haufen wieder vereint - inklusive der Toten. Oder halt so ähnlich. :)
Maibaum hat geschrieben: 12. Januar 2023 23:54 Auch den Irren in der Bank lässt er ja zurück, auch da gibt es noch eine sehr kurze Rückblende zu. Auch wenn das emotional ganz was anders ist, aber den lässt er dafür ganz bewusst zum Sterben zurück.
Wobei das dann dadurch für Pke belastend wird, da sich Hopkins ja später als Enkel von Sykes entpuppt. Da Pike ganz offensichtlich Sympathie für den ollen Sykes empfindet, wird seine Entscheidung Hopkins in der Bank zu opfern im Nachhinein ordentlich in Frage gestellt. Man kann davon ausgehen, dass Pike anders gehandelt hätte, wenn er um die verwandtschaftlichen Verhältnisse gewusst hätte, da er Hopkins dann sicherlich nicht als entbehrliche Schachfigur behandelt hätte. Unterm Strich also eine weitere frag- und kritikwürdige Entscheidung von Pike.
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Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

295
Casino Hille hat geschrieben: 13. Januar 2023 00:10

Nein, im Ernst, mich hat das beim Angucken vorhin tatsächlich irritiert, weil ich da einige der Herren (bzw. ihre Einführung) schlicht verpasst habe und dann rechnerisch nicht mehr ganz mitkam, wie denn die Dialogzeilen auf so viele tote Banditen kommen. Und dann habe ich mir die Szene sogar nochmal angesehen, zähle aber immer noch die teils verkehrte Anzahl an Banditen (in einer Einstellung reiten sogar offensichtlich nur 5 Männer durch die Stadt, obwohl es 7 sein müssten). Zugegeben: Das ist sicher nicht spielentscheidend, aber ein ganz bisschen verwirrend finde ich es schon, dass Peckinpah nicht zumindest eine halbe Minute Zeit dafür aufwendet, ein paar der Bandenmitglieder zu zeigen, die sich schon vor Ort befinden. Mir hätte es tatsächlich das Verständnis ein wenig vereinfacht.
Ich habe mir die Szenen noch mal angesehen, die ist ja auch so überragend inszeniert daß ich die mir auch jede Woche einmal ansehen könnte.

Also, ich weiß nicht wie du auf 7 kommst die anfangs in die Stadt einreiten, es sind immer nur 5, jene 5 die am Ende auch wieder herausreiten.
2 in Soldatenuniform sind bereits in der Stadt, der Irre und jener der dann erst einmal in den Rücken getroffen wird, sich aber noch mal mit einer Geldtasche aufrafft, und dann noch mal mit Pferd getroffen wird.
Dann die 2 mit Staubmänteln die vor der Bank bzw in deren Nähe warten. Daß die dazu gehören merkt man erst als diese ihre Gewehre hervorholen, und beide bleiben auch auf der Strecke.
Ein weiterer wartet bereits in Zivilkleidung in der Bank, das ist der, der schwer verletzt noch mit den 5 aus der Stadt reitet.
Die werden alle finde ich zu vernünftigen Zeitpunkten eingeführt.

Aber dann gibt es noch einen oder sogar 2 in Zivilkleidung die ebenfalls im Kreuzfeuer umkommen. Könnte aber auch einer sein, der dann ebenfalls mehrfach getroffen wird, der ganze Haufen scheint ja 7 Katzenleben zu besitzen.
Jedenfalls der oder diese in Zivil werden tatsächlich nicht eingeführt. Man sieht neben einen der Staubmantelträger noch jemanden in Stadtkleidung vor der Bank warten, jedoch passt der optisch wenig zu dem Stuntman der vom Pferd geschossen wird.

Das wären dann mindestens 4 und nicht 3 die in der Stadt tot zurückbleiben, ach und dazu noch Crazy Lee, also 5 (oder 6 wenn 2 in Zivil)

Ich weiß übrigens noch, daß es mich mal ein klein wenig gestört hat, daß genau jene 5 überleben, die auch zusammen einreiten.
Ja, manchmal beschäftigen einen die eigentlich nichtigen Dinge.

And now to something completely different, und damit zurück zu den wirklich wichtigen Dingen:

Frage von Samedi:
Habt ihr eine Idee ob der Bankmitarbeiter, der auf die Straße gestoßen wird, vielleicht nur halbtags arbeitet?

Antwort von Maibaum:
Ähh ... wie ... nein ... nicht wirklich ... ?
Zuletzt geändert von Maibaum am 16. Januar 2023 13:15, insgesamt 1-mal geändert.

SAMARATHON RUNDE 7 – Cross Of Iron

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SAMARATHON RUNDE 7 – Cross Of Iron

Cross Of Iron (1977) – Sam Peckinpah

Die Nach-Wehen von Peckinpahs Überwürfnis mit dem Hollywood-Studio-Establishment während und nach der Produktion von Pat Garrett & Billy The Kid waren auch nach seinem Ausflug in die Welt der Independent-Produktionen mit Bring Me The Head Of Alfredo Garcia spürbar. Zwar konnte er 1975 mit The Killer-Elite einen weiteren Film innerhalb der Studio-Maschinerie inszenieren, nachdem diesem aber weder künstlerisch noch kommerziell besondere Ehren zuteil wurden, wurde es für Peckinpah zunehmend schwieriger Projekte an Land zu ziehen – auch weil seine Alkohol- und Drogenexzesse das Vertrauen der großen Studios in ihn mehr und mehr erschütterten. So kehrte er 1976 Hollywood den Rücken und übernahm die Regie eines Kriegsfilms im Rahmen einer Deutsch-Englischen (oder je nach Lesart Englisch-Deutschen) Produktion.

Cross Of Iron handelt vom Rückzug der deutschen Wehrmacht während des zunehemend auswegloser verlaufenden Russland-Feldzuges 1943. Der Film konzentriert sich dabei auf das Schicksal eines Zuges deutscher Landser und ihrer Vorgesetzten. Doch Peckinpah wäre nicht Peckinpah, wenn er darüberhinaus nicht auch noch andere Themen abhandeln würde. So ist es in Cross Of Iron dann vor allem die Motivation der Soldaten, sich an einem sinnlosen Krieg zu beteiligen. Exemplarisch an mehreren Figuren wird gezeigt, wie sich Menschen wider besseren Wissens trotzdem von einer Kriegsmaschine instrumentalisieren lassen.

Am deutlichsten wird dies sicherlich an der Hauptfigur des Films, Feldwebel Rolf Steiner, der nach Jahren des Fronteinsatzes desillusioniert und abgestumpft sich immer weiter vom zivilen Leben entfernt hat. Wie weit, das zeigt vor allem die Lazarett-Sequenz, in welcher der von den Folgen einer Kopfverletzung schwer traumatisierte Steiner sich zumindest zweitweise an einer Flucht ins zivile Leben versucht und dabei kläglich scheitert. Seine kurze Romanze mit einer Krankenschwester offenbart eindeutig, dass Steiner durch die Jahre des Krieges vom „normalen“ Leben komplett entfremdet wurde. Ohne gross darüber nachdenken zu müssen tauscht er die Aussicht auf eine zumindest kurzzeitigen Flucht vom Krieg gegen die soforte Rückkehr an die Front (und damit sein mittlerweile gewohntes Leben) , womit der Film die fatalen Auswirkungen des Krieges auf das menschliche Verhalten verdeutlicht.

Auch der Versuch in Mitten eines entmenschlichenden Krieges zumindest einen Rest von Menschlichkeit zu bewahren ist eines der zentralen Themen des Films. Doch die bittere Lektion, die uns Peckinpah hier gibt ist, dass jedes Aufflackern von Menschlichkeit im Rahmen eines Krieges auf die eine oder andere Art bestraft wird. Besonders deutlich wird dies in der Szene mit den russischen Soldatinnen. Nachdem man in der vorangehenden Sequenz Steiners Zug einmal mehr als hocheffiziente Soldaten beim Einnehmen einer Brücke sehen konnte, bricht mit dem Auftauchen der Russinnen plötzlich das menschliche Verhalten durch, was einigen von Steiner Leuten auch umgehend zum Verhängnis wird. Und dabei unterscheidet Peckinpah auch nicht zwischen gut oder schlecht
Spoiler
– am Ende muss der naiv-brave Dietz genau so sterben wie der verschlagene Vergewaltiger Zoll
. Die Botschaft dahinter ist klar: im Krieg ist kein Platz für Menschlichkeit.

Die Haupthandlung um die Konkurrenz zwischen Steiner und seinem Kompaniechef Hauptmann Stransky mag auf den ersten Blick eher wie der Treibstoff wirken, welcher die sich eher auf der Meta-Ebene abspielenden Themen, an denen Peckinpah sich wirklich interssiert zeigt, antreibt. Das stimmt aber so nur bedingt, da allein schon der schauspielerische Zweikampf zwischen dem bei Sam einmal mehr formidabel agierende Jimmy Coburn und dem ebenfalls sensationell aufspielenden Edel-Mimen Maximillian Schell jeden Film adeln würde. Die vielen charakterdefinierenden Szenen bilden zudem auch den elementaren Gegenpol zu der Vielzahl an Actionszenen, ohne die der Film sein wohl austariertes Gleichgewicht verlieren würde.

Denn Cross Of Iron ist nicht zuletzt auch Peckinpahs mit Abstand Action-intensivster Film. So gibt es eine ganze Reihe an grossangelegten Action-Szenen, welche zudem auch in ihrer Dauer enorme Ausmaße annehmen (teilweise 10 Minuten und länger). Peckinpahs Handschrift ist dabei jederzeit spürbar, allerdings unterscheidet sich Cross Of Iron in der Actioninszenierung durchaus von vielen der anderen Filme des Regisseurs, da die Action häufig keiner durchgetakteten Dramaturgie folgt, sondern stattdessen bewusst das Chaos und die Wirren einer Schlacht nachzubilden versucht. So oder so: technisch sind die zahlreichen Actionszenen auf höchstem Niveau, ebenso ist der betriebene Aufwand enorm.

Cross Of Iron ist sicherlich kein angenehm zu schauender Film. Die das Vorwerk Peckinpahs oft etwas abmildernde romantisierte Darstellung einzelner Sequenzen fehlt hier komplett. Mehr noch als in Alfredo Garcia herrscht in Cross Of Iron düstere Ausweglosigkeit, was sicherlich auch eine Folge von Sams sich in der Abwärtsbewegung befindenden Karriere und Leben ist. Nein, das ist kein schönes Menschenbild, das hier gezeichnet wird, da sich am Ende jeder auf die eine oder andere Art schuldig macht. Dennoch: gerade aufgrund dieser kompromisslosen Art gelingt es Cross Of Iron so gut wie kaum einem anderen Genrevertreter das Wesen des Krieges, die Motivation der teilnehmenden Soldaten und die Auswirkungen auf das menschliche Verhalten filmisch darzustellen.

Wertung: 9 / 10
Zuletzt geändert von AnatolGogol am 16. Januar 2023 12:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

299
Zu spät. aber gestern Abend lief Junior Bonner auf Servus TV um 20:15.
Der einzige Peckinpah Film der bislang in Deutschland suboptimal veröffentlicht wurde. Es gibt bzw gab nur eine DVD, die aber seltsamerweise eine gruselige Vollbildfassung enthält.

Schöner melancholischer Rodeo-Western, in dem ausnahmsweise gar nicht gestorben wird, der aber trotzdem 100 % Peckinpah ist.

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

300
Maibaum hat geschrieben: 16. Januar 2023 11:37 eine gruselige Vollbildfassung
Ist das schlimmer als eine britische DVD des steinernen Eisenkreuzs, welche aus unerfindlichen Gründen ohne die ersten paar Sekunden des Vorspanns auskommt und abrupt irgendwo bei "...weite Welt hinein" startet? Ich hab den gestern bestimmt etwa dreimal neu gestartet, bevor ich es glauben konnte.
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