Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah
Verfasst: 3. Januar 2023 08:26
Das von dir angesprochene Äquivalent für Billy gibt es im Epilog des Turner-Cuts aber tatsächlich (zumindest im Sinne des Prologs), Kollege Maibaums Ausführungen...GoldenProjectile hat geschrieben: 2. Januar 2023 23:06Sollte Pats Tod am Ende erneut gezeigt werden, müsste dafür ein Äquivalent für Billy gefunden werden, denn der Film heisst nun mal Pat Garrett & Billy the Kid und behandelt wie bei der episodischen Struktur gesagt beide weitgehend gleichberechtigt, will heissen ich kann mir Pats Ableben als alleinigen Schlussmoment nur schwer vorstellen, aber es könnte natürlich funktionieren, wenn es ähnlich stark mit Billy zusammengeschnitten wird wie die Eröffnung.
...sind diesbezüglich etwas zu knapp gehalten. Tatsächlich endet der Turner-Cut wie folgt:Maibaum hat geschrieben: 2. Januar 2023 23:26 Der Turner Schluß ist nur eine Überblendung von dem davon reitenden Garrett auf eine Einstellung bzw auf das eingefrorene Bild des von der Kutsche fallenden Garretts mit dem Kutschrad groß im Bild. Sieht etwas eigenwillig aus.
- Pat reitet aus Fort Sumner (und wird von dem mexikanischen Bengel mit Pferdeäpfeln beschmissen )
- Überblendung auf eine Einstellung, in der man einen von Poes Männern im Vordergrund mit seinem Gewehr anschleichen sieht während im Hintergrund der alte Pat auf seiner Kutsche sitzt
- Schnitt auf den alten Pat auf seinem Bock
- Schnitt auf den anschleichenden typ, mittlerweile mit Knarre im Anschlag und auf Pat feuernd
- Schnitt auf Pat, der in Zeitlupe vom Einschlag der Kugel rumgerissen wird
- Schnitt auf einen anderen von Poes Männern, der mit dem Colt auf Pat feuert
- Schnitt auf Pat, der erneut getroffen wird (in Zeitlupe)
- Schnitt auf Poe, der mit dem Colt feuert
- Schnitt auf Billy, der mit dem Colt feuert (aus der Hühnerszene)
- Schnitt auf den in Zeitlupe von der Kutsche fallenden Pat, das Bild friert ein als Pat am Boden aufkommt (man sieht nur noch seine Hand und einen Teil seines Huts), es folgt der Abspann (in der typischen roten Schrift) über das Freezeframe
>> während des gesamten Epilogs und Abspann läuft durchgängig Dylans wehmütiges Billy # 87 (keine Ahnung welches, blick bei der Nummerierung net ganz durch)
Von daher ist der Begriff "Epilog" beim Turner-Cut wie ich finde durchaus angebracht. Das ist eine schön komponierte Sequenz, die zum einen zum Ausdruck bringt, das Pat letztlich genau so hinterhältig umgebracht wird (> der anschleichende Typ als Parallele zum Eindringen von Pat und seinen Gefolgsleuten in Fort Sumner), noch dazu von seinen ehemaligen Gefolgsleuten/Verbündeten und dass dieser Tod die Rache Billys für Pats Verrat an ihm ist (daher die Einstellung, in der Billy auf ihn feuert). Da Billy im Epilog integriert ist, benötigt es keines "echten" Szenenäquivalents, der Epilog ist quasi eine verbindende Szene mit Pat und Billy (genau genommen agiert Billy sogar mehr als Pat, der ja nur vom Bock fällt), bzw. der Epilog ist das Äquivalent zum Prolog. Natürlich kann man argumentieren, dass die genannten Punkte ja bereits im Prolog gemacht wurden, aber dem würde ich entgegnen, dass zum einen der Epilog den mit dem Prolog begonnen Kreis schliesst und zum anderen der Epilog ja in seiner Zusammenstellung und Wirkung einen eigenen Charakter hat (gerade auch weil er direkt im Anschluss an Billys Tod kommt) und nicht nur den Prolog wiederholt.
Tatsächlich wurde bei den Actionszenen deutlich weniger feinjustiert als bei den Dialogszenen. Bei der eigentlichen Action wurden nur wenige Einstellungen gekürzt. Von daher kann man durchaus sagen, dass die Action bereits in der Preview-Fassung (=Tuner-Cut) weitgehend feingeschnitten war (was bei Peckinpah auch nicht verwundert).GoldenProjectile hat geschrieben: 2. Januar 2023 23:06
Einen professionellen Feinschnitt erwarte ich von dem Film gerade in den Actionszenen
Eines vorweg: ich mag Kristofferson und möchte ihn nicht missen. Zudem ist der Altersaspekt kein Problem, da Coburn ja genau so zu alt ist und daher das Verhältnis jünger - älter wieder passt. Dennoch finde ich Peckinpahs Wunschbesetzung Bo Hopkins, welche ihm von MGM nicht zugestanden wurde, sehr interessant und passend. Hopkins mag ich sehr gern und bedaure etwas, dass er selten bis nie über den Status des Co-Stars hinausgekommen ist. Wenn man bedenkt, dass er in jedem seiner Filme mit Peckinpah trotz vergleichsweise geringer Screentime erheblichen Eindruck hinterlassen konnte, dann glaube ich kann man schon davon ausgehen, dass er ein hervorragender Billy bei Peckinpah gewesen wäre. Viel jünger als Kris war er ja auch nicht (34-35 zu der Zeit), aber er wirkte zumindest etwas jugendlicher - wobei das wie gesagt für mich eh unerheblich ist. Ein interessanter Quervergleich ist Hopkins Rolle im 1973 entstandenen Burt Reynolds-Western "The Man who loved Cat dancing". Da spielt Bo ein junges Grossmaul und in der Rolle haut er ordentlich auf den Putz. Interessant ist auch, dass obwohl Bo nur 2 Jahre jünger ist als Burt er wirklich viel jünger rüberkommt (Anfang bis max. Mitte 20).GoldenProjectile hat geschrieben: 2. Januar 2023 23:06 Kristofferson wiederum hat durch seine fast schon joviale Mimik, hinter der aber auch öfter eine gewisse Traurigkeit zu schlummern scheint, eine faszinierende Aura für Billy. Ob Ende dreissig oder nicht, ich kann mir keinen anderen vorstellen.