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Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

1486
Maibaum hat geschrieben: 2. Februar 2023 17:07 Meines Wissens nach sollte das ein Insider-Querverweis sein, auf ein von EON damals angedachtes, aber glücklicherweise nie realisiertes Crossover mit Mit Schirm, Charme und Malone.
Entweder das, oder Draco meint den von Connery gespielten Malone aus Untouchables. Er will morgen also mit Connery sprechen und ihn zur Rückkehr überreden, weil er um keinen Preis Big Fry Lazenby als Schwiegersohn will.
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Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

1489
Revoked hat geschrieben: 2. Februar 2023 19:12 Ich bin ja der Meinung, dass es gar nicht Malone heißt, sondern „Mormone“ und eben treffend auf Bonds Polygamie hinweist. Draco will ihn davon abbringen.
Ich glaube, da hast du dich verhört. Draco sagt da doch: "I will talk to him, moron!" weil ihm das ewige Gezeter seiner Lendenfrucht schon seit Beginn des Films auf den Keks geht (deshalb hat er den Big Fry ja auch engagiert). Wenn man so will ein kurzer Blick in des Korsen innerste Seele, den uns das Drehbuch da gewährt. :!:
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Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

1492
Nachdem ich mir immer noch nicht sicher bin, ob ich die Szene in TND richtig verstanden habe, wird mein Weltbild gerade wieder ins Wanken gebracht.

Es geht um folgendes Zitat von Tracy:
"Teresa war eine Heilige. Meine Freunde nennen mich Tracy". Ich habe mich auch versichert, dass das Zitat genau so stimmt. Das sagt sie auch in der englischen Version (sie sagt eindeutig "was", siehe 2:50). Das ergibt aber doch gar keinen Sinn, da zum einen die Heiligsprechung noch nicht erfolgt war und zu anderen Teresa 1969 noch lebte.

https://de.wikipedia.org/wiki/Mutter_Teresa



Oder habe ich hier (wie eventuell auch in TND?) eine Verbindung zwischen Bond und der Realität hergestellt, die gar nicht so gemeint ist?

Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

1495
Heute mal wieder OHMSS geschaut und wie schon die letzten Male bin ich hinterher etwas ernüchtert. Den großen Klassiker, den viele Fans mittlerweile darin sehen, finde ich in den 140 Minuten so gar nicht. Dabei ist vieles dabei, was mir richtig gut gefällt: Mit Diana Rigg, Gabriele Ferzetti, Telly Savalas und Ilse Steppat hat man in den Kernrollen (Bondgirl, Bond-Verbündeter, Bond-Villain, Villain's Hench(wo)man) ausschließlich sehr starke Schauspieler besetzt, die in ihren Parts auch alle wirklich wunderbar funktionieren, oft sind schauspielerisch gerade die kleinen Momente in OHMSS exzellent (Draco und Tracy im Auto, Tracy säuselt Graf Blowy ein Gedicht vor).

Außerdem hat Hunt einige Action-Szenen wirklich so phänomenal fotografiert, das sie zu den Highlights der Serie zählen. Ganz vorne dabei ist selbstredend die Flucht vom Piz Gloria auf Skiern, die einige wahnsinnig gefährliche Bilder zeigt und auch in schönen kleine Einzeleinheiten eingeteilt wird (toll die Szene mit Bond am Abhang der Schlucht, in die er gleich zwei Männer runterschickt). Die PTS ist ähnlich großartig und richtig kunstvoll inszeniert - außerdem ist Lazenby in diesen körperlichen Nahkampfsituationen wohl der physischste und agilste Bond und strahlt dadurch auch eine waschechte Gefährlichkeit aus, die ein Roger Moore oder ein Pierce Brosnan eher nicht von Haus aus mitbringen.

Außerdem liebe ich das alternative Bond-Theme in OHMSS, generell ist der Soundtrack von John Barry gewohnt stark und wohl einer seiner besten. Die klassische 007-Erkennungsmelodie vermisse ich da insgesamt gar nicht - sie spielt auch im laufenden Film nur zweimal alibihaft, einmal beim Angriff auf Piz Gloria und einmal im Abspann (quasi als Erinnerung daran, dass Bond auch nach dem tragischen Ende weiter Bond sein wird). Auch das war lange für die Reihe sehr ungewöhnlich, bis dann im Craig-Zeitalter von der Musik wieder bewusst Abstand genommen wurde. Ein großes nennenswertes Highlight ist noch die Gumboldt-Szene, die in der deutschen Fassung lange fehlte und eigentlich ganz gewaltig redundant ist, aber so stilsicher inszeniert und musikalisch unterlegt wurde, dass ihr eine besondere Spannung innewohnt.

Es gibt für mich aber einfach vieles, was in OHMSS nicht funktioniert und das gilt selbst dann, wenn ich die unterirdische Leistung des Amateurs in der Hauptrolle ignoriere oder ausklammere (wenngleich das sehr viel verlangt ist von einer professionellen, teuren Filmproduktion). Allen voran ist mir das Pacing und die Handlungsentwicklung in OHMSS ein gewaltiger Dorn im Auge. Vieles davon geht auf Fleming zurück, sicher, aber das macht es für mich nicht besser. Der Film zerfällt regelrecht in drei Segmente: Die ersten fünfzig Minuten zeigen Bond, der sich an die Contessa heranmacht, durch sie ihren Vater kennenlernt und - um Informationen über Blofeld zu sammeln, immerhin sitzt ihm der Grantler M im Nacken - dabei den Romeo-Agent mimt, um Tracy zu erobern und so von Draco Informationen zu erhalten. Die nächste lange Passage spielt in Piz Gloria und ignoriert alles Vorherige nahezu vollkommen. Bond ist jetzt undercover in seiner Mission unterwegs, wird enttarnt, erhält gerade noch die nötigen Infos und flieht.

Sobald er dann wieder auf Tracy trifft ist OHMSS eigentlich nur noch durchgängig ein Actionfilm. Tracy und Bond fliehen, halten zwei Minuten zum Schmusen und Verloben an, fliehen weiter, Tracy wird erwischt, Bond guckt bockig, Tracy wird befreit, Blofeld wird bekämpft usw. Ab diesem Punkt gibt es nur noch wenig Handlung, nur noch wenig zu erzählen, stattdessen wird viel Ski gefahren und noch viel mehr mit Maschinengewehren rumgeballert. Bei keinem anderen Bondfilm vor GE/TND empfinde es als so stark wie bei OHMSS, dass irgendwann nur noch in den Actionmodus geschaltet und eine Verfolgungsjagd und Ballerei nach der anderen gezündet wird. Bis auf die Szene in der Scheune und die andere Szene in Ms Büro findet in OHMSS ab Bonds Flucht vom Schilthorn nur noch (zugegeben: durchweg ziemlich gute) Action statt - mir ist das zu viel bei gleichzeitig zu wenig Handlung.

Besonders schwach ist aber der Plot selbst in meinen Augen. Die ganze Ermittlungspassage in OHMSS ist für mich nicht gut genug konstruiert. Bond kommt auf dem Berg an, gibt sich als asexueller (oder homosexueller?) Sir Hillary Bray aus und versucht, mehr über Blofeld und seinen nächsten großen Plan in Erfahrung zu bringen. Als er merkt, dass er damit nicht weitkommen wird, lässt er sich auf gleich mehrere Affären mit den Berg-Patientinnen ein und hofft, irgendwie so mehr rauszubekommen. Aber: Tut er nicht. Bis auf die Tatsache, dass die Damen nachts mit Hypnoseblödsinn aus der Flowerpower-Zeit der 60er vollgedröhnt werden, erfährt Bond absolut nix. Als er schließlich auffliegt, muss Blofeld ihm daher einfach alles verraten, was Bond in den vergangenen 45 Minuten nicht mal ansatzweise in Erfahrung bringen konnte. Es ist ein von uns Fans oft bereitwillig abgenicktes Klischee, dass der Bösewicht gegenüber dem gefangenen Bond breit seine Pläne erläutert, aber nirgendwo ist das für mich blöder als in OHMSS, weil es hauptsächlich deshalb passiert, da der Film sich vorher keine Mühe gegeben hat, Bond beim Ermitteln tatsächlich etwas entdecken zu lassen.

Man vergleiche das mal mit den beiden direkten Vorgängern TB und YOLT, die Bond dauerhaft dabei zeigen, wie er nach Spuren und Hinweisen sucht, wie er nach und nach klüger wird und mehr hinter die Verstecke und Pläne der Schurken kommt. Sicherlich ist kein Bond davor gefeit, auf Zufälle und Unwahrscheinlichkeiten zu setzen, aber während ich in YOLT sehr gut nachvollziehen kann, wie 007 seinem Ziel immer näher kommt und letztlich erst Osatos Beteiligung (und damit auch SPECTRE als Drahtzieher) und dann Blofelds Vulkanversteck entdeckt, bekommt er in OHMSS eine geschlagene dreiviertel Stunde nix gebacken und braucht Kojak, damit der ihm den Film spoilert. Richtig absurd ist dann, dass Blofeld seine Nemesis in einen Raum sperrt, der a) durch etwas Sabotage seitens der Doppel-Null mal eben den einzigen Weg rauf und runter vom Berg erschweren könnte und b) ein Fenster hat.

Schon klar, die Villains nehmen Bond immer gefangen, statt ihn umzubringen, aber ihn in einem Raum mit Fenster einzusperren (welches dann auch gar nicht so schwer zu erreichen ist), ist schon eine hübsche Dummheit. In MR gibt es so eine Szene zumindest in Ansätzen auch, aber da braucht Bond wenigstens ein Q-Gadget, um zu entkommen. In OHMSS braucht er nur einigermaßen sportlich zu sein. :lol: Ich verstehe auch bis heute nicht, welche Funktion Campbell im Film eigentlich genau hat. Ist er dazu da, um Spannung zu erzeugen, weil wir glauben sollen, dass er Bond im Zweifel zur Hilfe kommen wird? Aber warum wird er dann gefangengenommen, bevor Bond in Bedrängnis gerät? Was soll seine Figur, was sollen seine Szenen?

Es gibt aber auch später noch einige Momente, die für mich nur unzureichend aufgehen und bei denen Hunt dem dramatischen Gewicht, mit dem er seinen Film beladen will, einfach für meinen Geschmack nicht gerecht wird. Bond ist in Tracy verliebt, das arbeitet er gut heraus. Erst lässt er Satchmo dafür mal richtig losschmettern, dann bekommt Tracy im letzten Drittel in der Action einen sehr aktiven Posten (gute Idee, sie das Auto fahren zu lassen beim Stock Car Rennen) und schließlich landen sie zusammen in der arg kitschigen Scheunenszene. Alles in Ordnung. Es war auch ein schöner Einfall, die bewusstlose Tracy im Fenster in Ms Büro zu spiegeln, während Bond besorgt nach draußen schaut. Blöd ist aber, dass der Moment von Tracys Rettung dann überhaupt nicht genutzt wird.

Was meine ich damit? Nachdem Tracy sich selbst per Zweikampf aus einer misslichen Lage befreit und Bond und Draco sich durch einen Haufen von SPECTRE-Deppen geballert haben, gibt es überhaupt keine gemeinsame Szene mehr zwischen den beiden, bis zur abschließenden Hochzeit. Bond läuft einmal um die Ecke, ruft "Tracy", geht zwei Schritte auf sie zu und ballert dann direkt die nächsten Bösewichte ab und rennt davon in Richtung Blofelds Labor. Tracy ruft dann noch ein paar Mal schrill "James", bis der genervte Papa seine Brut ins Land der Träume boxt. Bonds Wiedersehen mit Tracy passiert buchstäblich im Vorbeigehen, danach jagt er Kojak hinterher. Das ist irgendwie ein bisschen wenig nach all dem Gewicht, den diese Rettungsmission haben soll (insbesondere, da Bond dafür über den Kopf seines Vorgesetzten hinweg agiert und mit einem Gangsterboss kooperiert).

Nun will ich vom lange Zeit längsten Film der Reihe nicht unbedingt erwarten, dass er noch länger sein müsste, aber ein wenig mehr Interaktion zwischen Bond und Tracy zwischen ihrer Gefangennahme und der Hochzeit wäre doch nett gewesen. Zumal ich den eigentlichen Showdown wie gesagt enttäuschend finde: Die Klopperei auf dem Bob zwischen Blofeld und Bond ist einer der erschütterndsten Einsätze von Rückprojektionen der Bond-Geschichte. EON hat sich bezüglich dieser Technik nie mit Ruhm bekleckert (besonders mies fallen so auch Momente in DN, MR, AVTAK und LTK auf), aber teilweise veranstaltet das Hintergrundbild in diesem Fall ein groteskes Rambazamba, welches rein gar nichts mehr mit physikalischen Gesetzmäßigkeiten zu tun hat. Das wäre 1969 definitiv besser gegangen.

Klingt jetzt alles sehr negativ, ist nur bedingt so gemeint. Tatsächlich wollte ich mich mit diesem Post einfach mal mehr auf das Negative konzentrieren, da der Film ja in diesem Forum generell sehr gut wegkommt und sich so mehr Diskussionsmöglichkeit bietet. Bitte seht den Text also nicht als Review, sondern als lose Meinungsansammlung. Wichtig: Ich mag OHMSS, so wie ich wirklich fast alle Filme der Reihe sehr mag. Er hat starke Action, tolle Darsteller, teilweise bemerkenswerte Aufnahmen, eine der coolsten Locations der Reihe (Piz Gloria) und einen fantastischen Soundtrack, dessen markantes Leitmotiv ich privat häufig höre. Ich mag nur einfach von den ersten 11-16 Bondfilmen nahezu alle mehr als diesen.
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Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

1496
Deine Kritik daran, dass Bond erst keine relevanten Infos findet, Blofeld dann aber alles ausplappert, kann ich in gewissem Umfang nachvollziehen, aber einige Dinge lässt du da außer Betracht.

Zum einen lebt der Film (für mich) von ganz anderen Dingen. Blofelds Ausrottungs-Plan ist (obwohl komplett irre und größenwahnsinnig) völlig nebensächlich. Die Handlung mit der Beziehung zu Tracy hatten wir so noch nicht. Auch die Actionszenen im Schee sind (für mich) ein absolutes Highlight.

Außerdem geht es bei Bonds Mission auch gar nicht darum, Blofelds 'bösen Plan' zu vereiteln. Eigentlich ist er von Anfang an hinter Blofeld her weil? Ja, warum eigentlich? Wahrscheinlich hat er schon vor der Handlung von OHMSS böse Dinge angestellt. Jedenfalls erfahren wie von M, dass er Blofeld seit zwei Jahren jagt.

Soll heissen: Den ganzen Virus-Plan könnte man auch streichen, es würde für den Film keinen großen Unterschied machen. In jedem Film verfolgt der Bösewicht einen Plan, in DN das Toppling der US-Raketen, in FRWL die Sache mit der Lektor, ...
In OHMSS will Blofeld die UN mit einem Virus erpressen, um Amnesie zu erhalten. Wirklich relevant für die Handlung ist das aber nicht. Der Film lebt von ganz anderen Dingen. Ob Blofeld nun in dieser einen Szene seinen Virus-Plan erklärt, spielt kaum eine Rolle.


Dass Bonds Flucht aus seiner Zelle einfach war, finde ich jetzt aber nicht unbedingt. Wir sehen, dass er mehrere Versuche braucht, da die Seilbahn ständig wieder abfährt und sich die Stahlseile bewegen. Unter ihm geht es viele Meter in die Tiefe, den Boden sieht man nicht einmal. Dann werden ihm noh fast die Finger von der Seilbahn durchtrennt. Einmal hängt er am Abgrund und kann nichts unternehmen, da sich sie Zahnräder neben ihm bewegen, mit den Beinen kann e nirgends Halt finden. Etwas weniger Ausdauer und er wäre in den Tod gestürzt. Um ehrlich zu sein: Ich fiebere da mit Bond mit und halte ähnlich die Luft an wie bei der Atombombenentschärfung in TSWLM.


Deine Kritik an Campbell teile ich aber. Einzig relevant ist nur, dass er Bond in Bern das Gerät per Kran in die Anwaltskanzlei liefert. Ansonsten stellt er sich dumm und naiv an, ohne dass man wirklich erfährt, was er eigentlich vorhat. Glaubt er ernsthaft, dass man ihn mit der eindeutig als 'Privat' ausgeschilderten Gondel nach Piz Gloria bringt? Und was will er da eigentlich? Verdeckt ermitteln? Anders als Bond (Bray) hat man ihm jedenfalls keine glaubwürdige Gelende gegeben. Im Gegenteil, er verhält sich sehr auffällig und merkwürdig. Im Ergebnis hat Bond unter ihm auch nur Schaden genommen, immerhin war er es, der Blofeld (unter Folter?) über Bond informiert hat.


Mal ein Nachtrag, exakt 24 Stunden nach dem Beitrag verfasst: Inzwischen kann ich auch ganz easy von einem Virus schreiben, ohne sofort an Corona denken zu müsssen. 24 Stunden hat es gedauert, bis ich das gecheckt habe. Vor einem halben Jahr wäre das wohl noch anders gewesen.
Zuletzt geändert von Henrik am 3. September 2023 15:25, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

1497
Ich teile deine Ernüchterung, Hille - und zwar seit ich den Film kenne. :) Es ist halt am Ende in meinen Augen eindeutig der schwächste EON-Bond (wohlgemerkt EON-Bond, nicht, dass da noch jemand auf dumme Gedanken kommt! :mrgreen: ) der 60er Jahre. Das ist zwar Klagen auf hohem Niveau, aber ich ziehe wirklich jeden Connery-Bond (noch nicht mal nur der 60er, noch nicht mal nur von EON) diesem irgendwie zwischen den Stühlen sitzenden Film vor. Und ja, das Tempo und die Lauflänge sind schon ein Problem in Kombination mit der oft etwas vor sich hin schlurfenden Handlungsentwicklung. Hinzu kommt ein gemessen am Serienstandard eher schwaches Bedrohungsszenario. Gute Besetzung (bis auf die Hauptrolle), schöne Locations, gute bis starke Action, tolle Musik - aber das haben eben auch alle anderen 60s Bond.
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Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

1498
Henrik hat geschrieben: 2. September 2023 15:22 Deine Kritik daran, dass Bond erst keine relevanten Infos findet, Blofeld dann aber alles ausplappert, kann ich in gewissem Umfang nachvollziehen, aber einige Dinge lässt du da außer Betracht.

Zum einen lebt der Film (für mich) von ganz anderen Dingen. Blofelds Ausrottungs-Plan ist (obwohl komplett irre und größenwahnsinnig) völlig nebensächlich. Die Handlung mit der Beziehung zu Tracy hatten wir so noch nicht. Auch die Actionszenen im Schee sind (für mich) ein absolutes Highlight.

Außerdem geht es bei Bonds Mission auch gar nicht darum, Blofelds 'bösen Plan' zu vereiteln. Eigentlich ist er von Anfang an hinter Blofeld her weil? Ja, warum eigentlich? Wahrscheinlich hat er schon vor der Handlung von OHMSS böse Dinge angestellt. Jedenfalls erfahren wie von M, dass er Blofeld seit zwei Jahren jagt.

Soll heissen: Den ganzen Virus-Plan könnte man auch streichen, es würde für den Film keinen großen Unterschied machen.
Das stimmt alles, Henrik. Ich sehe es wie du, dass die eigentliche Virus-Bedrohungsgeschichte für OHMSS relativ irrelevant ist und Bond ohnehin hauptsächlich darauf aus ist, seine Nemesis generell zu stellen und zu verhaften. Aber ich lasse den Film da trotzdem nicht so leicht davonkommen. Ab dem Moment, in dem Bond auf Piz Gloria ankommt, wird uns ein Bond gezeigt, der ermittelt, der Blofeld auf die Spur kommen und dessen Plan durchschauen will - und in dem Moment, in dem ich Bond eine Dreiviertelstunde beim erfolglosen Ermitteln zuschaue, kann sich dann der Film auch nicht mehr damit ausreden, dass es auf den Schurkenplan im Hintergrund ja "eigentlich" gar nicht ankommt. Zumal es im Showdown dann zwar eigentlich konsequent vor allem um Tracys Rettung gehen sollte, die aber lächerlich beiläufig abgefrühstückt wird, damit 007 den Onkel Ernst eine ganze Weile durch den Schnee jagen darf. OHMSS war bis 2006 der längste Bondfilm und da nutzt er für mich seine Zeit einfach nicht optimal. Alles auf Piz Gloria ist relativ gemächlich erzählt, Bond stolpert und vögelt sich eine Zeit lang ohne viel Handlungsfortschritt über den Berg, bis dann schlagartig Blofeld ihn in alles einweiht und eigentlich (mit nur wenig Pausen) bis zum Schluss nur noch eine Actionszene nach der anderen kommt - das ist mir inhaltlich zu dürftig. Es hilft vielleicht auch nicht, dass die ganze Tarnungsmasche rund um Sir Hillary Bray wirklich sehr albern auf mich wirkt. Das liegt zu einem Großteil daran, wie mies Lazenby das spielt, aber auch an den äußeren Umständen: Ausgerechnet der wohl körperlich sportlichste und athletischste Bonddarsteller mimt den unsportlichen, mit Höhenangst geplagten Büro-Nerd? :lol: :mrgreen:

Ich verstehe durchaus, dass der Film für viele Fans von anderen Elementen lebt, etwa von der ungewöhnlichen Tracy-Beziehung, die auch konträr dazu, wie das bei Bond sonst passiert, über die Actionszenen entwickelt wird (abgesehen von der Satchmo-Montage). Alles schön und gut, aber ich hätte gerne die hübsch entwickelte Tracy-Beziehung UND eine gute & spannende Handlung bekommen. Anatol hat es mit der "schlurfenden Handlungsentwicklung" ganz gut zusammengefasst: Hunt gelingt es zwar durchaus, die vielen Szenen schön ineinander fließen zu lassen, aber mir fehlt da zu oft das klare Ziel vorm Auge. Das erste Drittel (Bond rettet Tracy, folgt ihr, lernt sie kennen, trifft auf Draco, wird in dessen Plan eingeweiht, hat Zoff mit M, baggert Tracy an etc.) ist definitiv spannend und abwechslungsreich, aber schon da ist mir die Erzählung nicht konzentriert und zielstrebig genug. Ein vielleicht ketzerisches Beispiel: Ist die Szene, in der Bond gegenüber M kündigt, bockig in sein Büro stampft und dann dank Moneypenny doch bloß beurlaubt wird, wirklich stark genug, dass sie unbedingt im recht langen Film sein musste? Jaja, klar, sie zeigt uns, dass Bond sehr verbissen hinter Blofeld her ist und begründet so, dass er den Deal mit Draco eingeht. Aber andersrum: Mussten wir das wirklich so drastisch vor Augen geführt bekommen? Hätte ohne die Szene irgendwer von uns daran gezweifelt, dass Bond für seine Mission so einen Deal eingehen würde?

Ich will jetzt auch gar nicht übermäßig streng wirken, da mir der Film schon gefällt, aber OHMSS ist mir in Summe einfach trotzdem zu schwach geschrieben und zu unkonzentriert erzählt. Und ich glaube, auch wenn ich meine Rangliste mal wieder etwas überarbeiten dürfte, er müsste deshalb (+ der miese Hauptdarsteller, + der dick aufgetragene Kitsch an manchen Stellen) für mich tatsächlich der schwächste Film der Reihe zwischen 1962 und 1989 sein.
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Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

1499
Casino Hille hat geschrieben: 3. September 2023 02:21 Ab dem Moment, in dem Bond auf Piz Gloria ankommt, wird uns ein Bond gezeigt, der ermittelt, der Blofeld auf die Spur kommen und dessen Plan durchschauen will…
Bond ist doch überhaupt nicht auf Piz Gloria, um Blofelds Plan herauszufinden.
Vielmehr gibt er sich als Hillary Bray aus, um herauszufinden, ob der „Direktor des Instituts“ wirklich Blofeld ist. Bond weiß also bis zur Festnahme nicht, dass es wirklich Blofeld ist und das er einen Plan hat. Davon abgesehen ermittelt Bond ja im Film eigentlich nicht 45 Minuten, sondern nur 15 Minuten (von der Ankunft auf Piz Gloria, bis zur Enttarnung). Realistische Handlungszeit dürften hier 2 Tage sein. Dein Argument für die etwas stumpfe und schleppende Erzählung kann ich nicht im Ansatz teilen.
Der letzte Satz von Bond, bevor er mehr oder minder gut getarnt in die Schweiz fährt ist: „Wenn er wirklich unser Mann ist, möchte ich ihn gerne aus der Schweiz rausbringen“. Da es auch nicht DEN roten Faden in der Timeline der Filme zwischen 1962 und 1989 gibt, muss man davon ausgehen, das Lazenbys Bond Blofeld noch nie gesehen hat - und andersherum (der Film würde ja sonst mir der vorherigen Begegnung aus YOLT keinen Sinn machen, aber das wurde hier ja auch schon paarmal diskutiert). Blofeld enttarnt sich nach Bonds Festnahme im Grunde selber und gibt seinen Plan unnötigerweise weiter.

Die Rückprojektionen aus LTK sind mir bei der letzten Sichtung auch aufgefallen, sind aber bei weitem nicht so schlimm wie im TB Finale, in YOLT, TSWLM oder MR.
"Are you looking for shells?"
"No, I'm just looking."

Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

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Patrice hat geschrieben: 3. September 2023 16:50 Vielmehr gibt er sich als Hillary Bray aus, um herauszufinden, ob der „Direktor des Instituts“ wirklich Blofeld ist. Bond weiß also bis zur Festnahme nicht, dass es wirklich Blofeld ist und das er einen Plan hat. Davon abgesehen ermittelt Bond ja im Film eigentlich nicht 45 Minuten, sondern nur 15 Minuten (von der Ankunft auf Piz Gloria, bis zur Enttarnung).
Das seh ich anders. Bond versucht natürlich auch herauszufinden, was da oben in dem Institut vor sich geht, deswegen beginnt er ja überhaupt erst gleich mehrere Affären und stochert herum. Klar, theoretisch kann das auch einzig und allein durch sein Schützenjagd-Dasein motiviert sein, aber das ändert für mich dann absolut nichts daran, dass die Handlungsentwicklung dieses Films sehr langsam ist und schleppend vorangeht. Schlimmer noch: Sobald dann ein Anflug von Handlung aufkommt und das Bedrohungsszenario bekannt ist, hat der Film nur noch ewig viel (wenn auch meist gute) Action im Gepäck, aber sonst nichts mehr zu bieten. Mir hat OHMSS da einfach zu wenig Handlung bei zu viel Laufzeit.

Beim roten Faden stimme ich zu und an sich sehe ich das auch so, aber nun ist OHMSS auch ausgerechnet der Bondfilm, der mehrfach wie unter Zwang stehend auf andere Bondfilme anspielt.
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