AnatolGogol hat geschrieben: 7. Oktober 2024 08:01 Wenn man bedenkt, wie innovativ zB Frankenheimer oder Jewison mit der Splitscreen-Technik zuvor bereits umgegangen waren

Hier der Beweis, dass ich tatsächlich mitlese (wenn auch sicher nicht immer 100% en detail).

Wie sehen denn so die allgemeinen Empfehlungen zu Frankenheimer in den 60ern aus? Ich bin vor kurzem irgendwo im Internet über seinen Film Seconds gestolpert und würde mir den gerne mal anschaffen, gäbe es z.B. einen bestimmten, den man sich gleich dazu holen sollte oder könnte, um eine Doppelbestellung zu haben?

Also für Prime-Frankenheimer wären meine zwei absoluten Empfehlungen:

The Train (1964): Burt Lancaster als Resistance-affiner französischer Bahner, der einen Zug aufhalten will, mit dem die Nazis Raubkunst nach Deutschland bringen wollen. Sowohl als Kriegs-Actioner als auch als starkes Figurendrama absolut sehens- und empfehlenswert.

Grand Prix (1966): James Garner, Yves Montand & Co. kämpfen um die Formel 1-Weltmeisterschaft und um ihre kaum weniger aufregenden Liebesleben. Zusammen mit Le Mans DER RENNFAHRFILM. Grandios gefilmte Rennszenen vermengt mit einer packenden Handlung und starken Figurenkonstellationen. Auch hier gilt wieder: absolut sehens- und empfehlenswert!

Mit Seconds bin ich übrigens nicht so recht warm geworden, das aber nur am Rande.

The Train ist großartig, also würde ich dir den nahelegen, aber Grand Prix, Birdman of Alcatraz und der Oberklassiker Manchurian Candidate sind auch alle wirklich sehr gelungen.

EDIT: Mein Airport-Marathon-Kollege war schneller.

Ich bin ein großer Freund seines Spätwerks, das immer etwas hinten runter fällt. Vor allem die beiden "dreckigen" kleinen Thriller 52 Pick Up (mit Scheider) und Dead Bang (mit Johnson) schaue ich immer wieder gerne. Ronin ist toll und gefällt mir viel besser als btw. Frech Connection 2. Und Reindeer Games wandert bei mir um die Weihnachtszeit regelmäßig in den Player.

Frankenheimer in den 60ern, das ist für mich auch so ein gemischtes Vergnügen.
Er hat da seine besten Filme gemacht, aber die Beiden die heute als seine Besten gelten geben mir nicht so viel. The Manchurian Candidate, sein klar geschätztester Film, hat mich nicht so wirklich überzeugt (6/10), und Seconds ist zwar die Art von Flop die wegen seiner abgedrehten Inszenierung heute Kultpotential hat, aber ich fand ihn eher prätentiös und teils langweilig (5/10). Und ich glaube die schönste Szene des Films (die Weinstampfszene) fehlt auch in der Fassung die ich gesehen habe, oder war nur stark verkürzt drin.

Sein intensivster Film ist für mich jedenfalls der eher unbekannte The Gypsy Moths, und das wäre auch sein einziger Film der auf 9/10 kommen könnte. Was auch bedeutet daß Frankenheimer keiner der ganz Großen war.

The Train gefällt mir recht gut, aber ich denke daß der ursprünglich Regisseur, der von Lancaster gefeuerte Arthur Penn, da mehr raus geholt hätte. Ich habe ich kürzlich noch mal geschaut, und fand ihn etwas weniger gelungen als ich ihn in Erinnerung hatte (7/10).

Seven Days in May war mit einem sehr interessanten Stoff zu theaterhaft (6/10) und Grand Prix zu mainstreamig (4/10).

Gelungen sind noch 2 weitere Filme mit seinem damaligen Lieblingsschauspieler Burt Lancaster The Young Savages (8/10) und Birdman of Alcatraz (7,5/10).

Ab den 70ern sind seine Filme durchweg weniger gelungen, und sein wohl populärster Film seitdem Ronin hat mich leider auch nicht so wirklich überzeugt, die Action war nur ok und die Charaktere auf eine negative Art zu klischeehaft (6/10). Da hat mir Reindeer Games mehr Spaß gemacht (7/10)

Immerhin, nachdem er zwischenzeitlich total abgestürzt war, hat er noch ein hübsches Comeback hinbekommen.