24 - Season 7
Habe nun die siebte Staffel durch und kann nach der letzten Folge kaum glauben wie schlecht die gleiche Staffel einige Folgen vorher noch war. Ich hatte es schon angedeutet: Die erste Hälfte der Staffel ist gelinde gesagt purer Mist. Wo soll ich anfangen?
Da seien zum einen die Drehbücher. Während in früheren Staffeln hier Mängel durch Tempo und hervorragende Darsteller wett gemacht/kaschiert wurden, so tun sich hier Abgründe auf. Zum einem wird das Echtzeitkonzept eigentlich komplett über Bord geworfen. Zwar mag dies in manchen Momenten notwendig sein (zu lange Autofahrten), doch ist es hier einfach nur stümperhaft. Schon in der ersten Folge passiert z.B. folgendes: Ein Techniker wird auf offener Straße entführt, zu einem geheimen Ort gebracht und soll im Auftrag "der Bösen" ein Gerät reparieren. Zwischen der Entführung und der Fertigstellung der Reparatur vergehen nicht einmal 7 Minuten! Hier waren frühere Staffeln besser, so wäre beispielsweise die Reparatur frühestens nach 30 Min fertig gewesen. Als Gegenbeispiel -wie man es zuvor richtig machte- sei hier noch eine Reise aus Staffel 3 angebracht: Jack fliegt im Jet von Kalifornien nach Mexiko und braucht dafür 45 Min. Ingesamt durchaus glaubhaft und dem Echtzeitkonzept entsprechend, die Zeit wurde mit den Nebenhandlungen überbrückt und das auch sehr gut.
Aber nicht nur dieser Punkt fällt extrem negativ aus: die Ideen der "Bedrohung" (das 24-MacGuffin um die Handlung auf Trab zu halten) in der ersten Hälfte der Staffel sind selbst für 24 geradezu hirnrissig: Sowohl die ganze militärische als auch öffentliche Infrastruktur der USA wird durch eine(!) Firewall geschützt. Als ob das nicht genug wäre, kann diese Super-Firewall auch noch von einem kleinen Kasten ausgeschaltet werden.... Sorry aber selbst die Wiederverwertung eines früheren MacGuffin wäre befriedigender gewesen. Hier haben die Drehbuchautoren versagt.
Aber nicht nur hier. Die üblichen Maulwürfe sind diesmal auch noch viel zu vorhersehbar. Während die Enthüllung der Maulwürfe früher beim Zuschauer für offene Münder gesorgt hat kann man in der ersten Hälfte der Staffel 7 die Maulwürfe schon sehr sehr früh erkennen. Dazu kommt auch noch, dass man es mit der Anzahl der Maulwürfe auch übertreibt.
Auch das Thema "Jack Bauer Verhaltensweisen" wird überstrapaziert. Er foltert und foltert... und liegt dabei immer richtig. Das Prinzip "Jack is always right" wird hier über die Schmerzgrenze hinaus strapaziert. Mal ganz abgesehen davon, dass die Drehbücher meist so schlecht sind, dass kaum das Sucht-Gefühl nach der nächsten Folge aufkommt, so wie Aber erstmal genug der Drehbuchschwächen, es gibt noch weitere gravierende doch das würde den Rahmen sprengen....
Kommen wir zu der nächsten gravierenden Schwäche: Den Darstellern. Kiefer Sutherland spielt seinen Jack wie immer... ach was... er IST Jack Bauer.

Allerdings kann auch er nicht die schlechten Drehbucharbeiten der ersten Hälfte kaschieren. Was negativ auffällt sind die viele negativen Neubesetzungen. Die Darstellerin der Präsidentin bleibt die ganze Staffel über farblos. Ihrem Charakter kann sie im Grunde keinerlei Charakter oder Tiefe geben. Erinnern wir uns im verglich doch nur an die beiden Palmer-Präsidenten und Charles Logan: Alles super geschriebene Rollen denen ihre Darsteller eine tolle Tiefe gaben. Die Präsidentinnenrolle ist wohl einer der negativsten Punkte der Staffel, schlecht geschrieben und mindestens ebenso schlecht verkörpert. Dies trifft auch auf die Präsidentinnen-Tochter zu, aber weniger auf den First-Gentleman. Sein Part ist nicht sonderlich gut geschrieben, dem Schauspieler kann man wenig vorwürfe machen, er versucht das Maximum aus der Vorlage zu holen. Positiv auf der Darstellerseite sind verschiedene Nebenrollen im Weissen Haus und natürlich die Wiederkehr der alten CTU-Recken. Zu Tony komme ich noch gleich.
Eine weitere Schwäche der ersten Hälfte ist scheinbar der Sparzwang. War 24 zuvor eine Serie die mitunter die Produktionswerte eines Kinofilms vorweisen konnte, so war in der ersten Hälfte kaum etwas davon zu sehen. Größere Actionszenen sind so z.B. Mangelware aber vor allem fällt dies an den Sets auf. Konnte man zuvor die überaus stylische CTU vorweisen, so ist das FBI-Büro in dieser Staffel eine überaus billig und einfach wirkende Kulisse. Dies und andere Set-Sünden geben der ersten Hälfte der Staffel manchmal einen ziemlich billigen Look. Die missglückte FBI-Zentrale übte sich sogar auf die Cinematografie aus. Während die frühere CTU mit ihren Lamellen als Raumteilen, Pfeilern und anderen Schmankerln eine perfekte Vorlage für dokumentarisch-voyeuristisch angehauchte Kameraarbeit brachte, so wirken diese Stilmittel in dem einfachen FBI-Büro eher unfreiwillig komisch. Was die Produktionswerte angeht scheint man dies aber wohl auch während des Drehs selber gemerkt zu haben...
Soweit einige der Mängel der ersten Hälfte. Ab der Folge mit dem Angriff General Jumas auf das Weisse Haus macht die siebte Staffel was Drehbücher, Produktionswerte, Echtzeitkonzept und fast alles andere angeht einen Sprung nach oben. Innerhalb von ein bis zwei Folgen findet die Serie zurück zur alten spannenden Form. Der Angriff auf das Weisse Haus und die Stürmung der Starkwood-Militärbasis sind dabei wohl auch zwei Highlights der kompletten Serie. Hier sieht 24 wieder wie 24 aus
Auch was das Jacks "Verhörmethoden" angeht so zeigt sich die Serie gerade gegen Ende der Staffel hin wesentlich kritischer. Gerade der Dialog zwischen Jack und dem Iman in der letzten Folge gehört zu den bewegendsten der Serie. Über Jon Voights Schauspielleistungen muss auch kein Wort des Tadels verloren werden, er macht seinen Job einfach wunderbar.
Tony Almeidas Rückkehr gehört zu den richtig tollen Dingen der Season 7, allerdings ist sein letzter Seitenwechsel (wieder von Gut auf Böse/eigenes Ziel) einfach nicht überzeugend und angesichts der vorherigen Ereignisse nicht sonderlich logisch. Die Idee der Rache Tonys ist zwar gut, aber schlecht ausgeführt. Wäre er einfach der mehr oder weniger derjenige in der Grauzone zwischen Gut und Böse geblieben der auf der Flucht ist (wie zeitweise in der Staffel) wäre dies wesentlich besser gewesen.
Eine Abschliessende Bewertung?
Einer geradezu miesen ersten Hälfte schließt sich eine starke zweite Hälfte an.
5 von 10 Punkten
Sollte eine versöhnliche Wertung sein
