iHaveCNit: Jawan (2023) – Atlee Kumar
Deutscher Kinostart: 07.09.2023
gesehen am 24.09.2023 in Originalversion mit englischen Untertiteln und Pause
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 5 – Reihe 13, Platz 15 – 20:00 Uhr
Selbst wenn Bollywood und das indische Kino ein riesiger Filmmarkt sind, schwappen nur eine überschaubare Menge an Produktionen nach Deutschland und auch an mir sind Filmproduktionen aus Bollywood komplett bisher vorbeigezogen. Nach dem großen Hype um „RRR“, den ich aufgrund seines hauptsächlichen Release auf Netflix noch nicht geschaut habe und sich meine hauptsächliche Filmauswertung eher aufs Kino fokussiert, hat sich aktuell „Jawan“ mit dem indischen Superstar Shah Rukh Khan empfohlen, der sich durchaus einen guten Platz in meinem Jahresranking erarbeiten und eine interessante Kino-Erfahrung bieten konnte.
Ein geheimnisvoller Mann und ein Team aus sechs Frauen kidnappen einen Zug in Mumbai mit dem Ziel einer Entschädigung für Landwirte, die unter den schlechten Arbeitsbedingungen im Land leiden. Doch das ist nur der Beginn eines groß angelegten Rachefeldzuges des geheimnisvollen Manns und dem Team aus Frauen, der ihn ins Visier der Ermittlungsbehörden, der Politik und auch eines skrupellosen, mächtigen Geschäftsmanns bringt.
„Jawan“ ist viel – sehr viel – und Vieles auf Einmal ! In seinen knapp 3 Stunden, die dann auch noch gekonnt mit einer Pause und einem interessanten Cliffhanger unterbrochen werden, bekommen wir nicht nur einen furios inszenierten Action-Thriller geboten, sondern noch wesentlich mehr als das. In seinem Gesamtbild bietet der Film darüber hinaus eine mitreißend witzige Liebesgeschichte, ein ergreifendes Familiendrama, dass genau wie viele kleine Nebenhandlungen in das thematische Lager von Rachefeldzügen münden wird, eine klassiche Robin-Hood-Story sowie eine interessante und prägnante Systemkritik an der indischen Gesellschaft, Wirtschaft und Politik, bei dem der Film durchaus auch mal schon fast wie Propaganda anmuten mag und sich direkt an den Zuschauer richtet. Der Film bietet neben einem großartigen Shah Rukh Khan auch einen tollen ergänzenden Cast mit vielen toll geschriebenen und gespielten Frauenfiguren, bei denen vor allem Nayanthara und Deepika Pakundone hervorzuheben sind. Vielleicht mag es früher in Bollywood so gewesen sein, aber sowohl die Action als auch die Tanzszenen fühlen sich hier im Film sehr rund integriert und auch trotz ihrer furiosen Inszenierung sehr geerdet und natürlich an. Das, was alle hier abliefern ist großartig und auf jeden Fall einen Blick wert.
„Jawan“ – My First Look – 9/10 Punkte.
Re: Zuletzt gesehener Film
107iHaveCNit: Wild wie das Meer (2023) – Heloise Pelloquet – Atlas Film
Deutscher Kinostart: 21.09.2023
gesehen am 26.09.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie - Parkett – Reihe 4, Platz 9 – 18:45 Uhr
Trotz einer Filmauswahl des aktuellen Wochenende im Kino, die eher entbehrlich und damit „expendable“ ist, kann man im Arthouse-Bereich auf den französischen Bereich gleich doppelt zählen. Nach dem bereits von mir gesichteten „Die einfachen Dinge“ von Eric Besnard ist es gerade „Wild wie das Meer“ von Heloise Pelloquet, der mir am meisten gefallen hat.
Mit ihrem Mann Antoine betreibt Chiara auf einer Insel vor der Atlantikküste Frankreichs Fischerei. Gemeinsam nehmen die beiden den jungen, aus gutem Hause stammenden Maxense als Auszubildenden bei sich auf. Auch wenn Chiara anfangs noch etwas genervt von dem jungen Maxense ist, scheint sie durch die charmante und selbstbewusste Art immer stärker von ihm angezogen zu werden und durch die gemeinsame Affäre ihr eigenes Leben infrage zu stellen.
Mit 95 Minuten ist „Wild wie das Meer“ ein kleiner, kompakter Film geworden, der sich voll und ganz auf vor allem das großartige Duo aus Cecile de France und Felix Lefebvre fokussiert. Wir sind in dem Film vor allem Beobachter, die sich von dem Zusammenspiel wie Wellen treiben lassen. Klar gibt es durchaus Momente und zwischenmenschliche Beziehungen, die eher oberflächlich auf dem Meer des Films treiben, aber der Film fühlt sich bis auf wenige Elemente sehr geerdet, bodenständig, ehrlich und erwachsen an, was auch für die leidenschaftlichen Szenen zwischen Chiara und Maxense gilt.
„Wild wie das Meer“ - My First Look – 8/10 Punkte.
Deutscher Kinostart: 21.09.2023
gesehen am 26.09.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie - Parkett – Reihe 4, Platz 9 – 18:45 Uhr
Trotz einer Filmauswahl des aktuellen Wochenende im Kino, die eher entbehrlich und damit „expendable“ ist, kann man im Arthouse-Bereich auf den französischen Bereich gleich doppelt zählen. Nach dem bereits von mir gesichteten „Die einfachen Dinge“ von Eric Besnard ist es gerade „Wild wie das Meer“ von Heloise Pelloquet, der mir am meisten gefallen hat.
Mit ihrem Mann Antoine betreibt Chiara auf einer Insel vor der Atlantikküste Frankreichs Fischerei. Gemeinsam nehmen die beiden den jungen, aus gutem Hause stammenden Maxense als Auszubildenden bei sich auf. Auch wenn Chiara anfangs noch etwas genervt von dem jungen Maxense ist, scheint sie durch die charmante und selbstbewusste Art immer stärker von ihm angezogen zu werden und durch die gemeinsame Affäre ihr eigenes Leben infrage zu stellen.
Mit 95 Minuten ist „Wild wie das Meer“ ein kleiner, kompakter Film geworden, der sich voll und ganz auf vor allem das großartige Duo aus Cecile de France und Felix Lefebvre fokussiert. Wir sind in dem Film vor allem Beobachter, die sich von dem Zusammenspiel wie Wellen treiben lassen. Klar gibt es durchaus Momente und zwischenmenschliche Beziehungen, die eher oberflächlich auf dem Meer des Films treiben, aber der Film fühlt sich bis auf wenige Elemente sehr geerdet, bodenständig, ehrlich und erwachsen an, was auch für die leidenschaftlichen Szenen zwischen Chiara und Maxense gilt.
„Wild wie das Meer“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film
108iHaveCNit: Wochenendrebellen (2023) – Marc Rothemund – Leonine
Deutscher Kinostart: 28.09.2023
gesehen am 29.09.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 10 – Reihe 9, Platz 15 – 19:40 Uhr
Da ich mir noch etwas Zeit lassen kann, meine Zeilen für den an diesem Wochenende großartigen „The Creator“ zu verfassen, bin ich da einfach mal Rebell und starte direkt mit dem nächsten Film, der mich an diesem Wochenende interessiert hat und zu den besseren deutschen Filmen des Jahres gehört, weil mich die auf wahren Tatsachen basierende Geschichte auch auf persönlicher Ebene berühren konnte.
Der berufliche stark eingespannte Gastronomiemanager Mirco hat so langsam die Belastung seiner Frau Fatime mit dem neugeborenen Baby und vor allem dem großen Sohn, dem Asperger-Autisten Jason aus den Augen verloren. Als Jason erneut in der Schule durch Provokationen auffällig wird und ein Schulwechsel auf eine Förderschule droht, wird Jason durch eine Situation in der Schule davon inspiriert seinen Lieblingsverein zu suchen. Im Gegenzug zu ruhigem Verhalten in der Schule bittet er seinen Vater mit ihm durch die Stadien Deutschlands zu Spielen zu reisen, um seinen Lieblingsverein zu finden.
„Wochenendrebellen“ hat mich jetzt nicht unbedingt wegen der Fußballthematik interessiert, da ich auch persönlich weder Fan eines bestimmten Vereins bin noch Fußball aktiv verfolge. Für mich war es viel eher die Geschichte über einen Vater und seinen Sohn, die mich persönlich interessiert. Nicht zuletzt, weil ich auch privat Bruder eines Autisten bin und mich daher in die Belastung der Familie und ein wenig empathisch in die Gedankenwelt des von Cecilio Andresen großartig gespielten Jason reinfühlen kann und einige Situationen auch wieder erkannt habe. Regisseur Marc Rothemund schafft es auch, die Geschichte durch einige inszenatorische Elemente leicht immersiv die Welt von Jason erlebbar zu machen. Dazu kommt für mich noch, dass der Film mich gleichermaßen unterhalten und berühren konnte, macht diesen Film für mich zu einem tollen Film, den ich auch immer wieder gerne in Zukunft schauen und mit anderen Personen teilen möchte.
„Wochenendrebellen“ – My First Look – 9/10 Punkte.
Deutscher Kinostart: 28.09.2023
gesehen am 29.09.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 10 – Reihe 9, Platz 15 – 19:40 Uhr
Da ich mir noch etwas Zeit lassen kann, meine Zeilen für den an diesem Wochenende großartigen „The Creator“ zu verfassen, bin ich da einfach mal Rebell und starte direkt mit dem nächsten Film, der mich an diesem Wochenende interessiert hat und zu den besseren deutschen Filmen des Jahres gehört, weil mich die auf wahren Tatsachen basierende Geschichte auch auf persönlicher Ebene berühren konnte.
Der berufliche stark eingespannte Gastronomiemanager Mirco hat so langsam die Belastung seiner Frau Fatime mit dem neugeborenen Baby und vor allem dem großen Sohn, dem Asperger-Autisten Jason aus den Augen verloren. Als Jason erneut in der Schule durch Provokationen auffällig wird und ein Schulwechsel auf eine Förderschule droht, wird Jason durch eine Situation in der Schule davon inspiriert seinen Lieblingsverein zu suchen. Im Gegenzug zu ruhigem Verhalten in der Schule bittet er seinen Vater mit ihm durch die Stadien Deutschlands zu Spielen zu reisen, um seinen Lieblingsverein zu finden.
„Wochenendrebellen“ hat mich jetzt nicht unbedingt wegen der Fußballthematik interessiert, da ich auch persönlich weder Fan eines bestimmten Vereins bin noch Fußball aktiv verfolge. Für mich war es viel eher die Geschichte über einen Vater und seinen Sohn, die mich persönlich interessiert. Nicht zuletzt, weil ich auch privat Bruder eines Autisten bin und mich daher in die Belastung der Familie und ein wenig empathisch in die Gedankenwelt des von Cecilio Andresen großartig gespielten Jason reinfühlen kann und einige Situationen auch wieder erkannt habe. Regisseur Marc Rothemund schafft es auch, die Geschichte durch einige inszenatorische Elemente leicht immersiv die Welt von Jason erlebbar zu machen. Dazu kommt für mich noch, dass der Film mich gleichermaßen unterhalten und berühren konnte, macht diesen Film für mich zu einem tollen Film, den ich auch immer wieder gerne in Zukunft schauen und mit anderen Personen teilen möchte.
„Wochenendrebellen“ – My First Look – 9/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film
109iHaveCNit: The Creator (2023) – Gareth Edwards – 20th Century Studios
Deutscher Kinostart: 28.09.2023
gesehen am 28.09.2023 in Dolby Atmos
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 9 – Reihe 9, Platz 26 – 20:15 Uhr
gesehen am 02.10.2023 in Dolby Atmos
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 9 – Reihe 9, Platz 15 – 20:15 Uhr
Normalerweise wäre im Kinojahr 2023 für mich an der Spitze des Jahresrankings ein Triple-Threat-Match angesagt gewesen, bei dem sich sowohl der neuste Teil der Mission-Impossible-Reihe, Nolans „Oppenheimer“ und Denis Villeneuves zweiter Teil von Dune einen großartigen Kampf geliefert hätten. Doch dann kam der wichtige Streik der SAG-AFTRA und eine Verschiebung ins Jahr 2024 für Denis Villeneuves „Dune Part Two“ dazwischen, womit der Slot für das Science-Fiction-Erlebnis des Jahres frei geworden ist. Da hat mich der Juli besonders überrascht, denn vor „Dead Reckoning Part One“ kam der Trailer zu Gareth Edwards neuem Film „The Creator“, der knapp 7 Jahre auf seinen letzten Film „Rogue One – A Star Wars Story“ folgt. „The Creator“ hat direkt mein Interesse geweckt und dieses Interesse war auch absolut berechtigt, weil „The Creator“ vieles anzubieten hat, dass sich in den letzten Jahren immer wieder in meinen Toplisten wiederfinden konnte.
Durch die Fortschritte der Menschheit im Bereich von Robotik und KI kam es in Los Angeles zu einem explosiven Zwischenfall, der nicht nur zu einer traumatischen Vernichtung von tausenden Menschen, sondern auch zur Verfolgung und Vernichtung der KI geführt hat, von der noch einige Kolonien in Neu-Asien Zuflucht suchen. In Neu-Asien soll sich auch Nirmata, der Schöpfer der KI befinden. Der Söldner Joshua Taylor sollte eigentlich vor 5 Jahren in Neu-Asien undercover Nirmata ausfindig machen, bis ihn ein tragischer und persönlicher Zwischenfall traumatisiert hat und er nun sich eigentlich aus dem militärischen Dienst zurückziehen wollte, bis er erneut kontaktiert wird, Nirmata und eine neue gefährliche Waffe ausfindig zu machen ohne zu ahnen, wie eng diese Suche mit dem eigenen Trauma verbunden ist.
In der Phase, bevor „The Creator“ letztendlich in die Kinos gekommen ist, habe ich durchaus Stimmen vernommen, die „The Creator“ durch den Einfluss diverser filmischer Ideen und Vorbilder viel von seiner eigenen filmischen Identität und Originalität absprechen und der Film sich auch als Potpurri aus vielen filmischen Versatzstücken bezeichnen lassen kann. Vielleicht ist es aber auch mittlerweile Teil der Film- und Kinobranche geworden, dass Studios nur dann eine gewisse Menge an finanziellen Möglichkeiten freigeben, wenn man sich bei der Vorstellung der Idee auf bekannte und erfolgreiche Filme und Namen stützt. Gerade 2023 hat ja auch gezeigt mit vor allem „Barbie“ und „Der Super Mario Bros Film“ dass aus bekannten Marken Milliardenerfolge möglich sind und dass selbst bei der Finanzierung von einem Midbudget-Blockbuster wie „The Creator“, der letzten Endes mit 80 Millionen Dollar von Studios nicht mehr das große Risiko eingegangen werden möchte. Am Ende finde ich aus rein qualitativer Sicht war es das Risiko für „The Creator“ auf jeden Fall wert, weil er zeigt, dass modernes Blockbuster-Kino keine exorbitant hohen, dreistelligen Budgets braucht um großartiges auf die Leinwand zu bannen. Womit ich hier zunächst auf die handwerklichen Vorzüge des Films eingehen möchte. Der vor allem in Neu-Asien spielende Teil des Films wurde ja nahezu vollständig on Location gedreht und im Nachhinein wurden auf effektive und minimalistische Art und Weise visuelle Effekte in den Film integriert. Gepaart mit einem durchaus körnigeren Bild, dass auch mal gerne nah an den Darstellern ist aber auch großartige Totale liefert und durch einen hauptsächlichen Einsatz von natürlicher Beleuchtung erzeugt „The Creator“ unfassbar schöne Bilder und auch eine greifbare, spürbare Haptik und ein Gefühl, dass das, was man auf der Leinwand sieht, echt ist – selbst wenn es das dann auch mal nicht ist. Das Design der Sets, der Kostüme und auch dem Make-Up ist großartig und für mich auch sehr gut gelungen. Musikalisch war ich überrascht, dass einer meiner ganz großen Lieblinge, Hans Zimmer, beteiligt war. Gerade durch das Setting in Neu-Asien waren feine Elemente aus „The Last Samurai“ hörbar, aber im Wesentlichen war Zimmers Score hier doch sehr eigenständig und natürlich großartig. Das filmische Thema von KI und Robotik hat sich für mich auch sehr plausibel und greifbar angefühlt, weil eine solche Entwicklung mittlerweile nach aktuellem Stand der Technik und Entwicklung durchaus möglich scheint und die im Film noch als Science-Fiction gelabelte Thematik durchaus realistisch sein kann in der Zeit, in der er spielt. Es ist auch interessant, wie gegenläufig sich im Film ein Teil der Menschen und auch die KI selbst entwickelt. Während die Menschen sich immer stärker wie programmierte Roboter verhalten, sind in den Kolonien der KI immer stärker menschliche Emotionen und Gefühle spürbar. Im gesellschaftlichen Sinn spüre ich in dem Film die Botschaft „Koexistenz statt Konkurrenz“, die sich im Film auf das Verhältnis der Menschen zur KI ausmachen lässt, aber auch heutzutage allgemeingültig auf das Verhältnis zu unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen durch Migration oder auch geschlechtlicher Identität und Sexualität anwenden lässt, womit der Film auch einen aktuell gültigen, gesellschaftlichen Subtext abbilden kann. Doch auch neben der gesamtgesellschaftlichen Botschaft des Films ist er im Kleinen durchaus ein sehr intimes, gefühlvolles Drama über Traumaverarbeitung, Liebe und Familie, bei dem vor allem die debütierende Madeleine Yuna Voyles in der Rolle der bereits im Trailer als Kind offenbarte KI-Waffe überzeugt und John David Washington eine weitere Hauptrolle bekommt, um sich so langsam auch seine eigene Identität zu schaffen und sich damit aus dem Schatten seines Vaters Denzel Washington zu bewegen. „The Creator“ ist ein filmisches Erlebnis, dass sich auf der großen Leinwand definitiv lohnt und mit Blick auf das Jahr 2023 der Science-Fiction-Film des Jahres ist.
„The Creator“ – My Second Look – 10/10 Punkte.
Deutscher Kinostart: 28.09.2023
gesehen am 28.09.2023 in Dolby Atmos
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 9 – Reihe 9, Platz 26 – 20:15 Uhr
gesehen am 02.10.2023 in Dolby Atmos
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 9 – Reihe 9, Platz 15 – 20:15 Uhr
Normalerweise wäre im Kinojahr 2023 für mich an der Spitze des Jahresrankings ein Triple-Threat-Match angesagt gewesen, bei dem sich sowohl der neuste Teil der Mission-Impossible-Reihe, Nolans „Oppenheimer“ und Denis Villeneuves zweiter Teil von Dune einen großartigen Kampf geliefert hätten. Doch dann kam der wichtige Streik der SAG-AFTRA und eine Verschiebung ins Jahr 2024 für Denis Villeneuves „Dune Part Two“ dazwischen, womit der Slot für das Science-Fiction-Erlebnis des Jahres frei geworden ist. Da hat mich der Juli besonders überrascht, denn vor „Dead Reckoning Part One“ kam der Trailer zu Gareth Edwards neuem Film „The Creator“, der knapp 7 Jahre auf seinen letzten Film „Rogue One – A Star Wars Story“ folgt. „The Creator“ hat direkt mein Interesse geweckt und dieses Interesse war auch absolut berechtigt, weil „The Creator“ vieles anzubieten hat, dass sich in den letzten Jahren immer wieder in meinen Toplisten wiederfinden konnte.
Durch die Fortschritte der Menschheit im Bereich von Robotik und KI kam es in Los Angeles zu einem explosiven Zwischenfall, der nicht nur zu einer traumatischen Vernichtung von tausenden Menschen, sondern auch zur Verfolgung und Vernichtung der KI geführt hat, von der noch einige Kolonien in Neu-Asien Zuflucht suchen. In Neu-Asien soll sich auch Nirmata, der Schöpfer der KI befinden. Der Söldner Joshua Taylor sollte eigentlich vor 5 Jahren in Neu-Asien undercover Nirmata ausfindig machen, bis ihn ein tragischer und persönlicher Zwischenfall traumatisiert hat und er nun sich eigentlich aus dem militärischen Dienst zurückziehen wollte, bis er erneut kontaktiert wird, Nirmata und eine neue gefährliche Waffe ausfindig zu machen ohne zu ahnen, wie eng diese Suche mit dem eigenen Trauma verbunden ist.
In der Phase, bevor „The Creator“ letztendlich in die Kinos gekommen ist, habe ich durchaus Stimmen vernommen, die „The Creator“ durch den Einfluss diverser filmischer Ideen und Vorbilder viel von seiner eigenen filmischen Identität und Originalität absprechen und der Film sich auch als Potpurri aus vielen filmischen Versatzstücken bezeichnen lassen kann. Vielleicht ist es aber auch mittlerweile Teil der Film- und Kinobranche geworden, dass Studios nur dann eine gewisse Menge an finanziellen Möglichkeiten freigeben, wenn man sich bei der Vorstellung der Idee auf bekannte und erfolgreiche Filme und Namen stützt. Gerade 2023 hat ja auch gezeigt mit vor allem „Barbie“ und „Der Super Mario Bros Film“ dass aus bekannten Marken Milliardenerfolge möglich sind und dass selbst bei der Finanzierung von einem Midbudget-Blockbuster wie „The Creator“, der letzten Endes mit 80 Millionen Dollar von Studios nicht mehr das große Risiko eingegangen werden möchte. Am Ende finde ich aus rein qualitativer Sicht war es das Risiko für „The Creator“ auf jeden Fall wert, weil er zeigt, dass modernes Blockbuster-Kino keine exorbitant hohen, dreistelligen Budgets braucht um großartiges auf die Leinwand zu bannen. Womit ich hier zunächst auf die handwerklichen Vorzüge des Films eingehen möchte. Der vor allem in Neu-Asien spielende Teil des Films wurde ja nahezu vollständig on Location gedreht und im Nachhinein wurden auf effektive und minimalistische Art und Weise visuelle Effekte in den Film integriert. Gepaart mit einem durchaus körnigeren Bild, dass auch mal gerne nah an den Darstellern ist aber auch großartige Totale liefert und durch einen hauptsächlichen Einsatz von natürlicher Beleuchtung erzeugt „The Creator“ unfassbar schöne Bilder und auch eine greifbare, spürbare Haptik und ein Gefühl, dass das, was man auf der Leinwand sieht, echt ist – selbst wenn es das dann auch mal nicht ist. Das Design der Sets, der Kostüme und auch dem Make-Up ist großartig und für mich auch sehr gut gelungen. Musikalisch war ich überrascht, dass einer meiner ganz großen Lieblinge, Hans Zimmer, beteiligt war. Gerade durch das Setting in Neu-Asien waren feine Elemente aus „The Last Samurai“ hörbar, aber im Wesentlichen war Zimmers Score hier doch sehr eigenständig und natürlich großartig. Das filmische Thema von KI und Robotik hat sich für mich auch sehr plausibel und greifbar angefühlt, weil eine solche Entwicklung mittlerweile nach aktuellem Stand der Technik und Entwicklung durchaus möglich scheint und die im Film noch als Science-Fiction gelabelte Thematik durchaus realistisch sein kann in der Zeit, in der er spielt. Es ist auch interessant, wie gegenläufig sich im Film ein Teil der Menschen und auch die KI selbst entwickelt. Während die Menschen sich immer stärker wie programmierte Roboter verhalten, sind in den Kolonien der KI immer stärker menschliche Emotionen und Gefühle spürbar. Im gesellschaftlichen Sinn spüre ich in dem Film die Botschaft „Koexistenz statt Konkurrenz“, die sich im Film auf das Verhältnis der Menschen zur KI ausmachen lässt, aber auch heutzutage allgemeingültig auf das Verhältnis zu unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen durch Migration oder auch geschlechtlicher Identität und Sexualität anwenden lässt, womit der Film auch einen aktuell gültigen, gesellschaftlichen Subtext abbilden kann. Doch auch neben der gesamtgesellschaftlichen Botschaft des Films ist er im Kleinen durchaus ein sehr intimes, gefühlvolles Drama über Traumaverarbeitung, Liebe und Familie, bei dem vor allem die debütierende Madeleine Yuna Voyles in der Rolle der bereits im Trailer als Kind offenbarte KI-Waffe überzeugt und John David Washington eine weitere Hauptrolle bekommt, um sich so langsam auch seine eigene Identität zu schaffen und sich damit aus dem Schatten seines Vaters Denzel Washington zu bewegen. „The Creator“ ist ein filmisches Erlebnis, dass sich auf der großen Leinwand definitiv lohnt und mit Blick auf das Jahr 2023 der Science-Fiction-Film des Jahres ist.
„The Creator“ – My Second Look – 10/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film
110Also ich finde, dass der Film auf emotionaler Ebene nicht sonderlich gut funktioniert. Mir waren die "guten" KI auf gut bayerisch ziemlich wurscht. Dafür gibt es ein paar wirklich wunderschöne Bilder und einige kernige Actionsequenzen. Angesichts des niedrigen Budgets von etwa 80 Millionen sehr bemerkenswert. Edwards kann Atmosphäre und kann auch optisch überraschen, wie schon in Monsters und Godzilla. Auf der Fugurenebene is das allerdings Business as usual, was nichts Schlechtes sein muss, aber wenn man mehr will (was hier schwer zu vermuten ist), dann eben doch. Jedenfalls hat mich das Ende von T2 deutlich mehr gepackt. Dennoch ein sehenswerter Film, den ich empfehlen würde, ganz sicher für Science Fiction Fans.
http://www.vodkasreviews.de
https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/
https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/
Re: Zuletzt gesehener Film
111Gravierender fand ich das Ende. Da kommt der natürlich Flow und Rhythmus des Films gefühlt schon zu einem Abschluss, und dann wird in die letzten 10 bis 15 Minuten noch einmal auf hektische Art und Weise ganz viel Action und Handlung reingestopft. Das hat den Film für mich tatsächlich eine ganze Ecke runtergezogen. Vorher war das ein immersiver, visuell eindrucksvoller und gut gemachter Sci-Fi-Thriller, der sich mit seiner Welt und seiner Geschichte eine eigene Note bewahren konnte, auch wenn natürlich immer mal wieder ein bisschen Terminator, Blade Runner oder Apocalypse Now durchschimmert. Aber dann ganz Schluss noch so eine Feuerwehrübung reinzuquetschen, Au weia.vodkamartini hat geschrieben: 3. Oktober 2023 15:36 Also ich finde, dass der Film auf emotionaler Ebene nicht sonderlich gut funktioniert.
We'll always have Marburg
Let the sheep out, kid.
Let the sheep out, kid.
Re: Zuletzt gesehener Film
112Special – Best of Cinema
iHaveCNit: Harry und Sally (1989) – Rob Reiner – Central Film / Capelight Pictures
Deutscher Kinostart/Wiederaufführung: 03.10.2023
gesehen am 03.10.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 7 – Reihe 13, Platz 12 – 20:00 Uhr
Im Rahmen der „Best of Cinema“- Reihe stand im Oktober 2023 Rob Reiners mit messerscharfen Dialogen angereicherte Rom-Com „Harry und Sally“ auf dem Kalender, in dem sich Meg Ryan und Billy Crystal mit messerscharfen Dialogen mit der Frage auseinandersetzen ob Männer und Frauen auch einfach nur Freunde sein können, ohne zu ahnen, welche Auswirkungen das auf die gemeinsame Verbindung der Beiden hat. Brillant, wie der Film, der weit mehr ist als die legendäre Szene mit Meg Ryans Fake-Orgasmus im Diner, zeitlos Geschlechterdynamiken ausdiskutiert und auf den Punkt bringt.
„Harry und Sally“ – My Second Look – Ohne Wertung für 2023 – Allgemein 10/10 Punkte
iHaveCNit: Harry und Sally (1989) – Rob Reiner – Central Film / Capelight Pictures
Deutscher Kinostart/Wiederaufführung: 03.10.2023
gesehen am 03.10.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 7 – Reihe 13, Platz 12 – 20:00 Uhr
Im Rahmen der „Best of Cinema“- Reihe stand im Oktober 2023 Rob Reiners mit messerscharfen Dialogen angereicherte Rom-Com „Harry und Sally“ auf dem Kalender, in dem sich Meg Ryan und Billy Crystal mit messerscharfen Dialogen mit der Frage auseinandersetzen ob Männer und Frauen auch einfach nur Freunde sein können, ohne zu ahnen, welche Auswirkungen das auf die gemeinsame Verbindung der Beiden hat. Brillant, wie der Film, der weit mehr ist als die legendäre Szene mit Meg Ryans Fake-Orgasmus im Diner, zeitlos Geschlechterdynamiken ausdiskutiert und auf den Punkt bringt.
„Harry und Sally“ – My Second Look – Ohne Wertung für 2023 – Allgemein 10/10 Punkte
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Re: Zuletzt gesehener Film
113iHaveCNit: Freelance (2023) – Pierre Morel – Splendid Film
Deutscher Kinostart: 05.10.2023
gesehen am 05.10.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 7 – Reihe 13, Platz 15 – 20:15 Uhr
Wem die gewisse Portion Action-Trash im Kino mit dem vierten Teil der Expendable-Reihe noch nicht genug gewesen ist, der findet in Pierre Morels „Freelance“ mit John Cena und Alison Brie in den Hauptrollen noch einen ergänzenden Nachschlag.
Beruflich und auch privat läuft es für den Anwalt mit vergangener Militärerfahrung Mason Pettits etwas unentschlossen und unzufriedenstellend. Nachdem er sich durch einen traumatischen Einsatz, bei dem er nicht nur Kameraden verloren, sondern auch den Rücken verletzt, aus dem Militärdienst zurückgezogen hat und wieder als Anwalt arbeitet, klopft auf einmal ein ehemaliger Kamerad an der Tür, der mittlerweile eine private Sicherheitsfirma führt und für eine Journalistin, die für ein Interview mit einem Staatsoberhaupt in einer südamerikanischen Region einen Bodyguard anheuern muss. Mason Pettits übernimmt den Job und begleitet Claire Wellington zu einem Interview mit Venegas. Doch schon kurz nach der Ankunft gerät das Trio in einen groß angelegten Putsch, womit das Trio untertauchen und den Putsch verhindern muss.
„Freelance“ ist eine durchaus unterhaltsame Action-Komödie. Und das liegt nicht immer an den Gags, die im Film gezündet werden. Es ist unterhaltsam, wie unfreiwillig trashig der Film teilweise wirkt und bei nicht mal genauem Hinsehen Fahrlässigkeiten im Bereich von Action und Effekten zu erkennen sind. Von Dummypuppen über ketchupartige Fontänen beim Kunstblut und auch klar erkennbare digitale Effekte und sichtbare Stuntleute wenn es ums Reiten geht. Darüberhinaus ist die doch recht vorhersehbare Handlung des Films immer auch unfreiwillig komisch und witzig, wenn Dinge passieren, die eigentlich nicht recht zusammenpassen wollen. Ab und An blitzt natürlich das Comedy-Talent von John Cena und Alison Brie durch, doch der Film nimmt diesem doch sehr interessanten Duo etwas das Gas vom Pedal und die Möglichkeiten sowie das Potential, das hier drin gewesen wäre.
„Freelance“ – My First Look – 5/10 Punkte
Deutscher Kinostart: 05.10.2023
gesehen am 05.10.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 7 – Reihe 13, Platz 15 – 20:15 Uhr
Wem die gewisse Portion Action-Trash im Kino mit dem vierten Teil der Expendable-Reihe noch nicht genug gewesen ist, der findet in Pierre Morels „Freelance“ mit John Cena und Alison Brie in den Hauptrollen noch einen ergänzenden Nachschlag.
Beruflich und auch privat läuft es für den Anwalt mit vergangener Militärerfahrung Mason Pettits etwas unentschlossen und unzufriedenstellend. Nachdem er sich durch einen traumatischen Einsatz, bei dem er nicht nur Kameraden verloren, sondern auch den Rücken verletzt, aus dem Militärdienst zurückgezogen hat und wieder als Anwalt arbeitet, klopft auf einmal ein ehemaliger Kamerad an der Tür, der mittlerweile eine private Sicherheitsfirma führt und für eine Journalistin, die für ein Interview mit einem Staatsoberhaupt in einer südamerikanischen Region einen Bodyguard anheuern muss. Mason Pettits übernimmt den Job und begleitet Claire Wellington zu einem Interview mit Venegas. Doch schon kurz nach der Ankunft gerät das Trio in einen groß angelegten Putsch, womit das Trio untertauchen und den Putsch verhindern muss.
„Freelance“ ist eine durchaus unterhaltsame Action-Komödie. Und das liegt nicht immer an den Gags, die im Film gezündet werden. Es ist unterhaltsam, wie unfreiwillig trashig der Film teilweise wirkt und bei nicht mal genauem Hinsehen Fahrlässigkeiten im Bereich von Action und Effekten zu erkennen sind. Von Dummypuppen über ketchupartige Fontänen beim Kunstblut und auch klar erkennbare digitale Effekte und sichtbare Stuntleute wenn es ums Reiten geht. Darüberhinaus ist die doch recht vorhersehbare Handlung des Films immer auch unfreiwillig komisch und witzig, wenn Dinge passieren, die eigentlich nicht recht zusammenpassen wollen. Ab und An blitzt natürlich das Comedy-Talent von John Cena und Alison Brie durch, doch der Film nimmt diesem doch sehr interessanten Duo etwas das Gas vom Pedal und die Möglichkeiten sowie das Potential, das hier drin gewesen wäre.
„Freelance“ – My First Look – 5/10 Punkte
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Re: Zuletzt gesehener Film
114iHaveCNit: Das Tier im Dschungel (2023) – Patric Chiha – Grandfilm
Deutscher Kinostart: 05.10.2023
gesehen am 06.10.2023 in OmU
Mal Sehn Kino Frankfurt – Reihe A, Platz 7 – 22:00 Uhr
Gestern habe ich meine Filmplanung ganz spontan umgeworfen, weil für mich in der Planung für die Starts des 05.10.2023 überraschend ein französischer Film ins Auge gesprungen ist, der mich dann mit entsprechenden Kritikerstimmen und seinem Trailer überzeugen konnte, so dass ich Lust hatte, mir Patric Chihas „Das Tier im Dschungel“, der auf einer Kurzgeschichte von Henry James basiert, im Kino anzusehen. Eine gute Entscheidung.
Die Eröffnungsnacht eines Nachtclubs im Frankreich des Jahres 1979. Hier trifft die junge May auf John, der ihr bereits Jahre zuvor auf einem Dorffest begegnet war und ihr dort von einem ganz besonderen Geheimnis erzählt hat. Fasziniert von dieser Begegnung und dem Geheimnis wird sich ihr Leben in den kommenden Jahren immer wieder in diesem Nachtclub treffen, bis das Geheimnis von John eintritt – ein lebensveränderndes Ereignis.
„Das Tier im Dschungel“ ist ein Film, der sich über einen Zeitraum von 25 Jahren erstreckt und hauptsächlich in einem französischen Nachtclub abspielt. Dieser kleine Mikrokosmos des Settings sorgt natürlich mit seiner audiovisuellen Gestaltung von den Lichtern, der Musik, den Kameraufnahmen und -Fahrten für einen großartigen und faszinierenden Sog und wir bekommen eine interessante musikalische Entwicklung elektronischer Tanzmusik geboten, die auch unterstützender Teil von Handlung und Emotionen wird. Dieser „Safe Space“ eines Clubs für das großartig spielende Duo aus Anais Demoustier und Tom Mercier hier in den Rollen von May und John, ist gleichermaßen Eskapismus als auch ein Ort, an dem Beide auf das Ungewisse und Besondere der Zukunft warten und dort auch viele gesellschaftliche Veränderungen von 1979 bis 2004 wahrnehmen, womit der Film auch einen gesellschaftlich historischen Abriss bietet, wenn die Wahl Mitterands, der Ausbruch von AIDS, der Mauerfall und auch der Anschlag auf das World Trade Center im TV des Clubs zu sehen ist. Genauso unerbittlich wie sich die Gesellschaft historisch verändert, bleibt natürlich auch das Privatleben und Umfeld von John und May in Bewegung mit zum Teil endgültigen und bitteren Konsequenzen, die im Rauschzustand des nächtlichen Clublebens und dem Warten auf das große Ereignis nur dumpf vorbeiziehen und sich nur dann mit voller Härte einbrennen, wenn es einen irgendwann selbst treffen könnte. Dieses Warten und das Drehen des Films um sich selbst, könnte ihn etwas repetitiv und unzufriedenstellend in seiner Konklussion wirken lassen, aber das passt zum gesamten Konzept des Films und lässt ihn daher noch wie ein harter, nachhallender Rausch im Gedächtnis.
„Das Tier im Dschungel“ - My First Look – 9/10 Punkte.
Deutscher Kinostart: 05.10.2023
gesehen am 06.10.2023 in OmU
Mal Sehn Kino Frankfurt – Reihe A, Platz 7 – 22:00 Uhr
Gestern habe ich meine Filmplanung ganz spontan umgeworfen, weil für mich in der Planung für die Starts des 05.10.2023 überraschend ein französischer Film ins Auge gesprungen ist, der mich dann mit entsprechenden Kritikerstimmen und seinem Trailer überzeugen konnte, so dass ich Lust hatte, mir Patric Chihas „Das Tier im Dschungel“, der auf einer Kurzgeschichte von Henry James basiert, im Kino anzusehen. Eine gute Entscheidung.
Die Eröffnungsnacht eines Nachtclubs im Frankreich des Jahres 1979. Hier trifft die junge May auf John, der ihr bereits Jahre zuvor auf einem Dorffest begegnet war und ihr dort von einem ganz besonderen Geheimnis erzählt hat. Fasziniert von dieser Begegnung und dem Geheimnis wird sich ihr Leben in den kommenden Jahren immer wieder in diesem Nachtclub treffen, bis das Geheimnis von John eintritt – ein lebensveränderndes Ereignis.
„Das Tier im Dschungel“ ist ein Film, der sich über einen Zeitraum von 25 Jahren erstreckt und hauptsächlich in einem französischen Nachtclub abspielt. Dieser kleine Mikrokosmos des Settings sorgt natürlich mit seiner audiovisuellen Gestaltung von den Lichtern, der Musik, den Kameraufnahmen und -Fahrten für einen großartigen und faszinierenden Sog und wir bekommen eine interessante musikalische Entwicklung elektronischer Tanzmusik geboten, die auch unterstützender Teil von Handlung und Emotionen wird. Dieser „Safe Space“ eines Clubs für das großartig spielende Duo aus Anais Demoustier und Tom Mercier hier in den Rollen von May und John, ist gleichermaßen Eskapismus als auch ein Ort, an dem Beide auf das Ungewisse und Besondere der Zukunft warten und dort auch viele gesellschaftliche Veränderungen von 1979 bis 2004 wahrnehmen, womit der Film auch einen gesellschaftlich historischen Abriss bietet, wenn die Wahl Mitterands, der Ausbruch von AIDS, der Mauerfall und auch der Anschlag auf das World Trade Center im TV des Clubs zu sehen ist. Genauso unerbittlich wie sich die Gesellschaft historisch verändert, bleibt natürlich auch das Privatleben und Umfeld von John und May in Bewegung mit zum Teil endgültigen und bitteren Konsequenzen, die im Rauschzustand des nächtlichen Clublebens und dem Warten auf das große Ereignis nur dumpf vorbeiziehen und sich nur dann mit voller Härte einbrennen, wenn es einen irgendwann selbst treffen könnte. Dieses Warten und das Drehen des Films um sich selbst, könnte ihn etwas repetitiv und unzufriedenstellend in seiner Konklussion wirken lassen, aber das passt zum gesamten Konzept des Films und lässt ihn daher noch wie ein harter, nachhallender Rausch im Gedächtnis.
„Das Tier im Dschungel“ - My First Look – 9/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film
115iHaveCNit: Rose – Eine unvergessliche Reise nach Paris (2023) – Niels Arden Oplev– mindjazz Pictures
Deutscher Kinostart: 28.09.2023
gesehen am 07.10.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema – Studio – Reihe 3, Platz 1 – 18:15 Uhr
Da dänisches Kino einen kleinen Soft Spot bei mir hat, aber in diesem Jahr doch recht wenig aus Dänemark im deutschen Kino zu sehen war, habe ich mich etwas gefreut, als ich den Trailer zum dänischen Film „Rose – Eine unvergessliche Reise nach Paris“ gesehen habe. Leider war ich am Start-Wochenende ein wenig beschäftigt, so dass ich ihn am aktuellen Wochenende nachholen wollte.
Inger ist an Schizophrenie erkrankt. Gemeinsam mit ihrer Schwester Ellen und ihrem Schwager Vagn tritt die betreungsbedürftige Inger eine Busreise nach Paris an. Als wären die Stimmungschwankungen und andere wenig tolerante Mitreisende nicht schon für Inger anstrengend genug. Mit Paris verbindet Inger auch ein noch unverarbeitetes Ereignis, dass ihr Leben für immer verändert hat.
„Rose – Eine unvergessliche Reise nach Paris“ ist eine berührende Tragikomödie geworden, bei der es natürlich im Sinne eines Reise- und Roadmovies zu der ein oder anderen skurrilen und auch humorvollen Situation kommt. Darüberhinaus gibt es auch Momente, in denen natürlich ein toleranter und auch wenig toleranter Umgang mit der Thematik von schizophren erkrankten Menschen dargestellt wird, die jedoch nicht fassungslos machen, dafür wird mit einer humoristischen und auch teils berührenden Idee die Situationen entsprechend aufgelöst und wenig tief thematisiert. Genau wie das Thema von schizophren erkrankter Personen, bei denen der Film eine tiefgreifende Darstellung und Analyse dieser Erkrankung vermissen lässt, unabhängig davon, wie gut Sofie Grabol in der Hauptrolle ist. Auch bei ihrer Rolle der Inger vermisse ich ein wenig den Tiefgang über den Ursprung ihrer Erkrankung und auch eine tiefgreifende Konklussion, die ihrer Inger so etwas wie eine große Charakterentwicklung zugesteht, so dass man bis vielleicht auf ihren Einfluss auf die Menschen, die ihr auf der Reise begegnet sind, wenig Einfluss auf ihren Charakter feststellen kann.
„Rose – Eine unvergessliche Reise nach Paris“ - My First Look – 7/10 Punkte.
Deutscher Kinostart: 28.09.2023
gesehen am 07.10.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema – Studio – Reihe 3, Platz 1 – 18:15 Uhr
Da dänisches Kino einen kleinen Soft Spot bei mir hat, aber in diesem Jahr doch recht wenig aus Dänemark im deutschen Kino zu sehen war, habe ich mich etwas gefreut, als ich den Trailer zum dänischen Film „Rose – Eine unvergessliche Reise nach Paris“ gesehen habe. Leider war ich am Start-Wochenende ein wenig beschäftigt, so dass ich ihn am aktuellen Wochenende nachholen wollte.
Inger ist an Schizophrenie erkrankt. Gemeinsam mit ihrer Schwester Ellen und ihrem Schwager Vagn tritt die betreungsbedürftige Inger eine Busreise nach Paris an. Als wären die Stimmungschwankungen und andere wenig tolerante Mitreisende nicht schon für Inger anstrengend genug. Mit Paris verbindet Inger auch ein noch unverarbeitetes Ereignis, dass ihr Leben für immer verändert hat.
„Rose – Eine unvergessliche Reise nach Paris“ ist eine berührende Tragikomödie geworden, bei der es natürlich im Sinne eines Reise- und Roadmovies zu der ein oder anderen skurrilen und auch humorvollen Situation kommt. Darüberhinaus gibt es auch Momente, in denen natürlich ein toleranter und auch wenig toleranter Umgang mit der Thematik von schizophren erkrankten Menschen dargestellt wird, die jedoch nicht fassungslos machen, dafür wird mit einer humoristischen und auch teils berührenden Idee die Situationen entsprechend aufgelöst und wenig tief thematisiert. Genau wie das Thema von schizophren erkrankter Personen, bei denen der Film eine tiefgreifende Darstellung und Analyse dieser Erkrankung vermissen lässt, unabhängig davon, wie gut Sofie Grabol in der Hauptrolle ist. Auch bei ihrer Rolle der Inger vermisse ich ein wenig den Tiefgang über den Ursprung ihrer Erkrankung und auch eine tiefgreifende Konklussion, die ihrer Inger so etwas wie eine große Charakterentwicklung zugesteht, so dass man bis vielleicht auf ihren Einfluss auf die Menschen, die ihr auf der Reise begegnet sind, wenig Einfluss auf ihren Charakter feststellen kann.
„Rose – Eine unvergessliche Reise nach Paris“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film
116Special
iHaveCNit: Total Trust (2023) – Jialing Zhang – Piffl Medien
Deutscher Kinostart: 05.10.2023
gesehen am 08.10.2023 in OmU
Mal Sehn Kino Frankfurt – Reihe A, Platz 7 – 18:00 Uhr
Der von Jialing Zhang inszenierte Dokumentarfilm „Total Trust“ gibt uns einen aktuellen Einblick in das totalitäre von KI, Überwachung, Social-Scoring-Systeme und auch systematische Denunziation geprägte System Chinas, der schockiert und auch sehr gruselig und greifbar ist. Dabei begleitet der Film unter höchster Sicherheit und Geheimhaltung die Einzelschicksale von einer Mutter mit ihrem Sohn, die auf die Freilassung des inhaftierten Vaters, der als Anwalt staatskritisch agiert hat. Von einer dreiköpfigen Familie mit Vater, Mutter und Sohn, bei der der Vater diese Haftstrafe bereits hinter sich gebracht hat und von einer Journalistin, deren Enthüllungen nach #metoo auch nicht ins Bild des Staates gepasst haben. Bei diesen 3 Einzelschicksalen erleben wir hautnah die Folgen und Auswirkungen des chinesischen Staatssystems und auch ihren Kampf gegen das System. Ein wichtiger und mutiger Dokumentarfilm.
„Total Trust“ - My First Look – Ohne Wertung
iHaveCNit: Total Trust (2023) – Jialing Zhang – Piffl Medien
Deutscher Kinostart: 05.10.2023
gesehen am 08.10.2023 in OmU
Mal Sehn Kino Frankfurt – Reihe A, Platz 7 – 18:00 Uhr
Der von Jialing Zhang inszenierte Dokumentarfilm „Total Trust“ gibt uns einen aktuellen Einblick in das totalitäre von KI, Überwachung, Social-Scoring-Systeme und auch systematische Denunziation geprägte System Chinas, der schockiert und auch sehr gruselig und greifbar ist. Dabei begleitet der Film unter höchster Sicherheit und Geheimhaltung die Einzelschicksale von einer Mutter mit ihrem Sohn, die auf die Freilassung des inhaftierten Vaters, der als Anwalt staatskritisch agiert hat. Von einer dreiköpfigen Familie mit Vater, Mutter und Sohn, bei der der Vater diese Haftstrafe bereits hinter sich gebracht hat und von einer Journalistin, deren Enthüllungen nach #metoo auch nicht ins Bild des Staates gepasst haben. Bei diesen 3 Einzelschicksalen erleben wir hautnah die Folgen und Auswirkungen des chinesischen Staatssystems und auch ihren Kampf gegen das System. Ein wichtiger und mutiger Dokumentarfilm.
„Total Trust“ - My First Look – Ohne Wertung
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Re: Zuletzt gesehener Film
117iHaveCNit: The Lost King (2023) – Stephen Frears – Warner
Deutscher Kinostart: 05.10.2023
gesehen am 10.10.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema – Studio – Reihe 3, Platz 1 – 20:30 Uhr
Für Freunde von britischem Kino und auch Hobby-Historik gibt es aus dem aktuellen Kino-Wochenende noch Stephen Frears „The Lost King“, den ich mir als letzten Film aus den Filmstarts des Wochenendes angesehen habe. Selbst wenn ich wenig im Bereich der Hobby-Historik und auch besonders in dem im Film verarbeiteten Thema drin bin und keine Berührungspunkte mit der tatsächlichen Geschichte um Philippa Langley und ihr Werk um King Richard III. habe. So ist das Erlebnis durchaus unvoreingenommen und auch ein wenig erfrischend gewesen.
Privat und beruflich läuft es für die chronisch erschöpfte Philippa Langley aktuell nicht gut. Bis sie angeregt durch Unterhaltungen bei einem Theaterbesuch um ein Stück über King Richard III. sich fasziniert mit der Geschichte von King Richard III. auseinandersetzen möchte. Dabei glaubt sie auch, dass er damals zu Unrecht in Ungnade gefallen ist und sein Leichnam noch irgendwo zu finden ist. Allen Widerständen zum Trotz ist Philippa Langley daran interessiert, den Leichnam von King Richard III zu finden und seinen Ruf wieder herzustellen.
Mit einer fantastischen Sally Hawkins in der Hauptrolle der Philippa Langley bekommen wir bekommen wir eine interessante filmische Mischung angeboten. Die Spurensuche von Philippa Langley wirkt wie eine Mischung aus Krimi und Archäologie-Abenteuer mit feinem Female Empowerment-Einschlag und einer klassischen Underdog-Story, die neben seinen klassischen Elementen auch mit dem interessanten Kniff kommt, wenn Philippa Langleys Obsession und Faszination sich auch darin äußert, dass eine Inkarnation von King Richard III. in Form des Schauspielers erscheint, der die Rolle in einem Bühnenstück spielt. Erfrischend fand ich auch, dass der Film nicht unbedingt mit einem regelrechten Wohlfühlhammer um die Ecke kommt und etwas nüchterner bleibt, so dass mir der kleine Kino-Historik-Ausflug gut gefallen hat.
„The Lost King“ - My First Look – 8/10 Punkte.
Deutscher Kinostart: 05.10.2023
gesehen am 10.10.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema – Studio – Reihe 3, Platz 1 – 20:30 Uhr
Für Freunde von britischem Kino und auch Hobby-Historik gibt es aus dem aktuellen Kino-Wochenende noch Stephen Frears „The Lost King“, den ich mir als letzten Film aus den Filmstarts des Wochenendes angesehen habe. Selbst wenn ich wenig im Bereich der Hobby-Historik und auch besonders in dem im Film verarbeiteten Thema drin bin und keine Berührungspunkte mit der tatsächlichen Geschichte um Philippa Langley und ihr Werk um King Richard III. habe. So ist das Erlebnis durchaus unvoreingenommen und auch ein wenig erfrischend gewesen.
Privat und beruflich läuft es für die chronisch erschöpfte Philippa Langley aktuell nicht gut. Bis sie angeregt durch Unterhaltungen bei einem Theaterbesuch um ein Stück über King Richard III. sich fasziniert mit der Geschichte von King Richard III. auseinandersetzen möchte. Dabei glaubt sie auch, dass er damals zu Unrecht in Ungnade gefallen ist und sein Leichnam noch irgendwo zu finden ist. Allen Widerständen zum Trotz ist Philippa Langley daran interessiert, den Leichnam von King Richard III zu finden und seinen Ruf wieder herzustellen.
Mit einer fantastischen Sally Hawkins in der Hauptrolle der Philippa Langley bekommen wir bekommen wir eine interessante filmische Mischung angeboten. Die Spurensuche von Philippa Langley wirkt wie eine Mischung aus Krimi und Archäologie-Abenteuer mit feinem Female Empowerment-Einschlag und einer klassischen Underdog-Story, die neben seinen klassischen Elementen auch mit dem interessanten Kniff kommt, wenn Philippa Langleys Obsession und Faszination sich auch darin äußert, dass eine Inkarnation von King Richard III. in Form des Schauspielers erscheint, der die Rolle in einem Bühnenstück spielt. Erfrischend fand ich auch, dass der Film nicht unbedingt mit einem regelrechten Wohlfühlhammer um die Ecke kommt und etwas nüchterner bleibt, so dass mir der kleine Kino-Historik-Ausflug gut gefallen hat.
„The Lost King“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film
118iHaveCNit: The Lesson (2023) – Alice Troughton – Port-Au-Prince-Film
Deutscher Kinostart: 26.10.2023
gesehen am 18.10.2023 in der Spotlight-Sneak OmU
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie - Parkett – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr
In Anbetracht der etwas volleren Planung für die nächsten Kinowochenenden habe ich mich kurzfristig dazu entschlossen, eventuell doppelte Sichtungen durch Sneaks zu vermeiden und daher den Film meiner aktuellsten Sneak dann als einzelne Sichtung des Films zu werten. Hier kam mir gut gelegen, dass der neue Thriller „The Lesson“ - Debütfilm von Alice Troughton gezeigt worden ist, womit ich diesen von meiner Planung für das nächste Wochenende bereits abhaken konnte.
Der junge Literaturwissenschaftler Liam Somers verdingt sich als Nachhilfelehrer. Sein neuer Auftrag führt ihn auf das Anwesen des Starautoren J.M. Sinclair und dessen Frau Helene, die ihn bitten, den Sohn Bertie auf die kommenden Abschlussprüfungen vorzubereiten. Doch die internen Spannungen der Familie, ein tragisches und dunkles Geheimnis der Familie, die Arbeit des Starautoren als auch die eigenen schriftstellerischen Ambitionen Liams erzeugen einen unterschwelligen Konkurrenzkampf zwischen Liam und J.M.
Das Kammerspiel dieses Thrillers liegt für mich in seiner thematischen Kombination im Vergleich zu Filmen des Jahres zum Beispiel zwischen Christian Petzolds „Roter Himmel“ und Regis Roinsards „Das Rätsel“. Auch wertungstechnisch sei das an dieser Stelle bereits erwähnt. Der von Richard E. Grant mit sehr viel Overacting dargestellte J.M. Sinclair betont immer wieder gerne im Film, dass große Künstler stehlen. So groß ist weder die Regisseurin noch der Drehbuchautor, so dass man sich offenkundig an Vorbildern einfach nur bedient. Vor allem sind Referenzen an klassische Hitchcock-Kniffe zu finden. So spannend und interessant sich das Kammerspiel des Films in der Villa entwickelt und so interessant die Darstellungen um das Ensemble mit Dylan McCormack, Julie Delpy und Stephen McMillan ist, irgendwie passt in dieses etwas ruhigere, unterschwellige dieses doch sehr überschwängliche Overacting eines Richard E. Grant nicht ganz stimmig ins Bild, genauso wie der übermäßige Einsatz prätentiöser Musik, die dem Film, seinem Thema und der Spannung eher nicht so gut tut. Dazu kommt, dass der Film sich vielleicht in seinen Wendungen zu clever hält als er das tatsächlich ist und die letztendlichen Auflösungen wirken sehr flach, unzufriedenstellend und banal.
„The Lesson“ - My First Look – 7/10 Punkte.
iHaveCNit: Ein Fest fürs Leben (2023) – Richard Huber – Warner
Deutscher Kinostart: 19.10.2023
gesehen am 19.10.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 5 – Reihe 13, Platz 15 – 20:15 Uhr
Der deutsche Film hat durchaus in den letzten Jahren immer wieder bewiesen, dass man mit einer relativ minimalistischen kreativen Eigenleistung erfolgreiche Filme aus vor allem dem französischen Raum für das deutsche Kino neu verfilmt – nur wenige Jahre nach der Veröffentlichung des Originals. Ad hoc würden mir hier an der Stelle Filme wie „Contra“ ; „Der Vorname“ und „Der Nachname“ einfallen. Da passt es natürlich ins Bild, dass für eine weitere Neuverfilmung auch wieder Christoph Maria Herbst mit dabei ist. Diese weitere Neuverfilmung bezieht sich auf den französischen Erfolgsfilm „Le sens de la fete“, der hierzulande unter „Das Leben ist ein Fest“ veröffentlicht und vom durch „Ziemlich Beste Freunde“ bekannten Regisseurenduo Eric Toledano und Olivier Nakache inszeniert worden ist. Die deutsche Verfilmung trägt nun den Namen „Ein Fest fürs Leben“.
Dieter Salzmann betreibt eine Eventfirma, die sich insbesondere auf Hochzeiten spezialisiert hat. Während er mit privaten Problemen zu kämpfen hat und eigentlich aus der Branche aussteigen möchte, steht noch ein großer Auftrag auf einem Schlossgelände aus, bei dem bei einer Hochzeit alles Glatt laufen soll. Doch es kommt anders.
Ganz ehrlich an dieser Stelle, das Original hatte ich damals auf dem Schirm, aber im Kino liegen gelassen, so dass ich das Original gerade vor Verfassen der Zeilen noch einmal nach der Sichtung des deutschen Films gesehen habe, damit ich einem kleinen kritischen Ansatz nachgehen konnte, den ich bereits in der Einleitung dieser Kritik erwähnt habe – die minimalistische kreative Eigenleistung. Natürlich mit anderer Besetzung, anderer Location, anderen Rollennamen und lokal notwendigen Variationen vermeidet man, hier den selben Film zu sehen, aber nicht einen gleichen Film zu sehen, denn „Ein Fest fürs Leben“ ist ein fast 1:1-Kopie des französichen Originals, die einen interessanten Einblick in die Organisation und die Durchführung vor Ort bei den Planungen und der Durchführung des Eventmanagements von der Dekoration, des Caterings und der gesamten Veranstaltung einer Hochzeit liefert und hier viele kleine Nebenschauplätze im Film erzählt werden, die allesamt durchaus unterhaltsam sind und mit Blick auf die Laufzeiten beider Filme scheint man die deutsche Version um einige Minuten entschlackt zu haben, was sich natürlich positiv auf die Rasanz der Komödie auswirkt, in der es allen Widrigkeiten, Hindernissen und Fehlschlägen zum Trotz auf Improvisationstalent und Zusammenhalt ankommt, um aus einfach nur einer Hochzeit „Ein Fest fürs Leben“ zu machen.
„Ein Fest fürs Leben“ - My First Look – 7/10 Punkte.
Deutscher Kinostart: 26.10.2023
gesehen am 18.10.2023 in der Spotlight-Sneak OmU
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie - Parkett – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr
In Anbetracht der etwas volleren Planung für die nächsten Kinowochenenden habe ich mich kurzfristig dazu entschlossen, eventuell doppelte Sichtungen durch Sneaks zu vermeiden und daher den Film meiner aktuellsten Sneak dann als einzelne Sichtung des Films zu werten. Hier kam mir gut gelegen, dass der neue Thriller „The Lesson“ - Debütfilm von Alice Troughton gezeigt worden ist, womit ich diesen von meiner Planung für das nächste Wochenende bereits abhaken konnte.
Der junge Literaturwissenschaftler Liam Somers verdingt sich als Nachhilfelehrer. Sein neuer Auftrag führt ihn auf das Anwesen des Starautoren J.M. Sinclair und dessen Frau Helene, die ihn bitten, den Sohn Bertie auf die kommenden Abschlussprüfungen vorzubereiten. Doch die internen Spannungen der Familie, ein tragisches und dunkles Geheimnis der Familie, die Arbeit des Starautoren als auch die eigenen schriftstellerischen Ambitionen Liams erzeugen einen unterschwelligen Konkurrenzkampf zwischen Liam und J.M.
Das Kammerspiel dieses Thrillers liegt für mich in seiner thematischen Kombination im Vergleich zu Filmen des Jahres zum Beispiel zwischen Christian Petzolds „Roter Himmel“ und Regis Roinsards „Das Rätsel“. Auch wertungstechnisch sei das an dieser Stelle bereits erwähnt. Der von Richard E. Grant mit sehr viel Overacting dargestellte J.M. Sinclair betont immer wieder gerne im Film, dass große Künstler stehlen. So groß ist weder die Regisseurin noch der Drehbuchautor, so dass man sich offenkundig an Vorbildern einfach nur bedient. Vor allem sind Referenzen an klassische Hitchcock-Kniffe zu finden. So spannend und interessant sich das Kammerspiel des Films in der Villa entwickelt und so interessant die Darstellungen um das Ensemble mit Dylan McCormack, Julie Delpy und Stephen McMillan ist, irgendwie passt in dieses etwas ruhigere, unterschwellige dieses doch sehr überschwängliche Overacting eines Richard E. Grant nicht ganz stimmig ins Bild, genauso wie der übermäßige Einsatz prätentiöser Musik, die dem Film, seinem Thema und der Spannung eher nicht so gut tut. Dazu kommt, dass der Film sich vielleicht in seinen Wendungen zu clever hält als er das tatsächlich ist und die letztendlichen Auflösungen wirken sehr flach, unzufriedenstellend und banal.
„The Lesson“ - My First Look – 7/10 Punkte.
iHaveCNit: Ein Fest fürs Leben (2023) – Richard Huber – Warner
Deutscher Kinostart: 19.10.2023
gesehen am 19.10.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 5 – Reihe 13, Platz 15 – 20:15 Uhr
Der deutsche Film hat durchaus in den letzten Jahren immer wieder bewiesen, dass man mit einer relativ minimalistischen kreativen Eigenleistung erfolgreiche Filme aus vor allem dem französischen Raum für das deutsche Kino neu verfilmt – nur wenige Jahre nach der Veröffentlichung des Originals. Ad hoc würden mir hier an der Stelle Filme wie „Contra“ ; „Der Vorname“ und „Der Nachname“ einfallen. Da passt es natürlich ins Bild, dass für eine weitere Neuverfilmung auch wieder Christoph Maria Herbst mit dabei ist. Diese weitere Neuverfilmung bezieht sich auf den französischen Erfolgsfilm „Le sens de la fete“, der hierzulande unter „Das Leben ist ein Fest“ veröffentlicht und vom durch „Ziemlich Beste Freunde“ bekannten Regisseurenduo Eric Toledano und Olivier Nakache inszeniert worden ist. Die deutsche Verfilmung trägt nun den Namen „Ein Fest fürs Leben“.
Dieter Salzmann betreibt eine Eventfirma, die sich insbesondere auf Hochzeiten spezialisiert hat. Während er mit privaten Problemen zu kämpfen hat und eigentlich aus der Branche aussteigen möchte, steht noch ein großer Auftrag auf einem Schlossgelände aus, bei dem bei einer Hochzeit alles Glatt laufen soll. Doch es kommt anders.
Ganz ehrlich an dieser Stelle, das Original hatte ich damals auf dem Schirm, aber im Kino liegen gelassen, so dass ich das Original gerade vor Verfassen der Zeilen noch einmal nach der Sichtung des deutschen Films gesehen habe, damit ich einem kleinen kritischen Ansatz nachgehen konnte, den ich bereits in der Einleitung dieser Kritik erwähnt habe – die minimalistische kreative Eigenleistung. Natürlich mit anderer Besetzung, anderer Location, anderen Rollennamen und lokal notwendigen Variationen vermeidet man, hier den selben Film zu sehen, aber nicht einen gleichen Film zu sehen, denn „Ein Fest fürs Leben“ ist ein fast 1:1-Kopie des französichen Originals, die einen interessanten Einblick in die Organisation und die Durchführung vor Ort bei den Planungen und der Durchführung des Eventmanagements von der Dekoration, des Caterings und der gesamten Veranstaltung einer Hochzeit liefert und hier viele kleine Nebenschauplätze im Film erzählt werden, die allesamt durchaus unterhaltsam sind und mit Blick auf die Laufzeiten beider Filme scheint man die deutsche Version um einige Minuten entschlackt zu haben, was sich natürlich positiv auf die Rasanz der Komödie auswirkt, in der es allen Widrigkeiten, Hindernissen und Fehlschlägen zum Trotz auf Improvisationstalent und Zusammenhalt ankommt, um aus einfach nur einer Hochzeit „Ein Fest fürs Leben“ zu machen.
„Ein Fest fürs Leben“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film
119iHaveCNit: Die Mittagsfrau (2023) – Barbara Albert – Wild Bunch Germany
Deutscher Kinostart: 28.09.2023
gesehen am 22.10.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema – Petit – Reihe 1, Platz 5 – 18:00 Uhr
Aus dem September war noch ein Film auf meiner Liste, den ich noch nachholen wollte, weil ich ihn einfach zeitmäßig ein paar Mal verschieben musste. Barbara Alberts „Die Mittagsfrau“, der auf dem gleichnamigen Buch von Julia Franck basiert.
Die junge, jüdische Helene Würsich lebt mit ihrer Schwester in der ostdeutschen Provinz und muss miterleben, wie ihre Mutter durch den Verlust des Manns und der Söhne im ersten Weltkrieg psychisch verwahrlost und zerbricht. Sie und ihre Schwester träumen von Berlin und Helene von einer Karriere in der Medizin, doch es ist für Frauen in dieser Zeit nicht einfach. Nicht zu vergessen welche Hindernisse der zweite Weltkrieg durch ihre jüdische Herkunft noch für sie bereit halten wird.
Das historische Drama hat mit einer vielschichten und ambivalenten Mala Emde in der Hauptrolle eine passende Besetzung gefunden, die den Film auch tragen und mich fesseln und an den Film binden kann. Schön bebildert und ausgestattet kann einen der Film authentisch und atmosphärisch in die damalige Zeit entführen, auch wenn es manchmal auch trist und grau wirken kann. Thematisch selbst arbeitet sich das Drama an den Hürden, Herausforderungen, Risiken und Gefahren ab, denen zur damaligen Zeit sowohl Frauen als auch Jüdinnen ausgesetzt waren, womit der Film ein wenig thematisch überfrachtet wirken könnte. Aber durch die Geschichte der von Mala Emde gespielten Helene Würsich bekommt der Film einen roten Faden, die für ihre Arbeit in der Medizin zum eigenen Schutz eine arische Identität zum Schein annehmen und im Gegenzug auch eine Zwangsehe mit einem von Max von der Groeben sehr fragil und brutal gespielten SS-Soldaten eingehen musste, bei der es durch die Folgen einer auch sexuell aktiven Beziehung zum von Thomas Prenn gespielten, mittlerweile verstorbenen Freigeist Karl noch zu weiteren Spannungen kommt. An dieser Stelle wäre es sicherlich interessant, ob die Thematik von Scheinidentitäten und Zwangsehen von Jüdinnen zum Schutz vor Verfolgung auch tatsächlich ein damals genutztes Mittel gewesen ist. Insgesamt ist „Die Mittagsfrau“ ein durchaus interessantes Drama geworden.
„Die Mittagsfrau“ - My First Look – 8/10 Punkte.
Deutscher Kinostart: 28.09.2023
gesehen am 22.10.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema – Petit – Reihe 1, Platz 5 – 18:00 Uhr
Aus dem September war noch ein Film auf meiner Liste, den ich noch nachholen wollte, weil ich ihn einfach zeitmäßig ein paar Mal verschieben musste. Barbara Alberts „Die Mittagsfrau“, der auf dem gleichnamigen Buch von Julia Franck basiert.
Die junge, jüdische Helene Würsich lebt mit ihrer Schwester in der ostdeutschen Provinz und muss miterleben, wie ihre Mutter durch den Verlust des Manns und der Söhne im ersten Weltkrieg psychisch verwahrlost und zerbricht. Sie und ihre Schwester träumen von Berlin und Helene von einer Karriere in der Medizin, doch es ist für Frauen in dieser Zeit nicht einfach. Nicht zu vergessen welche Hindernisse der zweite Weltkrieg durch ihre jüdische Herkunft noch für sie bereit halten wird.
Das historische Drama hat mit einer vielschichten und ambivalenten Mala Emde in der Hauptrolle eine passende Besetzung gefunden, die den Film auch tragen und mich fesseln und an den Film binden kann. Schön bebildert und ausgestattet kann einen der Film authentisch und atmosphärisch in die damalige Zeit entführen, auch wenn es manchmal auch trist und grau wirken kann. Thematisch selbst arbeitet sich das Drama an den Hürden, Herausforderungen, Risiken und Gefahren ab, denen zur damaligen Zeit sowohl Frauen als auch Jüdinnen ausgesetzt waren, womit der Film ein wenig thematisch überfrachtet wirken könnte. Aber durch die Geschichte der von Mala Emde gespielten Helene Würsich bekommt der Film einen roten Faden, die für ihre Arbeit in der Medizin zum eigenen Schutz eine arische Identität zum Schein annehmen und im Gegenzug auch eine Zwangsehe mit einem von Max von der Groeben sehr fragil und brutal gespielten SS-Soldaten eingehen musste, bei der es durch die Folgen einer auch sexuell aktiven Beziehung zum von Thomas Prenn gespielten, mittlerweile verstorbenen Freigeist Karl noch zu weiteren Spannungen kommt. An dieser Stelle wäre es sicherlich interessant, ob die Thematik von Scheinidentitäten und Zwangsehen von Jüdinnen zum Schutz vor Verfolgung auch tatsächlich ein damals genutztes Mittel gewesen ist. Insgesamt ist „Die Mittagsfrau“ ein durchaus interessantes Drama geworden.
„Die Mittagsfrau“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film
120iHaveCNit: Fearless Flyers – Fliegen für Anfänger (2023) – Hafsteinn Gunnar Sigurdson – Weltkino
Deutscher Kinostart: 12.10.2023
gesehen am 23.10.2023
Casablance Art House Kino Bad Soden – Reihe 3, Platz 7 – 20:15 Uhr
Um mal ein wenig aus dem eigenen Nähkästchen zu plaudern – Ich persönlich hatte in meinem Leben bis vor wenigen Wochen noch so gut wie keine Flugerfahrung bis ich im Sommerurlaub auf Helgoland einen Rundflug über die Insel mit einer kleinen Britten Norman BN2 Islander gemacht habe. Ehrfurcht und die Nervosität davor etwas zum ersten Mal zu machen hatte ich damals schon, aber ich habe es relativ cool und abgeklärt durchgezogen. Aber ich kann mir durchaus vorstellen wie es wohl für Menschen sein muss, die Flugangst haben und für die das Ganze nicht so einfach ist. Der Isländer Hafsteinn Gunnar Sigurdson hat nun mit „Fearless Flyers – Fliegen für Anfänger“ eine schwarze Komödie inszeniert, die sich genau diesen Menschen widmen möchte.
Die Bauleiterin Sarah hat panische Flugangst, konnte es aber immer sehr gut vor ihrem Partner und ihrer Tochter verbergen, bis nun ausgerechnet der erste gemeinsame Flug in einen Urlaub ansteht. Dafür hat sie sich bei einem Kurs der „Fearless Flyers“ angemeldet, damit sie sich ihrer Flugangst vorher stellen kann. Gemeinsam mit einem traumatisierten Schriftsteller, einem alokohlsüchtigen Start-Up-Unternehmer samt Influencerfreundin und einem alleingelassenen Kursbegleiter machen sie sich auf den kurzen Therapieflug nach Island ohne zu ahnen, dass sie dort wetter- und defektbedingt stranden werden.
„Fearless Flyers – Fliegen für Anfänger“ ist eine launige, skurrile, schwarze Komödie geworden, bei der ich mir nicht ganz sicher bin, mit welcher Ernsthaftigkeit man an das Thema der Flugangst gegangen ist, da es sicherlich ein schmaler Grad sein kann, ob man darüber lacht oder sich eher darüber lächerlich macht – selbst wenn einige der hier gezeigten Momente, unabhängig davon ob sie nun mit der Flugangst der von Lydia Leonard, Timothy Spall und Sverrir Gudnason gespielten Charaktere oder mit anderen Dingen zusammenhängen. Die Charaktere sind auch mal mehr und mal weniger tief gezeichnet, womit einiges nur sehr schablonenhaft rudimentär wirken kann. Unabhängig davon, wie trist die grau-weiße, verschneite Einöde Islands wirken kann, wenn man im Film einige große Landschaftsaufnahmen Islands geboten bekommt, sieht das schon sehr gut aus. Filmisch gesehen ist der Film ein skurriler und launiger, teilweise unterhaltsamer Kurzstreckenflug von 97 Minuten.
„Fearless Flyers – Fliegen für Anfänger“ - My First Look – 6/10 Punkte.
Deutscher Kinostart: 12.10.2023
gesehen am 23.10.2023
Casablance Art House Kino Bad Soden – Reihe 3, Platz 7 – 20:15 Uhr
Um mal ein wenig aus dem eigenen Nähkästchen zu plaudern – Ich persönlich hatte in meinem Leben bis vor wenigen Wochen noch so gut wie keine Flugerfahrung bis ich im Sommerurlaub auf Helgoland einen Rundflug über die Insel mit einer kleinen Britten Norman BN2 Islander gemacht habe. Ehrfurcht und die Nervosität davor etwas zum ersten Mal zu machen hatte ich damals schon, aber ich habe es relativ cool und abgeklärt durchgezogen. Aber ich kann mir durchaus vorstellen wie es wohl für Menschen sein muss, die Flugangst haben und für die das Ganze nicht so einfach ist. Der Isländer Hafsteinn Gunnar Sigurdson hat nun mit „Fearless Flyers – Fliegen für Anfänger“ eine schwarze Komödie inszeniert, die sich genau diesen Menschen widmen möchte.
Die Bauleiterin Sarah hat panische Flugangst, konnte es aber immer sehr gut vor ihrem Partner und ihrer Tochter verbergen, bis nun ausgerechnet der erste gemeinsame Flug in einen Urlaub ansteht. Dafür hat sie sich bei einem Kurs der „Fearless Flyers“ angemeldet, damit sie sich ihrer Flugangst vorher stellen kann. Gemeinsam mit einem traumatisierten Schriftsteller, einem alokohlsüchtigen Start-Up-Unternehmer samt Influencerfreundin und einem alleingelassenen Kursbegleiter machen sie sich auf den kurzen Therapieflug nach Island ohne zu ahnen, dass sie dort wetter- und defektbedingt stranden werden.
„Fearless Flyers – Fliegen für Anfänger“ ist eine launige, skurrile, schwarze Komödie geworden, bei der ich mir nicht ganz sicher bin, mit welcher Ernsthaftigkeit man an das Thema der Flugangst gegangen ist, da es sicherlich ein schmaler Grad sein kann, ob man darüber lacht oder sich eher darüber lächerlich macht – selbst wenn einige der hier gezeigten Momente, unabhängig davon ob sie nun mit der Flugangst der von Lydia Leonard, Timothy Spall und Sverrir Gudnason gespielten Charaktere oder mit anderen Dingen zusammenhängen. Die Charaktere sind auch mal mehr und mal weniger tief gezeichnet, womit einiges nur sehr schablonenhaft rudimentär wirken kann. Unabhängig davon, wie trist die grau-weiße, verschneite Einöde Islands wirken kann, wenn man im Film einige große Landschaftsaufnahmen Islands geboten bekommt, sieht das schon sehr gut aus. Filmisch gesehen ist der Film ein skurriler und launiger, teilweise unterhaltsamer Kurzstreckenflug von 97 Minuten.
„Fearless Flyers – Fliegen für Anfänger“ - My First Look – 6/10 Punkte.
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