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von Nico
Agent
„On her Majestys Secret Service“ war das Buch, auf das ich mich am Meisten gefreut hatte, ist doch der Film einer meiner absoluten Lieblinge uns sollte der Film auch relativ nah am Roman sein. Mit großen Erwartungen begann ich also die Lektüre und ich sage jetzt schon mal: Ich wurde nicht enttäuscht und habe OHMSS innerhalb kürzester Zeit durchgelesen.
Es dauert am Anfang einen Moment, bis die Handlung in Fahrt kommt. Bond und Tracys Zusammentreffen (interessant auch, dass er sie hier vor dem Selbstmordversuch bewahrt, nachdem sie sich schon kennengelernt haben!) und die Bürokratie beim Secret Service bzw. im Amt für Heraldik ziehen sich etwas, aber sobald es schließlich los geht und Bond zum Piz Gloria reist, zieht Fleming gehörig an und bietet eine Menge guter und spannender Unterhaltung. Er verzichtet sogar weitgehend darauf, irgendwelche öden Dinge viel zu ausführlich zu beschreiben, sondern beschränkt sich allein auf Bond in einer feindlichen Umgebung. Das Misstrauen, das Bond gegenüber gebracht wird, ist die ganze Zeit zu spüren. Man fiebert beim Lesen mit Bond mit und hofft panisch, dass er nicht entdeckt wird. Auch hier zeigen sich wieder leichte Unterschiede zum Film. Sind es dort zwei Fehler Bonds, nämlich, dass er den genauen Ort der Bleuchamp-Gräber nicht kennt und die Tatsache, dass er natürlich mit jeder Frau ins Bett steigt, auf die er trifft, die ihn auffliegen lassen, so lässt er sich im Roman überhaupt nichts zu Schulden kommen, dafür gibt es eine ganze Menge mehr brenzliger Situationen, aus denen er sich rauswinden muss, wie das Auftauchen des Agenten von Station Z und der Freund von Hillary Bray. Bond ist die ganze Zeit auf der Hut und beim Lesen ist man es zwangsläufig auch.
Es gibt lange Zeit kein großes Bedrohungsszenario. Erst relativ spät wird es offenbart. Zwar fragt man sich wie auch Bond, was zum Geier Blofeld in seinem Sanatorium eigentlich treibt (auch wenn lange nicht klar ist, ob es überhaupt wirklich Blofeld ist), doch so super relevant ist der eigentliche Plan für die Handlung gar nicht. Klar, natürlich muss er verhindert werden, aber das Drumherum ist viel spannender. Es ist mir letzten Endes ziemlich egal, was Blofeld genau vor hat, Hauptsache Bond wird nicht entdeckt oder später gefasst.
Wie schon beschrieben ist Bond die ganze Zeit auf dem Piz Gloria unter Anspannung und der Leser ist es auch, es gibt jedoch einzelne Szenen, die herausragen aus dieser Grundanspannung, wie zum Beispiel Bonds letztendliche Flucht vom Berg, die wirklich toll geschildert ist. Dann trifft er erneut auf Tracy und heiratet am Ende schließlich. Die Liebesgeschichte ist natürlich auch nicht unendlich tief ausgearbeitet, kommt aber doch um einiges verständlicher rüber als in CR, wo ich bis heute nicht verstehe, wieso sich Bond in Vesper verliebt. Auch gegenüber der Verfilmung ist man eher bereit, Bonds Gefühlen und seinem Plan für den Ruhestand Glauben zu schenken, wurde in den bisherigen Büchern ja oft genug etabliert, wie schnell Bond Gefühle für eine Frau entwickelt und was er für Krone und Vaterland schon alles erdulden musste.
Es kommt wie es kommen muss und Tracy wird von Blofeld erschossen. Ich muss gestehen, dass es mir im Wissen, was gleich geschehen wird, sehr schwergefallen ist, die letzten Seiten zu lesen. Bond und Tracy sind im Auto unterwegs und sind unendlich glücklich. Bond fragt sich, ob sie vielleicht verfolgt werden, tut dies aber ab. Seite um Seite näherte ich mich dem Ende und wusste, doch, sie werden verfolgt. Blofeld erschießt Tracy, Bond trauert. Ende.
Ein tolles Buch mit einem erschütternden Ende. Untypisch für Bond und gerade deshalb so mitreißend, aber dennoch nah genug am Kanon, um als Teil der Reihe realistisch zu erscheinen. Bisher mein Highlight der Flemings.
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