Re: Zuletzt gesehener Film

10996
Invincible1958 hat geschrieben: 18. August 2025 15:01 Zudem sagt Bully ja auch, dass er nicht alles im "Schuh des Manitu" heute nochmal so drehen würde.
Und als Beispiel zählt er immer die spanischen Kleindarsteller auf, die die Schoschonen gespielt haben. Das würde er heute so nicht mehr machen. Hat er dann ja auch nicht.
Ob es jetzt ein Einknicken vor dem woken Zeitgeist ist, oder einfach ein "Ist doch auch cool, wenn wir jetzt in New Mexico mit echten Apachen drehen können und dabei noch eine Wohlfühlfilm-Botschaft unterbringen." Egal. Für mich funktioniert es. Für andere nicht.

Ein richtiges "Einknicken" ist es aber nicht, weil das Wort "Indianer" ja dennoch gefühlt 20x im Film gesagt wird.
Und die Begründung, warum Abahatschi nicht mehr so genannt werden will, ist ja nicht der Zeitgeist, sondern hat andere Gründe.
Das halte ich für weitgehend falsch. Bullys Anliegen ist natürlich sein eigener Opportunismus.
Wenn er sagt, er würde heute nicht mehr alles so drehen wie damals bei "Schuh des Manitu", weil ja die "Comedy-Polizei so streng geworden ist", dann entspricht das logischerweise nur so halb der Wahrheit. Wir haben in Deutschland keine Comedy-Polizei. Keine staatliche Institution würde Bully verbieten, einen Film zu drehen, in dem er politisch unkorrekt Witze über Rothäute macht. Ich kann hier im Forum bedenkenlos Rothäute, Indianer und die Wilden schreiben und es greift keiner vom Staat ein, und Bully kann sich natürlich auf eine x-beliebige Bühne stellen und all das sagen, und es passiert gar nichts. Würde er "Der Schuh des Manitu" 1:1 so heute drehen wollen, könnte er das machen, ohne Zensur oder sonstige Eingriffe zu fürchten (und das ist gut so).

Wenn Bully also sagt, er würde das heute so nicht mehr machen, dann natürlich deshalb, weil er ein größtmögliches Publikum erreichen will, und weiß, dass aufgrund des veränderten Zeitgeistes manches vielleicht nicht mehr so gut ankäme. Und wenn er jetzt in "Das Kanu des Manitu" einerseits ein paar zahme Witze gegen "Woke"-Agendapunkte macht ("Sag'n's bitte ned Indianer") und dann andererseits am Ende sich Absolution für seine angebliche kulturelle Aneignung von echten Apachen holt, um zu signalisieren "Guckt mal, ich 'darf' diese Witze machen, die Betroffenen haben es mir erlaubt", dann passiert das, weil er kommerziell bei niemandem anecken will. Das ist dann auch noch besonders hirnrissig, weil Bully einerseits gar keinen Indianer spielt, sondern die Parodie auf einen Indianer (Also für was holt er sich jetzt Absolution? Für die Aneignung einer Aneignung?), und weil andererseits ja gar nicht wirkliche Indianer ihm hier die Absolution erteilen, sondern sein eigenes Drehbuch es tut.

Das ist alles so mutlos, so feige und verlogen. Bully ist ein angepasster Mainstream-Komiker, der in "Das Kanu des Manitu" nullkommanull zu aktuellen Debatten beitragen will (aber natürlich weiß, dass er an ihnen und dem entsprechenden Medienrummel Aufmerksamkeit generieren kann), sondern einfach möglichst viel Geld verdienen möchte. Und deshalb werden eben alle ein bisschen angesprochen und möglichst niemand vor den Kopf gestoßen. Wie so vieles in Deutschland eben: bloß keine Haltung zeigen, wenn man nicht unbedingt muss.

Ich hatte erwartet, "Das Kanu des Manitu" nicht sonderlich zu mögen, da Bullys Humor mir nicht gefällt (obwohl er visuell ein sehr guter Regisseur ist). Aber ich hatte nicht erwartet, wie sehr Bully im vorauseilenden Gehorsam vor jeder Idee von Kritik kapituliert.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

10998
Wäre total cool wenn irgendwer über den Film reden möchte. Gewollt oder ungewollt, unsere ganze Diskussion ist jetzt nämlich genau das worüber ich mich vor Seiten mal im Hinblick auf "die Medien" geärgert hatte.

Mir wird es auch langsam echt zu viel. Bully ist feige weil er ja gar nicht macht was er sagt was er denkt was er meint was andere wollen aber nicht dürfen... Mir ist schwindelig.

Super Film! Ich habe laut gelacht, passiert sehr selten
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

11000
Casino Hille hat geschrieben: Gestern 14:18 Ich rede über den Film. Das ist alles Kram, der mich stört. Wenn du es in ganz simpel möchtest:

Rotz Film! Ich habe null gelacht, passiert sehr selten
Du magst Bullys Humor an sich ja nicht.
Und dann ist ja klar, dass der Film nichts für dich ist.
Casino Hille hat geschrieben: Gestern 12:40Wenn Bully also sagt, er würde das heute so nicht mehr machen, dann natürlich deshalb, weil er ein größtmögliches Publikum erreichen will.
Klar. Bully ist ein Mainstream-Regisseur.
Auch seine Nicht-Comedy-Filme wie z.B. "Ballon" sind kein Arthouse, sondern Unterhaltung nach Hollywood-Vorbild.
Mehr Jerry Bruckheimer als Jim Jarmusch.

Wenn sein Ziel ist, die größtmögliche Masse zu unterhalten, dann ist das sein gutes Recht.
Scheint ja noch genug Leute zu geben, die sich trotzdem gut unterhalten fühlen.

Ob der neue Film weniger "diskriminierende" Gags hat als der alte, weil Bully sich anbiedern möchte, oder weil sich seine eigene Einstellung dazu geändert hat, kann man nur mutmaßen. Sicher wissen tun wir es nicht.

Re: Zuletzt gesehener Film

11001
Kann mir bitte noch mal jemand Hilles Meinung zusammenfassen?
- er mag Bully und dessen Humor nicht
- mochte er noch nie
- er mochte auch Schuh des Manitu nicht, oder?
- den neuen mag er auch nicht
- weil der jetzt anders ist, oder weil der gleich ist, oder weil er vorgibt anders zu sein aber gleich ist, oder weil er vorgibt gleich zu sein aber anders ist, oder weil er von Bully ist, oder weil Bully sowieso ein jämmerlicher Mainstream Regisseur ist, dem es nur darum geht beim Publikum anzukommen?

P.S. Man muss sich mal Bullys Box Office Erfolge auf der Zunge zergehen lassen. Der ist praktisch der deutsche Spielberg-der-80er. Wahnsinn! Was reden wir hier
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

11002
danielcc hat geschrieben: Gestern 16:26 P.S. Man muss sich mal Bullys Box Office Erfolge auf der Zunge zergehen lassen. Der ist praktisch der deutsche Spielberg-der-80er. Wahnsinn! Was reden wir hier
Haha, stimmt. In Österreich ist Bully dann wohl der deutsche/bayrische James Cameron ;)

Ich habe letztens wieder den Manitu gesehen und der war schon sehr gut gemacht, sehr hohes Niveau auf vielen Ebenen für einen deutschen Film und ist auch 20 Jahre später noch extrem lustig. Da passt jeder Dialog bzw. jeder Sketch.
Bond... JamesBond.de

Re: Zuletzt gesehener Film

11003
Ich denke ganz ehrlich daß Der Schuh des Manitu stark genug ist um in der Tradition der großen Filmkomiker zu stehen. Von Buster Keaton über Laurel &Hardy, Jerry Lewis, Louis de Funes, Spencer/Hill, Monty Phytons zu den ZAZ Filmen. Schön, Keaton mag noch mal was besonderes sein, aber bei den anderen kann er mit deren besten Filmen mithalten was Gagdichte, Charme, Running Gags, Wortwitz und ähnliches betrifft, inszenatorisch ist er den meisten von denen eher überlegen. 9/10

Aber ich habe vorgestern es auch noch mal mit Traumschiff Surprise versucht, oh je, da ist nur noch wenig davon übrig, nicht einmal die Western Episode konnte nur annähernd mithalten. Warum der nun auch sagenhafte 9,17 mio Zuschauer geschafft hat, das ist mir im Vergleich zum Manitu nur schwer erklärlich. 5/10

Und nebenbei, was wären eigentlich die großen Filmkomiker des neuen Jahrhunderts? Oder gibt es keine mehr? Mir fällt gerade keiner ein. Hmm ... die Hangover Filme ... Ted und Seth McFarlane ... ähh, oh .... uhhh ... Herr der Ringe und Sharknado ...
Zuletzt geändert von Maibaum am 19. August 2025 23:07, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Zuletzt gesehener Film

11005
Maibaum hat geschrieben: Gestern 21:36Und nebenbei, was wären eigentlich die großen Filmkomiker des neuen Jahrhunderts? Oder gibt es keine mehr? Mir fällt gerade keiner ein. Hmm ... die Hangover Filme ... Ted und Seth McFarlane ... ähh, oh .... uhhh ...
Du meinst Klassiker aus dem Komödiengenre?

Ist echt schwer. Die Kinokomödien aus diesem Jahrhundert, die erfolgreich waren, sind rar gesäht. Und einige davon hatten auch einfach ihre Zeit und funktionierten nur im jeweiligen Zeitgeist.

Ohne den Schuh des Manitu hätte es in Deutschland garantiert nicht die 7 Zwerge-Filme von Otto gegeben. Selbst Til Schweigers Komödien-Run ("Keinohrhasen" und Co.) kam zu einem Zeitpunkt als "Komödie aus Deutschland" erfolgsversprechend in den Kinos war. In den 10ern kam dann noch die "Fack Ju Göhte"-Trilogie.
Aus Großbritannien kamen Werke wie "Bridget Jones" oder später "Johnny English",
aus den USA die von dir erwähnten "Hangover"-Filme, und vorher die "American Pie"-Reihe. Aktueller in den 20ern gab es Werke wie "Barbie" oder "Deadpool & Wolverine".

In der Kategorie "Komödie mit ein bisschen mehr Anspruch" gab es Filme wie "Goodbye Lenin" oder "Ziemlich beste Freunde".

Und dann muss man sagen, dass die lustigsten und amüsantesten Filme häufig Animationsfilme waren. "Shrek" wäre da ein gutes Beispiel.

Aber ob einer dieser Filme wirklich einen "Klassiker"-Status verdient hat - das kann ich nicht beurteilen.

Es gibt natürlich lustige Filme aus den letzten 25 Jahren, die mir persönlich sehr gefallen. Aber das sind selten Filme, die zeitgleich auch große Kinohits waren.
Die "Cornetto"-Trilogie von Edgar Wright z.B. - immer noch extrem lustig - aber eben keine Hits wie die oben genannten Filme.
Genauso ganz unterschiedliche Filme wie "Brügge ... sehen und sterben", "Grand Budapest Hotel" oder der letzte Oscar-Gewinner "Anora".
Nichts davon hat Millionen ins Kino gelockt. Aber lustige Filme gibt es auch heute noch.

Re: Zuletzt gesehener Film

11007
Ich aber eher nach großen Filmkomikern gefragt.

Die deutschen Komödien sind ja im Ausland fast unbekannt, sind nationale Phänomen (bzw deutscher Sprachraum). Die Wixxer Filme fand ich auch komisch, da waren auch sehr hübsche Szenen drin. Fack Ju Göhte war ok, aber ich hatte ihn lustiger erwartet, kein Vergleich zum Manitu.

Aber Bully würde passen für die Heimat, jedoch international?
Rowan Atkinson, aber der war schon früher aktiv, ist eher eine Genration zuvor.
Aber Dany Boon und eventuell doch noch ein paar weitere Franzosen.

Also keine wirklichen Nachfolger für Chaplin, Keaton, Tati, Lewis, Phytons?

Re: Zuletzt gesehener Film

11008
The Gray Man (2022), Joe & Anthony Russo

Laut Marvel Fankreisen haben die Russo Brüder mitunter die spektakulärsten und vielleicht auch die besten Beiträge zum Marvel Cinematic Universe beigetragen. Mit den beiden Captain America Filmen "The Winter Soldier" und "Civil War" sowie den beiden Avengers Highlights "Infinity War" und "Endgame" haben sie erfolgreiche und extrem beliebte Filme gemacht. Sie haben es geschafft, eine große Riege an Darstellern zu vereinen, sie organisch in die Filme zu integrieren und tolle Geschichten zu erzählen. Nun folgt das größte Spektakel seit ihrem MCU-Denkmal mit dem Avengers Doppel. Auch bei The Gray Man vereinen sie wieder einen großen Cast aus talentierten und beliebten Schauspielern und Schauspielerinnen, verwoben mit einer CIA Verschwörungsgeschichte. Nur diesmal ist man leider sehr weit weg von den Qualitäten ihrer Marvel-Beiträge.

CIA-Agent Sierra Six (Ryan Gosling) gerät nach einem Auftrag ins Visier seiner eigenen Behörde, als er brisante Geheimnisse aufdeckt. Fortan wird er weltweit vom skrupellosen Ex-Agenten Lloyd Hansen (Chris Evans) gejagt – ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel beginnt.

Das klingt sicherlich sehr simpel und unkreativ - ist es leider auch. Der Film verfügt über sämtliche Klischees, die man alle anhand einer Liste ohne Probleme abhaken könnte. Von Verschwörung in der Behörde, belastende Geheimnisse, weswegen Agent X sterben muss, hin zu Mentor des "Helden" als eine Art Vaterfigur/Ersatz. Auch der Support/Sidekick aus den eigenen Reihen, der dem Helden später hilft - hier hat man echt jedes Register gezogen. Es wurde aus dem Handbuch ‚Wie schreibe ich einen generischen Actionfilm‘ zitiert – Kapitel für Kapitel. Dies muss ja nicht immer schlecht sein, solange Charaktere & Inszenierung eine gewisse Qualität mitbringen und das Ganze gut gestalten, aber auch das ist hier leider nicht gegeben.

Der Film strotzt nur so vor teuren und spektakulären Actionsequenzen, die leider oft sehr unübersichtlich und mit schnellen Schnitten inszeniert sind, sodass das menschliche Auge absolut damit zu kämpfen hat, überhaupt etwas zu erkennen. Einige sind natürlich trotzdem unterhaltsam, doch es ist die Summe, die das ganze etwas verwässert. Wir haben im Film aber diverse Locationwechsel, was dem Film gut tut und für eine gewisse Abwechslung sorgt. Problem ist nur, dass auch hier viel Potenzial ungenutzt an Kameramann & Autoren vorbeigezogen ist. Bemerkenswert hier ein Kampf im Opening des Films zwischen einer Feuerwerkseinlage in Bangkok. Eine spannende Idee mit visuellen Reizen, die leider komplett "verfeuert" wird und "in Rauch aufgeht" (Jap, war Absicht) Im wahrsten Sinne erkennt man leider kaum etwas. Ärgerlich.

Auch der riesige Cast um Ryan Gosling, der hier noch das beste aus seiner recht stereotypishen Figur macht, bleibt oft blass. Ana de Armas durfte sich hier ein wenig für ihre Rolle in Ballerina aufwärmen und macht das ganz gut, während Billy Bob Thornton einfach nur da ist und vermutlich am Set vorbeischaute und sie das einfach im Film behalten haben. Jessica Henwick hat gar nichts zu tun, außer Chris Evans zu sagen, dass er übertreibt und dies bitte unterlassen soll. Ja, er hätte auf sie hören sollen, denn die Russos wissen mit Evans als Villain nichts anzufangen und lassen ihn leider sehr blass und abziehaft spielen. Dabei wäre gerade er für eine Schurkenrolle doch so spannend gewesen. Und ebenfalls dabei sind Regé Jean Page, Alfre Woodard und für nichts und wieder nichts - Shea Whigham. Keiner bekommt die Chance groß was aus ihren belanglosen Figuren zu machen und versinken in der Masse an liebloser Checkpoints des Spionage Einmaleins.

Viel bleibt nicht mehr zu sagen, als dass der Score relativ blass aber vorhanden ist, der Film ein paar unterhaltsame Sequenzen hat, ansonsten viel zu oft einfach nur Klischees bedient, langweilige Charaktere hat und nicht weiß, ob er ernst oder unfreiwillig komisch sein will. Wink an die 200 Oneliner diverser Figuren während diverser Szenen. Zumindest bei Gosling haben sie öfter funktioniert, was aber nicht rechtfertig so viele einzubauen.

Der Film hat viel von allem aber zu wenig von dem Guten. Massig verschenktes Potenzial durch Cast & Inszenierung, was sehr ärgerlich und schade ist. Die Russos sind mit ihrer Regie gescheitert und wirken unkreativ, gehemmt und witzlos. Haben ihre MCU Filme vielleicht nur dank starker Comic- und Charaktervorlage überzeugt? Es sieht ein wenig so aus..

4/10