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von Nico
Agent
Oh je. Meine Beziehung zu DAD ist ein bisschen zwiespältig. Zwar bin ich mir die meiste Zeit der Fehler dieses Films hinlänglich bewusst, aber er macht mir dann beim Schauen die Meiste Zeit doch erstaunlich viel Spaß. Vielleicht hat er auch einen kleinen Bonus bei mir, weil ich nie den James Bond-Abend vergessen werde, bei dem ich als Teenager zusammen mit einem Freund Popcorn gemacht habe und wir dann hintereinander die brandneuen DVDs von DN und DAD geschaut haben. (Wilde Kombi auch btw) Doch diesmal zündete bei mir kaum etwas, auch die Dinge, die ich dem Streifen normalerweise abgewinnen kann, nicht.
Ich weiß gar nicht, wie ich das schön formuliert zusammenfassen soll, aber an diesem Film funktioniert gar nichts. Das Drehbuch ist völliger Mumpitz und der Plan des Bösewichts größtenteils genau so schon in DAF vorgekommen. Am laufenden Band gibt es irgendwelches Sci-Fi-Zeugs, das besser zu Marvel als zu James Bond passt, sehr offensichtlicher Einsatz von Greenscreen / CGI-Effekten, super komische Kamerafahrten, Zeitlupen oder sonstige Effekte – alles wirkt wie eine abstruse Comic-Verfilmung und nicht wie Bond. Lee Tamahori inszeniert hier, als hätte er noch nie einen Bond gesehen. Die Action verkommt völlig zum Selbstzweck. Nachdem wir schon eine Verfolgungsjagd übers Eis gesehen haben, folgt einfach völlig unmotiviert eine weitere Verfolgungsjagd über das Eis. (Wieso hat Zaos Auto überhaupt Gadgets???) Auch die Kämpfe wirken wie aus einem schlechten Martial Arts-Film, alles ist irgendwie unansehnlich.
Auch David Arnold, der in den vorherigen beiden Filmen mit seinem Score durchaus zu überzeugen wusste, schien nicht genau zu wissen, was er hier tun soll. Bond-Theme, Bond-Theme und nochmals Bond-Theme, mehr hat er hier auch nicht hervorgebracht. Dazu passt auch der Titelsong von Madonna, der zwar stilistisch zum Film, aber damit insgesamt auch nicht zu Bond passt.
Dabei hat der Film zwischen der TS und der Reise nach Island auch Gutes zu bieten. Bond mit Bart und langen Haaren ist mal etwas Anderes, auch wenn man sich fragt, wie er nach 15 Monaten Folter noch so fit sein kann (und gut genährt…) Der Fecht- bzw. Schwertkampf gefällt mir sehr gut, so etwas gab es bei Bond noch nicht zu sehen und es ist herrlich anzuschauen, wie die beiden Alpha-Männchen die komplette Einrichtung zerstören. Auch die Szene mit Q John Cleese ist ein absolutes Highlight. Ich gestehe: Ich mag Cleese als Q sehr und hätte mir gewünscht, dass er noch öfter zu sehen gewesen wäre. Hätte aber natürlich in die Craig-Ära überhaupt nicht gepasst. Wie er und Nullnull-Null sich kabbeln: Herrlich. Auch die besten Sprüche des Films stecken in dieser Szene. „Aston Martin nennt ihn den Vanquish, wir nennen ihn den Vanish“ – „Sie sind schon viel zu lange hier unten“ oder „Ich wünschte, ich könnte Sie auch verschwinden lassen!“ Ein Traum. Auch Kuba (auch wenn es nicht Kuba ist) macht Spaß, das Flair ist gut eingefangen. Umso schlimmer ist es, wie der Film immer mehr ins Absurde abdreht und auch der Cast kann da nicht mehr groß etwas rausreißen. Toby Stephens ist solide, aber bleibt recht blass, Michael Madsen (RIP) ist herrlich unsympathisch, hätte aber auch gerne mehr Screentime vertragen können, Halle Berry und Rosamund Pike hätte ich einen anderen Film gewünscht, denn gerade letztere macht in ihrem Leinwanddebüt eine wirklich gute Figur.
DAD ist ein wirklich komischer Film. Ich weiß bis heute nicht, wieso man nach dem wirklich tollen TWINE dachte, alles so exzessiv auf die Spitze treiben zu müssen und glücklicherweise hat man ja erkannt, dass es so nicht weitergehen kann. Musste es dann zwingend die Craig-Ära werden? Das ist wohl eine Frage fürs nächste Mal…
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