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von ollistone
Agent
Dann wollen wir doch mal wieder…
Dying For Sex (Disney+)
Molly hat Krebs. Schon wieder. Eine Brustkrebserkrankung vor vielen Jahren schien erfolgreich überstanden, jetzt ist der Krebs zurück, diesmal endgültig. Zeit, sich die eigene Sexualität zurückzuerobern: Molly trennt sich von ihrem Mann, will endlich den ersten gemeinsamen Orgasmus mit einem anderen Menschen erleben und taucht in ihren letzten Monaten ein in die Welt der Dating-Plattformen, Fetische und bizarren Spielarten.
Kritiker lieben diese Serie über die Selbstermächtigung, wiedergefundene Selbstbestimmung einer sterbenden Frau, und das respektiere ich. Dennoch habe ich nichts an dieser Serie gemocht. Ich fand die (hervorragend gespielten) Figuren durchweg unsympathisch, und diese Form von Intimität geht mir schlicht zu weit, wenn ich mir minutenlang orgasmusverzückte Gesichter ansehen muss oder Männer im Hundekostüm, die sich in der Badewanne anpinkeln lassen. Nichts gegen eine gute Sexszene, aber diese Art der (beabsichtigten) Grenzüberschreitung ist mir persönlich zu viel, das geht mich nichts an. Eine zwanghafte Selbstfixierung in den letzten Lebensmonaten - wer will einem Sterbenden das verübeln. Dabei zusehen will ich trotzdem nicht.
Das Reservat (Netflix)
Etwas plumpe dänische Gesellschaftskritik a la „was die weiße Oberschicht wirklich über philippinische Dienstmädchen denkt“. Obwohl ich in der Hinsicht kein Blitzmerker bin, war mir hier schon früh klar, worauf das Ganze hinausläuft, und da schließt sich der Kreis zu einer Serie wie „Adolescense“, denn auf 14-jährigen Jungs und ihrem angeblichen toxischen Männlichkeitsideal herumzuhacken scheint gerade en vogue zu sein. Da ist ja meinetwegen auch was dran, auch wenn – und das sage ich aus eigener Vatererfahrung – nicht jeder 14-jährige ein Andrew Tate sein will. Ich fand „Das Reservat“ dennoch nicht schlecht, sehr gut besetzte Hauptrolle, exquisite Schauplätze.
Last of Us Staffel 2 (Wow)
Vorbehaltlich der beiden letzten Folgen wohl meine bisherige Enttäuschung des Jahres – abgesehen von der wirklich epischen Folge 2. Das passiert eben, wenn man einen wichtigen Akteur vom Spielbrett nimmt und das Road-Movie-Konzept der ersten Staffel aufbricht. Staffel 1 hatte etwas ganz Besonderes, das der zweiten völlig abgeht.
The Studio (AppleTV)
Verrückte Hollywood-Satire mit Seth Rogen als neuem Studio-Boss der fiktiven Continental Studios. Tausend Gastauftritte (Martin Scorsese, Ron Howard, Charlize Theron, Zoe Kravitz, Adam Scott…). Nicht jede Folge ist auf gleichbleibend hohem Niveau, unterm Strich ist „The Studio“ aber das mit Abstand Lustigste und Kurzweiligste, das ich dieses Jahr gesehen habe.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."