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von Nico
Agent
A View to a Kill – ein Film, der unter Bondfans wohl nicht die allergrößte Fangemeine hat, der mir persönlich aber seit meiner Erstsichtung jedes Mal sehr viel Freude bereitet. Ich kann die Kritikpunkte, die es an dem Film gibt, zwar sehen, finde aber, dass kaum etwas davon so wirklich ins Gewicht fällt. Fangen wir doch mal mit ihnen an:
Ja, Roger Moore ist alt. Zu alt. Ich schrieb ja schon, dass er in OP eigentlich nicht mehr glaubhaft war und mit seinen 57 Lenzen wirkt er in AVTAK nun auch wirklich nicht mehr wie ein fitter MI6-Agent, der um die Welt jettet und Frauen vernascht. Dennoch – er ist Roger Moore. Und ein alter Roger Moore ist immer noch besser als kein Roger Moore. Ihm zur Seite steht die ebenfalls sehr in die Jahre gekommene Lois Maxwell als Moneypenny – das Flirten zwischen zwei fast 60-jährigen ist wirklich nichts, was ich bei Bond sehen will. Aufgrund von Moores Alter sind dann auch viele Actionszenen nicht wirklich glaubhaft und allzu oft erkennt man die Stuntmen, die ihn teilweise selbst beim Laufen doublen. Ebenso einer der Kritikpunkte ist die Storyline: Von Mikrochips ausgehend landet man plötzlich beim Pferdedoping, dann um Ölförderung (oder auch nicht, wie sich später herausstellt) und landet dann im Silicon Valley. Sicher, auch andere Bondfilme hatten storytechnische Verirrungen, die von einem zum anderen führten, aber der Sprung hier fällt doch schon ins Gewicht.
Ich muss aber zugeben: Das war es für mich auch schon mit den großen Kritikpunkten. Ansonsten ist der Film für mich ein großes Fest voller toller Szenen, einem fantastischen Soundtrack wieder einmal aus der Feder John Barrys und einem super aufgelegten Cast! Hier besticht ganz vorne natürlich Christopher Walken als Schurke Max Zorin, dessen Herkunft als „biologisches Experiment“ zwar immer mal wieder angeteasert, aber nie wirklich groß thematisiert wird. Ihm zur Seite steht Grace Jones als Mayday, die einen völlig neuen Typus verkörpert, eine Mischung aus traditionellem Bond-Girl, Henchwoman und doch auch etwas Eigenem – am Ende mit starkem Gesinnungswechsel und einem Ende als Heldin des Tages. Großen Spaß macht auch Patrick Macnee als Sir Godfrey Tibbet, der sich unversehens als Bonds Chauffeur / Diener wiederfindet. Die Chemie zwischen Moore und Macnee ist toll und ich schaue dieser „Altherrenrunde“ gerne zu, auch wenn die Action, die in diesem Abschnitt des Films entsteht (wie die Prügelei mit den beiden Bayern (sind keine Bayern, schon klar, aber ich finde immer, sie sehen so aus)), naturgegeben wenig beeindruckend ist. Ebenfalls zum Cast gehört Tanya Roberts als Stacey Sutton, die ihre Sache solide macht, aber auch nicht unbedingt in prägender Erinnerung bleibt.
Ob am Eiffelturm in Paris, auf einem Gestüt (sehr ungewöhnlicher Handlungsort für Bond), in einem Luftschiff (denkt noch jemand bei der Szene, wo Zorin seinen Plan erklärt und dann jemanden über Bord gehen lässt an GF?), in San Francisco oder in der Mine – die Schauplätze sind toll und für Bond teilweise neuartig und bieten viel Potenzial, das dann auch ausgenutzt wird. Ich liebe die Verfolgungsjagd mit dem Feuerwehrwagen durch San Francisco, ich liebe die Flutung der Mine mit dem irre durch die Gegend ballernden Zorin, ich liebe den finalen Kampf auf der Golden Gate-Bridge.
Der Film macht mir einfach durch die Bank weg Spaß, dass ich über den zu alten Moore und die wirre Handlung locker hinweggucken kann.
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