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von Agent 009
00-Agent
James Bond 007 – Im Angesicht des Todes (A View to a Kill, 1985)
Mit A View to a Kill verabschiedet sich Roger Moore nach sieben Einsätzen endgültig als James Bond – und das mit einem stilvollen, wenn auch nicht makellosen Finale. Trotz seines fortgeschrittenen Alters bringt Moore noch einmal jene charmante Nonchalance mit, die seine Interpretation von 007 über Jahre geprägt hat. Auch wenn das Make-up gelegentlich unvorteilhaft ist und der teils offensichtlich erkennbare Einsatz zahlreicher Stuntmen den Realismus der Actionszenen mindert, bleibt sein Auftritt sympathisch und souverän.
Die Handlung um einen industriellen Megalomaniaken, der das Silicon Valley durch ein künstliches Erdbeben auslöschen will, ist klassischer Bond-Wahnsinn mit techno-thrilliger Note. John Glen liefert eine routinierte, temporeiche Inszenierung, der besonders in der zweiten Hälfte die dramatische Dichte und visuelle Kraft gelingt, die der Film braucht. Das große Finale auf der Golden Gate Bridge zählt zu den eindrucksvollsten und atmosphärischsten Showdowns der gesamten Reihe.
Christopher Walken als Max Zorin ist ein echtes Highlight – ein charismatisch-irrer Antagonist, der mit sadistischem Vergnügen agiert. Seine Präsenz ist beunruhigend und faszinierend zugleich. Ihm zur Seite steht Grace Jones als May Day, eine explosive Erscheinung zwischen Henchwoman und Femme Fatale, deren Wandlung im letzten Drittel des Films äußerst interessant ist. Ihre finale Szene ist überraschend bewegend und bleibt im Gedächtnis. Tanya Roberts als Stacey Sutton erfüllt den klassischen Bondgirl-Part, ohne besondere Tiefe, aber mit ausreichend Charme.
Die Schauplätze – vor allem Paris mit der Verfolgungsjagd am Eiffelturm – sind visuell reizvoll eingefangen. Das Minenset sowie die Luftaufnahmen über Kalifornien beeindrucken ebenso wie die Actionszenen auf dem Reiterhof oder die skurrile Auto-Verfolgungsjagd, bei der Bonds Fahrzeug nach und nach zerlegt wird. Auch wenn man dabei mehr als einmal an der Authentizität der Szenen zweifelt, unterhalten sie durch Timing und Inszenierung.
Ein besonderes Lob verdient der Score von John Barry, der mit orchestraler Kraft, emotionaler Tiefe und perfektem Timing glänzt. Der Titelsong von Duran Duran gehört zu den stärksten der Bond-Geschichte und ist nicht nur in der Opening Sequence, sondern auch eingebettet in den Score überragend eingesetzt. Stücke wie „Bond Meets Stacey“ bleiben lange im Ohr und verleihen dem Film stellenweise eine fast melancholische Note.
A View to a Kill ist sicher nicht der realistischste, komplexeste oder modernste Bond – aber einer, der Spaß macht, visuell einiges bietet und mit seinen Villains, Schauplätzen und musikalischer Qualität überzeugt. Der Film lebt von seiner Atmosphäre, von Moores Abschiedsschimmer und einigen markanten Momenten. Trotz technischer Mängel hat er Charakter, Stil – und eine gehörige Portion Bond-Charme.
8/10