Wie findet ihr OP?

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Re: Filmbesprechung: "Octopussy (OP)"

976
OP ist einer der ersten Bonds, die ich gesehen habe und verweilt seitdem in meinen Top 10. Der Film bietet unglaubliche Schauwerte, kontrastreiche Locations, einen durch die Bank wunderbaren Cast, ein paar wirklich hübsche Action-Höhepunkte, sowie einen der besseren John Barry-Scores. Allerdings hat er - wie jeder Bond - seine Schwächen. Als etwas ärgerlich empfinde ich den dann doch recht umständlich in den Film integrierten Plotbaustein mit dem Juwelen-Diebstahl, allerdings zählt die Handlung an sich zu den interessanteren der Reihe. Am Safari-Klamauk würde ich mich etwas weniger stören, wenn die Szene mehr zu bieten hätte nur als das, hat sie aber leider nicht. Etwas weniger Faxen hätten der ansonsten wirklich coolen Tuk Tuk-Jagd samt anschließender Bazar-Szene meiner Ansicht nach ebenfalls gut getan. Das sind inziwischen eher Fremdscham-Momente wenn ich anderen den Film zeige. Dennoch verkauft OP solch Überhöhungen locker aus der Hüfte, das muss man dem Film lassen. Der Ton ist ob des recht ernsten Szenarios erstaunlich leichtfüßig und charmant.
Ab Berlin trifft Glen dann die goldene Mitte aus Over-the-Top Action, Humor, Spannung und eine für Moore ungewohnte Ernstahftigkeit und Direktheit in der Konfrontation mit Orlov - ganz starke Szene. Auch schön ist, dass OP immer einen draufsetzt. So bekommen wir nach einer grandiosen Zugjagd als zentrales Action-Setpiece noch einen der spektakulärsten Showdowns der gesamten Reihe - eine Gilbertsche Massenkampf-Szene mal anders gedacht, toll! Ganz wunderbar ist natürlich auch die irre Flugzeug-Action, trotz immergleicher Klangkonserven.
Nach TLD ist OP der für mich geglückteste Bond der Glen-Ära.
"Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert."
"Doch wer sich bückt nach dem schmalen Taler, verpasst das große Bündel."

Re: Filmbesprechung: "Octopussy (OP)"

977
Octopussy – schon der obskure Name alleine zeigt, in was für Gefilden wir uns diesmal bewegen. Versuchte man zwei Jahre zuvor noch, Bond wieder etwas „ernster“ oder „seriöser“ zu machen, so ist dieses Vorhaben anscheinend nun schon wieder verflogen. Octopussy ist das Gegenteil von seriös. Der Film ist ein toller Spaß, bunt, laut, abgedreht, klamaukig. Das kombiniert mit einer eigentlich völlig ernsten und bedrohlichen Handlung – ein Traum.

Ich gebe es an dieser Stelle erneut gerne zu: Ich habe das ganze Hin- und her um den Schmuggel nie ganz verstanden. Inzwischen immerhin ein bisschen mehr als früher (Danke, Hille!), aber so richtig durchschaubar ist das vor allem für den 0815-Zuschauer nicht unbedingt. Wer hier wen reinlegt und warum überhaupt, erschließt sich mir nicht. Aber: Es ist auch eigentlich gar nicht so wichtig. Schmuckstücke werden geschmuggelt und Bond klemmt sich dahinter. Erst einmal ein gar nicht so großer Aufhänger für eine Bond-Mission, aber es passt, vor allem, da der Zuschauer mehr weiß als Bond und schon ahnt, dass da im Hintergrund mit den Russen noch eine ganz andere Suppe am Kochen ist.

Der Film startet schon nach der TS schon mit einer spannenden, in einer bedrohlichen Atmosphäre spielenden Szene: Ein als Clown verkleideter Mann flüchtet, von messerwerfenden Zwillingen verfolgt, durch den Wald. Die Panik ist ihm ins Gesicht geschrieben und schließlich wird er ermordet, fällt aber noch effektvoll durch eine Scheibe in die Residenz des britischen Botschafters und aus seinen toten Händen rollt ein Faberge-Ei. Ein toller Start! Und der Film geht toll weiter. Man erfährt nach und nach mehr über den Schmuggel, hat viel Spaß bei der Versteigerung, reist mit Bond an exotische Locations (Indien ist als komplett neuer Handlungsort toll eingefangen; die vielen, VIELEN Klischees sind dermaßen überzogen, dass man gar nicht anders kann, als das nicht ernst zu nehmen) und weniger exotische Locations (Berlin kommt leider viel zu kurz, da hätte man richtig was für die Kalter Krieg-Atmo draus machen müssen) und erfreut sich an all den ulkigen Dingen, die da so auf der Leinwand passieren wie Bond als Tarzan, Schlangenbeschwörer mit Bond-Theme und und und. Doch richtig fantastisch wird es erst nach Indien. Der sehr lange Showdowon lässt den Zuschauer atemlos das Geschehen verfolgen. Alles rund um den Octopussy-Zirkus mit der langen Sequenz am Bahnhof und der nachfolgenden Verfolgungsjagd erst zwischen Auto und Zug, dann auf und im Zug, ist ein Traum! Kein Wunder, dass sich Indiana Jones 3 davon inspirieren ließ. Dass Bond dann vom Zug geworfen wird und verzweifelt irgendwie versucht, hinterherzukommen, ist etwas, was wir so auch noch nicht bei Bond hatte. Die Bombe tickt und 007 hat quasi keine Chance mehr, das Inferno aufzuhalten – wären da nicht zwei Bayern in einem Käfer. Wie gesagt, der Film ist so voll von Klischees, da macht auch das Spaß. Die Suspense steigert sich ins Unermessliche, als Bond als Clown verkleidet (ein Schöner Rückbezug zum Anfang des Films und zu 009, wie wir inzwischen wissen) die Bombe im Zirkus in allerletzter Sekunde entschärft. Die Lebenslust, die der Zirkus versprüht, all die Artisten und das glückliche Publikum, dazu ein verzweifelter Bond, den niemand ernst nimmt – eine tolle Mischung! Der zweite Showdon in Indien fühlt sich für mich immer etwas angehängt an (das eine Location erneut aufgesucht wird, dürfte auch einzigartig bei Bond sein), aber er gipfelt immerhin in einem tollen Flugzeug-Stunt. Notwendig wäre er für mich dennoch nicht gewesen.

Ein paar Worte zum Cast, der hier tatsächlich nicht so sehr heraussticht und der nicht gerade die Stärke des Films ist: Roger Moore spielt seinen Bond inzwischen sehr routiniert, ist aber leider deutlich zu alt – Robert Brown als neuer M ist nur 6 Jahre älter, Lois Maxwell ist ebenso in die Jahre gekommen. Kristina Wayborn spielt kaum überzeugend und bleibt neben Maud Adams recht blass. Die Villain-Rolle teilen sich Steven Berkoff als größenwahnsinniger General Orlov, der kaum etwas zu tun bekommt, außer am Anfang groß von seinen Eroberungsplänen zu erzählen (furchtbar schlecht synchronisiert an dieser Stelle!) und Louis Jordan, der deutlich mehr von sich zeigen darf und als Kamal Khan ein kalter, zivilisierter, aber bedrohlicher Bösewicht ist. Richtig Laune macht hingegen Vijay Amritraj in seiner ersten Filmrolle und auch Desmond Llewelyn ist wie immer ein toller Q, der sogar mal wieder in den Außendienst darf. (Wieso eigentlich? Und wieso wird er ständig durch die Weltgeschichte gekarrt, um irgendwo unter widrigen Bedingungen Gadgets zu entwickeln, nur weil zufällig 007 dort operiert? - Egal!)

John Barry ist zurück für den Soundtrack und liefert nach Bill Contis Nicht-Vorstellung eine großartige Untermalung sowohl für die ruhigen, als auch die lauten und wilden Momente. Das Hauptthema des Films ist einprägsam und gefällt. Gerade Barry sorgt mit seiner Musik dafür, dass sich der Film über die komplette Laufzeit hin trotz der teilweisen überbordenden Komik immer wie 100% Bond anfühlt.

Octopussy ist ein Spektakel. Ein lautes, knallbuntes und völlig übertriebenes Spektakel, das dennoch tief in sich etwas sehr spannendes und bedrohliches innehat. Ein Film, der mir früher nie so richtig gefiel, der aber im Laufe der Zeit bei jeder Sichtung steigt und inzwischen zu meinen Favoriten zählt. James Bond – was will man mehr?
"Hiermit kündige ich meine Mitgliedschaft!" - "Wir sind kein Countryclub, 007!"

Re: Filmbesprechung: "Octopussy (OP)"

978
Nico hat geschrieben: 27. März 2025 17:36 James Bond – was will man mehr?
Ja, genauso wie Pizza und Sex, auch wenn's schlecht ist, ist es trotzdem noch irgendwie gut. Sehr schöne Review, freut mich zu lesen, dass er in deiner Wertschätzung gestiegen ist! :)
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