Bond im Weltall – das war der logische Höhepunkt einer Entwicklung der letzten Filme. Doch wie kriegt man Bond wieder runter? Down to earth? Eine gute Frage, derer sich das Team rund um „For your eyes only“ / „In tödlicher Mission“ annahm. Vorneweg: Geglückt ist das nur teilweise, auch wenn ich dieses Mal deutlich mehr Spaß an dem Film hatte als das meist der Fall ist.
Natürlich ist FYEO in vielen Aspekten ein merklicher Schritt zurück zur Erde. Die Fantastik wird hier definitiv zurückgefahren, Bond muss sich mehr auf sich selbst verlassen, hat keine Armada an Gadgets zur Hand, die ihm helfen, die Mission zu meistern, und am Ende stürmen auch weder hunderte von Ninjas noch U-Boot-Männer oder Astronauten die Szenerie, um das Versteck des größenwahnsinnigen Schurken zu vernichten. Es geht ganz simpel um ein Fernsteuerungssystem für Raketen und ein paar mehr oder weniger Kriminelle und rivalisierende Länder, die dieses Fernsteuerungssystem für sich beanspruchen. (Und dass ich gerade nachgucken musste, was das ATAC nochmal genau war, zeigt schon, wie irrelevant es eigentlich ist und keine Weltbedrohung ansteht.) Bond fährt statt mit einem Lotus Esprit, der tauchen kann, mit einer klapprigen gelben Ente durch die Gegend, geht nett über den Markt Bummeln… Doch doch, es ist klar erkennbar, dass Bond geerdet sein soll.
Konsequent umgesetzt ist es jedoch nicht. Schon die PTS (die ich eigentlich aber ganz gerne mag) ist irgendwie albern, auch wenn hier bereits das Rache-Thema etabliert wird, völlig absurde Ostdeutsche Meister im Biathlon schmeißen Motorräder durch die Gegend und haben aber nicht mal ansatzweise genug Kraft, damit es irgendwie als Bedrohung für Bond wahrgenommen wird, und generell ist der Film an vielen Stellen zu albern, als das er als bodenständiger Film wahrgenommen werden kann. (Wobei ich nicht weiß, ob er das überhaupt will.) Zu nennen wäre da unter anderem der Papagei, der mit Margaret Thatcher spricht, Bonds Oneliner, die er am laufenden Band reißt, die Szene im Eisstadion etc. etc. Und vor allem – manche Mitglieder dieses Forums werden mich in Stücke reißen und ich werde sämtlichen Hate auf mich ziehen – der Soundtrack setzt dem Ganzen die Krone auf. Ich mag ja die meisten Nicht-Barry-Soundtracks, nicht so den von Bill Conti. Völlig am Bild vorbei fabriziert er irgendein unpassendes Disco-Gedudel, das weder die Actionszenen vernünftig unterlegt, noch eine vernünftige Atmosphäre schafft. Ausnahme: Als Loque im Auto am Rand der Klippe festsitzt, schmettert er mit einem Knall einen Akkord hin, der aber mal sowas von passt und ganz fantastisch ist!
Weniger fantastisch ist u. A. Lisl von Schlaf und alles, was zu ihr gehört. Für mich bremst ihr Auftritt, den Film, der gerade richtig ins Rollen gekommen ist, aus und fühlt sich wie ein Fremdkörper an.
Früher sah ich das Fehlen eines richtigen Villain, den man in eine Bond-Schublade stecken kann, als großen Schwachpunkt des Films an, das hat sich inzwischen geändert. Klar sind weder Kristatos noch Gogol wirklich prägnante Bösewichte, aber das braucht der Film auch überhaupt nicht. Der Twist, dass Columbo eigentlich der Gute ist und die starke Präsenz von Topol machen das für mich wett. Apropos starke Präsenz, noch ein paar Worte zum Cast: Moore macht, obwohl er spätestens hier viel zu alt für die Bond-Rolle ist (sein Flirten mit der ebenfalls viel zu alten Maxwell: Brrrr, fürchterlich.), eine wahnsinnig gute Figur. Sein Bond ist hier etwas anders angelegt, ernster, brutaler. Ganz stark die Szene an der Klippe! Gerade drum passen die vielen Witze nicht so recht. Carole Bouquet spielt eine starke Melina, Julian Glover gefällt, auch wenn die Rolle allgemein recht blass bleibt, als Kristatos und Lynn-Holly Johnson spielt überzeugend einen ganz neuen Typ Bondgirl: Eines, das von Bond verschmäht wird! Wo gibt’s denn sowas. Es passt aber zur neuen Ernsthaftigkeit und ganz ehrlich auch zum Altersunterschied der beiden Darsteller. Eine nette Variation des üblichen Schemas.
Noch etwas Positives: Das Finale! Gab es in den letzten Filmen Massenszenen zum Ende des Films, in denen Horden von Handlangern der Bösen gegen Horden von Unterstützern der Guten gegeneinander in unübersichtlichen Kämpfen gegeneinander antraten, wird das Finale hier sehr auf Bond selbst reduziert. Das langsame, spannende Emporklettern des Berges und das leise Ausschalten der Bösewichte oben im Kloster sind eine ganz neue Art von Bond-Finale, das ich für sehr gelungen halte. Man fiebert sehr mit Bond mit, wie er Stück für Stück weiter emporklettert, droht abzustürzen, und letzten Endes doch schafft, oben anzukommen. Grandios! Dass das ATAC dann am Schluss zerstört wird und niemand es hat, empfinde ich übrigens als absolut folgerichtig.
Alles in allem ist es in FYEo durchaus gelungen, Bond zu erden und mir hat der Film diesmal sehr viel mehr Spaß gemacht als sonst. Ein absoluter Verfechter des Films werde ich wohl trotzdem nie, was unter anderem am schrecklichen Score und der eben nicht vorhandenen letzten Konsequenz des Filmes liegt, sodass einfach manches nicht hinein zu passen scheint. Dennoch: Ich hatte Spaß. Und das ist doch die Hauptsache.
Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only (FYEO)"
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